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Alt 15.08.2009, 12:55  
GreenGoblin
Golden Member
 
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Die menschliche Natur und Diskussionen in diesem Forum

Eine Beobachtung. Andere Teilnehmer, die noch mehr Beispiele aus diesem Forum heranziehen können, fühlt euch dazu aufgefordert!

Ich finde es *ganz-ehrlich* total spannend, wie oft und in welchen Zusammenhängen die vermeintliche "Menschliche Natur" in Diskussionen in diesem Forum auftaucht.

In meinen Augen ist dieser Begriff zum geflügelten Totschlagargument geworden. Denn: 'Wer will schon etwas gegen die menschliche Natur sagen, man wäre ja in Wirklichkeit ohnmächtig ausgeliefert, dagegen ... wehren (?) ... kann man sich ja eigentlich nicht und am Ende hab' ich es ja gleich gesagt'...

Das war jetzt mal geringfügig dramatisiert, aber so in etwa wird das Argument dann vorgetragen. Und zwar witzigerweise oft dann, wenn andere Ideen ausgehen. Und viel toller wird es, wenn man betrachtet, wann dieser 'Punkt' zu gelten habe und wann nicht: Das variiert ebenfalls je nach Standpunkt. Der Eine verwendet es um seinen Standpunkt zu untermauern, es müsse ja so sein, denn alles andere "würde ja der menschlichen Natur widersprechen". Der andere geht den exakt entgegengesetzten Weg: "Eigentlich", also "früher" mal, "Urinstikt-mäßig" mag es so gewesen sein, dass Menschen, diese/jene/solche"natürlichen" Dinge wahl- und zwanglos ausgelebt haben... aber HEUTE, ja, heute wissen wir es doch viel, viel besser. "Menschliche Natur"? DAS zählt nun wirklich nicht mehr, wir sind doch keine Tiere! Wenn du dich darauf berufen willst, dann red' im Tierpark mit Äffchen... so in etwa.

Die Frage, die sich mir stellt, ist:"Wieviel menschliche Natur steckt denn eigentlich noch in uns?". Welche Aspekte unseres Denkens und Handelns sind denn nun tatsächlich so unvermeidlich, und in uns drin, dass man über kurz oder lang in ihre Schemata zurückfallen MUSS???

Wir haben ein Diskussionsthema "Kinderwunsch". Ein uneiniges Paar, der Mann, welch blasphemie, erdreistet sich keine Kinder zu wünschen, bzw. sich nicht sicher zu sein. Die Frauen berufen sich auf die menschliche Natur, der Kinderwunsch sei unverrückbar in Frauen verankert, ein Mann müsse dem in Wirklichkeit mit Verständnis begegnen, sich fügen, und dem Kinderwunsch nachkommen. Link siehe unten.

Wir haben ein Diskussionsthema "liiert mit 2 Partnern". Eine Dame wagt die These, dass Monogamie in Wirklichkeit der menschlichen Natur widerspräche und sie sich deshalb -nicht zwingend- davon losgesagt habe. Link ist unten. Ich brauche keinen Link - meine Damen, bitte jetzt stark sein - um die These von Männern, die ihre Hose einfach nicht geschlossen halten können, und den "Fremdgang" mit nahezu professionellem Ehrgeiz verfolgen. "Rechtfertigungen" werden dann abgeschlossen mit der These, dass es der männlichen Natur entspräche möglichst viele Damen ihr offensichtlichstes Geschlechtmerkmal näher zu bringen. Beispiele hierzu kennt jeder. Da wiederum sind es die Frauen, die anführen, dass dies nicht zu gelten habe, Mann wisse es schliesslich besser und habe sich zu einer monogamen Beziehung erklärt.

Wir haben ein Thema "Schwangerschaftsabbruch-und werdende Väter" in denen die Frage gestellt wurde, wie denn die Entscheidung eine Schwangerschaft fortzuführen oder abzubrechen zustandekommen sollte, und wenn man von den heutigen Gesetzen abweichen würde, wie es denn zu machen wäre. Frauen argumentierten, dass Kinder zu gebähren der weiblichen, "Menschlichen Natur" entspräche und kein Mann habe das Recht darüber zu entscheiden. Da gab's dann noch mehr Thesen, die sich vermischten, Link siehe unten.

Es ist bezeichnend: Wo es dem eigenen Standpunkt recht und billig ist, wird die menschliche Natur zitiert, um das unvermeidbare zu untermauern. Da, wo man es lieber anders sähe, wird auf den Werdegang unserer Zivilisation verwiesen. Die menschliche Intelligenz und ihre Fähigkeit Regeln zu definieren, die -vorausgesetzt alle halten sich daran- einen vermeintlich "besseren" Ausweg gefunden habe. Der freie Wille, der uns dazu in die Lage versetzt bewusst entscheidungen abzuwägen und zwishen Optionen zu wählen... Ja, was denn nun?

Es hat den Anschein, dass jenes bischen restlicher "menschlicher Natur" exklusiv bei geschlechtlichen Dingen vorhanden oder entscheidend zu sein scheint. Sei es Sex, der Umgang mit ihm, Kinder zeugen, gebähren/ oder auch nicht. Haben wir uns in allen Belangen unserer "Urinstinkte"beraubt und weiterentwickelt und dabei den nahezu jedem bekannten sexualtrieb einfach vergessen?



Quellen:
http://www.lovetalk.de/herzschmerz-d...och-nicht.html
http://www.lovetalk.de/streitgesprae...m-partner.html
http://www.lovetalk.de/streitgesprae...tsabbruch.html

Geändert von GreenGoblin (15.08.2009 um 13:08 Uhr)
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