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Alt 11.02.2006, 22:55  
Kuhfladen
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Zitat von Toktok
Das sind nur weitere Hinweise dafür, dass die jüngsten Karikaturen dieser dänischen Zeitung nur ein Fass zum Überlaufen gebracht haben, welches schon lange vorher gebrodelt hat. So haben vielleicht nicht die Karikaturen selbst die Grenzen überschritten, was ich angesichts der überwiegend gelassenen Aufnahme auch durch Moslems in manchen Teilen der islamischen Welt, die nicht von Unruhen erschüttert wurden, für wahrscheinlich halte. Vielmehr könnten letztlich die Karikaturen als eine Art Höhepunkt der grundsätzlich ausländerfeindlichen Position nicht nur der Jyllands-Posten, sondern der amtierenden Regierung Dänemarks insgesamt einige dänische Muslime veranlasst haben, sich quasi zu "rächen", indem sie die Karikaturen in islamischen Ländern verbreitet haben.
unmöglich ist zwar gar nichts, aber in anbetracht der tatsache das dänemark normalerweise nur wegen verteuerung seiner butter oder im inland wegen des alkohols in die schlagzeilen gerät halte ich das für unwarscheinlich. wären jetzt nicht diese karikaturen aufgetaucht hätte es möglicherweise in kürze einen anderen anlass gegeben.


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Zitat von Toktok
Warum identifizierst du dich eigentlich so sehr mit diesen Mohammed-Karikaturen, als wären sie deiner eigenen Mine entsrpungen? Das verwundert mich auch bei anderen hier. Ich kann und will mich überhaupt nicht mit ihnen identifizieren, während andere eine Haltung à la: "Richtig so, endlich haben wir es mit diesen Karikaturen den bösen Islamisten mal ordentlich gezeigt", zu vertreten zu scheinen.
Es bringt dich auch niemand mit Ausländerfeindlichkeit in Verbindung, sondern einzig und allein die Karikaturen in der Jyllands-Posten, und das auch nur, weil diese Zeitung auch weit darüber hinaus durch weniger latent ausländerfeindliche Beiträge aufgefallen ist.
ich indentifiziere mich weder mit den karikaturen, noch möchte ich hier diese dänische zeitung verteidigen. wie ich schon schrieb gab es solche karikaturen schon seit jahrzehnten ohne das es auch nur annähernd zu diesen reaktionen gekommen wäre. ich versuche nur darzulegen das es um etwas ganz anderes geht und wir deshalb die ganze problematik etwas genauer betrachten müssen.
der zeitpunkt den sich radikale islamisten ausgesucht haben war ja insofern günstig weil die stimmung derzeit sowieso aufgeheizt ist. man kann damit ja auch prima relativieren. sei es im atomstreit, bei den äusserungen des iranischen präsidenten über israel und den holocaust oder den konflikt der israelis und der palästinenser. die karikaturen sind doch im grunde nur ein witz in anbetracht der probleme die darüber hinaus herrschen.
dabei spielt für mich erst mal überhaupt keine rolle wer diese karikaturen mit welchem hintergrund veröffentlicht hat. es geht mir also nicht um die verteidigung dieser karikaturen, sondern darum den focus des konfliktes in die richtung zu lenken die wirklich beachtung verdient.

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Zitat von Toktok
Kein freiheitlich denkender Mensch sollte grundsätzliche Probleme mit Satire als solcher haben, auch nicht wenn sie belustigende Anspielungen auf Glaubensbekenntnisse transportiert. Deshalb können Anhänger des Islam Mohammed-Karikaturen zwar ablehnend gegenüber stehen, aber ertragen können müssen sie sie trotzdem. Das ist bei den meisten Moslems schließlich auch der Fall; die Gewaltaktionen wurden dort, wo sie stattgefunden haben - was bei Weitem nicht in allen islamischen Staaten der Fall war - vermutlich von extremistischen Gruppierungen und Regierungen angezettelt und bis ins Absurde angeheizt.
das sehe ich genauso. ich beklage mich auch nicht über moslems als solche, sondern ich beklage mich in erster linie über die radikalen. dennoch dürfen wir nicht vergessen das viele, die auch jetzt friedlich demonstrieren, nichts dagegen unternehmen das diese radikalen die radikalisierung der moslems mit großen schritten vorantreiben. würden sie genauso laut schreien wenn israelis/juden im fernsehen als schweine und "nur ein toter jude ist ein guter jude" dargestellt werden, dann könnte ich vielleicht noch verstehen das sie sich im gesamten beleidigt fühlen. aber so fehlt mir jegliches verständnis für eine doppelmoral die anscheinend darauf hinzielt sich in einer opferrolle zu suhlen.

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Zitat von Toktok
Meine Wenigkeit identifiziert sich weder mit ausländerfeindlichen Zeitungen wie der dänischen Jyllands-Posten, noch mit rechtskonservativen Regierungen, denen Anti-Ausländerkampagnen bei der Wahl behilflich waren, noch mit den freiheitlich-westlichen Demokraten, die ihr Kreuz aufgrund dieser Anti-Ausländerkampagne den Rechtskonservativen gegeben haben.
Ich identifiziere mich auch weder mit allzeit gewaltbereiten, extremistischen Islamisten, noch mit fundamentalistischen Christen. Ich halte den monotheistischen Islam sogar für noch unsinniger, als das Christentum mit seiner Trinität. Nur, weil ich selbst weitestgehend areligiös bin, muss ich noch lange nicht alle Anhänger dieser Religionen pauschal verurteilen, geschweigedenn unter den Generalverdacht des Islamofaschismus, oder des Terrorismus stellen. Das allerdings suggerieren die Karikaturen - vielleicht nicht per se, aber weil sie in einem ausländerfeindlichen Blatt abgedruckt wurden. Das suggeriert auch latent bereits die Überschrift dieses Threads, in der es pauschal "Moslems", anstatt "Islamisten" heißt.
ich denke da wohl kaum anders als du. ich will auch nicht pauschalisieren oder rechtskonservative kräfte verteidigen. genauso bin ich atheist und mir sind religionen jeder art sehr fern. aber genauso dürfen wir diesen konflikt nicht nur so betrachten das sich die einen beleidigt fühlen und die radikalen unter ihnen nun gewaltsam ihrem protest freien lauf lassen. hier geht es um mehr und in dieser situation müssen wir die rolle aller beteiligten genau unter die lupe nehmen. hier genauso wie dort.

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Zitat von Toktok
Die Pressefreiheit als solche ist nicht in Gefahr, nur weil sich Redakteure gelegentlich einer Art Selbstzensur unterziehen und bestimmte Dinge eben einfach nicht drucken, bzw. abbilden - beispielsweise hat der Chefredakteur der dänischen Jyllands-Posten es abgelehnt Holocaust-Karikaturen zu zeigen. Wer sich deshalb in seinen Freiheitsrechten, wie der Meinungs- oder Pressefreiheit, beeinträchtigt sieht, übertreibt eindeutig. Diese Selbstzensur ist ohnehin absolut üblich in der Medienbranche.
das stimmt ja auch nur zum teil. in frankreich hat dadurch ein redakteur seinen job verloren. selbstzensur ist etwas gutes und auch etwas wünschenswertes. jeder der in der verantwortung steht etwas zu publizieren muss sich da stets aufs neue überprüfen.
aber diese diskussion zeigt schon sehr deutlich auf wie unterschiedlich die tabugrenzen gesteckt sind. und es ist gut das nun darüber gesprochen wird, es darf aber nicht den effekt haben das, nur um ärger zu vermeiden, diese sogenannte "selbstbeschränkung" größer wird als es sein muss. manchmal muss man auch zu dem stehen was man denkt und sagt, auch mit dem hintergrund das es möglicherweisen vielen nicht gefallen wird.
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