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Alt 27.11.2000, 07:58  
ffchen
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Guten Abend, du lieber Septembermorgen!
Du hörst dich aber gar nicht gut an. Scheinst nicht gerade einen guten Abend/ Tag gehabt zu haben, oder?
Ich komme übrigens gerade aus dem Theater- das war nicht in unserer Kleinstadt! Welch Idee! wir sind eine Stunde Zug gefahren, um in die nächstgelegene Metropole und damit ins Theater zu kommen. Meine Schülerin hat allerdings gesagt: Das war doch mal ein kulturelles Erlebnis! Das hat mich gefreut. ich kann mich allein dazu ja meist auch nicht aufraffen, und wenn die Kiddies hier aus der Botnik mal ein paar Eindrücke kriegen, dann ist das doch o.k. Ich find es schon schön, wenn wir einfach mal sehen, wie man ein Gedicht eben auch "vorlesen" kann. Das bringt auf jeden Fall ein paar Anregungen und die Phantasie erfährt mal nen Pusch. Damit da keine falschen Eindrücke entstehen - so toll bin ich da wirklich nicht. Meine Belesenheit ist für eine Germanistin wirklich peinlich und viel gesehen hab ich eigentlich auch nicht. Ich hab manchmal das Gefühl, ich hol jetzt weas nach, was ich im Studium verpasst hab. Wenn ich mir so im Nachhinein überlege, welchen Sinn die ganze Geschichte mit IHM hatte, dann doch wenigstens die, dass ich mich wieder mehr für diese Dinge interessiere und den Mut finde, einfach auszuprobieren. Schade nur, dass er mich nun hasst und wir diese Dinge nicht mehr gemeinsam machen können. Tja, so ist das halt... Bei diesen Dingen vermisse ich ihn halt, aber das geht vorbei, ich weiß. Morgen wird er mich wieder wie den letzten Dreck behandeln, weil da ja nie irgendwas Tieferes war - ich stell mich schon mal drauf ein.
Ansonsten - wie schon mal geschrieben - hast du Recht. Ich mag meinen Beruf eigentlich sehr gern. Und eigentlich mag ich auch meine SchülerInnen sehr gern und ich denke, dass die das auch einfach spüren. Wenn ich dann mal wieder fachlich keine Ahnung habe, weil ich politisch wieder nicht
auf dem Laufenden bin, tröste ich mich dann immer damit, dass die sowieso nicht unbedingt von meinem Fachwissen profitieren, sondern dass die Persönlichkeit wesentlich ist. Und wenn man eigentlich ein ganz netter Mensch ist, dann lernen die viel mehr von einem. Hoffe ich zumindest ...
Die Sprüche über Lehrer - netter Halbtagsjob usw. Ich kenn das alles. Ich kann mir das bisher nicht anziehen, da ich immer endlos viel vorbereitet hab (abgesehen von den letzten Wochen). Abgesehen davon hab ich a) die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die das sagen auf die Frage, warum sie dann nicht Lehrer geworden sind, immer zugeben, dass sie darauf überhaupt keinen Bock hätten - sie sehen also sehr wohl, dass das auch anstrengend sein kann - und b) festgestellt, dass sechs Stunden unterrichten locker so anstrengend sind, wie ein ganzer Tag Büro. Ich hab nämlich nach meinem zweiten Staatsexamen ein Jahr in einem Unternehmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet und war da abends manchmal nicht so geschafft, als wenn ich den Vormittag unterrichtet habe. Man muss halt da vorn immer geistesgegenwärtig sein, sonst geht alles drunter un drüber. Na gut, man baut mal ein bisschen Gruppenarbeit ein, damit man auch mal ne Entspannungsphase hat, aber eigentlich laufe ich, wenn ich vor der Klasse stehe, geistig auf Hcohtouren. Geht gar nicht anders. Vielleicht ändert sich das im laufe der Jahre mit ein bisschen mehr Erfahrung, mal abwarten.
So, jetzt hoffe ich, dass es dir morgen besser geht und du nicht so traurig bist. Wie lange ist deine Trennung eigentlich her? Habt ihr zusammen gelebt? Wie ist es mit der Gewöhnung an das Alleinsein? Viele Fragen...
Ich freu mich, wenn ich wieder von dir höre.
Bis morgen!
Ulli
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