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-   -   Eine theologische Frage an die Christen unter uns (https://www.lovetalk.de/grundsatzdiskussionen/176244-eine-theologische-frage-die-christen-unter-uns.html)

Rai249 29.11.2016 22:00

Eine theologische Frage an die Christen unter uns
 
Ich hab da mal eine Frage, an Menschen die sich mit der heiligen Schrift auskennen.

Ich konnte mir bisher fast alle Fragen in einem sinnhaften Zusammenhang ergründen. Aber eine Frage nicht.

Nämlich: Warum müssen wir immer noch für Adam büßen?

Dieser Vollidiot wollte die Frucht ja gar nicht essen, aber Eva meinte, nun mach schon du schlappschwanz.
Und der Honk macht das natürlich.

Zur Strafe mussten wir auf die Erde.

"Dieses Stück Land sollst du beackern. Und die Frau muss unter schmerzen kinder gebären"

Also, Arbeit und Geburtsschmerzen war die Strafe. Ok.

Warum müssen wir heut noch dafür büßen?

Es steht in der Schrift "Ich will den sohn nicht für den vater büßen lassen".

Also ihr Christen, was ist eure antwort?


An alle Nichtgläubigen: Bitte nervt hier nicht. (Ja HW124, ich spreche dich ganz explizit an)

PIcasso1989 29.11.2016 23:52

Wie du ja ganz richtig sagst: die Frau ist Schuld. :D

Aber abgesehen davon ist die Frage schon berechtigt.

Unter Juristen gibt es die Theorie der "normativen Kraft des Faktischen": Recht entsteht nicht (nur) durch Gesetz, sondern wird durch Tatsachen geschaffen.

Dieses verbotene Apfelessen (=die Tatsache des verbotenen Apfelessens) damals hatte eine faktische Folge: die Vertreibung aus dem Paradies. Und darunter müssen auch alle Nachfolger Adams leiden. Sie sind also von den Sündenfolgen betroffen = Teilhaber an der Sünde = Erbsünde. Auch wir nicht-Apfelesser bleiben aus dem Paradies vertrieben, als Kollektivschuld, als Teilhaber der Menschheit.

Damien Thorn 30.11.2016 02:10

Zitat:

Zitat von Rai249 (Beitrag 5504782)
Ich konnte mir bisher fast alle Fragen in einem sinnhaften Zusammenhang ergründen. Aber eine Frage nicht.

Nämlich: Warum müssen wir immer noch für Adam büßen?

Wenn Dir DAS unklar ist, dann lies mal 1. Moses Kapitel 1 Vers 6:

"6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. 7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also. (Psalm 19.2) 8 Und Gott nannte die Feste Himmel."

Die Typen (und damit meine ich die Verfasser/Schriftsteller der Bibel) haben doch tatsächlich geglaubt, nur weil der Himmel blau ist/erscheint und es hin und wieder regnet, dass sich da oben ein Schutzschild samt Ventil befindet und der Himmel ein weiterer Ozean ist... :fg:

Aber zurück zum Baum: Wenn Gott doch so scharf darauf war, dass niemand von den Früchten des Baumes isst, weswegen erschafft er ihn dann überhaupt? Und wenn er ihn erschafft, weswegen pflanzt er ihn nicht auf den Mars, wo ihn niemand erreicht? Den Planeten muss er wohl mal eben übersehen haben, als er die Feste baute....

Zumindest wissen wir jetzt, wer der Trendsetter von Röcken und Nerzmäntel ist:

"21 Und Gott der HERR machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie."

Schade, dass "Gott der Herr" kein großer Tierfreund war, sodass er lieber Tiere häutete, anstatt mal eben mit dem Finger zu schnippen und Baumwollkleidung herzuzaubern.

Fazit: Die Bibel ist voller Widersprüche, Fehler und Unlogiken, weil es die Menschen früher einfach nicht besser wussten. Wo Du da "fast alle Fragen in einem sinnhaften Zusammenhang ergründet" hast, erschließt sich mir nicht. Ich habe für die niedergeschriebenen Widersprüche keine 3 Minuten suchen müssen und war noch nicht mal über das flüchtige Überfliegen der ersten 3 Kapitel der Bibel hinaus.

Trimalchio 30.11.2016 09:41

Rai: Ganz allgemein gesagt handelt es sich da doch um das Theodizee-Problem: Wie kann es bei einem allmächtigen und guten Gott in der Welt Sclechtes geben?

Damit aber genug gesagt, weil ich mich nicht zu den überzeugten Christen zähle, die Du fragen wolltest, um nicht unbedingt die Wahrheit, zielgerichtet den Glauben zu finden. ;-)

Helmut Logan 30.11.2016 12:19

Ich bin schon ein etwas gläubiger Christ, glaube der Bibel aber nicht wortwörtlich. Ich denke, das ist wichtig, dass man sich seine eigenen Gedanken macht und den Kontext bedenkt.

Jesus hat ja viele Gleichnisse verwendet. Ich denke, Gleichnisse waren damals gut, um einen Sachverhalt verständlich zu erklären. Meiner Meinung nach könnte Adam und Eva eine Parabel auf das Erwachsenwerden, den Verlust der Unschuld sein.

Damien Thorn 30.11.2016 12:38

Zitat:

Zitat von Helmut Logan (Beitrag 5505083)
Ich bin schon ein etwas gläubiger Christ, glaube der Bibel aber nicht wortwörtlich. Ich denke, das ist wichtig, dass man sich seine eigenen Gedanken macht und den Kontext bedenkt.

Jesus hat ja viele Gleichnisse verwendet. Ich denke, Gleichnisse waren damals gut, um einen Sachverhalt verständlich zu erklären. Meiner Meinung nach könnte Adam und Eva eine Parabel auf das Erwachsenwerden, den Verlust der Unschuld sein.

Wenn die Story nur eine Metapher für das Erwachsenwerden sein soll, dann müsste Gott ebenfalls nur eine Metapher sein, da er sonst als reale Figur darin nichts verloren hat. Doch wofür steht er? Und weswegen muss man gläubig sein, wenn die Story ja gerade darauf abzielt, erwachsen zu werden und mit der Vertreibung aus dem Kindergarten Eigenverantwortung zu tragen und an sich selbst zu glauben? Somit müsste Adam und Eva gleichzeitig Gott sein, was die Metapher aber wieder hinken lässt.

HW124 30.11.2016 17:33

Gott ist doch nur eine Projektion, eine Hoffnung, begründet auf der eigenen Unzulänglichkeit.

Damien Thorn 30.11.2016 17:47

Zitat:

Zitat von HW124 (Beitrag 5505314)
Gott ist doch nur eine Projektion, eine Hoffnung, begründet auf der eigenen Unzulänglichkeit.

Ich bin Atheist, mir brauchst das nicht zu sagen. Aber seinen Denkansatz fand ich gar nicht mal uninteressant....kleine Kinder, die erwachsen werden, eigene Entscheidungen treffen und diese auch verantworten müssen und letztendlich den Kindergarten verlassen. Nur passt eben Gott da nicht rein. Denn wenn zum Erwachsenwerden der Eigenantrieb und die Eigenverantwortung dazugehört, dann braucht man keinen Gott, dem man sich angstvoll zu unterwerfen hat, weil man sonst ins Fegefeuer kommt. Viele Menschen kämen ohne ihren Gottesglauben im Leben überhaupt nicht zurecht. Das würde aber gerade der Metapher, die er über Adam und Eva gebracht hat, widersprechen.

Rai249 30.11.2016 18:14

Zitat:

Zitat von Damien Thorn (Beitrag 5505326)
Ich bin Atheist, mir brauchst das nicht zu sagen. Aber seinen Denkansatz fand ich gar nicht mal uninteressant....kleine Kinder, die erwachsen werden, eigene Entscheidungen treffen und diese auch verantworten müssen und letztendlich den Kindergarten verlassen. Nur passt eben Gott da nicht rein. Denn wenn zum Erwachsenwerden der Eigenantrieb und die Eigenverantwortung dazugehört, dann braucht man keinen Gott, dem man sich angstvoll zu unterwerfen hat, weil man sonst ins Fegefeuer kommt. Viele Menschen kämen ohne ihren Gottesglauben im Leben überhaupt nicht zurecht. Das würde aber gerade der Metapher, die er über Adam und Eva gebracht hat, widersprechen.

Interessanterweise argumentieren Gegner des Christentums immer alttestamentarisch...der böse strafende Gott, dem man sich unterwerfen soll/muss.

Das ist aber nicht die quintessenz des christentums.

Die Quintessenz des Christentums ist daran zu glauben, dass Jesus "der Weg, die Wahrheit, und das Leben ist".

Und das ist bei mir ganz rational. (Was aber schlecht ist aus theologischer sicht)

Und jeder kann rational feststellen, dass Jesus die Wahrheit gesagt hat, denn er hat mittlerweile einen Kronzeugen, nämlich die Wissenschaft.

Lies mal 20-30 Fachbücher (keine "Ratgeber") über Psychologie und Sozialwissenschaft und dann lies mal das neue Testament.

Und es wird dir ergehen wie mir, du wirst dir sagen "Verdammt, der Typ hat ja wirklich die Wahrheit gesagt"

Alle Aussagen, die jesus über den menschen und dessen sozialverhalten getroffen hat, sind nicht wissenschaftlich widerlegt, im gegenteil, die Wissenschaft stützt ihn immer mehr.

Mittlerweile kommen sogar Psychologen zu dem Schluss, Jesus war der psychisch gesundeste Mensch, den man sich vorstellen kann. (Auf Nachfrage trete ich die Beweisführung an, aber nicht jetzt, später).

Was noch anzumerken wäre: Atheismus, also der Glaube an eine sichere Nichtexistenz, ist genauso unbeweisbar wie der glaube an die existenz. Insofern muss jeder Mensch sich als Agnostiker anerkennen. Die Chancen stehen einfach 50:50.

Rai249 30.11.2016 18:46

Zitat:

Zitat von Helmut Logan (Beitrag 5505083)
Ich bin schon ein etwas gläubiger Christ, glaube der Bibel aber nicht wortwörtlich. Ich denke, das ist wichtig, dass man sich seine eigenen Gedanken macht und den Kontext bedenkt.

Jesus hat ja viele Gleichnisse verwendet. Ich denke, Gleichnisse waren damals gut, um einen Sachverhalt verständlich zu erklären. Meiner Meinung nach könnte Adam und Eva eine Parabel auf das Erwachsenwerden, den Verlust der Unschuld sein.

Interessanter Ansatz, und mit dem bist du nicht alleine.

Allerdings frage ich dich: Kannst du den Zusammenhang zwischen Erwachsen werden und den Verlust der Unschuld erklären? Inwiefern macht man sich denn als Erwachsener schuldig?

Da es ja vergleichend sein soll, argumentiere jetzt mal nur mit den heutigen menschen, nicht mit dem Verbot Gottes und dem Apfel.


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