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Alt 02.01.2016, 16:39  
Genben
Junior Member
 
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Ohnmacht - Mit 32 Jahren das erste Mal verlassen worden.

Hallo liebes Forum,

nachdem ich nun schon seit Wochen mitlese und viele Abende an tränendurchtränkten Zigaretten ziehend Trost in den Geschichten Anderer gesucht habe, melde ich mich nun auch mal selbst zu Wort. Ich möchte meine Geschichte erzählen und gern erfahren, was ihr davon haltet. Leider habe ich gerade Schwierigkeiten zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden, deshalb könnte der Text etwas länger werden

Meine Ex-Freundin und ich waren fünfeinhalb Jahre lang ein Paar. Wir lernten uns damals schreibend kennen als ich in der Trennung von meiner damaligen Freundin (1 Kind) steckte und hatten binnen kürzester Zeit sehr intensiven Kontakt. Innerhalb von 2 Wochen schrieben wir soviel, dass das Buch, das ich später aus den Texten drucken ließ, 350 Seiten umfasst.

Sie kam aus einer anderen Stadt, plante aber ohnehin, in meine Stadt zu ziehen und es kam tatsächlich so, dass wir vom Tag unseres ersten Treffens an, praktisch zusammen wohnten und von da an bis zur Trennung kaum einen Tag ohne einander waren. Es gab eine Phase nach etwa 3 Jahren, in der ich bemerkte, dass ich mich verstärkt nach anderen Frauen umsah, weil ich sexuell unzufrieden war. Darüber sprach ich dann auch mit meiner Partnerin und hatte mit ihrer Erlaubnis kurz darauf Sex mit einer anderen Frau. Jedoch konnte ich das absolut nicht genießen, fühlte mich danach furchtbar und wusste nur umso sicherer, dass mein Herz zu meiner Partnerin gehörte. Wir besprachen alles, sie konnte ziemlich gut damit umgehen, und hakten es ab. Die Beziehung pflegten wir, indem wir oft darüber sprachen, wie es "uns" geht, wie wir also zu einander und der Beziehung standen und wie wir uns mit uns selbst und dem Partner eben fühlten.

Irgendwann jedoch, es muss nach Beginn meines Studiums gewesen sein, begannen wir uns voneinander zu entfernen. Sie neigte schon immer dazu, viel zu viel Zeit mit Computerspielen, zuletzt nur noch Online-Games, zu verbringen und ich hatte oft keine Zeit für sie, weil ich viel lernen musste. Wenn ich dann Zeit hatte, war ich oft zu verletzt um noch auf sie zuzugehen, weil sie eben inzwischen lieber mit den Menschen aus ihrer Online-Community via Headset sprach und Zeit verbrachte, als mit mir. Auch sexuell spürte ich deutlich, dass ich sie nicht mehr befriedigen konnte. Dabei hatten wir über Jahre den für jeden von uns besten Sex des Lebens miteinander gehabt. Später sagte sie mir, sie habe sich selbst dafür gehasst, den Sex nicht mehr genießen zu können, aber es sei eben langweilig und routiniert geworden über die Jahre. Ich konnte ihr nicht mehr geben, was sie brauchte. Ich glaube dazu hätte ich zu einem anderen Menschen werden müssen. Daraufhin überlegte ich mir, dass sie doch mal Sex mit einem anderen haben solle, so wie ich es Jahre zuvor getan hatte. Mir hatte es geholfen, die Beziehung und meine Partnerin wieder auf andere, neue Weise wertzuschätzen und so hoffte ich, dass es bei ihr ähnlich gehen könnte.

Tatsächlich fand sich in ihrer Online-Community (oh Wunder) ein williger Kandidat für unverbindlichen Sex. Leider nur, verliebte sie sich in den Kerl, ohne ihm je begegnet zu sein. Es ging nächtelang per Whatsapp heiß her und ich, der noch mit in der Wohnung lebte, stand plötzlich dem neuen Glück im Weg. Darauf folgten einige schmerzhafte Momente und Phasen, in denen es jedoch nie böses Blut oder Wutausbrüche oder ähnliches gab, bevor sie dann fluchtartig auszog. Sie hatte es geschafft binnen weniger Wochen eine Wohnung zu finden und den Umzug zu organisieren, was in dieser Stadt wirklich nicht leicht ist. Das zeugt davon, wie unbedingt, sie entweder vor mir oder vor dieser Lebenssituation, in der sie sich einsam und ungeliebt fühlte, fliehen wollte.

Ich merke, dass viel zu viel passiert ist, um es hier umfassend darzustellen. Jedenfalls überraschte ich sie in den letzten Tagen vor ihrem Auszug, indem ich das Badezimmer mit an die 70 Kerzen und Rosenblüten schmückte. Eine Obstplatte, Sekt, Musik und Schokoladenbadesalz taten ihr übriges und wir verbrachten einen letzten, wunderschönen Abend an dem wir einfach wir waren, uns wie frisch Verliebte benahmen und einfach für einen Moment alles vergessen konnten. Der Abend endete allerdings damit, dass sie mir sagte, das sei zwar sehr schön, jedoch noch das Alte gewesen. Sie wollte es hingegen aufregend und neu. Am letzten Tag vor ihrem Auszug habe ich ihr noch besagtes Buch mit unseren Texten aus der Anfangszeit zusammen mit einem Handgeschriebenen Brief und einer Fotocollage mit Bildern von uns als Nikolausgeschenk hinterlegt und bin gegangen.

Ein paar Tage nach ihrem Auszug schrieb sie dann eine E-Mail, in der stand, sie vermisse mich und die schöne Zeit mit mir, wie dumm es gewesen wäre, ihren Seelenverwandten gehen zu lassen, dass sie den Sex vermissen würde, sich bei noch niemandem so hätte fallen lassen können. Sie wolle etwas Neues beginnen, aber auch, dass ich Teil davon sei. Wolle, dass dieses Chaos ein Ende hätte und endlich wieder alles gut sei.. aber auch, dass sie gern genau wüsste, was sie will... sie fragte sich, was sie jetzt von mir erwarte, würde mich gern sehen und endete mit "eins noch und das meine ich vollkommen ernst und das hat sich auch nie geändert: Ich liebe dich!"

Tja... das ist nun 3 Wochen her... meine Antwortmail hat sie nach eigener Aussage wochenlang nichtmal gelesen... von ihr kommt gar nichts mehr und ich kämpfe damit, mich in der Lebenssituation, in die mich die Trennung gebracht hat, wie ein Fremdkörper zu fühlen. Ich habe die gemeinsame Wohnung, in der ich allein zurückgeblieben bin, komplett renoviert und umgestaltet, habe alles von ihr verbannt und dennoch kann ich mich nicht daran gewöhnen.. sie ist vor 4 Wochen ausgezogen und ich kann nicht loslassen, kann die Hoffnung nicht aufgeben, so sehr ich es versuche, weil die Widersprüchlichkeit ihrer Botschaften dem kleinen, dummen, hoffenden Teil in mir soviel Nahrung gibt.. Neben der Routine, dem drögen Alltag, der Langeweile, gab sie als Trennungsgrund auch ihren Kinderwunsch an, von dem sie glaubte, ich würde ihn nicht teilen. Tatsächlich hatte ich das einfach lange nicht hinterfragt und könnte es mir sehr gut vorstellen.

Nun denke ich, dass die Probleme, die wir hatten, schon allein durch die getrennten Wohnungen gar keine mehr wären, dass wir in den ersten Jahren eine bis dahin ungekannte Übereinstimmung und Harmonie und so unfassbar viel Glück erlebt und geteilt haben... wie sie das einfach so wegwerfen konnte und nichtmal versucht hat, die Beziehung zu retten.. ich sehe diese Mail und sehe ihre Zweifel und denke, wir hätten das Potential eine Familie zu gründen und sehr lange sehr glücklich zu sein.. und dann zeigt mir die Realität, dass sie sich einfach nicht mehr meldet.. meine Mail nicht gelesen hat und dass die Whatsapp-Nachricht, die ich ihr gestern geschickt habe, in der ich sie auf ihre Mail ansprach und wissen wollte, ob sie ein kurzer melancholischer Zweifel oder ein echter Wunsch nach einer zweiten Chance war, seit bald 24 Stunden gelesen, aber unbeantwortet ist..

Ich bin ziemlich sicher, dass sie Sylvester mit dem Mann aus ihrer Online-Community verbracht hat, dem sie, wie ich damals leider sehen musste, die intimsten Fotos von sich geschickt und mit dem sie nächtelang den wildesten Cybersex hatte.. jetzt rede ich mir ein, dass der einleuchtendste Grund für ihr Schweigen auf meine Nachricht der ist, dass sie neu verliebt und glücklich ist.

Doch die Zweifel bleiben und ich wünsche mir so sehr eine Zukunft mit dieser Frau.. das Auf und Ab der letzten Wochen hat mich zu einem Wrack werden lassen.. regelmäßig liege ich heulend auf dem Boden oder starre stundenlang ins Leere und kann diese grausame Realität, die mich so schmerzhaft umgibt, nicht ertragen.. bin depressiv und nicht fähig für mein Studium zu arbeiten.. ich hab nach der Trennung zum ersten Mal überhaupt eine Klausur verhauen und laufe Gefahr wirklich abzurutschen, das Studium zu verbocken.. ich weiß nich was ich tun soll um diese Ohnmacht, diese Starre aufzulösen. Obwohl ich es aus Erfahrung besser hätte wissen müssen, hatte ich sie so tief in mein Leben gelassen, sie war ein so großer Teil davon, der soviel getragen hat, dass ihr Verlassen einen gewaltigen Erdrutsch, eine Art epische Katastrophe in mir ausgelöst hat.. ich schreibe das hier unter Tränen und habe das Gefühl mich völlig verloren zu haben.. nichts ist wie es war und ich erkenne, dass ich furchtbare Angst habe vor allem was ist und kommt.. vor einem Leben ohne sie.

Oh Gott das ist viel zu lang und wirr geworden.. bis hierher wird wohl niemand lesen.. aber selbst dann hilft es mir vielleicht es einfach mal rausgelassen zu haben.

Gruß

Ben.

Geändert von Genben (02.01.2016 um 16:52 Uhr)
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