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Du befindest dich im Forum: Grundsatzdiskussionen. Themen, die man grundsätzlich von verschiedenen Seiten betrachten kann. Hier kannst du über Themen diskutieren, die sich nicht auf aktuelle Ereignisse beziehen und dennoch Diskussionsstoff bieten. Das können Themen aus Religion, Wirtschaft, Politik, Gesundheit, Wissenschaft, usw. sein. Zum Beispiel "Ist eine Berufsarmee sinnvoll?" oder "Sollten Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen?" Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge. |
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05.08.2016, 22:53 | #611 | ||||
Der Hund
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
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Zitat:
Oder, um noch einen Denker der gleichen Richtung zu nennen, C.G. Jung mit seinen Archetypen: Erkennbare Grundlagen des Lebens, aus denen wir schöpfen können. Die Arbeit, das zu tun, bleibt uns nicht erspart. Sie ist unsere Aufgabe. Vielleicht sind wir uns einig, daß es zwar Koinzidenzien, aber keine Zufälle gibt? Zitat:
Unsere begrenzte Sicht ist ein Geschenk. Beispielhaft wird das u.a. von Robert Oppenheimer formuliert, als er erkennt, welche furchtbare Erkenntnis (über das Wesen der Materie) er mit der Atombombe auf den Tisch der Welt gelegt hat. ("jetzt bin ich der Tod geworden, Zerstörer der Welten....").
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05.08.2016, 23:14 | #612 | |||||
jolly cynic & Inklishman
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
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Zitat:
Zitat:
Man sieht es aktuell, ganz besonders in 2016. Es koennte alles so schoen und friedlich sein, wenn alle es wollten. Stattdessen schlagen wir uns gegenseitig die Koepfe ein, und das tun wir mit Hochtechnologie. Auf viele soziale Fragen fallen einigen nur ein, noch mehr Bomben abzuwerfen. Physisch, wie geistig. Zitat:
Er haette eventuell anders gehandelt, haette er gewusst. Aber ein ethisches Gewissen hat nicht jeder, so wie auch nicht jeder behaupten kann, er habe nicht gewusst, was seine/ihre Aktionen bewirken koennen. Aber ich glaube, ich drifte jetzt ein bisschen zu sehr vom Thema ab. Was ich mich auch frage ist, kann sich eine Spezies so weit entwickeln, dass sie ihr Bewusstsein abkoppelt und weiter existiert, wenn die Huelle stirbt? Oder war das schon immer so? Immerhin denken ja nicht nur die modernen Menschen ueber solche existentiellen Fragen nach, auch in alten Kulturen war das ein Thema und wenn man sich anschaut, wie frueh Menschen schon Begraebnisrituale und ueberhaupt Graeber entwickelt haben, dann scheint mir das fast schon ein urmenschliches Dilemma zu sein: die Frage nach dem was, warum, wohin.
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05.08.2016, 23:26 | #613 | ||
Der Hund
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
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Wenn du mal nach Berlin kommst - dort läuft im Gropiusbau zur Zeit eine außerordentlich schöne Ausstellung über die Maya: andere Kultur, die selben Fragen. UND die selben Lösungsansätze.
Mir scheint, rein phänomenologisch, unbestreitbar, daß Mensch Religion und Götter braucht. Wir vermögen ja nicht sehr weit in unsere Kulturgeschichte zurückzuschauen. Aber so weit wir blicken können, gibt es dieses Bedürfnis nach Göttern. Dann wäre es doch gemein, wenn es sie nicht gäbe. Wenn wir einer Chimäre nachliefen. Wenn der Existenzialismus Recht hätte.
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05.08.2016, 23:34 | #614 | ||||||
jolly cynic & Inklishman
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
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Zitat:
Zitat:
Und Trost. Vielleicht bedingt das eine das andere. Zitat:
Sooo primtiv waren die also nicht. Zitat:
Andererseits haette ich keine Gelegenheit sauer zu sein, weil ich es ja nicht mitbekommen wuerde. Das zeigt auch wieder auf, wie unsinnig es ist, darueber zu philosophieren. Und trotzdem kann man (zumindest ich) es nicht lassen.
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06.08.2016, 04:28 | #615 | ||
Der Hund
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
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Nein, es ist nicht unsinnig. Denn du gehst damit ja Fragen nach, die jetzt vorhanden sind.
Etwas jetzt zu tun, was jetzt als notwendig erachtet wird, ist richtig. Ggfs. sogar lebensnotwendig. Beispielsweise esse ich jetzt - selbst wenn sich später herausstellen sollte, daß es, auf Dauer gesehen, überflüssig ist, falls ich dann dauerhaft tot bin. Ohne eine spätere Existenz wäre das Leben und wäre vor allem Ethik völlig sinnlos. Warum sollten wir nicht Morden, wenn es uns Spaß macht? Was spräche dagegen, Hitler zu sein? Wenn ich im Rausch narzisstischen Glücks leben will, dann machte ich es - denn es gäbe kein Morgen. Diese Lebenseinstellung ist problemlos möglich, wenn ich keine Verantwortung für das Morgen habe. Und wenn es mich morgen nicht mehr gibt, kann ich sie nicht dafür haben. Also nehme ich im Interesse des Ganzen an, daß meine Verantwortung weiter alsfür das Heute reicht. Zum Glück hat die Menschheit das bisher letztlich auch so empfunden - das ist die Quelle aller Religionen.
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06.08.2016, 21:39 | #616 | ||
jolly cynic & Inklishman
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
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*unsinnig* im Sinn von, ich werde so schnell keine valide Antwort darauf bekommen.
Das Ethikdilemma habe ich auch schon mehrfach durchdacht. Wenn mit dem Tod alles endet, dann muss man sich bestenfalls im Leben seinen Taten stellen. Oft nicht mal das. Andererseits .. Sollte man es abhaengig von einer eventuellen nachgelagerten Existenz machen oder gar von einem spaeteren Urteil, wie man sich jetzt verhaelt? Reicht nicht die Ueberzeugung, es richtig zu machen, unabhaengig davon, was sein wird?
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07.08.2016, 21:32 | #617 | |||
Elementar
Registriert seit: 04/2012
Ort: chersonesus cimbrica
Beiträge: 2.551
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Zitat:
Und wer urteilt, tut dies aufgrund seiner eigenen Prägung, die in den seltensten Fällen der eigentlichen Natur entspricht. Wäre es nicht spannend, vielen weltlichen Dingen ihre Wichtigkeit zu entziehen, nur um zu erfahren, was passiert? Ich praktiziere das in meiner Arbeitswelt und in meinem Privatleben. Zuerst als Experiment, nur aus Neugier. Inzwischen kann ich es leben, weil die Erfahrungen durchweg positiv sind. Eine ablehnende Haltung erfahre ich nur durch extrem verkopfte, materiell geprägte Menschen. Aber es wirkt befreiend auf alle anderen. Auf mich, meine Kollegen, Freunde, Familie. Der Gedanke "was wäre wenn" oder "was könnten andere denken" hemmt uns in aller Entwicklung - meine ich. Nicht umsonst wurden historische Freigeister und Freidenker derart geächtet. Von wem? Von den Mächtigen, ob Kirche oder sonstwem - wer sich als Führer sah. Wenn nicht jetzt und hier, in unserer freiheitlichen, meist demokratischen, westlichen Welt, kann sich ein neuer Geist entfalten? Ethischer vielleicht. Liebender, mitfühlender, freier, aufmerksamer in jedem Fall. Btw: Ein Liter Chianti ist Medizin, keine Entschuldigung. Jawoll.
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07.08.2016, 22:17 | #618 | ||
Special Member
Registriert seit: 10/2010
Beiträge: 5.034
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Wie nimmt man Dingen ihre Wichtigkeit, rein praktisch?
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07.08.2016, 22:33 | #619 | |||
Der Hund
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
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Zitat:
Die "Ueberzeugung, es richtig zu machen, unabhaengig davon, was sein wird" kann es nicht geben. Unsere Überzeugung (Lebenseinstellung, Lebensart, Weltbild) ist immer auch, und zwar wahrscheinlich sehr stark, vom Glauben, von Religion, von Gedanken an "Leben nach dem Tod" geprägt. Unsere Überzeugung ensteht nie aus einem "als ob"-Zustand heraus, sondern aus unserem konkreten, also unsere individuelle Ethik beinhaltenden Dasein heraus. Ich will dabei nicht plump mit Kirchenfragen argumentieren, damit, daß das ein Unterdrückungsmechanismus sein kann. Sondern: Wenn es das Ethikdilemma (schöner Ausdruck!) gibt, kann ich mich nicht mehr davon befreien. Ich kann dann nicht so tun, nicht vorgeben, unabhängig von meinem Glauben handeln zu können. "So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen..." hatte einst Goethe richtig gedichtet. Und deshalb ist die Frage nach dem "danach" nicht nur der philosophischen Neugier geschuldet, sondern bestimmt das Handeln. In Berlin saß 1945 ein Mann in einem Bunker, der sagte (das ist überliefert) er habe keine Probleme - eine Sekunde, und dann sei alles vorbei. Wenn es kein danach gäbe, wäre Moral genauso unsinnig wie unnötig. Zum Glück hat die Welt als Ganzes diese Schwelle bisher noch nicht überschritten. Umso mehr bekümmert mich, daß immer mehr Individuen meinen, nur sich selbst beachten zu müssen und für Andere nicht verantwortlich zu sein.
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07.08.2016, 22:37 | #620 | |||
jolly cynic & Inklishman
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
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Zitat:
Es ergibt schon einen Sinn, Dinge ein bisschen durchzudenken. Denn sonst steht man ploetzlich mit heruntergelassenen Hosen da und fragt sich, warum man nicht vorher darueber nachgedacht hat. In Bezug auf eine ethische Entscheidung halte ich auch weltliche Dinge fuer relevant. Wuerde man diese nicht reflektieren, koennte man ganz leicht ganz lieblos in unserer wunderbaren westlichen Welt mit ihren vielgeruehmten europaeischen Werten sein.
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