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Alt 18.02.2006, 16:03  
Toktok
night strike specialist
 
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Beiträge: 5.545
Zitat:
Zitat von Grant
Es geht hier um Satire. Wenn du das so verkrampft siehst, müsstest du auch jegliche Satire gegenüber Christen als Hetze empfinden und dich fürchterlich darüber aufregen, tust du aber nicht. So viel zur Scheinheiligkeit.

Ich habe kein Problem mit Satire. Wenn ich mich an die Merkel- und Bush-Bildchen erinnere, warst doch eher du derjenige, der so partout gar nicht darüber lachen wollte. Aber das ist ja auch in Ordnung.
Satire, welche das Christentum oder den Islam zum Subjekt hat, stört mich ebenfalls nicht. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass es für einen Karikaturisten in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund des Paragraphen 166 StGB wesentlich leichter ist zum Straftäter zu werden, wenn man die Kirche oder das Christentum verspottet, als wenn man sich an den Islam oder an andere, nicht-christliche Religionsgemeinschaften wendet. Aber wie dem auch sei, es bleibt in jedem Fall das Recht der durch die Satire kritisierten Menschen und Menschengruppen, sich aufzuregen und zu protestieren. Das darfst du, wenn dir satirische Bildchen von Bush oder Merkel missfallen; das dürfen Christen, wenn sie diejenigen sind, die aufs Korn genommen werden; und das dürfen selbstverständlich auch Anhänger des Islam.
Sicherlich geht gewaltsamer Protest eindeutig zu weit, sowohl brennende Botschaftsgebäude, als auch das Ausloben eines Kopfgeldes für den Tod des dänischen Karikaturisten. Es ging auch eindeutig zu weit, als in Paris im Jahre 1988 (wenn ich mich recht entsinne) ein fundamentalistischer Christ nach Betrachtung des Films "Die letzte Versuchung Christi" einen Kinosaal in Brand gesetzt hat und einen Menschen tötete. Das entsprechende Buch wurde übrigens vom Papst auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.
Ebenso stellt die Beleidigung des Propheten Mohammed für Muslime wenn nicht eine Straftat, so doch zumindest eine hochemotionale Angelegenheit dar, denn sie betrachten ihn als ideales Vorbild für den Menschen und empfindem im gegenüber tiefe Verbundenheit. Wer das nicht akzeptieren und respektieren kann, stattdessen die eigene Position und Denkweise für erhaben hält und die Fehler immer nur bei den anderen sieht, dem muss ich leider unterstellen, dass der Konflikt zwischen Muslimen und dem Westen für nicht weiter schlimm gehalten wird und vermutlich sogar ausdrücklich gewollt ist.
Solche Kräfte gibt es sicherlich auf beiden Seiten. Ich sehe sie auf der einen Seite beispielsweise vertreten durch die Jyllands-Posten, die gezielt Hetze gegen Muslime betreibt und ohnehin von anderen Teilen der dänischen Presse als "ausländerfeindliches, faschistisches Blatt" bezeichnet wird, aber auch durch die dortige amtierende, rechtskonservative Minderheitsregierung, die sich dank des Sturms der Entrüstung der Muslime zukünftig über einige zusätzliche Wählerstimmen freuen darf. Auf der anderen Seite sind politische Führungen und Gruppierungen in islamischen Ländern, die ebenfalls am Konflikt interessiert sind und denen jedes Mittel recht ist, ihn weiter anzuheizen.
Zum Glück gibt es jedoch auf beiden Seiten genügend Menschen, die den Konflikt nicht wollen, und dazu zähle ich z. B. mich , ohne deswegen ein Problem mit Satire zu haben. (Was für unglaublich grantiger Quatsch dieser Vorwurf im Grunde mal wieder ist.) Dich, Grant, zähle ich nach all deinen Aussagen eher nicht zu den Menschen, die den Konflikt nicht befürworten.
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