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Alt 05.04.2014, 13:13   #21
4-ever
abgemeldet
Zitat:
Zitat von entropie Beitrag anzeigen
Wie verhält es sich aber mit den Emotionen ? Wir leben leider nicht in einem Land, das die Entwicklung der eigenen Emotionen besonders fördert. Eher
meiner meinung nach mangelt es nicht an emotionen sondern an der förderung der eigenen inneren stimme, dem inneren kompass eben der in einem meer von emotionen und allen anderen einflüssen die richtung angibt und einen ans ziel führt.

wobei wir dann eh schon beim thema selbstbewusstsein und einem wesentlichen teil davon angelangt wären und zwar, dass ich mir über mich selbst bewusst bin mich also mit anderen worten selbst gut kenne und mir dann unter anderem auch bewusst ist, wenn mir zb grade die emotion furcht im weg steht und mir meine sicht auf meinen kompass vernebelt und mein denken und tun beeinflusst.
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4-ever ist offline  
Alt 05.04.2014, 13:31   #22
Blossom68
Senior Member
 
Registriert seit: 11/2008
Ort: Berlin
Beiträge: 556
Zitat:
Zitat von Equilibra Beitrag anzeigen
Diese Erfahrung ist für das Aufrechterhalten unserer Existenz wichtig. Ist es dennoch sinnvoll sich dem zu stellen, um die Angst zu bekämpfen und offen für neue Dimensionen zu sein?


Nun, unsere irrationalen Ängste müssen wir überwinden um trotzdem alltagstauglich zu sein, und haben nichts mehr mit Existenzerhaltung zu tun. In einem völlig Giftschlangenfreien Land ist Angst vor Schlangen zB völlig unsinnig.

Die grösste Furcht die ich kenne ist die vor Ablehnung- auch bei Bewerbungen zB. Und da schliesst sich für mich wieder der Kreis zur Liebe ( für sich selbst, von anderen ) die uns Selbstbewusstsein gibt um uns über diese Furcht hinwegzusetzen.


Andere körperlich bedrohliche Gefahren haben mehr mit dem Wissen um die Folgen zu tun, aber die Furcht vor Ablehnung hat was mit dem Selbstbild das wir entweder durch unser Umfeld oder eigene Erfolge erlangen auf sich.
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Blossom68 ist offline  
Alt 05.04.2014, 13:34   #23
Blossom68
Senior Member
 
Registriert seit: 11/2008
Ort: Berlin
Beiträge: 556
Zitat:
Zitat von 4-ever Beitrag anzeigen
meiner meinung nach mangelt es nicht an emotionen sondern an der förderung der eigenen inneren stimme, dem inneren kompass eben der in einem meer von emotionen und allen anderen einflüssen die richtung angibt und einen ans ziel führt.

wobei wir dann eh schon beim thema selbstbewusstsein und einem wesentlichen teil davon angelangt wären und zwar, dass ich mir über mich selbst bewusst bin mich also mit anderen worten selbst gut kenne und mir dann unter anderem auch bewusst ist, wenn mir zb grade die emotion furcht im weg steht und mir meine sicht auf meinen kompass vernebelt und mein denken und tun beeinflusst.


Prüfe doch mal genau wessen Stimme da in deine Seele flüstert- es gibt Bücher in denen wir lesen können das auch diese Stimme im Grunde nichts anderes als das Über-Ich ist das von den Eltern und Bezugspersonen gespeist wurde.
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Blossom68 ist offline  
Alt 05.04.2014, 14:06   #24
gastdelete
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Blossom68 Beitrag anzeigen
Andere körperlich bedrohliche Gefahren haben mehr mit dem Wissen um die Folgen zu tun, aber die Furcht vor Ablehnung hat was mit dem Selbstbild das wir entweder durch unser Umfeld oder eigene Erfolge erlangen auf sich.
Angst das eigene Gesicht zu verlieren. Auch vor sich selber. Lebensaufgabe.
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Alt 05.04.2014, 14:14   #25
entropie
abgemeldet
Themenstarter
Danke für eure Antworten.
Ich greife mal ein paar Punkte auf, die ich interessant finde:

Wo ist die Liebe bei den Grundemotionen? Diese Emotionen sind Teil des menschlichen Ausdrucks. Alle 7 Emotionen können wir im Gesicht eines anderen Menschen mit Sicherheit erkennen und sie finden sich in allen Kulturen der Welt wieder. Es geht hier also um eine oberflächliche Betrachtung zwischenmenschlicher Kommunikation. Liebe, Zuneigung, Fürsorge gehören auch alle zu Grundemotionen aber die erkennen wir aus Handlungen, die sieht man einem Menschen erstmal nicht an.

Warum ist das nun überhaupt wichtig: nun es gibt da eine Regel die heißt: 55-38-7; diese habe ich an anderer Stelle schon mal im Forum erwähnt. Die Regel besagt, dass in der Kommunikation zwischen sich einigermaßen fremden Menschen, 3 Dinge ausschlagebend sind, um gegenseitige Sympathie herzustellen.
Zu 7% ist dabei wichtig, was gesagt wurde, also die Worte und der Inhalt der Diskussion.
Zu 38% zählt die Akustik und die Gestik des Sprechenden. Redner fuchteln dabei zum Beispiel viel mit den Armen, um die Leute mitzunehmen oder probiert mal am Telefon nen paar Minuten nichts zu sagen, dann ist der andere schnell verunsichert. Zusätzlich ist die Stimmlage wichtig. Man kann Leute viel besser überzeugen, wenn man darauf achtet, wie man Dinge sagt: Der Ton macht die Musik.
Zu 55% zählt die Optik. Wobei Optik sich hier nicht auf Aussehen beschränkt, sondern auf das was man über seine Mimik dem anderen vermittelt. Wie oft achtet ihr im Gespräch darauf, wie ihr gerade ausschaut ? Vermutlich gar nicht. Aber ihr könnt mit einem sympathischen Lächeln jemanden zum Beispiel viel schneller überzeugen, als mit starrer oder bösartiger Mimik.

So wofür ist das jetzt alles gut: nun diese oberflächliche Selbstwahrnehmung ist ein Teil, um sich seiner selbst bewußt zu werden. Bei Menschen, die wir als attraktiv einstufen, sagen wir häufig: die sind aber oberflächlich. Nun es stimmt, sie beherrschen die oberflächliche Kommunikation perfekt. Aber warum sagen wir das? Weil wir sonst nicht über sie wissen. Niemand möchte gerne oberflächlich sein aber wenn man einen Menschen neu kennen lernt, ist es am Anfang weniger das was er sagt, dass zählt sondern die Sympathie oder Antipathie, die er ausstrahlt.

Wir werden uns immer wohler fühlen in der Gesellschaft eines in sich ruhenden, witzigen und fröhlichen Menschen, der angenehm und umgänglich wirkt; der nicht bedrohlich wirkt. Was er sagt, er wer er ist, ist erstmal egal. So schaffen es selbst die dümmsten Politiker gewählt zu werden, weil sie einfach sympathisch sind. Es dauert Jahre um einen Menschen wirklich kennen zu lernen, das schafft niemand in 5 Minuten und daher ist es im Selbstbewußtsein erstmal wichtig, selbst zu merken, wie man auf andere wirkt.
Mit dieser Strategie wird man erfolgreicher im ganzen Leben.

----

Selbstbewußtsein hat also einen oberflächlichen Teil. So nun gibt es noch den inhaltlichen Teil, der um die Persönlichkeit geht.

Synonym hat hier schon die richtigen Gedanken präsentiert: kann man selbstbewußt sein, ohne sich selbst wertzuschätzen ? Ja kann man, denn Selbstbewußtsein ist erlernbar. Doch ob man wirklich glücklich wird, wenn man nur eine Rolle spielt, steht auf einem anderen Blatt.

Den oberflächlichen Teil kann man lernen und eben eine Rolle spielen. Das geht so lange gut, bis mal jemand einen wunden Punkt trifft und man durch seine Mimik durchblicken lässt, dass man doch nicht so hinter dem steht, was man da gerade gesagt hat. Das ist das Pokerface, das Journalisten regelmäßig bei Prominenten versuchen zu brechen. Das heißt: ich kann anderen Menschen nicht etwas vermitteln, wovon ich selbst nicht überzeugt bin und daher ist der Selbstwert die natürliche Stütze des Selbstbewußtseins. Ohne diesen ist es nur Fascade und wird häufig von anderen Menschen als solche entlarvt.

Nun was ist der inhaltliche Teil des Selbstbewußtseins? Dazu ein Beispiel: mir wird häufig nachgesagt, dass ich sehr hart sei; auch hier im Forum. Emotionslos schon teilweise. Nun soll ich mich ändern ?

Das kann ich gar nicht, denn ich bin so. Ich bin ein sehr belastbarer, willenstarker Mann, im Krieg hätt ich ohne Arme und ohne Beine noch Handgranaten mit den Zähnen geworfen. Damit habe ich eine Eigenschaft, die über der Norm liegt und für die meisten Menschen erscheine ich als hart und emotionslos. Wenn ich mich jetzt aber ändere, wäre das nicht selbstbewußt; sondern dann würde ich nur eine Rolle spielen. Der richtige Umgang ist zu akzeptieren, dass ich so bin und zu versuchen rücksichtsvoller mit Menschen umzugehen, für die das ein Problem sein könnte. Aber auch mit offenen Karten zu spielen über mein Verhalten.

Der inhaltliche Teil des Selbstbewußtseins beschäftigt sich also damit, zu wissen wo die eigenen Fähigkeiten und Schwächen liegen. Und inwieweit man sich damit von anderen unterscheidet. Ein wichtiger Teil hier ist die eigenen Schwächen zu kennen und sich Fehler sowie Defizite eingestehen zu können, ohne sich angegriffen zu fühlen. kritisierbar zu sein. Desto mehr man sein Inneres nach Außen öffnet, desto selbstbewußter man wird, desto häufiger wird man von anderen Menschn getestet, ob das was du da zeigst auch du bist. Man vertritt dann eine Meinung, die andere Menschen testen: wie sehr ist er selbst davon überzeugt? Meint er es ernst oder spielt er nur mit mir? Man kann nur Meinungen vertreten, von denen man selbst überzeugt ist.

Die einfachste Form selbstbewußt zu erscheinen, ist Dominanz oder ein großes Ego. das erscheint weniger selbstbewußten Menschen zunächst als verwerflich oder anstrengend; ich finde es sehr angenehm. Ein Mensch, der von alleine viel redet und seine Meinung vertritt, dem muss man nicht alles aus der Nase ziehen. Der ist präsent und ich kann mich darauf einstellen, was ich von ihm zu erwarten habe. Ein Mensch, der gar nichts sagt und nur im Hintergrund bleibt, in den müsste ich viel Arbeit investieren, um etwas über ihn zu erfahren.

Nun bringt es nichts, wenn alle Menschen ständig rausposaunen was sie so bewegt und nicht jeder kann dominant sein. So kann man aber auch als introvertierter, leiserer Mensch, der nicht so ein hohes Redebedürfnis hat, selbstbewußt sein, solange die anderen wissen, wer man ist. Wenn man in den richtigen Momenten seine Meinung vertritt und sagt was einen bewegt. Ein wichtiger Teil des Selbstbewußtseins ist eine Streitkultur für sich selbst zu definieren. Man muss sich streiten können, ohne zu emotional im Thema zu werden. Man muss einen Streit auch nicht immer gewinnen, jeder streitet anders und einige Menschen überfahren einen so mit dominanten aber inhaltslosen Argumenten, dass man sich selbst denkt, der Streit ist mir zu blöd. Und das ist auch ok.

Trotzdem bedeutet Selbstbewußtsein auch Konfliktfähigkeit. Die meisten Menschen fürchten sich vor Konflikten und können daher nicht selbstbewußt ihre Meinungen vertreten.

---------

So weit erstmal, sonst fallen mir gleich die Finger ab.

Was hat nochmal die Furcht mit all dem zu tun? Nun Furcht ist das was uns daran hindert, uns zu entfalten. Wir fürchten abgelehnt zu werden, fürchten nicht gemocht zu werden, fürchten sozial ausgeschlossen zu werden und fürchten uns selbst zu verlieren.

Das alles behindert einen darin, selbstbewußt zu werden, da man meistens Dinge nur für andere Menschen tut und nicht für sich selbst.

Daher ist die dritte Säule des Selbstbewußtseins der eigene Wille. In jeder Situation sollte man sich fragen: was will ich eigentlich?

Die Freundin ruft an und fragt ob man ins Theater möchte. Man denkt sich, boor da hab ich keinen Bock drauf heute, sagt ihr zuliebe aber zu. Die Nachbarin fragt, ob man ihren PC reparieren kann, man denkt sich die ist so faul, die sollt das mal selber lernen, macht es aber trotzdem. Die Mutter ruft an und klagt darüber dass man sie gar nicht mehr besuchen kommt, also kommt man ihr zuliebe heut mal vorbei.

Wir machen vieles für andere Menschen, wenn unser eigenes Selbstbewußtsein im Keller ist. Sicherlich kann man nicht immer seinen Willen durchsetzen, zum Beispiel nicht auf der Arbeit. Aber man sollte es grundsätzlich versuchen, solange es vernünftig ist. Meiner Meinung nach bleibt es aber generell viel zu häufig unversucht.
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entropie ist offline  
Alt 05.04.2014, 14:19   #26
4-ever
abgemeldet
Zitat:
Zitat von Blossom68 Beitrag anzeigen
Prüfe doch mal genau wessen Stimme da in deine Seele flüstert- es gibt Bücher in denen wir lesen können das auch diese Stimme im Grunde nichts anderes als das Über-Ich ist das von den Eltern und Bezugspersonen gespeist wurde.

wenn mir jemand ein buch von einem autor empfehlen kann, der grenzenlos und frei von allen einflüssen und programmierungen ist und dessen gehirn und sein nervensystem die auffassungsgabe besaßen, um all das nutzlose und brauchbare wissen zu erfassen und wie die spreu vom weizen von einander zu trennen und dadurch die ultimative lösung für alles und jeden gefunden hat...ja dann werde ich dieses buch gerne lesen und mir einverleiben.

doch bis dahin halte ich mich an das, was für mich funktioniert und das ist nun mal mein innere stimme.
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4-ever ist offline  
Alt 05.04.2014, 14:28   #27
Luthor
jolly cynic & Inklishman
 
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
Zitat:
Zitat von entropie Beitrag anzeigen
Was hat nochmal die Furcht mit all dem zu tun? Nun Furcht ist das was uns daran hindert, uns zu entfalten. Wir fürchten abgelehnt zu werden, fürchten nicht gemocht zu werden, fürchten sozial ausgeschlossen zu werden und fürchten uns selbst zu verlieren.
Mit anderen Worten, wer zu viel Furcht vor allem und jedem hat, wer dauernd *ja* sagt und Furcht davor hat, auch mal *nein* zu sagen, weil er dann wieder Furcht davor hat, nicht anerkannt oder gemocht/geliebt zu werden, ist unfrei und hat ein Problem, mit dem Selbstbewusstsein (ich schliesse aber gar nicht aus, dass sich diese Menschen ihrer Selbst bewusst sind, ihnen aber die Idee fehlt, wie sie das aendern koennen. Eventuell auch der Mut, wo wir dann wieder bei der Furcht sind).
Ja, das ist in der Tat furchtbar und ich lege noch ein furchtbares Wort oben drauf: ein solcher Mensch muss lernen sich zu emanzipieren.
Wer nicht weiss, was das bedeutet (und das sind viele im LT), kann es hier nachlesen:

Zitat:
Die geglückte Emanzipation ergibt sich aus verschiedenen Bedingungen - z. B. aus der
Fähigkeit, seine gesellschaftlichen Funktionen und Positionen zu definieren, zu gestalten und auch zu verändern
Fähigkeit, soziale Beziehungen aufzubauen und sie zu pflegen sowie aus dem souveränen Kontakt mit sozialen Partnern Profit zu ziehen
Fähigkeit, eine eigenständige, individuelle Lebensperspektive zu entwickeln, die diesem Leben einen Sinn oder eine Rechtfertigung gibt
Fähigkeit, am kulturellen Leben einer sozialen Gemeinschaft teilzunehmen und davon zu profitieren sowie das kulturelle Leben der Gemeinschaft mitzugestalten
Fähigkeit, seine Bedürfnisse zu befriedigen und weiter zu differenzieren, und damit seine eigene Existenz zu sichern.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Emanzipation


Zitat:
Wir machen vieles für andere Menschen, wenn unser eigenes Selbstbewußtsein im Keller ist.
Oder aus Liebe und Freundlichkeit.
Ich uebernehme gerne Dinge fuer andere, ohne im Keller nach mir selbst suchen zu muessen.
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Luthor ist offline  
Alt 05.04.2014, 14:30   #28
4-ever
abgemeldet
Zitat:
Zitat von entropie Beitrag anzeigen
Danke für eure Antworten.
Ich greife mal ein paar Punkte auf, die ich interessant finde:

Wo ist die Liebe bei den Grundemotionen? Diese Emotionen sind Teil des menschlichen Ausdrucks. Alle 7 Emotionen können wir im Gesicht eines anderen Menschen mit Sicherheit erkennen und sie finden sich in allen Kulturen der Welt wieder. Es geht hier also um eine oberflächliche Betrachtung zwischenmenschlicher Kommunikation. Liebe, Zuneigung, Fürsorge gehören auch alle zu Grundemotionen aber die erkennen wir aus Handlungen, die sieht man einem Menschen erstmal nicht an.

Warum ist das nun überhaupt wichtig: nun es gibt da eine Regel die heißt: 55-38-7; diese habe ich an anderer Stelle schon mal im Forum erwähnt. Die Regel besagt, dass in der Kommunikation zwischen sich einigermaßen fremden Menschen, 3 Dinge ausschlagebend sind, um gegenseitige Sympathie herzustellen.
Zu 7% ist dabei wichtig, was gesagt wurde, also die Worte und der Inhalt der Diskussion.
Zu 38% zählt die Akustik und die Gestik des Sprechenden. Redner fuchteln dabei zum Beispiel viel mit den Armen, um die Leute mitzunehmen oder probiert mal am Telefon nen paar Minuten nichts zu sagen, dann ist der andere schnell verunsichert. Zusätzlich ist die Stimmlage wichtig. Man kann Leute viel besser überzeugen, wenn man darauf achtet, wie man Dinge sagt: Der Ton macht die Musik.
Zu 55% zählt die Optik. Wobei Optik sich hier nicht auf Aussehen beschränkt, sondern auf das was man über seine Mimik dem anderen vermittelt. Wie oft achtet ihr im Gespräch darauf, wie ihr gerade ausschaut ? Vermutlich gar nicht. Aber ihr könnt mit einem sympathischen Lächeln jemanden zum Beispiel viel schneller überzeugen, als mit starrer oder bösartiger Mimik.

So wofür ist das jetzt alles gut: nun diese oberflächliche Selbstwahrnehmung ist ein Teil, um sich seiner selbst bewußt zu werden. Bei Menschen, die wir als attraktiv einstufen, sagen wir häufig: die sind aber oberflächlich. Nun es stimmt, sie beherrschen die oberflächliche Kommunikation perfekt. Aber warum sagen wir das? Weil wir sonst nicht über sie wissen. Niemand möchte gerne oberflächlich sein aber wenn man einen Menschen neu kennen lernt, ist es am Anfang weniger das was er sagt, dass zählt sondern die Sympathie oder Antipathie, die er ausstrahlt.

Wir werden uns immer wohler fühlen in der Gesellschaft eines in sich ruhenden, witzigen und fröhlichen Menschen, der angenehm und umgänglich wirkt; der nicht bedrohlich wirkt. Was er sagt, er wer er ist, ist erstmal egal. So schaffen es selbst die dümmsten Politiker gewählt zu werden, weil sie einfach sympathisch sind. Es dauert Jahre um einen Menschen wirklich kennen zu lernen, das schafft niemand in 5 Minuten und daher ist es im Selbstbewußtsein erstmal wichtig, selbst zu merken, wie man auf andere wirkt.
Mit dieser Strategie wird man erfolgreicher im ganzen Leben.

----

Selbstbewußtsein hat also einen oberflächlichen Teil. So nun gibt es noch den inhaltlichen Teil, der um die Persönlichkeit geht.

Synonym hat hier schon die richtigen Gedanken präsentiert: kann man selbstbewußt sein, ohne sich selbst wertzuschätzen ? Ja kann man, denn Selbstbewußtsein ist erlernbar. Doch ob man wirklich glücklich wird, wenn man nur eine Rolle spielt, steht auf einem anderen Blatt.

Den oberflächlichen Teil kann man lernen und eben eine Rolle spielen. Das geht so lange gut, bis mal jemand einen wunden Punkt trifft und man durch seine Mimik durchblicken lässt, dass man doch nicht so hinter dem steht, was man da gerade gesagt hat. Das ist das Pokerface, das Journalisten regelmäßig bei Prominenten versuchen zu brechen. Das heißt: ich kann anderen Menschen nicht etwas vermitteln, wovon ich selbst nicht überzeugt bin und daher ist der Selbstwert die natürliche Stütze des Selbstbewußtseins. Ohne diesen ist es nur Fascade und wird häufig von anderen Menschen als solche entlarvt.

Nun was ist der inhaltliche Teil des Selbstbewußtseins? Dazu ein Beispiel: mir wird häufig nachgesagt, dass ich sehr hart sei; auch hier im Forum. Emotionslos schon teilweise. Nun soll ich mich ändern ?

Das kann ich gar nicht, denn ich bin so. Ich bin ein sehr belastbarer, willenstarker Mann, im Krieg hätt ich ohne Arme und ohne Beine noch Handgranaten mit den Zähnen geworfen. Damit habe ich eine Eigenschaft, die über der Norm liegt und für die meisten Menschen erscheine ich als hart und emotionslos. Wenn ich mich jetzt aber ändere, wäre das nicht selbstbewußt; sondern dann würde ich nur eine Rolle spielen. Der richtige Umgang ist zu akzeptieren, dass ich so bin und zu versuchen rücksichtsvoller mit Menschen umzugehen, für die das ein Problem sein könnte. Aber auch mit offenen Karten zu spielen über mein Verhalten.

Der inhaltliche Teil des Selbstbewußtseins beschäftigt sich also damit, zu wissen wo die eigenen Fähigkeiten und Schwächen liegen. Und inwieweit man sich damit von anderen unterscheidet. Ein wichtiger Teil hier ist die eigenen Schwächen zu kennen und sich Fehler sowie Defizite eingestehen zu können, ohne sich angegriffen zu fühlen. kritisierbar zu sein. Desto mehr man sein Inneres nach Außen öffnet, desto selbstbewußter man wird, desto häufiger wird man von anderen Menschn getestet, ob das was du da zeigst auch du bist. Man vertritt dann eine Meinung, die andere Menschen testen: wie sehr ist er selbst davon überzeugt? Meint er es ernst oder spielt er nur mit mir? Man kann nur Meinungen vertreten, von denen man selbst überzeugt ist.

Die einfachste Form selbstbewußt zu erscheinen, ist Dominanz oder ein großes Ego. das erscheint weniger selbstbewußten Menschen zunächst als verwerflich oder anstrengend; ich finde es sehr angenehm. Ein Mensch, der von alleine viel redet und seine Meinung vertritt, dem muss man nicht alles aus der Nase ziehen. Der ist präsent und ich kann mich darauf einstellen, was ich von ihm zu erwarten habe. Ein Mensch, der gar nichts sagt und nur im Hintergrund bleibt, in den müsste ich viel Arbeit investieren, um etwas über ihn zu erfahren.

Nun bringt es nichts, wenn alle Menschen ständig rausposaunen was sie so bewegt und nicht jeder kann dominant sein. So kann man aber auch als introvertierter, leiserer Mensch, der nicht so ein hohes Redebedürfnis hat, selbstbewußt sein, solange die anderen wissen, wer man ist. Wenn man in den richtigen Momenten seine Meinung vertritt und sagt was einen bewegt. Ein wichtiger Teil des Selbstbewußtseins ist eine Streitkultur für sich selbst zu definieren. Man muss sich streiten können, ohne zu emotional im Thema zu werden. Man muss einen Streit auch nicht immer gewinnen, jeder streitet anders und einige Menschen überfahren einen so mit dominanten aber inhaltslosen Argumenten, dass man sich selbst denkt, der Streit ist mir zu blöd. Und das ist auch ok.

Trotzdem bedeutet Selbstbewußtsein auch Konfliktfähigkeit. Die meisten Menschen fürchten sich vor Konflikten und können daher nicht selbstbewußt ihre Meinungen vertreten.

---------

So weit erstmal, sonst fallen mir gleich die Finger ab.

Was hat nochmal die Furcht mit all dem zu tun? Nun Furcht ist das was uns daran hindert, uns zu entfalten. Wir fürchten abgelehnt zu werden, fürchten nicht gemocht zu werden, fürchten sozial ausgeschlossen zu werden und fürchten uns selbst zu verlieren.

Das alles behindert einen darin, selbstbewußt zu werden, da man meistens Dinge nur für andere Menschen tut und nicht für sich selbst.

Daher ist die dritte Säule des Selbstbewußtseins der eigene Wille. In jeder Situation sollte man sich fragen: was will ich eigentlich?

Die Freundin ruft an und fragt ob man ins Theater möchte. Man denkt sich, boor da hab ich keinen Bock drauf heute, sagt ihr zuliebe aber zu. Die Nachbarin fragt, ob man ihren PC reparieren kann, man denkt sich die ist so faul, die sollt das mal selber lernen, macht es aber trotzdem. Die Mutter ruft an und klagt darüber dass man sie gar nicht mehr besuchen kommt, also kommt man ihr zuliebe heut mal vorbei.

Wir machen vieles für andere Menschen, wenn unser eigenes Selbstbewußtsein im Keller ist. Sicherlich kann man nicht immer seinen Willen durchsetzen, zum Beispiel nicht auf der Arbeit. Aber man sollte es grundsätzlich versuchen, solange es vernünftig ist. Meiner Meinung nach bleibt es aber generell viel zu häufig unversucht.

also mein gehirn und nervensystem steigen an dieser stelle wegen überforderung aus...was schreib ich aber auch in einer grundsatzdiskussion mit

allen anderen hier wünsche ich aber noch viel spaß beim diskutieren
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4-ever ist offline  
Alt 05.04.2014, 14:31   #29
Blossom68
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Ort: Berlin
Beiträge: 556
Wow, echt gut beschrieben, ich war mir nämlich nicht klar worauf du mit der Furcht eigentlich hinaus wolltest.

Und lustig wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind- ich finde deine Beiträge hier nicht hart und emotionslos. Eher sehr kritisch überlegt und in einem Thread sogar zwischen den Zeilen extrem verletzlich.
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Blossom68 ist offline  
Alt 05.04.2014, 14:34   #30
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Zitat von entropie Beitrag anzeigen
Wir machen vieles für andere Menschen, wenn unser eigenes Selbstbewußtsein im Keller ist. Sicherlich kann man nicht immer seinen Willen durchsetzen, zum Beispiel nicht auf der Arbeit. Aber man sollte es grundsätzlich versuchen, solange es vernünftig ist. Meiner Meinung nach bleibt es aber generell viel zu häufig unversucht.
Besuch bei der Mutter ist wie Luthor bereits richtig sagte eher eine Geste, die durch Liebe gesteuert werden sollte. Ich weiß, dass sie sich freut, deshalb nehme ich mir Zeit und mache ihr diese Freude, auch wenn ich selbst vielleicht lieber was anderes täte. Und weniger, damit ihre Liebe zu mir nicht nachlässt.

Ansonsten aufmunternd. Danke.
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