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Alt 05.09.2016, 22:37  
Lilly 22
 
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Beiträge: 12.606
Hallo XxKraeuterfeexX,

wie lange liegt der Tod seiner Mutter denn zu-
rück und weißt du, ob er von seinem Vater in
dieser schweren Zeit Trost erfahren hat bzw.
wie sein Verhältnis zu seiner Mutter gewesen
ist und weshalb sie starb?

Zitat:
Zitat von XxKraeuterfeexX Beitrag anzeigen
Doch er hat ein Zuhause aber sein Vater ist Alkoholiker seit den Tod der Mutter daher sind wir da nicht immer
Und mein Freund lässt sich wegen jeder Kleinigkeit Krankschreiben und zockt dann wieder den ganzen tag...
Für mich klingt es so, als ob er emotional hilf-
los ist und sich derzeit noch nicht wirklich neu
binden kann. Vermutlich provoziert er deshalb
auch unbewusst Trennungssituationen, sabo-
tiert sich selbst.

Dennoch solltest du auf dich selbst achten und
dich gesund von seinem respektlosem bzw. de-
strukivem Verhalten abgrenzen, anstatt aus Mit-
leid oder zur Beschwichtigung ihn in solchen Pha-
sen noch mit Aufmerksamkeiten zu überhäufen.

Bei dem von dir geschilderten Beispiel glaube ich,
dass es ihm einfach peinlich gewesen ist (was er
so nicht zugeben wollte), dass du deine Mutter
extra noch einmal überreden wolltest und ihn da-
mit (in seinen Augen) vor deiner Mutter bloßstel-
len könntest, weil er ja zu bequem ist, diese 15
Minuten Laufweg zu bewältigen bzw. weil er viel-
leicht einfach nach einer simplen Ausrede gesucht
hat, eben nicht auf der Arbeit erscheinen zu müs-
sen. Lern hier bitte, dich nicht in seine Angelegen-
heiten einzumischen. Es ist sein Ding, wie er das
macht oder ob er sich da verweigert und er wird
dann auch die Konsequenzen daraus tragen müs-
sen. Es liegt nicht in deinem Verantwortungsbe-
reich, wenn er sich hier selbst sabotiert. Hilf ihm
nur dort, wo er selbst darum bittet und auch nur
dann, wenn du das kannst/ wirklich willst und es
dich selbst nicht auslaugt. Mach ihm das auch ge-
nauso klar. Also erkläre ihm, dass du dir sein res-
pektloses Verhalten nicht mehr weiter mit anschau-
en wirst (zeig ihm die Konsequenzen auf: Ende
der Beziehung bzw. er soll dann eben gehen) und
du ihn weder weiterhin bedienen oder in Schutz
nehmen wirst, wenn er destruktive Züge pflegen
möchte, weil das allein seine Angelegenheiten sind
und du ihm eben auch nur noch dann helfen wirst,
wenn er sich mit einer konkreten Bitte an dich wen-
det und du die entsprechende Zeit/ Kraft und den
Willen dazu hast, weil er hauptverantwortlich für
sein Leben/ seine Angelegenheiten ist und du haupt-
verantwortlich für dein Leben/ deine Angelegenhei-
ten bist.

Versuche ihn darüber hinaus auch bitte nicht weiter
zu erziehen, weil er sich deiner Meinung nach wie
ein kleines Kind verhält. Grenz dich lediglich von dem
ab, dass dir in seinem Verhalten zuwider ist und er-
kläre ihm das auch genau so (Verhalten/ nicht die
Ablehnung seiner Person als Ganzes). Wenn ihm et-
was zu anstrengend ist und er sich etwas verbaut,
zeig ihm ruhig, dass du das zwar zu Kenntnis nimmst
und bedauerst, aber es seine Entscheidung ist und
er damit am Ende zurecht kommen muss, nicht du.
Damit gibst du ihm die Eigenverantwortung zurück,
anstatt -wie eine Mutter- alles ständig von ihm ab-
wehren zu wollen, was für ihn ggf. negative Auswir-
kungen haben könnte.

Um so mehr Probleme er hat, um die du dich küm-
mern willst, um so weniger achtest du auf dich selbst.
Das heißt, dass du dich mit deinem "Helferkomplex"
letztlich nur von dir selbst und deinen eigenen Bau-
stellen ablenkst und vernachlässigst. So werdet ihr
aber am Ende beide sehr unzufrieden mit euch selbst
und eurer Beziehung werden.

Da er noch relativ jung ist und sich offensichtlich nie-
manden anvertrauen will, bei dem, was emotional bei
ihm vorgeht, er lieber alles verdrängt usw. , wär es
für ihn sicher von Vorteil, würde er sich professionelle
Hilfe suchen. Er wird sich in seiner Männlichkeit ver-
unsichert fühlen, würde er offen legen, dass er ggf.
noch traurig, anlehnungsbedürftig, ängstlich usw. ist.
Männer (bzw. Jungs) reagieren in depressiven Phasen
deshalb oft mit Aggressionen bzw. Stimmungsschwan-
kungen. Vielleicht baut ihr irgendwann mal so viel
Vertrauen ineinander auf, dass ihr offener über sol-
che Dinge reden könnt. Zwinge ihn aber nicht dazu.
Behalte es im Hinterkopf, ohne ihn deshalb bemitlei-
den zu wollen. Öffne dich ggf. selbst und schau, ob
er es dir gleich tut. Das wird ihn Überwindung kos-
ten. Er möchte ja gern der unabhängige, coole Mann
sein, wie sein Benehmen zeigt.

Auf jeden Fall aber lass dieses Kritisieren. Damit
machst du ihn nur noch mehr fertig und ziehst ihn
weiter runter. Du gewinnst damit nichts, außer, du
empfindest daran Freude. Lass ihn mit seinen Zicke-
reien bzw. Bestrafungsversuchen abblitzen, indem
du diese eben gerade nicht als persönlichen Angriff
wertest, sonders als Zeichen seiner Hilflosigkeit er-
kennst. Er kann eben z.B. nicht sagen: "Du, lass
das bitte bleiben, das ist mir oberpeinlich, wenn du
das deiner Mutter brühwarm weiter erzählst und sie
umzustimmen versuchst" oder "du, weißt du wie bloß-
gestellt ich mich fühle, wenn du das gleich an meine
Schwester weiter tratschst?". Nein, er reagiert statt-
dessen trotzig, weil ihn selbst etwas verletzt hat und
er diese Verletzung abstrafen will.

Du könntest alternativ versuchen ihn in solchen Si-
tuationen zu mehr Offenheit zu gewinnen. Frag ihn
also z.B. direkt, ob du ihn ggf. verletzt hast und er-
kläre ihm auch, dass das nicht in deiner Absicht ge-
legen hat, da du ihm z.B. nur "helfen" wolltest und
es dir wichtig ist, dass er dir so etwas dann mitteilt,
anstatt dich mit Missachtung zu strafen. Denn nur
so kannst du überhaupt erfahren, dass ein bestimm-
tes Verhalten bei ihm ggf. verletztend rüber gekom-
men ist, obwohl du das gar nicht beabsichtig hast.
Lass ihm dann auch Zeit, darauf eingehen zu kön-
nen. Also dränge ihn nicht auf eine Antwort, son-
dern sei geduldig.

Bestimmt hast du schon mal etwas über Ich-Bot-
schaften gehört, die man bei solchen Sachen an-
wenden sollte, um Unterstellungen, Unsachlich-
keiten usw. zu vermeiden. "Ich habe das Gefühl,
du möchtest mich bestrafen, weil dein Verhalten
mir gegenüber für mich so aussieht. Habe ich dich
vielleicht unabsichtlich verletzt? Dann wäre es mir
lieb, würdest du mir das einfach direkt mitteilen,
anstatt mich jetzt zu ignorieren, weil mir das weh
tut/ weil mich das verunsichert und ich das nicht
gut finde. Ich möchte gern, dass wir offen zuein-
ander sind und mir liegt nichts daran, dich zu ver-
letzen. Sollte das anders bei dir angekommen
sein, dann tut mir das leid. Lass uns Missverständ-
nisse bitte gleich klären. Ich möchte, dass du dich
in unserer Beziehung wohl fühlst und ich möchte
mich darin selbst auch wohl fühlen dürfen."

Geändert von Lilly 22 (05.09.2016 um 22:40 Uhr)
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