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Alt 04.12.2016, 14:22  
MiaMarietta
Special Member
 
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Ort: BW
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Zu eurem Dispüt würde ich gerne mal aus meinen Erfahrungen etwas beisteuern. Zuvor möchte ich aber noch klar machen, die Verhältnisse sind so, ich gehe nicht fremd und habe keine Affäre, war aber schon mal an dem Punkt, über eine Polyamorie nachzudenken.

In meinem Leben spielen derzeit drei Männer eine Rolle. Das ist erst die letzten Jahre so. Vorher habe ich mir aus Kontakten, egal, welcher Art, so gut wie überhaupt nichts gemacht. Einem Burn out und einem gestörtem Essvehaltens wegen bin ich dann 2012 zusammengebrochen, kam in Reha und machte anschließend eine Therapie.

Mein Therapeut sagte mir, ich bräuchte Kontakte, um vergleichen zu können. (Das Ziel lautete, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen zu lernen).

Und ja, er hat recht!



Da ich hier keine Romane schreiben will, fasse ich jetz einfach mal nur das Wesentliche zusammen:

Mann 1: Mein Ehemann, stark schizoid veranlagt, zurückweisend und (anscheinend) fast ohne Nähebedürfnis
Mann 2: Der Aufmerksame, der flüchtet und Reiß aus nimmt, so bald ein zu Viel an Nähe entsteht.
Mann 3: Der, der es immer recht machen will und der Nähe zulässt und sie auch sucht.

Zu allen dreien habe ich ein sehr herzliches und liebevolles Verhältnis, zu Mann 3 auch ein sehr inniges. Das Verhältnis zu meinem Mann wird in letzter Zeit um vieles liebevoller und inniger.

Auf Grund meines Verhältnisses zu Mann 3 merkte ich, was mir fehlt und konnte das im Laufe der Zeit wohl auch meinem Mann irgendwie weiter vermitteln.

Jedenfalls bewegt sich vieles.



Früher, da kam ich mit der schroffen und zurückweisenden Art meines Mannes überhaupt nicht klar, litt massiv unter ihr. Mann 2 flüchtet, wenn es ihm zu viel wird. Er log früher, sobald es zu persönlich wurde, was sich aber mittlerweile gelegt hat und er mir nun wohl etwas mehr vertraut. Bei ihm war/ist es immer die Frage, was kann ich mir erlauben und was wird zum "ZU Viel".Jedenfalls ziehen diese beiden Männer, jeder auf seine Art und Weise ihre Grenzen. Mann 3 macht das nicht. Er versucht es immer allen recht zu machen. Das war am Anfang super schön und hat mir richtig gut gefallen. Aber mittlerweile macht ihn das in vielen Situationen unglaubhaft für mich und ich frage mich häufig: "Meint er das jetzt auch so oder heuchelt er mir an dieser Stelle etwas vor?"und ich fange an, die schroffe, aber klare Art meines Mannes zu schätzen. Was ich vorher furchtbar fand, finde ich jetzt toll.

Auch Mann 2 halte ich, trotz seiner Lügen, für sehr glaubwürdig. Er zeigt mir nämlich sehr genau, was er gerade mag und was nicht. Und wenn er bleibt, dann weiß ich, er bleibt gerne und er genießt gerade meine Gesellschaft Ansonsten würde er gehen. Durch ihn habe ich gelernt, dass andere Menschen Vertrauen zu mir fassen können. Er kam nach jedem Rückzug von sich aus wieder zurück. Er tastete ab und kam dann wieder auf mich zu. Am Anfang verunsichert mich sein Hin und Her sehr. Aber mittlerweile weiß ich, er kommt wieder. Ich kann mich darauf verlassen. Und, er vertraut mir immer mehr.

Durch Mann 3 habe ich gelernt, selbst wieder Vertrauen zu fassen. Er erscheint mir oftmals unglaubwürdig und ich weiß nie, ob er gerne bleibt. Aber ich bin das ganz krasse Gegenteil zu ihm und sage andern (auch ihm) sehr deutlich und sehr direkt, wenn mich etwas an ihnen stört. Und diplomatisch gehe ich dabei nicht vor. Dadurch kommt es zwischen uns zu sehr häufigen Konflikten, denn natürlich kränke ich ihn dabei auch öfters. Trotzdem bereinigte er mit mir bislang alle die Konflikte, die es gab. Ich bin es ihm jedes Mal auf `s Neue wert, dass er extra herkommt (er wohnt ca.230 km weit weg von mir) und die Sache mit mir klärt. Wir nähern uns gegenseitig jedesmal dabei etwas an und kommen damit wohl auch dem Normstand immer wieder etwas näher. Er hat zu viel, was ich zu wnig habe. Und umgekehrt ist das genau so.

Mein Mann weiß von beiden, dass ich sie sehr lieb habe. Aber er vertraut mir. Als ich ihm von Mann 2 berichtete, hat er nicht die Bohne reagiert. Wir haben über diesen Mann so sachlich gesprochen, als wäre er ein x-beliebiger Gegenstand. Das hat mich damals sehr gekränkt und ich dachte, ich wäre ihm völlig egal. Aber zu Mann 3 hat er mich sogar höchstpersönlich hingefahren, als ich mich mal weiters weg mit ihm getroffen habe. Er hat ihm die Hand gereicht und ihm "Hallo" gesagt. Er vertraut mir und will mich glücklich wissen. Er lässt es zu, dass ich mir woanders hole, was er mir nicht geben kann.

Meine Ehe war am Auseinanderkrachen. Heute bin ich glücklich mit meinem Mann. Es waren ausgerechnet andere Männer, zu denen ich mich hingezogen fühlte und die ich auch heute noch sehr gerne mag, die mir vor Augen führten, was für einen Schatz ich mit meinem Mann habe, auch dann, wenn er oftmals nicht so war, wie ich es mir ursprünglich eträumt hatte.

Mitunter tun andere Männer/Frauen auch gut. Nicht alles ist schlecht, was erstmal so aussieht. Fremdverhältnisse bergen, wenn man hinschaut, auch Chancen.
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