Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 29.01.2009, 18:50  
December_Moon
Junior Member
 
Registriert seit: 01/2009
Beiträge: 12
Brief an Lehrer schreiben?

VORWEG: ES GEHT HIER AUCH, ABER NICHT NUR UM LIEBE! Also bitte nicht gleich wegklicken...

Hi,
ich weiß, mein Problem ist auf den ersten Blick betrachtet ein relativ weit verbreitetes, aber ich denke, dass es doch ein wenig tiefer geht, auch, wenn das wohl jeder sagt, der sich in einer ähnlichen Situation befindet wie ich.
Ich fange an (und bitte klickt nicht gleich weg, wenn ihr folgenden Satz lest) : Ich denke, ich habe mich in meinen Lehrer verliebt (er ist 18 Jahre älter als ich). Nein, ich möchte keinen Rat haben, wie ich am besten von ihm los komme, ich möchte auch keinen Rat, wie ich ihn am besten verführen kann und ich möchte auch nicht wissen, wie ihr meine Chancen seht. Mein Problem ist ein anderes.
Aber ich denke, dass ich weiter vorne anfangen werde. Erst einmal zu den ‚statistischen’ Dingen: Ich bin 19 Jahre alt und Schülerin eines Gymnasiums, er ist mein Lehrer in einem meiner Abitur-Prüfungsfächer. Mein Abi werde ich dieses Jahr im Sommer machen. So weit, so gut. In gewisser Weise haben meine Gefühle für ihn wohl den positiven Aspekt, dass ich mich mehr und mehr in das Fach reinknie – nicht nur, weil ich Spaß daran habe (was allerdings auch durchaus der Fall ist), sondern eben auch, weil ich ihn ‚beeindrucken’ will, er soll ‚stolz auf mich sein’ können. Ich betone an dieser Stelle allerdings ganz deutlich: Ich möchte NICHT mit ihm zusammen sein. Gut, ein Teil von mir möchte das sicherlich, aber ich weiß, dass uns, vor allem ihn, das in unglaubliche Schwierigkeiten bringen würde. Ich habe lange und intensiv über die Dinge nachgedacht, meine Einschätzung der Sachlage ist folgende:
Ich liebe ihn. Ich denke, dass er mich mag. Er mag mich, er liebt mich nicht. Das ist schade, doch in Ordnung für mich, mehr sollte da ja auch nicht sein, egal, wie sehr ich es mir wünsche. Lange Zeit wollte ich mir diese Gefühle auch selbst nicht eingestehen, selbst jetzt will ich das irgendwie nicht mehr, doch die Fakten lassen mich nicht mehr daran zweifeln. Ich lächle jedes Mal, wenn ich ihn sehe und das nicht aus Höflichkeit, sondern weil ich mich freue, ihn zu sehen. Wenn er nicht kommt, sorge ich mich um ihn, zumal er nicht sehr oft krank wird, auch, wenn es doch nur etwas relativ Kleines ist. Anfangs war ich noch der festen Überzeugung, nur von seiner offenen Art seinen Schülern gegenüber und von seiner unglaublichen Redegewandtheit und Intelligenz beeindruckt zu sein, doch es ist mehr, viel mehr – leider. Ich schwärme ständig von ihm, auch, wenn ich es vor allen anderen nur so herunterspiele, als sei er mein Lehrer und mein Vorbild (ich möchte selbst Lehrerin werden – und nein, nicht wegen ihm; ich wollte es schon vor meinen Gefühlen), doch ich weiß, dass ich in Wirklichkeit anders empfinde.
Er – und sein Unterricht – hat mein Leben verändert. Vor zwei Jahren war ich ein zurückhaltendes Mädchen, mit einem Selbstbewusstsein, das bei Null lag. Ich kann nicht erklären, woran es liegt, doch in seinem Unterricht habe ich mehr und mehr Selbstbewusstsein bekommen. Er fand meine Beiträge gut, oft sehr gut, hat mich gelobt und nicht als dumm hingestellt. Er hat nie über einen meiner Gedanken gelacht, egal, wie quer er war, ganz im Gegensatz zu manch anderem Lehrer. Er hat meine Meinung stets respektiert und wir können im Unterricht sowie auf Kurstreffen ganz offen miteinander scherzen, ohne dass er beleidigt ist, wenn ich auch mal etwas „dreister“ werde, wobei ich aber immer noch eine gewisse Höflichkeit wahre. Fakt ist, dass er mich verändert hat. Natürlich haben auch andere Faktoren in meiner Entwicklung mitgespielt, doch ich weiß, dass er eine wichtige Rolle für mich gespielt hat. Ohne ihn und seinen Unterricht hätte ich nicht wieder ein so gesundes Selbstbewusstsein, womit ich bei dem Punkt bin, auf den ich nun eigentlich heraus will:
In ein paar Monaten mache ich wie gesagt mein Abitur und ich will ihm danken. Ich weiß allerdings nicht, ob es richtig wäre, das so ungefähr zu sagen: „Vielen Dank, dass Sie mit Ihren Unterricht mein Leben verändert haben, ohne Sie wäre ich nicht die, die ich heute bin…“ Klingt abgedroschen, aber es ist nun einmal die Wahrheit.
Also, ich komme endlich zum richtigen Punkt: Erst dachte ich daran, es ihm beim Abiball zu sagen, aber Abschiede waren noch nie mein Ding. Das liegt jetzt nicht an meinen Gefühlen für ihn, nicht nur, doch das würde mir nur erst recht bewusst machen, dass meine Schulzeit, die ich eigentlich inzwischen wieder sehr genieße, vorbei ist – und ich möchte nicht vor ihm in Tränen ausbrechen, auch, wenn die Vorstellung, dass er mich in den Arm nehmen könnte, natürlich sehr schön ist…
Ich dachte also daran, ihm einen Brief zu schreiben. Es ist mir sehr wichtig, dass er weiß, wie dankbar ich ihm für alles, was er in den letzten 2 ½ (bis dahin werden es 3 sein) Jahren für mich getan hat, bin. Ich will einfach, dass er es weiß, doch sollte ich ihm wirklich für all das danken? Es ihm vorher mitzuteilen, kommt für mich auf gar keinen Fall infrage, ich will nichts provozieren. Er soll mich bis zu meiner Abiturprüfung mit den Augen sehen, mit denen er mich jetzt auch sieht (wie auch immer er mich nun genau sehen mag). Selbst, wenn er Gefühle für mich haben sollte (auch, wenn es sich dabei vielleicht „nur“ um Freundschaft oder so handelt, muss ja nicht Liebe sein), will ich auf gar keinen Fall, dass ich vor dem Abi irgendetwas lostrete. Ich habe Angst, dass das selbst durch so einen kleinen Akt der Dankbarkeit geschehen könnte. Ich will nicht von ihm bevorzugt werden, nur, weil ich ihm nette Worte mache und ihn liebe und natürlich will ich auch nicht, dass er nicht weiß, wie er mit mir umgehen soll. Und am allerwenigsten will ich ihn in Schwierigkeiten bringen. Dementsprechend dumm ist wohl auch der zweite Teil meines Vorhabens: Ich habe darüber nachgedacht, in diesen Brief, den ich ihm vielleicht schreiben will, doch etwas von meinen Gefühlen für ihn zu schreiben. Vielleicht nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und von Liebe sprechen, ich habe darüber nachgedacht, ihm zu schreiben, dass er mir sehr wichtig geworden ist in den letzten Jahren und dass ich ein starkes Vertrauen zu ihm entwickelt habe. Seine Intelligenz wird vermutlich sowieso den Rest tun und sich zusammen reimen können, dass ich ihn liebe. Ich weiß, dass mir wahrscheinlich jeder davon abraten wird, ihm davon zu erzählen, aber ich möchte noch folgende Argumente aufbringen, bevor ich nach eurer Meinung frage: Erstens werde ich ihm erst nach dem Abiball schreiben – dann bin ich nicht mehr seine Schülerin. Selbst für den unglaublich unwahrscheinlichen Fall, dass da auch bei ihm etwas sein sollte, kann ich ihn damit nicht mehr in Schwierigkeiten bringen. Ich gefährde damit weder seinen Job noch mein Abi. Und wenn er kein Interesse hat, nicht einmal an einer Freundschaft, dann kann er mich einfach vergessen. Klingt das fair genug? Zweitens habe ich schon einmal jemanden geliebt und es ihm nicht gesagt. Sicher, es war eine vollkommen andere Situation, doch ich habe nichts gesagt und damit alles zerstört. Ich will den gleichen Fehler nicht noch einmal machen.
Nun komme ich also zu meiner Frage: Meint ihr, dass ich ihm überhaupt einen Brief schreiben sollte? Natürlich würde er den erst beim Abiball von mir bekommen oder ich würde ihm den sogar erst danach zuschicken. Dass da vorher nicht einmal eine Andeutung von mir kommen darf, dass ich auf gar keinen Fall riskieren darf, dass sich auch nur IRGENDETWAS Unmoralisches und Verbotenes entwickeln kann, ist mir klar. Er ist mir auch viel zu wichtig, um seinen Job wegen meiner dummen Gefühle zu gefährden.
Wenn ja: Soll ich ihm einfach nur für alles danken (was mir schon sehr wichtig wäre) oder soll ich es einfach lassen? Ist das zu abgedroschen? Soll ich es ihm doch alles persönlich beim Ball sagen? Aber was ist, wenn mir dann herausrutscht, was ich für ihn empfinde? Ich will ihn damit nicht vollkommen überrennen und irgendeine unüberlegte Reaktion provozieren. Soll ich ihm dann auch von meinen Gefühlen schreiben? Darf ich das überhaupt? Habe ich irgendein Recht darauf, zu sagen, was ich für ihn empfinde? Ich, die ich nicht mehr bin, als ein Mädchen, das zwar (angeblich) relativ reif für sein Alter ist, das aber trotzdem 18 Jahre jünger ist als er? Habe ich denn überhaupt ein Recht darauf, sein Leben durcheinander zu würfeln oder zumindest zu riskieren, dass es durcheinander geraten kann? Ich will nicht der Tornado sein, der seine Welt niederreißt. Und doch will ich eigentlich nicht noch einmal schweigen, nichts tun… und damit wieder einen unglaublich großen Fehler begehen. Nein, die Frage, ob ich ihm von meinen Gefühlen schreiben SOLLTE, ist wohl falsch formuliert. Die Frage ist, ob ich es DARF.

Nun habe ich aber genug geredet. Nur noch eine kurze Anmerkung, weil es ja sein könnte, dass die Frage aufkommt: Nein, er ist weder verheiratet, noch hat er eine Beziehung (jedenfalls nicht, dass ich wüsste). Und Kinder sind da auch nicht im Spiel. Sollte sich jetzt auf einmal herausstellen, dass er doch eine Beziehung hat, dann werde ich zumindest nichts von meinen Gefühlen sagen, soviel ist klar für mich. Ich möchte wie gesagt sein Glück oder gar sein Leben zerstören. Dafür ist er mir viel zu wichtig – das wäre er selbst, wenn ich ihn nicht liebte. Denn wie gesagt: Er hat mein Leben verändert und mir den Mut zurückgegeben.

Und schon mal ein großes Dankeschön an jeden, der sich die Mühe gemacht hat, diesen langen Text durchzulesen und der sich vielleicht ein bisschen mit diesem Problem auseinander setzen mag. Wirklich großes Danke. Die Sache ist mir sehr, sehr wichtig.
December_Moon ist offline   Mit Zitat antworten