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Du befindest dich im Forum: Thema Liebe als Diskussionsgrundlage. Hier wird alles besprochen, was mit Liebe, Zwischenmenschlichem und Beziehungsanbahnung zu tun hat. Es soll hier um Grundsatzfragen gehen und nicht um persönliche Probleme! Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge. |
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14.09.2016, 13:44 | #1 |
Member
Registriert seit: 11/2014
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 176
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Heuchelei in langjährigen Beziehungen
Versuchen wir es doch mal kurz realistisch zu sehen…
Man lernt eine Frau kennen, es entwickelt sich eine tolle Beziehung, man liebt sich und heiratet irgendwann. Bis Kinder da sind, ist es eine tolle und prickelnde Beziehung man kann zusammen tolle Dinge erleben, das ändert sich oft wenn Kinder da sind. Kinder sind toll ich mag Kinder und hätte irgendwann gerne mal selbst welche, aber davon auszugehen, dass die Ehe dann immer noch für alle Parteien so befriedigend ist wie man es sich wünscht ist doch auch reichlich naiv. Es schleicht sich eben doch ein Alltag ein und irgendwann kann es sein, dass einer oder beide frustriert sind, weil Sex eben nicht mehr stattfindet oder andere Probleme da sind. Dann redet man bestenfalls darüber und "arbeitet" an seiner Beziehung (was meistens heißt man wirft einen Haufen Geld für die Eheberatung weg), vielleicht wird es auch für eine gewisse Zeit wieder besser. Ewig kann niemand aus seiner Haut, der Alltag schleicht sich wieder ein und einer von beiden ist wieder frustriert. Dann bricht einer der Partner vielleicht aus, sucht sich jemanden Neues und hat nach Jahren wieder die gleichen Probleme. Also ist das schon mal nicht eine befriedigende Lösung. Es gibt Leute für die kommt eine Scheidung auch nicht in Frage (kann aus finanziellen Gründen sein, kann aus Grundüberzeugungen stammen). Was ich in meinem beruflichen Umfeld oft erlebe (arbeite sehr eng an der Kommunalpolitik), dass Paare einfach zusammenbleiben um sich das was gemeinsam aufgebaut wurde nicht kaputtzumachen. Oder ganz plastisch ausgedrückt: Die Frau des Bürgermeisters wird ihren finanziellen Wohlstand sicher nicht aufgeben, nur weil ihr Mann zur Bedürfnisbefriedigung mit Professionellen schläft. Und kein Mann lässt sich gerne zum Zahlknecht machen und tauscht ein großes Haus und ein tolles Auto (einfach seinen Lebensstandard) gegen ein 1 Zimmer Wohnklo im Problemviertel ein (des geht aufgrund horrender Unterhaltszahlungen ganz schnell). Desweiteren muss er gerade in meinem beruflichen Umfeld damit rechnen, gesellschaftlich geächtet zu sein und alles was sich oft über Jahrzehnte mühsam aufgebaut wurde, wieder zu verlieren. Oft treffen diese Paare dann still und heimlich Arrangements, welche auf "nicht fragen, nichts sagen" basieren. Man sucht sich diese Befriedigung einfach bei jemandem Anderen oder auf andere Weise. Im Idealfall wirkt ein älteres Ehepaar gut zusammen, im Sinne von dass gemeinsame Ziele erreicht werden (die Serie House of Cards schildert ganz gut, wenn auch mit ein paar Übertreibungen wie ältere Karrierepaare zusammenwirken). Es besteht eine Verbundenheit, man akzeptiert aber einfach, dass man nicht alle Bedürfnisse des Partners befriedigen kann und man gestattet dem Partner sich Ersatzbefriedigung zu verschaffen. Es besteht bei vielen älteren Paaren ja auch eine gewisse emotionale Verbindung, man kann doch nicht ohne einander. Oder anderes gesagt: Die große Verliebtheit, weicht einer partnerschaftlichen Verbindung. Ich bewundere die Paare, die lange zusammenleben und sich immer noch monogam verhalten und sich so lieben wie am ersten Tag. Aber wieviele werden das realistisch sein, 1 von 100 Langverheirateten Paaren? Das gilt meiner Meinung nach übrigens für beide Geschlechter. Klar kann man der Meinung sein, dass ich das alles sehr zynisch sehe. Aber ich finde ein realistischer Blick auf das Ganze hilft einem Ungemein. Und trotz all dieser Feststellungen werde ich wohl irgendwann mal heiraten. Ich denke, wenn viele Menschen sich das eingestehen würden, würden sie im Endeffekt viel glücklicher leben. Die meisten Menschen haben nämlich utopische Vorstellungen von der Liebe die ewig anhält. Wie seht ihr das? |
14.09.2016, 13:44 | #00 |
Administrator
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Hallo SirPatrick, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
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14.09.2016, 13:56 | #2 | ||
Registriert seit: 07/2010
Ort: Am Rande der Lüneburger Heide
Beiträge: 11.211
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Das die 'ewige Liebe' eben das ist was es ist:
Eine große Illusion. Natürlich sind die von dir geschilderten Beispiele nichts weiter als Zweckgemeinschaften. Daher halte ich auch die Ehe weder für zeitgemäß noch für sinnvoll.
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14.09.2016, 14:06 | #3 | ||
Forumsgast
Beiträge: n/a
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Ich denke, der Knackpunkt ist. wie du selber anmerkst, dass utopische Erwartungen vorhanden sind.
Wenn die rosarote Brille, falls man davon überhaupt sprechen kann, abgestreift ist, ja, da kommt der Alltag. Für mich ist erstrebenswert, wünschenswert, eine Art inniger, tiefer Freundschaft, Vertrautheit, Verlässlichkeit. Vor Allem miteinander reden. Ich finde Paare so gruselig, wo nicht mehr geredet wird. Wo man wortlos gegenüber sitzt. Sich anschweigt. Wo es nichts mehr zu erzählen gibt. Nichts zu teilen. Der Sex wird, vor Allem im fortgeschrittenen Alter, eher weniger oder anders werden. Aber auch da kann man die Sexualität geniessen. Es ist schön, seine Erlebnisse zu teilen, zu erzählen... Vor Allem ist der Respekt überaus wichtig. Der Respekt dem Partner gegenüber. Und der Respekt sich selbst gegenüber. Sich nicht gehenlassen, Selbstwertgefühl. Dass es funktionieren kann sah ich an meinen Eltern. Über vierzig Jahre verheiratet und so rege Gespräche...richtig gute Kommunikation..da war wunderbar. Kleine Gesten der Zärtlichkeit. Einfach schön. Ich bin so gestrickt, dass ich lieber gehe, anstatt in Heuchelei zu verharren. Dann lieber im 1-Zimmerappartement, als in Gleichgültigkeit und Heuchelei zu leben. Tiefes Gefühl, Respekt, Kommunikation muss ich haben. Sonst gehe ich.
Geändert von 002gast (14.09.2016 um 14:10 Uhr) |
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14.09.2016, 14:25 | #4 | ||
jolly cynic & Inklishman
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
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Bist du nicht derjenige, der mit der Sekretaerin des Chefs gevoegelt hat und sich in die Hose gemacht hat, aus Angst es kaeme heraus und die Karriere sei dann im Arsch?
Es muss jeder selbst wissen, welche Art von Beziehung sie leben wollen und was sie tolerien koennen und was sie nicht aufgeben wollen. Fuer mich waere das alles nichts, weder eine Zweckgemeinschaft, noch das Verharren in einer Gewohnheitsbeziehung. Die Prioritaeten setzt man selbst. Wenn einem Glueck nicht so wichtig ist wie das Festhalten an Status und Besitz muss man die Konsequenzen akzeptieren, ebenso umgekehrt. Natuerlich kann man auch beides haben. Utopisch ist nur, was sich nicht umsetzen laesst.
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14.09.2016, 14:53 | #5 | |||
Registriert seit: 07/2010
Ort: Am Rande der Lüneburger Heide
Beiträge: 11.211
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Zitat:
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14.09.2016, 14:54 | #6 | ||
Registriert seit: 03/2000
Ort: Am Rhing
Beiträge: 14.496
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Das schöne am Leben ist, dass man nichts muss, ausser sterben Man muss weder heiraten, noch Kinder bekommen. Wenn man es jedoch tut, dann sollte man sich schon der möglichen Konsequenzen seiner Handlungen bewusst sein. Das sollte jedoch nicht so weit gehen, dass man wie der TE nur schwarz malt, sonst verdirbt man sich unter Umständen das eigene Leben.
Geändert von Someguy (14.09.2016 um 14:58 Uhr) |
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14.09.2016, 14:58 | #7 | ||
Registriert seit: 07/2010
Ort: Am Rande der Lüneburger Heide
Beiträge: 11.211
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Ich würde es anders ausdrücken:
Wichtiger als dauernd darüber zu fabulieren was in x Jahren sein könnte ist es in einer Beziehung jeden Tag so zu leben, als ob er der Wichtigste sei. Dem Partner zeigen, das man ihn wertschätzt. Ok, jetzt nicht so a la Hollywoodmonsterkitsch, ist klar. Da wir ja keine Glaskugel haben und nicht wissen wieviel Zeit uns auf der Welt, und auch mit dem Partner, vergönnt ist eben das HEUTE genießen.
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14.09.2016, 15:07 | #8 | |||
Special Member
Registriert seit: 10/2010
Beiträge: 5.034
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Zitat:
Wenn man glaubt, dass sie eine Zweckgemeinschaft ist, dann ist sie auch eine. Man bekommt immer das, was man selbst bereit ist, einzusetzen.
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14.09.2016, 15:15 | #9 | ||
Special Member
Registriert seit: 02/2011
Ort: Nerdpol
Beiträge: 3.446
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So wie ich das sehe steht und fällt eine Beziehung mit sexueller Anziehung, man muss sich aktiv Zeit nehmen und sich jeweils um den anderen kümmern, ihm/ihr gefallen wollen.
Das man nicht mehr so oft Sex hat wenn gerade das Kind gekommen ist, ok. Aber einfach keinen Sex mehr zu haben weil man "überhaupt" Kinder hat ist nur eine faule Ausrede. Jeder ist für sich in der Verantwortung sich geliebt und begehrt zu fühlen und das auch aktiv einzufordern. Wenn man es einfach nur laufen lässt du darauf wartet das es besser wird passiert genau das Gegenteil. An dem Punkt ist bereits alles vorbei und dazu darf man es gar nicht erst kommen lassen.
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14.09.2016, 15:21 | #10 | ||
Forumsgast
Beiträge: n/a
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Nun ja...die Beziehung definiert sich nicht nur über Sex.
Sie würde ja automatisch enden, wenn einer der 2 Sex nicht mehr ausüben kann, aus medizinischen Gründen, z.B. Innigkeit, Vertrauen, Respekt, Neugier, Lebensfreude...Freude am Anderen. Wie gesagt, auch der Sex selbst ändert sich, mit zunehmendem Alter oder Langjährigkeit der Beziehung. Was aber nicht Negatives ist. Ich weiss die letzten Jahre besser, was ich mag, und wie, als als junge Frau.
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