Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30.10.2008, 18:32  
UncleCasey
Member
 
Registriert seit: 01/2005
Beiträge: 204
Weiter gehts...

Zitat:
Zitat von Nitsuka78 Beitrag anzeigen
- wenn ja, was kommt danach?
Anhand der letzten Krise an den Finanzmärkten im speziellen und an wirtschaftlichen Entwicklungen im Rahmen der Globalisierung im allgemeinen lässt sich ein Trend ablesen, dass sich internationale Transaktionen jeglicher Art von Gütern zwischen Marktteilnehmern immer mehr staatlicher Kontrolle entziehen. Ich vermute dass in Zukunft Entscheidungen auf staatlicher Ebene (mehr oder weniger informell) immer stärker an Ziele von Lobbyarbeit aus den verschiedensten Wirtschaftssektoren orientieren werden (Siehe: Privatisierung von staatlichen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Knäste, Out-sourcing an Dienstleister im militärischen Bereich im Irak-Krieg).

Für mich ist das Paradebeispiel die Situation in den USA, die durch ein bestimmtes Modell beschreibbar ist, nämlich das Zusammenspiel des militärisch-industriellen Komplex, dessen Interesse von der politischen Ebene/Elite durchgesetzt wird. Stark vereinfacht, Kongressmann fordert Subventionierung oder Auftragsvergabe an Unternehmen in seinem Bundesstaat, der Senat bewilligt es mit Unterstützung des Präsidenten, Kapital wird verschoben, Produktivität und Arbeitsplätze sind dort gesichert, Kongressmann erhält Wählerstimmen und wieder von vorn. Eine Hand wäscht die andere. Mit dem ständigen Krieg-führen wird der Bedarf und die Legitimation für die Entwicklung neuer Güter/Waffen stabilisiert.

Wie ein schlauer Mensch vor langer Zeit schon gesagt hat, "Der Krieg ernährt den Krieg"; dass langfristige Entscheidungen in Form von Wegweisern oder Doktrinen für den Kurs eines Landes nicht mehr von der Politik in Gestalt eines demokratischen Konstrukts entwickelt werden, sondern in den USA seit Jahrzehnten in die Hände von überparteilichen thinktanks gegeben wurde toppt eigentlich alles. Es ist völlig egal ob McCain, Obama oder sonstwer gewählt wird, diese Typen sind am Ende nicht viel mehr als die Repräsentanten der Entscheidungen von Strömungen, die sich der Kontrolle oder Beeinflussung der Interessengruppen, die man gemeinhin als "das Volk" bezeichnet, entziehen. Vielleicht kann hier jemand meine Ansicht widerlegen, aber das ist glaube ich die bittere Realität.


Zitat:
Zitat von Nitsuka78 Beitrag anzeigen
- wie kam es zu diesen Entwicklung (Stichwort US-amerikanische imperiale Expansionspolitik)
Da kann man Bücherbände drüber verfassen (Stichpunkte: Isolationismus, Völkerbund, Haltung der USA im Weltkrieg 1+2, Kalter Krieg, geostrategische Interessen, monolithischer Kommunismus, Traditionalismus der US-Streitkräfte)


Zitat:
Zitat von Nitsuka78 Beitrag anzeigen
Woher kommen Heuschrecken (Hedge-) fonds? Wer steht dahinter? Welche Ziele werden verfolgt?
Das sind meinem Verständnis nach Konstrukte von Investmentbanken, die Anlageprodukte für Menschen oder Institutionen mit zuviel Geld entwickeln. Nehmen wir mal an, da liegen ein paar Milliarden € Eigenkapital irgendwo rum und die Knete soll zu weit über marktüblichen Zinssätzen arbeiten. Hier trifft das Interesse des Geldgebers auf das Angebot beispielsweise eines Hedge-fonds, der mit hohen Renditen lockt. Das die Fondsverwalter dabei nicht leer ausgehen ist klar, man zahlt ja für den Eintritt in den Pool + laufende Management-Gebühren. Das Anlagerisiko wird zwar als viel spekulativer eingestuft als es bei konventionellen Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien, aber das macht ja nichts denn die großen Hedgefonds haben ja alle Qualitätsprädikate in Form von Ratings von renommierten Marktbeobachtern erhalten (die Idee an sich ist schon famos; diese Rating-Agenturen sind oft selbst Bestandteil eines großen Investmenthauses).

Das Trügerische für Großinvestoren aber auch für den Kleinsparer, der Anteile an dem Fonds über seine Hausbank verhökert bekommt, liegt in der Natur des Geschäfts womit diese Fonds die versprochenen Gewinne erwirtschaften, nämlich meistens Optionen und hochverzinste Anleihen auf gebündelte Schuldtitel. Trügerisch einerseits weil die Fondsmanager beispielsweise nach ausgeklügelten mathematischen Modellen versuchen, hochprofitable Leertransaktionen auszulösen, und das in einem dynamischen, entfesselten Wirtschaftssystem, in dem vermutlich keine Institution mehr einen umfassenden Plan davon hat, was eigentlich abgeht. Das Ganze hat Wettcharakter oder man versucht aufgrund vorhandener Daten zu extrapolieren, wie beim Wetter Trügerisch andererseits weil die Bezeichnung "Hedge", also buchstäblich "einigeln" eine Sicherheit suggeriert, die aus der Funktion der Optionsscheine herrührt; sie können nämlich auch zur Absicherung von Portfolios gegen ungünstige Entwicklungen eingesetzt werden. Bei den Hedgefonds überwiegt aber der (hoch-)spekulative Charakter. Was mit diesen Fonds passiert, wenn eine Finanzkrise größeren Ausmaßes losbricht, kann man in den aktuellen Zeitungen nachlesen. Selbst Schuld wer in die Schulden anderer investiert, um den großen Reibach zu machen.

Geändert von UncleCasey (30.10.2008 um 19:16 Uhr)
UncleCasey ist offline