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Alt 17.02.2016, 19:30  
Alenka
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Verliebtsein, Nicht-loslassen-können, Torschlusspanik oder...?

Liebe Leute,

ich dachte, ich erzähle meine Geschichte mal Menschen, die mich nicht kennen, um auf ganz andere oder ähnliche Erfahrungen zu treffen.

Kurz die Rahmendaten: ich bin Mitte 30, w, kinderlos und Single. Und zu den Rahmendaten gehört auch meine Liebes-Vorgeschichte:
Meine "erste große Liebe" traf ich (nach einer zuvor sehr schmerzhaften Beziehung) mit Anfang 20, wir kannten uns schon davor. Vier Jahre lang waren wir unzertrennlich, reisten, begannen in der gleichen Stadt zu studieren, zogen zusammen. Stritten uns jedoch immer häufiger. Irgendwann trennten wir uns in gegenseitigem Einvernehmen, ich zog aus. In den nächsten ca 3 Jahren waren wir beide in keiner Beziehung, hatten jedoch zueinander immer wieder KOntakt. Dann lernte er im Ausland jemanden kennen, heiratete kurz darauf. Inzwischen haben sie Kinder. Erst nachdem ich dies erfuhr war es mir möglich, mich auf einen anderen Mann einzulassen. Wenn auch nicht ganz. Mir fehlte die geistige Ebene mit dem neuen Partner. Dagegen genoss ich es sehr, dass er viel emotionaler war, als mein Ex-Partner. Wir waren zwei Jahre zusammen, sprachen über Heiraten, Kinder und renovierten ein Haus, das er "für uns" kaufte. Irgendwann wurde mir klar, dass mir die geistige Verbindung fehlt, wir hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wo wir leben. Mich nervte es zunehmend, dass er den Hauskauf nicht mit mir abgesprochen hatte und noch mehr, dass er meine Verärgerung darüber nicht verstand. Ich trennte mich, was für uns beide sehr schwer war. Wir hatten danach noch Kontakt, ne Zeit lang auch eine Art Affäre. Seit ca. vier Jahren jedoch nicht mehr, denn ich zog in eine andere Stadt. Seit der Trennung von ihm ist mein Herz wie versteinert gewesen, was sich erst in den letzten zwei Jahren löste.

Nun zum aktuellen "Problem":
Ich lernte vor ca. einem halben Jahr einen Mann kennen, ebenfalls Mitte 30, der vieles in sich vereint, was ich an Männern/potentiellen Partnern schätze. Er ist emotional, kann seine Gefühle mitteilen, aber auch geistig anregend, wir haben einige Gemeinsamkeiten, unsere Werte und Vorstellungen stimmen übrein. Nicht zuletzt: ich finde ihn körperlich anziehend, auch wenn er vom Aussehen her spontan "nicht mein Typ" wäre.
Wir lernten uns über eine Onlinedating-Plattform kennen. Ich schrieb in mein Profil extra rein, dass ich auf der Suche nach einer festen Partnerschaft bin, mit Familiengründung usw. Als wir uns kennen lernten, ging der Kontakt von ihm aus, ich war zunächst zurückhaltend. Nach und nach verliebte ich mich in ihn und er sich in mich.
Gleichzeitig, nach ca. einem Monat begannen sich bei mir erste Zweifel einzuschleichen - er schien nicht ganz da zu sein, wenn wir uns sahen. Er telefonierte ca. 2x mit seiner Ex-Freundin, auch wenn wir uns trafen. Ich ließ das so stehen, weil ich dachte - jeder braucht seine Freiheit, lass ihn, er ist ja bei dir und nicht bei ihr. Ich dachte auch, die Zweifel würden auf meinen Beziehungsängsten beruhen.
Nachdem wir ein schönes Neujahrsfest bei meinen Freunden gefeiert hatten, wagte ich es doch und sprach ihn darauf an, wo er uns sieht und wo wir miteinander stehen. Ich sagte ihm, dass ich mein Profil im Online-Portal gelöscht habe. Er sagte, er seins nicht. Und fragte mich, was ich unter Beziehung verstehe. Ich habe dann erzählt, wie ich Beziehungen bisher kennen gelernt habe und dabei fiel sicherlich auch der Satz "Ich will Kinder und Familie und kann mir das in den nächsten zwei, drei Jahren vorstellen". Er schwieg erstmal dazu.
Später sagte er, dass Zweifel habe, ob es langfristig etwas mit uns werden könnte. Er habe Bindungsangst, er habe noch nie mit einer Frau zusammen gewohnt. Er mag mich, findet mich attraktiv, wir haben vieles gemeinsam. Er erbat sich Bedenkzeit, meldete sich in dieser Zeit jedoch genauso häufig wie zuvor. Als wir uns trafen, wollte er körperliche Nähe und war leicht verärgert, dass ich nicht so darauf einging. Dann meldete er sich eine Woche nicht und erst auf mein Nachfragen schrieb er mir eine Mail, in der er mir Freundschaft anbot. Ich schrieb zurück, dass ich das z.Zt. nicht kann, weil ich ihn als Partner will. Seit drei Wochen haben wir nun keinen Kontakt.

Und in diesen drei Wochen musste ich bisher - trotz Ablenkung, Arbeit, Sport, Freunden usw. sehr sehr häufig, fast ständig, an ihn denken. Einerseits bin ich sauer auf ihn. Und andererseits kann ich seine Beziehungsängste verstehen, ich war selbst ja auch mal so. Und ich mag es auch heute nicht, wenn man(n) mich einengt. Das ist auch das, was ich an ihm mag - das er mir meinen Freiraum lässt. Aber andererseits denke ich mir, hätte er mir von Beginn an gesagt (und wir hatten so ein Gespärch beim 3. Date, zu dem es gepasst hätte), dass er Bindungsansgt hat, ich hätte mich nicht auf ihn eingelassen. Hätte, hätte...
Nun ja, das Kopfkino geht weiter. Einerseits ist er der Mann, der mein Herz geöffnet hat. Ich war lange nicht mehr so verliebt und habe die Zweisamkeit so genossen. Er hat mir gezeigt, wie schön es doch ist, in einer Partnerschaft zu sein. Andererseits frage ich mich, ob er mit seiner Bindungsangst mein altes Muster trifft. Suche ich mir jetzt einen Partner, der so bindungsscheu ist, wie ich einst? Aber es passt doch nie 100%! Soll ich um ihn kämpfen oder es lassen? Bin ich zu stolz? War ich es zuvor in den Beziehungen auch? Kann ich einfach nicht loslassen? Kopfkino eben.
Oder ist es die Torschlusspanik, mit Mitte 30, dass ich jetzt zusätzlich zum Liebeskummer denke, es ist die letzte Chance? Jetzt, wo gefühlt alle um mich herum heiraten und Kinder kriegen oder bereits mit beidem fertig sind? Habe ich ihn deswegen unter Druck gesetzt? Habe ich ihn überhaupt unter Druck gesetzt oder ist es in unserem Alter nicht einfach auch ok, die Zukunftsplanungen zu Beginn klarzustellen? Aber was ist dann mit Liebe, ist das nicht zu rational, zuviel Planung?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Eure Gedanken, Ideen und vielleicht auch ähnliche Erfahrungen nach dem von mir Geschilderten mit mir teilt. Danke Euch dafür.

A.

Geändert von Alenka (17.02.2016 um 21:11 Uhr)
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