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Alt 30.09.2001, 13:00  
lilja
Junior Member
 
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Beiträge: 8
Hm, auch wiedermal verliebt und wiedermal eine Katastrophe...noch so eine Trennungsgeschichte:

Er war Kanadier und verbrachte den Sommer in Deutschland, womit gleich der Haken an der Sache klar wäre. Wir haben uns ganz trivial in einer Kneipe kennen gelernt und uns dann verabredet. Dieser Abend war so eine Art Offenbarung. Bisher habe ich nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber zwischen uns hat einfach alles gestimmt. Es war perfekt. Bevor ich noch darüber nachdenken konnte, ob es besonders klug ist, sich in jemanden zu verlieben, mit dem man keine Zukunft haben kann, war es schon zu spät.

Wir hatten eine wunderschöne Zeit. Es gab nichts, was mich an ihm gestört oder gelangweilt hätte. Nichts, was meine Gefühle irgendwie in Grenzen hätte halten können. Das war sehr dumm. Man sollte sich in so einer Situation zusammenreißen können und die Beziehung flach und locker halten aber dazu war ich nicht in der Lage. Wir haben nie darüber gesprochen, was sein wird, wenn er geht. Über alles andere konnten wir reden, aber diese Thema war tabu. Es sollte nicht die Zeit vergiften, die wir noch hatten. Und irgendwann war es zu spät. Wir hatten uns noch verabredet für den Abend, bevor er fliegen würde und ich wusste, das wäre die letzte Gelegenheit zu besprechen, wie es weitergehen soll. Ich hatte gehofft, ihn besuchen zu können und nächsten Sommer wird er wieder in Deutschland sein...

Er ist nicht gekommen. Er hat nicht angerufen, nicht gemailt, ich konnte ihn nicht erreichen und am nächsten Tag ist er abgeflogen, ohne ein Wort. Ich war leer, wie tot im Inneren. Das war das Furchtbarste, Verletzendste, Demütigendste, was mir jemals passiert ist und das einzige was ich denken konnte war "das darf einfach nicht wahr sein". Dann kam das große Warten auf eine Nachricht, stündlich emails abrufen, endlos heulen, erschöpft einschlafen, ohne Hoffnung aufwachen, mails abrufen, wieder heulen...das ganze Programm eben...ihr wißt schon...
Irgendwann hat er dann doch noch geschrieben. Er meinte, er hätte sich von mir unter Druck gesetzt gefühlt, weil ich angefangen hätte, ihn zu sehr zu mögen und er wusste nicht, was er tun sollte. Und er wäre nicht gekommen, weil es sehr spät geworden wäre und irgendwann hätte er sich einfach gesagt, er würde es sein lassen und aus purer Feigheit nicht angerufen. Weil ich ihn dann umgebracht hätte. Als ginge es darum, wie ich in den zwei Minuten am Telefon reagiert hätte...wo das doch der letzte Abend war und wir uns nie wiedersehen werden...Ich war es ihm wohl einfach nicht wert.

Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich wusste, dass ich ihn verlieren würde aber nicht, dass es ihm so wenig bedeutet hat und dass er mich so sehr erniedrigen würde. Das ist ein Loch, in das man fällt und nichts ist mehr von Bedeutung. Mein ganzes Leben ist nur noch Warten. Darauf, dass er vielleicht doch noch eine mail schreibt, vielleicht morgen, dass ich ihm wenigstens das wert bin oder er vielleicht etwas sagt, was es mir leichter macht. Es lähmt mich und ich kann einfach nichts tun. Nichts, was ich sage, kann etwas daran ändern, dass er verdammt weit weg ist und nichts daran ändern würde, selbst wenn er könnte.

Von meinen Freunden höre ich nur "du bist doch so hübsch und intelligent, du findest bestimmt einen anderen". Als käme es darauf an, einfach nur mit irgendjemandem zusammen zu sein. Aber das ist es nicht. Ich glaube, wenn man das einmal erlebt hat, diese Liebe-auf-den-ersten-Blick-Sache, wo von Anfang an alles, einfach alles perfekt ist, dann kann man sich nicht mit weniger zufrieden geben. Und im Moment kommt es nur darauf an, irgendwie weiterzumachen und zu hoffen, dass es vielleicht bald nicht mehr so weh tut....oder dass vielleicht morgen eine mail kommt.

Ich weiß, dazu kann man eigentlich nicht viel sagen. Ich brauche auch keine Hilfe. Aber es gibt sicher einige, die sich zum Teil in meiner Geschichte wiedererkennen und denken "he, mir geht's genauso".
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