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Alt 12.10.2016, 10:18  
SirPatrick
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Zitat:
Zitat von Rai249 Beitrag anzeigen
Oh, Patrick, my dear, wir sind grade freunde geworden. Let's get ready to rumble




Wow, direkt mal Zustimmung von mir!




Dann hat Frau Merkel linke Politik geradezu pervertiert. Denn der Kern linker Politik ist, den Schwachen, Abhängigen und Nichtbesitzenden zu helfen.



Ich habe überhaupt nicht Ursache und Wirkung verwechselt. Du bist ja Wirtschaftswissenschaftler, insofern auch Mathematik-affin. Das heißt, du weißt was der kleinste gemeinsame Nenner dieser Krise war und ist: Raffgier. Das hast du ja eingangs selbst gesagt.

Ich habe mit dem Kapitalismus 3 Probleme:

- Er geht mit den sogenannten "Verlierern" darwinistisch um, kurz, sie sollen doch verrecken

- Die angesprochene Raffgier wird immer weiter angetrieben. Was der eine mehr hat, das hat der andere weniger, da fast alles (Land, Geld, Ressourcen) begrenzt ist.

- Der Kapitalismus zwingt Leute in Wettbewerb, die das nicht wollen. Hättest du Lust, dass man dich zwingt, gegen Novak Djokovic auf den Tennisplatz zu gehen?

Wenn wir diese 3 Fragen im Sinne aller lösen, bin ich morgen Kapitalist. Aber halt, das ist ja ein contradictio in adiecto.
Ich habe nichts gegen Diskussionen mit Andersdenkenden, dabei darf es auch gerne etwas zur Sache gehen solange es nicht auf die persönliche Ebene abdriftet.

Selbstverständlich war Gier der Hauptauslöser für diese Krise. Ich würde sagen verschiedene Formen von Gier waren der Auslöser für fast alle Krisen seien sie wirtschaftlicher oder anderer Natur.

Das ist auch der Grund warum Sozialismus nicht funktionieren kann. Der Mensch ist nicht perfekt und gierig zudem auch. Es liegt in der Natur des Menschen sich über andere stellen zu wollen. Es gibt und gab noch nie ein sozialistisches Land, welches auf längere Zeit funktioniert hat. Der Mensch ist zu "schlecht" für die Grundidee des Kommunismus und deswegen ist jeder Staat in dem dieser herrscht über kurz oder lang ein "Failed state". Selbst die Betonköpfe der kommunistischen Partei in China haben erkannt, dass sie das System reformieren müssen (dennoch glaube ich dass China über kurz oder lang scheitern wird aber das hat andere Gründe). Der wirtschaftliche Aufschwung Chinas ist der Einführung von marktwirtschaftlichen Elementen und der Schaffung von "Sonderzonen" (wie Hongkong) zu verdanken. Im Grunde beruht das Erfolgsmodell von diesen Sonderzonen auf Steuerdumping.
Die DDR ist ebenfalls am Starrsinn und schlussendlich auch an der Gier der SED Bonzen gescheitert. Man darf auch mal nach Venezuela schauen, ein Land dass sich Hugo Chavez und seine Funktionäre zur Beute gemacht haben. Dieses Land steht kurz vor dem Ende, da gibt es nicht mal mehr flächendeckend und konstant Strom. In Brasilien sieht es nicht viel besser aus, wobei man bei diesem Land noch von Sozialdemokratie ausgehen kann und nicht von Sozialismus.

Oskar Lafontaine der Initiator der Linkspartei wohnt in einem Schloss bzw. einem teuren Herrenhaus im Saarland mit seiner Lebensgefährtin Sarah Wagenknecht zusammen, die ebenfalls auch nicht gerade bescheiden lebt.

Ein funktionierender echter Kommunismus bzw. Sozialismus setzt einen perfekten selbstlosen Menschen voraus, der nicht besser sein will als andere. Es darf jeder für sich entscheiden, für wie wahrscheinlich er also das Funktionieren eines solchen Systems in der Realität hält.

Frau Merkel ist natürlich nicht durchgehend "links", der reinen Lehre nach. In der Flüchtlingspolitik hat sie jedoch gehandelt wie eine "Linke" als sie die Schleußen nach Deutschland geöffnet hat. Wirtschaftlich ist ihre Politik auch nicht gerade "rechts", das beweisen Maßnahmen wie die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, einer zusätzlichen Mütterrente, Frauenquoten in Vorständen und noch viel mehr. Auch das System der sozialen Marktwirtschaft (eine Geniestreich als es eingeführt wurde), ist mittlerweile stark in Richtung Soziales abgedriftet. Wir erleben aktuell einen Staat der sämtliche Lebensbereiche durchdringt und in dem eine relativ hohe Abgabenlast herrscht. Sind auch eher linke Merkmale. Meiner Meinung nach sollte der Staat jedoch nicht so häufig als Unternehmer handeln und die Staatsquote sollte zurückgefahren werden. Aktuell sind von 10 investierte Euro 7 direkt oder indirekt aus der öffentlichen Hand. Also kann man schon konstatieren, dass die Regierung und das aktuelle politische Handeln in Deutschland zumindest in Richtung Mitte-links tendiert. Die CDU hat dadurch große Teile der konservativen Kernwählerschaft vergrault, die aktuell meinen in der AFD eine neue politische Heimat gefunden zu haben. Ist durchaus legitim, wenn Wählergruppen sich nicht mehr vertreten fühlen suchen sie sich eine neue politische Heimat. Ich denke dem Bürger ein wenig mehr Eigenverantwortung zuzugestehen und die Soziale Marktwirtschaft dem Kern nach zu erhalten (den Schwachen muss geholfen werden, aber die aktuellen Sozialausgaben gehören auf den Prüfstand, da sind viele unnötige Sachen dabei) und der Mittelschicht nicht zuviel Abgaben abzuknöpfen wären ein guter Anfang. Dann wäre ein großer Bürokratieabbau nötig.

Der Kapitalismus ist natürlich nicht perfekt. Kein von Menschen geschaffenes System ist perfekt. Es gibt schlicht und ergreifend keine Perfektion. Wenn man sich das eingesteht, ist schon viel geholfen. Der Kapitalismus ist meines Erachtens aber das System, welches sich am längsten bewährt hat und vielen Menschen flächendeckenden Wohlstand ermöglich hat. Natürlich gibt es hierbei auch Verlierer und dramatische Schicksale aber die grausame Wahrheit ist: Wo es Gewinner gibt, muss es eben leider auch Verlierer geben. Daher greift die Entwicklungshilfe leider oft auch zu kurz, mit Geld verteilen ist es nicht getan. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Gebot der Stunde und nicht Geld spenden, dass in den Taschen irgendwelcher Warlords versumpft.

Mit der Aussage, dass die Ressourcen begrenzt sind hast du selbstverständlich vollkommen Recht. Auch unendliches Wachstum wird nicht möglich sein (das Wachstum unmöglich ist, erlebt zumindest unsere Generation nicht mehr). Dennoch ist das mit der Raffgier kein Argument, da Raffgier nicht aus den Menschen verschwindet, selbst wenn wir morgen die kommunistische Volksrepublik Deutschland ausrufen würden. Gier ist zu tief in der menschlichen DNA verankert.

Im Sozialismus gibt es auch Wettbewerb. Es gibt selbstverständlich vereinzelt Leute, die Wettbewerb ablehnen und ich finde es gut, dass die Menschen (vorallem die Generation Y) mehr auf sich achten und der Arbeit und dem Profit nicht mehr alles unterordnen wollen. Aber der Grundgedanke sich mit anderen messen zu wollen, gehört auch zum Mensch sein dazu. Im Tierreich gibt es das ja auch. Abgesehen davon muss auch ein Wettbewerbsverweigerer, der den ganzen Tag nichts tut in Deutschland nicht verhungern.

Natürlich würde ich ein Tennismatch gegen Novak verlieren, der ist ja auch ein Experte. Ich glaube aber, dass ich Novak in meinem Job schlagen würde, von daher ist doch alles in Ordnung.
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