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Alt 30.12.2000, 01:32  
notbremse
Platin Member
 
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Beiträge: 1.532
Hallo!

Ich bin noch relativ neu hier im Forum bei Lovetalk. Ich brauche aber eure Hilfe, eure Unterstützung oder einfach nur eure Erfahrung.

Gestern hat nach fünfeinhalb Jahren meine Freundin Schluss gemacht. Zwar noch nicht endgültig, aber so ziemlich, denn nichts anderes bedeutet eine Trennung auf Probe.

Ich versuche jetzt, so neutral wie möglich den Weg zu beschreiben, der zur Trennung geführt hat: Der 10.12 war der letzte Tag, an dem alles so wie immer war. Wir hatten zusammen ein Wochenende bei mir verbracht, bis sie ins Krankenhaus zu ihrer immer noch im Sterben liegenden Oma gefahren ist. Unüblicherweise haben wir uns am darauffolgenden Wochenende nicht gesehen, da sie mit der Schule in Berlin war. Am Dienstag nach dem Wochenende bin ich dann zu ihr gefahren. Erst war es etwas komisch, nach der für uns relativ langen Trennung mussten wir uns wieder etwas aneinander gewöhnen. Wir haben dann einen wunderschönen Tag verbracht, bis sie mich Mittwoch zum Bahnhof gefahren hat und ich dann noch für 2 Tage zur Uni gegangen bin.

Am Freitag war ich wieder bei ihr, endlich Zeit und Ruhe für die Weihnachtstage. Doch sie war ganz still und unsicher geworden. Ich fragte was los sei. "Ich mache eine Veränderung durch und weiß nicht, wo das hinführt. Das mit meiner Oma macht mir Angst. Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe. Ich möchte auch am Wochenende Zeit für mich haben und die mit meinen Freundinnen verleben". Puh. Das war alles kein Problem für mich, ich kenne die Phase, wenn man kurz vor´m Abi ist und sich alles zu verändern scheint. Auch das Nichtsehen am Wochenende war okay, solange wir dafür Ausgleich in der Woche schaffen. Komischerweise war ich den ganzen Abend locker wie immer, sagte, dass ich ihr Zeit zum Nachdenken gebe. Doch sie wollte mich schon am 23.12 wiedersehen und das erste, was sie sagt, als ich in ihr Zimmer komme, ist: "Ich liebe dich". Hui, war das ein schönes Weihnachtsgeschenk.

Aber das dicke Ende kommt noch: Unterdessen hatte sie nach dem 10.12 einen Typen im Internet kennengelernt, relativ schnell die Handynummern getauscht und auch mit ihm telefoniert und gesagt, dass Treffen sei Schicksal. Schon ein Hammer. Natürlich war ich eifersüchtig, wusste aber, dass ich das nicht rückgängig machen kann. Genauso dachte ich, als sie sagte, sie wolle ihn Freitag, also heute treffen.

Am Donnerstag kommt sie zu mir und sagt: "Ich habe heute abend doch Zeit. Wollen wir ins Kino oder in die Stadt?" Natürlich wollte ich, kam mir dabei aber auch etwas wie der Notnagel vor. Während wir dann zu ihr gefahren sind, teilt sie mir nebenbei mit, dass sie nun Samstag was mit der Freundin macht, die Donnerstag keine Zeit hat. Boah. Wie hab ich mich da gefühlt. Das habe ich ihr auch gesagt. So war die Stimmung wieder im Eimer. Sie musste dann Essen, ich war allein in ihrem Zimmer. Erst habe ich etwas rumgeheult, dann wurde ich rasend eifersüchtig auf den Typen und mir gedacht, in ihrem Tagebuch werde ich wohl die Wahrheit finden.

Ich habe die letzte Seite aufgeschlagen und was musste ich da lesen? Etwas was mir die Sprache verschlägt. Der Typ war zweimal bei ihr, hat einmal übernachtet, mit ihr gekuschelt, sie geküsst. Mein Puls ging rasend, meine Atmung auch. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Doch ich blieb da und als sie wiederkam fragte ich sie, ob sie immer offen und ehrlich zu mir sei und mir noch etwas zu sagen habe. Ja, sie sei ehrlich, nein, sie habe nichts mehr zu sagen.

Ich wusste natürlich, dass es anders war und habe es ihr schließlich gebeichtet, dass ich in ihr Tagebuch geschaut habe. Sie war zutiefst enttäuscht und verletzt, aber ich auch, durch die Sache mit dem Typen. Sie hat mir dann alles erzählt und ich und wohl auch sie haben uns beide danach besser gefühlt. Dann fing sie mit der Trennung auf Probe an, dass sie sich finden müsste, Zeit brauchte. Ok, soll sie haben. Sie hat mich dann nach Hause gefahren und ich wusste, dass es das letzte sein wird. Bei mir kullerten dann die Tränen.

Abends bin ich dann noch mal zu ihr gefahren, habe sie einige Dinge gefragt, warum er wo schlafen musste und etc. Gebracht hat es ihr und mir auch nichts. Dann habe ich ihr nach einer schrecklichen Nacht eine SMS geschrieben: Ich vermisse dich. Ich brauche dich. Ich liebe dich.

Bis jetzt kam keine Antwort, dabei hat sie mir immer gesagt, wir blieben beste Freunde. Das kann ich jetzt wohl vergessen. Ich habe die Frau meines Lebens verloren und ich weiß nicht, welchen Anteil oder welche Schuld ich daran trage. Mein Leben wirkt so grau, so leer. Ich habe so viel mit ihr gemacht, hatte noch viel vor, mit ihr zu entdecken. Jetzt muss ich lernen, mit manchen Sachen alleine klarzukommen. Und das ist hart. Ich schwanke zwischen "Join me in death" und "Lebbe geht weiter". Aber das wird hart, verdammt hart.

Wie soll ich mich jetzt weiter verhalten? Kann ich sie abschreiben? Kann ich noch hoffen? Wer kann mir Tipps für das "Danach" geben? Wer kann mir von sich erzählen? Ich darf gar nicht daran denken, dass sie jetzt bei diesem Typen ist, von dem sie sagt, er könne mir nicht das Wasser reichen, er sei nur ein guter Freund...
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