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Alt 25.08.2009, 22:49  
MadHatter
Cosmic Hobo
 
Registriert seit: 03/2004
Ort: Im Wunderland
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Zitat:
Zitat von Sam Hayne
Jein. Ich denke, ohne Normen und Werte geht's nicht.
Sonst würd' wirklich jeder die Kinder in den Eisschrank sperren.
(Hmm... hab ich diese Werte, die mich davon abhalten würden? )

Nee, ich seh nur, daß es irgendwie so und so nicht hinhaut.
Würde jeder alles nageln, wie's ihm grad gefällt, wär's nicht recht, weil's ständig Eifersüchteleien gäbe (auch das ist irgendwo Natur).

Aber diese ganz strikten Moralvorstellungen, wie wir sie haben, hauen eben scheinbar auch nicht hin, wie man an den Statistiken sieht... und wie jeder sieht, der hier mal 'ne Weile im Forum unterwegs war.
Wo ein Ausrutscher gleich die ganze Beziehung kaputt macht.
Und DAS ist es, was mir beim Lesen jedes mal wieder weh tut.
Weil diese Moralvorstellungen, die absolute sexuelle Treue verlangen, auch gehörig viel Leid schaffen.

Wenn jemand wieder eine eigentlich funktionierende Beziehung auf die Müllkippe schmeißt, (jetzt kommt ein Satz bei dem jedem Hardcoretreueanhänger wieder das Herz blutet) nur weil einer mal auswärts gegessen hat.
Genau so, wie der Mensch sich gegen die eigene Natur gestemmt hat, um ein Moral- und Wertesystem aufzubauen, das ihn davon abhält immer seinen Trieben nachzugehen, würde ich mir wünschen, daß er es schafft hier dem Instinkt zu widerstehen, dem Fremdgeher sofort den Hals umzudrehen und erst mal zu überprüfen, warum er denn tat, was er tat.

Kam er in der Beziehung zuletzt zu kurz?
Ist man nicht mehr reizvoll für ihn? (Ich denke, Liebe ist weit anhaltender als körperlicher Reiz)
Oder war's nur die Suche nach Abwechslung, die ihn in die Arme einer anderen Person trieb?

Persönlich denke ich, daß es einfach besser funktionieren würde, wenn die Menschheit sich drauf einigen könnte, daß es Situationen gibt, in denen man nun mal sich gescheiter an den Tisch hockt und Tacheles redet, weil etwas in der Beziehung schief läuft, statt sein Glück auswärts zu suchen, was langfristig nicht nur nix bringt, sondern nur noch mehr Probleme schafft.
Aber auch daß es manchmal Situationen gibt, in denen in der Beziehung alles perfekt läuft und man trotzdem die Lust auf jemand anderen entwickelt - und es keine anderen Gründe als nackter Trieb und Verlangen gibt.

Das sind dann oft die "Ich weiß nicht, warum ich das getan hab. Ich lieb ihn/sie doch!!! Könnt' ich's rückgängig machen, ich würd's sofort tun." Kandidaten.
Davor sah er/sie das leider noch anders... da war noch ein Bedürfnis da, das aber nun inzwischen gestillt scheint - natürlich möcht er/sie es nun rückgängig machen. Ihm/ihr fehlt ja nix mehr.
Ja, die Frage bleibt, ob's wieder passiert.
Glaubt man auch da wieder Statistiken, stimmt die praktische Regel "Wer einmal fremd geht, geht immer fremd", die die Trennunug etwas schmerzloser macht, weil die Perspektive fehlt, auch nicht unbedingt.
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Allein daher spukt mir das Thema immer im Kopf rum.
Diese ewige Schlußmacherei... und Frusterei, weil der/die ein oder andere eigentlich ja mal gern wollte, aber... man liebt ja den Partner und kann's ihm nicht antun... und als Lösung hat man dann halt gar keinen Sex mehr.
Obwohl ein Seitensprung die Beziehung durchaus mitunter auch wieder zu beleben weiß. Was natürlich auch wieder gar niemand wahr haben will.
Und viele würden wohl neben "Trennung" sogar "gar keinen Sex" noch vorziehen als die Möglichkeit, den Partner bei Bedarf mal springen zu lassen, ohne daß es Konsequenzen gibt, sofern er dabei diskret vorgeht.
Du meinst es ja gut, aber du hast ein dualistisches Menschenbild. Es gibt angeborene Triebe, aber die werden nicht nur durch die Normen kontrolliert, sondern sind selbst von jenen durchdrungen. Man kann insbesondere im sexuellen Bereich nicht sauber zwischen Urtrieb und gesellschaftlicher Bedingtheit trennen.
Es stimmt, die monogame Ehe kommt aus dem Christentum. Sie brachte der Frau viele Vorteile und legte den Grundstein für die moderne Gleichberechtigung der Geschlechter. Wir sehen nämlich, dass in sehr vielen polygamen Gesellschaften eine Ungleichberechtigung zu Gunsten des männlichen Geschlechts herrscht. Damit löst man also keine Probleme, sondern schafft sich innerhalb einer immer noch patriarchalisch geprägten Kultur viel schlimmere.
Auch unser Verständnis von Liebe ist nicht naturgegeben. Die Hauptwurzel ist die eben erwähnte christliche Vorstellung einer Zweierbeziehung. Wenn wir diese auflösen, würden wir damit auch den romantischen Liebesbegriff verändern, und ich meine zum negativen hin, weil die Partner das Intimste, was sie zu geben haben, mit Fremden teilen. Auf diese Weise lernen sie nicht, dass Treue und Verantwortung auch Opfer bedeuten, sondern dass sie den Partner zum Spielball ihrer Interessen zu machen haben.
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