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Alt 10.02.2006, 03:18  
Wusch
 
Registriert seit: 08/2004
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Zitat:
Zitat von Toktok
"Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen"

(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

So gilt es zumindest in der Bunderepublik; auch in anderen Ländern gibt es jedoch Gesetze dazu, wie mit entsprechenden Herabwürdigungen religiöser Lehren umzugehen ist. Wo Satire ihre Grenzen findet, ist sicherlich schwer zu pauschalisieren, sondern eher im Einzelfall festzustellen.

Es gibt keine Bedeutungsunterschiede zwischen den Begriffen Muslim und Moslem. Nur das Adjektiv "muslimisch" bezieht sich auf Personen oder Personengruppen, ansonsten benutzt man das Adjektiv "islamisch".


Ich finde es immer noch erschreckend, wie sehr hier sowohl in Bezug auf Muslime, als auch auf islamische und westliche Länder verallgemeinert wird, und dass obwohl der Verlauf der Ereignisse dies im Grunde gar nicht zulässt.
Da veröffentlicht eine Zeitung, die von anderen Teilen in der dänischen Presse durchaus als "faschistisches Provinzblatt" bezeichnet wird, Karikaturen Mohammeds, allerdings bereits im September vergangenen Jahres. Irgendwie scheint die bewusste Provokation den Journalisten wohl am Herzen gelegen zu haben.
Die dänische Regierung ist mittlerweile rechtskonservativ und konnte vor allem durch eine Anti-Ausländerkampagne die Wahl für sich entscheiden.

Vielleicht hegten einige dänische Muslime "Rachegelüste", reisten mit den Karikaturen in ihren Koffern in ihre Heimatländer, fügten noch einige andere Karikaturen hinzu, die die dänische Zeitung überhaupt nicht veröffentlicht hatte, und dann sorgte man dafür, dass sich die Nachrichten wie Lauffeuer in ihren Heimatländern verbreiteten; dennoch dauerte es gute vier Monate, bis es von der Veröffentlichung der Karikaturen zu ersten Auschreitungen gekommen ist.
Neben Unruhen in vielen islamischen Ländern kann man allerdings auch feststellen, dass Muslime in anderen islamischen Ländern geradezu verdächtig ruhig bleiben, so beispielsweise in Marokko: Dort scheinen die islamistischen Parteien kein Interesse an großartiger Aufruhr zu haben. Auch in Libyen ist es ruhig, und in den reichen Golfstaaten herrscht ebenfalls relative Gelassenheit gegenüber den Ereignissen. In Jordanien und Ägypten wird zur Gewaltlosigkeit aufgerufen; Muslime in Bosnien sehen im Westen eher ihre Befreier von Serbien, als verachtenswerte Ungläubige; der katholische Priester in der Türkei ist wohl eher von der Mafia, als von Anti-Mohammed-Karikaturen-Demonstranten erschossen worden.

Es kann also mitnichten die Rede davon sein, bedenkt man die völlig ungleichen Reaktionen in verschiedenen islamischen Ländern, dass plötzlich aufgrund einiger spöttischer Karikaturen die ganze islamische Welt in Aufruhr geraten wäre, bzw. sogar vollständig in Flammen stünde.
Das legt den Verdacht nahe, dass in jenen Ländern, in denen es zu gewaltsamen Ausschreitungen und Protesten gegen Dänemark und den Westen insgesamt gekommen ist, die Unruhen gezielt angeheizt worden sind. Verantwortlich hierfür sind höchstwahrscheinlich despotische Regime und islamistische Gruppierungen, die eine gehörige Portion Eigeninteresse am angeheizten "Volkszorn" (der vermutlich keiner wäre, würden sie ihn nicht anheizen) haben, weil sie davon profitieren.

Im Iran dient die Anstachelung zur Aufruhr der Regierung wahrscheinlich auch dazu, die Bevölkerung hinter der Regimeführung zu vereinen, was sicherlich auch im Zusammenhang mit den Entscheidungen über das Atomprogramm steht.
In Indonesien demonstriert und randaliert die Islamische Verteidigungsfront FPI, die schon seit den neunziger Jahren für die Einsetzung der Scharia kämpft, damit bisher aber keinen Erfolg hatte.
In Syrien, wo ebenfalls Botschaftsgebäude in Brand gesteckt wurden, steht die Regierung ebenso wie jene des Irans unter großem internationalen Druck, hauptsächlich wegen den Terroranschlägen gegen libanesische Politiker und Journalisten.
Auch im Libanon gehen die Unruhen nicht von friedlichen Muslimen, sondern von extremistischen Hisbollah-Islamisten aus.

Lest hierzu auch den Artikel "Die unheiligen Väter des islamischen Zorns" in der Zeit online.
eben
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