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Alt 02.03.2006, 12:36  
Toktok
night strike specialist
 
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Beiträge: 5.545
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Zitat von Kuhfladen
es bereitet mir auch keinen anlaß zur sorge ob nun irgendein rechtsgerichtetes provinzblatt in seiner darstellung "übertreibt" solange es sich im rechtlich korrekten rahmen befindet.
Rechtspopulistische Propaganda bereitet mir mitunter durchaus Gründe zur Sorge. Bei der Jyllands-Posten passen die Mohammed-Karikaturen bestens in eine generell ausländerfeindliche Linie.
Was den rechtlichen Rahmen betrifft, so sieht der zumindest in Deutschland so aus, dass der Gotteslästerungsparagraph die weitverbreitetste Religion, das Christentum, schützt, den Islam allerdings nicht. Prinzipiell gilt der Paragraph selbstverständlich auch für andere, nichtchristliche Religionsgemeinschaften, aber aus der Rechtspraxis sind keine derartigen Fälle bekannt.

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Zitat von Kuhfladen
ich frage mal, warum kommen diese proteste erst 4 monate später und nicht sofort nach veröffentlichung in dänemark von denen die in dänemark leben und sich "beleidigt" hätten fühlen können?
Die Proteste fingen direkt nach der Veröffentlichung Ende September 2005 an, aber das wurde hier nun schon mehrfach dargelegt, Kuhfladen. Dänische Muslimverbände waren von Anfang an erzürnt und suchten die Kontroverse. Gespräche mit ihnen wurden allerdings abgelehnt. Auch reisten kurz nach der Veröffentlichung zahlreiche Botschafter aus islamischen Ländern nach Dänemark. Gespräche mit ihnen wurden ebenfalls abgewiesen. Aber wie gesagt, lies oben noch einmal nach. Vier Monate später eskalierten die Proteste, nachdem Dänemark jede Gelegenheit ausgelassen hat, die Wogen früher zu glätten.

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Zitat von Kuhfladen
der grund warum es so gekommen ist wie es kam wurde ja schon erläutert und die ursache für die proteste muss man eindeutig denen zurechnen die diese karikaturen ergänzt und in die islamische welt getragen haben.
Eben, es wurde längst mehrfach erläutert. Es ist bloß schlicht und ergreifend blanker Unsinn, die Ursache eindeutig den radikalislamischen Karikaturergänzern zuzuschreiben. Die Jyllands-Posten soll sogar Abonnenten in der islamischen Welt haben, und Muslime sind über jede beleidigende Darstellung des von ihnen verehrten Propheten entsetzt, egal ob es sich um elf, dreizehn, oder eine schmähliche Karikatur handelt. Und, wie gesagt, da bereits Ende September, Anfang Oktober Botschafter aus islamischen Ländern nach Dänemark gereist sind, kann man davon ausgehen, dass die Karikaturen jene Länder längst erreicht hatten, bevor ein Radikalinski weitere hinzugefügt hatte.

Zitat:
Zitat von Kuhfladen
hier wurde bewußt von anderer seite versucht stimmung zu machen und zu radikalisieren. die dänen und die in dänemark lebenden moslems haben ja 4 monate lang keinen muks von sich gegeben, also kann es wohl nicht so schlimm gewesen sein.
Beide Seiten haben bewusst Stimmung gemacht: Die Jyllands-Posten will absichtlich antiislamische Ressentiments schüren, die zu einer weiteren Verbreitung islamophobischer Tendenzen und somit zu weiterer Ausgrenzen von Muslimen führen sollen.
Die Einschätzung, dänische Muslime hätten anfänglich keine Einwände gegen die Karikaturen geäußert, ist grob falsch, Kuhfladen. Oder ist es deiner Definition gemäß etwa erst dann ein "Muks", wenn Gewalt eskaliert, Gebäude brennen etc.?

Zitat:
Zitat von Kuhfladen
toktok, worauf ich hinaus will ist, das du im grunde dich einer forderung anschließt die wenn man darauf eingeht zur folge hätte das wir zum einen unsere presselandschaft umkrempeln müssten (was teilweise noch nicht mal schlecht wäre) und zum anderen uns in punkto satire und der auslegung ihrer "bissigen" form entledigen müssten.
auf nichts anderes läuft es doch hinaus, denn wenn wir uns auf diesen punkt einlassen, dann müssten wir jegliche satire die religionsgemeinschaften, personen des öffentlichen lebens, der politik etc. gilt abschaffen.
Quatsch. Ich hörte, es soll viele Abstufungen von Grau zwischen Schwarz und Weiß geben, Kuhfladen. Man wird selbstverständlich weiterhin Satire betreiben dürfen, nur muss man damit rechnen, dass sich meistens irgendjemand davon angegriffen und verletzt fühlt und dies auch zur Sprache bringt, ob das Helmut Kohl ist, der als Birne dargestellt wird, ob das Schröder mit gefärbten Haaren und Toupét ist, oder wer/was auch immer.
Irgendwo endet Satire allerdings, nämlich spätestens dort, wo die Hetze beginnt. Die Grenzen sind leider oft nicht eindeutig, sondern fließend.
Viel Feingefühl hat der dänische Karikaturist jedenfalls nicht bewiesen, gibt es doch andere, weitaus bessere Wege, ein so ernstes Thema wie den islamistischen Terrorismus zu behandeln und zu kritisieren, als alle Muslime, auch die Große Mehrheit der friedlichen, auf eine Stufe mit Terroristen à la Osama Bin Laden zu stellen. Es führt nämlich sicherlich nicht zu einer wünschenswerten Stärkung der gemäßigten, reformerischen Kräfte im Islam, indem auch sie in die Ecke von Terroristen gestellt werden. Wünschenswert - offensichtlich nicht von generell antiislamischen, ausländerfeindlichen Schwachköpfen, wie sie sich in der Redaktion der Jyllands-Posten und anderswo befinden.

Zitat:
Zitat von Kuhfladen
geht es nicht vielmehr darum auch mal klarzustellen wie es überhaupt zu solchen karikaturen kommen kann und warum sie von so vielen menschen auch als karikaturen gesehen werden?
warum betrachtet man nun nur die seite derer die sich davon beleidigt fühlen wenn doch hinter nahezu jeder karikatur auch ein funken wahrheit steckt?
Ein Funken Wahrheit hinter einer Karikatur von Mohammed mit einer Bombe als Turban? Welche Wahrheit soll das sein? War Mohammed ein Terrorist? Verehren alle Muslime etwa einen Terroristen als ideales, menschliches Vorbild? Verhalten sich Terroristen etwa besonders islamisch? Impliziert die Vorbildfunktion des Propheten nicht, dass solche Darstellungen alle Muslime zu Terroristen stempelt?
Dahinter gibt es keine Wahrheit, Kuhfladen, nicht mal ein fünkchen.

Zitat:
Zitat von Kuhfladen
damit meine ich nicht das alle moslems terroristen sind, aber die größte bedrohung geht derzeit nun mal von islamistischen gruppierungen aus und aus der islamischen welt kommt diesbezüglich wenig verwertbares was die eindämmung dieses umstandes betrifft.
Das siehst du anscheinend so, weil du es so sehen willst. Wieso aber sollten Behörden islamischer Länder vor andere Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von Terroristen gestellt sein, als beispielsweise unsere? Sie haben es auch nicht leichter, Terroristen aus dem Verkehr zu ziehen.
Was hat das westliche Engagement für Demokratie bisher meinetwegen im Irak bewirkt? Richtig, einen Bürgerkrieg unter einer Priesterverwaltung, in der als Rechtsnorm hauptsächlich die Scharia gilt.
Was sind also deiner Meinung nach die erfolgversprechenden Strategien gegen Terrorismus?

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Zitat von Kuhfladen
diese ganze diskussion wurde unnötig emotionalisiert und ich möchte sie einfach davon mal loslösen. (...)
im grunde spiegeln sich solche ereignisse nun mal auch in karikaturen wieder. das ist unter anderem auch eine art wie man ereignisse bewältigt.
Karikaturen befürworten, aber die Debatte von unnötiger Emotionalisierung loslösen wollen? Sehr suspekt, Kuhfladen.
Es ist allerdings richtig, dass man ernstgemeinte Kritik besser auf einer sachlichen, rationalen Ebene äußert, als auf rein emotionaler.

Zitat:
Zitat von Kuhfladen
das ist im grunde auch nicht schlimm und durchaus auch ein erwünschter nebeneffekt, aber ich sehe das genauso wie mit dem film "tal der wölfe": viel rauch um nichts.
Nur, wer sind in beiden Fällen diejenigen, die dafür sorgen, dass mehr und mehr Rauch entsteht/entstehen konnte? Bei "Tal der Wölfe" beispielsweise ein Stoiber-Ede, der ein Verbot dieses Films fordert, und im Karikaturenstreit die Jyllands-Posten und die dänische rechtskonservative Regierung, eben weil sie jede Gelegenheit ausgelassen haben, den aufwallenden Konflikt im Vorfeld zu besänftigen, obwohl sie vier Monate dazu Zeit gehabt hätten. Von extremistischen Islamisten kann man ohnehin nichts anderes erwarten, als dass sie für möglichst viel Rauch sorgen.
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