Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 20.08.2009, 09:22  
Sam Hayne
seniler alter Zirkusaffe™
 
Registriert seit: 03/2004
Ort: Locked in eternal limbo
Beiträge: 25.477
Natur:

- Männer gehen fremd, wenn sich was reizvolles vor ihrer Bildfläche aufbaut
- Frauen, wenn's der Olle (grad) nicht bringt. (auch weil sich zyklusbedingt die Bedürfnisse ändern)
- Männer suchen sich auch mal mehrere Frauen.
- Frauen dürfen schwanger werden, wann sie wollen, tragen ihre Kinder aber auch öfter mal alleine aus.

Was mich an der Stelle etwas fasziniert... da war "die Frau" angeblich jahrtausendelang die Rechtlose und Unterdrückte - trotzdem hat sich die Gesellschaft eher nach ihrer Natur orientiert.
Kein Gemecker... aber irgendwo faszinierend. Man würde erwarten, daß das Ergebnis in einem so lange währenden patriarchalen System genau in die andere Richtung ginge.

Nun gut...

Die Sache ist die... egal ob man der Natur nun nachgibt oder nicht.
Beides schafft Leid. Gibt man ihr nach, schafft das Leid beim Partner, gibt man ihr nicht nach, bei sich selbst - man wird je nach Stärke des Bedürfnisses mehr und mehr unzufrieden und schafft damit in Konsequenz auch schon wieder Leid beim Partner.

Also haben wir zur Lösung unsere Normen geschaffen... und nicht vergessen, die Kirchen hatten hier laaaaange Zeit ein gehöriges Wörtchen mitzureden.
Die Gesellschaft hat sich in die Richtung entwickelt, wie wir sie heute kennen.
In Richtung Treue und Verantwortung. Na, wem klingelt's da nicht schon positiv im Ohr?

So ist es heute ein unglaublicher (finanzieller und damit energietechnischer) Kraftakt für eine Frau, ein Kind allein großzuziehen. Denn man geht davon aus, daß ihr ein Kerl zur Seite steht.

Der Unterhaltungssektor (Kino und TV) bedient fleissig das Schreckgespenst "Fremdgehen" um Emotionen zu wecken, wodurch es immer noch mehr dramatisiert wird.
So gut wie jeder reale Fremdgang führt zum Bruch mit der Beziehung - bei beiden Geschlechtern.


Und hier und da zischen doch gewaltig die Staubwolken aus dem engen Wertekonzept.
1/3 aller Männer geht regelmässig zu einer H.ure. (12 Millionen Freier, 1.2 Mio täglich, 200.000 Prostituierte) oder generell: jeder zweite fremd, jedes 10. Kind ist ein Kuckuckskind.

Dieses Forum ist voll von Geschichten, in denen Menschen sich am Boden winden, weil sie oder der Partner es nicht schafft, sich gegen die eigene Natur aufzulehnen.



Ich bin da immer sehr im Zweifel, was nun mehr Leid schaffen würde - unser Wertesystem oder ein System, das eher der menschlichen Natur entspräche.

- Ein dem Fremdgehen gegenüber etwas toleranteres Grundverhalten
- Dafür nüchternes Hinterfragen, wie's dazu kam, statt emotionale Kurzschlußhandlungen - fehlte was in der Beziehung oder pure Geilheit? Niemand geht fremd um den Partner zu ärgern. (Retourkutschen ausgenommen)
- Ein Staat, der es einer Frau leicht macht, ein Kind auch mal alleine großzuziehen

Frauen schreien bei dem Gedanken nun wahrscheinlich erst mal Zeter und Mordio... ist das System doch größtenteils auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten.
Aber auch die sollten sich fragen, ob unter dem Strich nun wirklich so viel mehr gutes dabei rauskommt...

So schlecht es für die Psyche ist, wenn der Partner fremd geht (v.a. heute, nachdem das Thema hochgebauscht wurde bis zum geht nicht mehr) oder ein Kind ohne Vater zur Welt zu bringen....
... ist es so viel besser für die Psyche, sich immer wieder selbst auf die Zehen zu treten, hinzunehmen, daß der Partner seine merkwürdige Unzufriedenheit an einem auslässt, kein Kind zur Welt zu bringen und jede Beziehung unter Tränen, Jammer und Not auf die Müllhalde zu werfen, weil einer fremdgegangen ist und dies wahrscheinlich auch noch bitterlich bereut?


Wie gesagt... mir kommen da immer wieder Zweifel ob unser System zur Leidminderung wirklich die beste Wahl war.

Geändert von Sam Hayne (20.08.2009 um 10:08 Uhr)
Sam Hayne ist offline