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Alt 04.12.2016, 11:35  
Damien Thorn
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Beiträge: 9.567
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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Sorry, dass ich mich erst jetzt wieder einklinke.
Kompliment zu Deinem Beitrag. Ehrlich gesagt, gibt es das recht selten, dass ein Gläubiger mit so viel Weitblick und eigenen Überlegungen jenseits der üblichen Parolen schreibt. Macht Spaß, es zu lesen und darauf einzugehen.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Gott passt meiner Meinung nach in der Geschichte selbst schon rein. Er stellt dort die Regeln auf. Ich vermute mal zum besseren Verständnis.
Ein interessanter Gedanke. Aber ich frage mich eben, wie das heute noch bestehen soll. Vor allem im Alten Testament wird Gott als eifer- und rachsüchtige Entität dargestellt, die sich sogar an Folgegenerationen rächt, wenn nicht blind gefolgt wird. Das entspricht exakt den verbissenen Naturen der Völker zu jener Zeit (was mich eben wiederum zu der Überzeugung bringt, dass die Bibel nur ein normales Buch war, geschrieben von Menschen). Nach heutigen Gesichtspunkten hätte Gott m.E. keine Existenzberechtigung mehr, weil man schon lang auf den Trichter gekommen ist, dass es der Persönlichkeitsentwicklung mehr als schadet, wenn man ein blinder Lemming ist, der sich von anderen (wer oder was es auch sei) verknechten lässt. Aber auch, wenn man zum eigenen Leid anderen helfen will (wie es Jesus tat).

Sogesehen handelst Du durch Deinen Weitblick Gott zuwider und bist kein wirklicher Gläubiger oder müsstest annehmen, dass er Dich nach Deinem Tod (oder auch im Leben) ziemlich übel richten wird.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Auch Gott kann meiner Meinung nicht perfekt sein. Wenn Gott beispielsweise das Grundgerüst unseres Universums ist, das wir noch nicht mal ansatzweise verstanden haben (und daher Gott vielleicht insgesamt gar kein so falscher Begriff ist), dann kann es nur so sein wie es ist.
Dann wäre es aber für die Religion besser, sich darauf zu berufen, die Bibel zu modernisieren, anstatt verkrampft an einem verstaubten Buch festzuhalten, das sich einfach nur vollkommen naiv liest. Denn mit neuen Erkenntnissen könnte auch die Bibel wachsen und sich von seiner Wortwörtlichkeit distanzieren. Dann wären auch Atheisten wie ich viel eher versucht, dieses Buch zu lesen. Leider kann oder will die Kirche diesen Weg nicht gehen, sondern hält verbissen an ihrem Kontrollkonstrukt fest.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Perfekt ist da sicher Ansichtssache.
Das stimmt. Aber Ansichtssache impliziert, eine freie Wahl zu haben. In der Bibel wird aber genau das verboten. Ich bin zwar nicht bibelfest, glaube aber nicht, dass laut Bibel irgendein Atheist dort gut wegkommt.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Ich hatte beispielsweise meinen Glauben schon verloren - und wiederentdeckt. Ich dachte, alles ist erklärbar und die Wissenschaft hat für alles eine Antwort. Das glaube ich nun nicht mehr und ich denke auch, dass die Wissenschaft in vielen Fällen auch falsch liegen könnte. Dazu muss man sich einfach nur mal ansehen, wie viele Fehleinschätzungen es seitens der Wissenschaft schon gab im Verlauf der Geschichte. Und jederzeit nahm man an, man wüsste vielleicht nicht alles, aber doch eine so große Menge, dass man nicht mehr viel daneben liegen kann. Eigentlich anmaßend, mal sehen, wie man in tausend Jahren auf uns zurückblicken wird.
Ich finde dieses Argument fragwürdig. Die Bibel macht es sich einfach und beruft sich auf eine naive und oberflächliche Beschreibung unseres Daseins (und damit meine ich unser Universum). Es ist leicht, der Wissenschaft anzukreiden, dass diese sich öfter mal geirrt hat und mit ihrem Wissen noch nicht am Ziel gelangt ist, wenn man vor gewissen Dingen bequemerweise die Augen verschließt. Das ist als würdest Du an der Authentizität eines Blockbusters wie "Independence Day" herumkritisieren, aber gleichzeitig "Bambi" ausstrahlen. Versuch z.B. mal, einen Dinosaurier in der Bibel unterzubringen. Oder die Relativitätstheorie. Ich wäre gespannt, was Gott dazu zu sagen hat.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Was den Gott angeht, vor dem man Angst haben muss, ich fürchte den haben wir dem Mittelalter, bzw. Kirche und Adel damals zu verdanken.
Da stimme ich zu. Da es aber ein Teil der Bibel darstellt, muss man dahingehend die gesamte Bibel infrage stellen. Denn wie realisitsch ist es, dass das Alte Testament dem Hirn irgendwelcher Authoren von damals entsprungen ist, aber das Neue Testament das Wort Gottes ist?

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Ich finde es auch brandgefährlich, dass manche Menschen ihr Handeln davon abhängig machen, ob es einen Gott gibt oder nicht. Solche Menschen sind anscheinend zu allem fähig, wenn sie zu 100% sicher wären, dass sie nach ihrem Tod nicht bestraft werden würden, bzw. dass einfach gar nichts geschehen wird, sie einfach ausgeknipst wären
Genau das glauben sie ja aber nicht. Sie glauben ja, dass sie im Namen ihres Gottes handeln (welchem sie auch immer folgen) und sie nach ihrem Ableben dafür belohnt werden. Zumindest habe ich noch von keinem Gläubigen gehört, dass er nicht am Leben nach dem Tod glaubt. Wohl wurden aber in der Menschheitsgeschichte die meisten Menschen im Namen der Religion getötet.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
(aus bestimmten Ansätzen heraus glaube ich nicht mehr daran, dass wir nach unserem Tod einfach "weg" sind,
Es hilft sicher weiter, sich dieser Illusion hinzugeben, da es einem die Angst vor dem Tod nimmt. Bei mir funktioniert das jedoch nicht. Vor 4-5 Milliarden Jahren entstand unser Sonnensystem und auch unsere Erde. Irgendwann entstanden erste organische Verbindungen. Der Mensch und ein Apfelbaum haben also gemeinsame "Vorfahren". Ich (und ich denke mal auch Du) würde aber nicht auf die Idee kommen, dass ein gefällter Baum nach seinem "Tod" irgendwo weiterlebt - etwa im ewigen Baumhimmel.

Die Erkenntnis über den Tod führt zu einem Gedanken, den man im Grunde nicht oder kaum zu Ende spinnen kann. Zwar ist aus biologischer Sicht der einzige Lebenssinn eines Menschen (so wie jedes andere Lebewesen) jener, sich fortzupflanzen, die Nachkommen großzuziehen und dann abzuleben, aber der Gedanke eines jeden über den eigenen Tod ist so schwer zu verarbeiten wie die Unendlichkeit des Universums. Zu sterben bedeutet, dass man bis in alle Ewigkeit nicht mehr existiert. Die Unendlichkeit ist aber ebenso logisch wie nicht erfassbar (vergleichbar mit der Gravitation, die eine Raum/Zeit-Krümmung um eine weitere Dimension ist, die wir uns nicht vorstellen, sondern nur beweisen können). Da ist es sicher leichter und weniger beängstigend, wenn man sich einfach einbildet, dass für uns Menschen mal eben andere physikalische Gesetze gelten als für andere Lebewesen.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Letztlich sind die Konsequenzen, die Adam und Eva ertragen müssen, doch auch nicht so schlecht. Sie haben den freien Willen (als Erwachsene können wir frei entscheiden), der für Gott ja auch wichtig sein soll. Sie müssen keine Höllenqualen erleiden, sondern einfach selbst zurecht kommen. Ist das wirklich eine Bestrafung?
Nein, aber die Bibel stellt die Vertreibung als Bestrafung hin, weil sie Gott nicht gehorcht haben. Das kollidiert m.E. dann auch mit Deinem obigen Gedanken. Denn wenn Gott die Nennung der Umstände des universums sind, dann wäre es unmöglich, gegen sie zu handeln. Ich kann auf der Erde ja auch keinen Stein nach oben fallen lassen, selbst wenn ich das will.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
Daher könnte die Bibel bzw. Gott, wie sie ursprünglich gedacht waren (wenn Gott z.B. eine fiktive Figur ist, was ich trotz Glaubens nicht ausschließen will), ursprünglich dazu dagewesen sein, den Menschen einen ethischen Leitfaden zu geben.
Das glaube ich ebenfalls. Schade nur, dass - wie gesagt - die Religion an ihrer Wortwörtlichkeit festhält und damit nach wie vor ein Buch in Umlauf bringt, das mit der Gegenwart an sich nichts mehr zu tun hat. Das Resultat sieht man ja: Du bist die Ausnahme. Die Regel besteht hingegen aus Lemmings, die sich von ihrem Glauben derart abhängig machen, dass sie ohne ihn gar nicht existieren könnten, aber auch zu feige sind, um irgendetwas davon zu hinterfragen.

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Zitat von Helmut Logan Beitrag anzeigen
vielleicht sollten Menschen nicht nur erwachsen werden, sondern sich auch von Gott emanzipieren und nicht seine Existenz oder Nichtexistenz als Vorwand für ihr Handeln nehmen.
M.E. sollte sich das jeder Gläubige rahmen lassen und an seine Wohnzimmerwand hängen. Ich frage mich nur, wie man es in Einklang bringt, sich von Gott zu emanzipieren und trotzdem noch an der Bibel festzuhalten, die ja gerade gebietet, ihm zu folgen.

Geändert von Damien Thorn (04.12.2016 um 11:46 Uhr)
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