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Alt 13.08.2006, 22:41  
Welkesblatt
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Ich fühle mich einfach zerstört und ausgenommen, erkaltet und ausgebrannt zur gleichen Zeit.
Überwunden ist noch gar nichts, aber zumindest eine weitere, dieses mal hoffentlich definitiv letzte Trennung, habe ich vollzogen.

Dieses Gespräch hätte zwei Wochen früher geführt werden sollen, als ich sie zum abgemachten Zeitpunkt, völlig aufgelöst, sich das Kinn mit Taschentüchern haltend, am Bahnhof mir entgegentaumeln sah.
Ich hatte mich auf die Trennung eingestellt und immer wieder in Gedanken wiederholt, was und wie ich es ihr am überzeugendsten mitteilen könnte, als ich jedoch ihre blutigen Hände sah, wurde mir gleich bewusst, dass ich mich schon wieder werde zurücknehmen und ihr irgendwie beistehen werden müsse.
Sie hatte einen Sturz mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Bahnhof und als sie mir ihre tiefe Wunde am Kinn zeigte, wusste ich, dass im nächstgelegenen Spital notfallmässig genäht werden musste, Zum glück hatte sie keine weiteren grösseren Verletzungen, mich jedoch überkam eine tiefe, irgendwie stille Verzweiflung, als ich in den Gängen auf sie wartete.
Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich fühlte mich, als ob ein Fluch auf mir lasten würde, nie mehr wieder von ihr loszukommen, ich hatte doch keine andere Wahl, als in solch einer Situation beizustehen.
Wir sahen uns am gleichen Abend noch einen Film im Kino an, mir war die ganze Zeit über gar nicht wohl dabei, ich fühlte mich gefangen, meine Kehle fühlte sich zugeschnürt an.

Das eigentliche "Treffen" haben wir heute ohne solche Zwischenfälle nachgeholt. Irgendwie fühlte ich mich schlecht dabei, so dumpf und benommen, wie eigentlich täglich schon seit Monaten, nur ein wenig ausgeprägter eben. Irgendwie emotional erkaltet und nach langem Schweigen, sprach ich eben aus, was ich schon etliche Male ausgesprochen hatte. Sie weinte bitterlich, so dass eine kleine Gruppe Fussgänger uns Hilfe anbieten wollte.
Nach einigen weiteren Worten drehte ich mich um und ging einfach.
Auf dem Rückweg war ich darum bedacht, den gleichen Fehler, wie bei dem Trennungsversuch Ende Winter, sie gleich wieder anzutreffen, zu vermeiden. Zu Hause angekommen, berichtete mir meine Mutter, dass eben sie schon hier war und in meinem Zimmer auf mich warten wollte, worauf hin meine Mutter ihr entgenete, nicht befugt zu sein sie auf mein Zimmer zu lassen.
Fand ich eigentlich klasse von meiner Mutter, da eigentlich überhaupt niemand ungefragt mein Zimmer betreten soll.

Diesem Abfangversuch konnte ich entgehen, aber natürlich wusste ich, dass sie anrufen wird und so kam es, dass ich sie nochmals zwei Stunden lang am Telefon von der Ausichtslosigkeit der Beziehung überzeugen musste. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher ob es schlussendlich auch wirklich bis in ihr Innerstes durchdrang.
Dass sie mich wird zu kontaktieren versuchen, obwohl sie weiss, dass ich auf unbestimmte Zeit den Kontakt zu ihr abbrechen will, ist ziemlich sicher...
Ich bin mir aber auch sicher, dass sie schwerwiegende Probleme haben muss, eine tiefsitzende Angst nicht angenommen und abgestossen zu werden, um so mehr tut es mir leid, sie in ihren Befürchtungen nun zu bestätigen, doch ich kann ihr bei diesem Problem nicht helfen und konnte ihr nur empfehlen professionelle Hilfe in Erwägung zu ziehen.
(Ich denke es ist schon krankhaft, falls jede Stimmungslage und das Lebensglück von nur einer einzigen Person abgängig gemacht wird und man so sein eigenes Leben nicht mehr zu steuern vermag.
Dann zusätzlich am Telefon noch mitgeteilt bekommt, dass sie sich meinen Namen hat tätowieren lassen, obwohl wir schon beinahe ein Jahr in einem zwiespältigen Verhältniss zu einander stehen, verstärkt zusätzlich diese Vermutung)

Ich versuche einfach nur zu schreiben, in der Hoffnung, dass dieser wundersame Effekt der seelischen Befreiung wenigstens ansatzweise sich in meinem Inneren bemerkbar macht, aber irgendwie hat mich diese Beziehung der Art zermürbt und zerstört, dass ich eigentlich nur noch heulen wollte und dies nicht mal mehr kann.
Meine zerhackten Gedanken zerfliessen irgendwie in nichts, keinen Anker kann ich mehr in irgend ein Gebiet meines Interesses werfen und die Materie in mir in die tiefe ziehen.
Ich fühle mich einfach nur dumpf und entfremdet, emotional völlig erstarrt.
Dort wo früher ein glitzernder Tautropfen am Morgen auf meinem Weg zur Bussstation, in meinem Inneren so erstrahlte, dass mich die Fülle des Lebens schon am Morgen nach dem Frühstück ergriffen hatte, ist nichts mehr.
Vertraute Schönheit ist so fern... ich bin nicht traurig oder betrübt, ich bin irgendwo jenseits davon und weiss nicht wo.
Wäre ich traurig und Betrübt, hätte ich Hoffnung, da auf Trauer doch wieder die Fröhlichkeit folgt und auf Betrübtheit der Hochmut... ich wäre froh darum wieder traurig sein zu können, einfach aus der freudigen Erwartung heraus, dass Trauer vergeht.
Ich fühle mich irgendwie entrückt und meine Gedanken haschen bei dem verzweifelnden Versuch ins Leere, etwas mich emotional bewegendes zu finden.
Sogar wenn ich mir vorstelle, meine gesamte Familie und meine Freunde heute sterben zu sehen, wüsste ich nicht was ich fühlen würde.
Diese ganze emotionale Last über diese zwei Jahre hat mich derart erdrückt, ausgesogen und überfordert. Mein gesamtes Wesen fühlt sich so fremd, meine Wahrnehmung so verschoben an, irgendwie benommen, von Morgen bis Abends, als ob ein Vorschlaghammer auf meinen Kopf geschlagen hätte.



[Pathos]
Diese Beziehung mit dieser Frau will ich für immer verlassen und sie verblassen lassen, bis die Erinnerung daran einem lang vergangenen Traum ähnelt, der ohnehin nie wirklich geschehen ist.
Die Welt, die Luft, das Licht, der Duft, alles mich umgebende fühlte sich einst so dicht, jeder Tag fühlte sich so bedeutungsvoll an, als ob ich irgendwie mit allem in alles eingebettet wäre.
Jede Schwankung des Wetters gab mir ein neues oder ein alt bekanntes schönes Gefühl... gehüllt in Regenwolken oder mit den Winden gleitend, das Gesicht hell erleuchtet, der Sonne entgegen.
Wie ein übergrosses Segel fühlte sich meine Seele an, das jedes glitzernde Körnchen eines jeden weltlichen Dinges das mich erreichte, auffieng und mein ganzes Wesen gleiten liess.
Dicht fühlte sich dieser lebensströmende Wind auf meinem Seelensegel an.
Und jetzt ist alles irgendwie flau, als ob dieses Segel zerrissen wäre und der mich einst erfüllende und tragende Lebenswind einfach vorüberziehen würde.
Erinnernd, nicht mal mehr die Erinnerung fühlend...

Es ist, als ob ein Teil von mir einfach verlorengegangen wäre und nun suche ich beinahe schon verzweifelt nach der Wiederbelebung meiner Gefühlswelt, wie sie früher einmal war.
Ich habe solche angst, mein Feingefühl nicht wieder zu erlangen, angst meine Lebensgrundlage nicht mehr zu finden. Wie sollte ich da noch leben... wieso sollte ich überhaupt noch leben... (bloss Gedanken, keine Handlungsanspielung hier)
Ich will wieder in den Sternenhimmel sehen und mich von diesem Anblick so ergreiffen lassen können wie früher, mich bei dem Anblick wieder so klein fühlen und vor Staunen niedersinken.
Ich will wieder, dass mich so ein gemütliches Gefühl durchströmt, wenn ich zuhause sitze und es draussen stürmt und regnet.
Ich will einfach, dass sich mein Geist wieder so abendsommerlich frisch fühlt, irgendwie eingebettet in alles.
[/Pathos]

Zitat:
Zitat von expat
Leiden tun alle. Das ist unumgänglich. Da du ihr alles erklärt hast, musst du eigentlich nicht mehr tun. Du musst es nur noch hinbekommen, nun totale Kontaktsperre einzuhalten. Das weißt du selber, willst dich hier aber noch einmal rüchversichern, ob das in Ordnung ist. Ja, ist in Ordnung. Anders geht es nicht.
Ja, da hast du recht...

Geändert von Welkesblatt (13.08.2006 um 23:11 Uhr)
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