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Alt 07.05.2006, 14:00  
Toktok
night strike specialist
 
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
Zitat:
Zitat von Grant
Ich habe sie keineswegs bestritten, und ich habe auch gesagt, dass ich nicht mit allem einverstanden bin, mein lieber Toktok.
Gut. Was sagst du dann z. B. dazu, dass die Verfassung, die auf großes Drängen der Besatzer hauptsächlich in Absprache mit der schiitischen Bevölkerungsmehrheit, aber auch mit den Kurden und Sunniten entworfen und eingesetzt wurde, den Irak de facto zu einer islamischen Republik macht, in der die Scharia gilt? Das hat zumindest ein Minister der Übergangsregierung, Othman, in seinem Interview mit dem Deutschlandradio gesagt.

Zitat:
Zitat von Grant
Meine Meinung über Latour habe ich, egal wer ihn zitiert, und beschwerte habe ich mich auch nicht. Bissl wirr der Herr.
Nein, du hast dich selbstverständlich nicht beschwert, sondern nur freundlich darauf hingewiesen, dass ich nun mit diesem "Volltrottel" ankäme, obwohl es lediglich um seine Aussage ging, die Kuhfladen zuvor erwähnt hatte. In nur wenigen Zeilen fielen die Begriffe "Flasche, Depp, Idiot, Volltrottel,...", und das nennst du dann "Meinung"? Dabei ging es doch lediglich darum, dass Scholl-Latour schon vor 20 Jahren geäußert hat, dass der islamistische Terrorismus irgendwann zur größten Bedrohung des Westens werden würde, und das deckt sich doch so ziemlich genau damit, was du seit September 2001 ebenfalls häufig betonst.

Zitat:
Zitat von Grant
Trotzdem habe ich sehr wohl zum Thema geschrieben: 90% deiner so genannten Widerständler gehören dem alten Bath Regime an, Terroristen die Iraker ohne mit der Wimper zu zucken in die Luft jagen. Ein Widerstand der sich tatsächlich aus dem Volk formiert, würde nie so viele Zivilisten umbringen.
Auch genießt der "Widerstand" keinerlei Unterstützung vom Volk, wie auch? Sie werden von diesen Terroristen umgebracht. Diese Terroristen betrachtest du als legitim, damit betrachtest du auch deren Handlung als legitim, anders geht es nun mal nicht.
Du solltest dich wirklich mal der tatsächlichen Situation im Irak auseinandersetzen, denn bisher setzt du lediglich auf politisch motivierte Mythen aus us-amerikanischen Regierungskreisen. Ich empfehle dir Anthony H. Cordesman vom "Center for Strategic and International Studies".

Was du glaubst ist, dass der militärische Widerstand eine einzige Bewegung sei, die von ehemaligen Getreuen Saddam Hussains und islamistischen Fanatikern à la Zarqawi geführt würde. Wenn man dann auch noch allen Aktionen dieses Widerstands einen einzigen Plan unterstellt, kann man ihn selbstverständlich schnell mit dem Verweis auf einzelne Terroranschläge diskreditieren. Hinzu kommt die Behauptung, der Widerstand ziele auf Chaos und Instabilität ab, um hinterher entweder ein theokratisches Regime zu errichten, oder aber Saddam Hussains Diktatur wieder zu beleben. So lassen sich selbstverständlich auch die aus Sicht einer Befreiungsbewegung völlig unsinnigen Aktionen - beispielsweise Anschläge gegen Zivilisten - dem Widerstand zuschieben.
Wie wenig solche Propaganda letztlich mit der Realität gemeinsam haben, zeigen z. B. die Studien von Cordesman, aber auch die regelmäßig erscheinenden CIA-Berichte, denen zufolge Saddam-Loyalisten und der Zarqawi-Gruppe keine größere Bedeutung im Widerstand zukommt.
Für einen ersten, ganz kleinen Einblick kannst du ja mal diesen kurzen Artikel der Berliner Zeitung lesen. Die Studien des Militärexperten Cordesman werden noch deutlicher, wie auch die der NATO-nahen "International Crisis Group" (z. B. hier).

Was euch - also dich, Kuhfladen, Dave Bowman - jedoch zu kennzeichnen scheint, ist die mangelnde Bereitschaft sich mit den tastächlichen Begebenheiten auseinander zu setzen. Es ist ja auch einfacher auf jene US-Propaganda zu hören, mit der ein Zarqawi irgendwann nach der Festnahme Hussains zur neuen Inkarnation des Bösen und dem Mastermind des Widerstands schlechthin hochstilisiert wurde, auch wenn sich die meisten Experten darin einig sind, dass sowohl die Gruppe Zarqawis (max. 200 - 300 Kämpfer), als auch die der Saddam-Loyalisten viel zu klein ist, um auch nur ansatzweise alle ihnen zugeschriebenen, gewaltsamen Aktionen durchführen zu können.

Zitat:
Zitat von Grant
Tatsache bleibt, dass die USA mit dem von dir geforderten Abzug die Iraker ans Messer liefern würden.
Erstens sieht eine überwiegende Mehrheit der Iraker das anders, zweitens kannst du ein zukünftiges Ereignis nicht als unabwendbare Tatsache verkaufen, solange es nicht eingetreten ist. Man sollte dem Wunsch einer deutlichen Mehrheit der Iraker nach einem Rückzug der Besatzungstruppen innerhalb eines Zeitraums von sofort und sechs Monaten, bzw. höchstens zwei Jahren, sowie ihrer Einschätzung, dass dies ihre Situation in Bezug auf Sicherheit und Funktionalität des Staatswesens verbessern würde, im Sinne wirklicher Demokratie gerecht werden.
Zeigt sich hinterher, dass die Einschätzung einer überwiegenden Mehrheit der Iraker falsch war, weil sie der Lage doch nicht Herr wurden, und bäten sie aufgrund dessen um Hilfe, ließe sich so vielleicht endlich auch eine Legitimation für den Einsatz von UN-Truppen zur Befriedung und anschließender Friedenssicherung des Landes schaffen.
Ein Einsatz von UN-Truppen war ja auch das, was Kuhfladen vorgeschlagen hat, aber solange die Besatzung nicht im Einklang mit dem Völkerrecht steht, wird es kein UN-Mandat geben.
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