Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 05.01.2017, 19:30  
Manati
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Wenn ein Mensch dement ist, muss man bestimmte Entscheidungen für ihn treffen, um ihn zu schützen. Ich kümmere mich mit um meine erkrankte Mutter, und ja, ich gestehe ihr gewisse Entscheidungen nicht mehr zu, und ja, ich zwinge sie mitunter sanft zu Dingen, damit ihr nichts zustößt.
Das kann sein, dass sie auf dem Gehweg nicht an der Straßenseite geht, damit sie nicht ohne zu schauen auf die Straße rennt. Oder dass ich sie in der Stadt nicht alleine lasse, weil ich sie sonst nicht wiederfinde. Dann muss sie manchmal mit mir an Orte, zu denen sie gerade nicht gehen möchte.
Nachts verriegele ich auch die Haustür auf eine einigermaßen ausgeklügelte Art und Weise, die sie nicht durchschaut. Damit sperre ich sie aus deiner Sicht vermutlich gegen ihren Willen ein, aber was ist die Alternative? Dass sie nachts bei Minusgraden im Nachthemd nicht mehr nach Hause kommt?

Du darfst dich nicht darauf verlassen, dass ein Patient dir das richtige Medikament gibt. Auch nicht darauf, dass alles stimmt, was er oder sie dir erzählt.

Mit dementen Menschen muss man behutsam umgehen, weil sie eben nicht mehr für sich selbst sorgen können. Je nachdem, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, kann das täuschen. Meine Mutter wirkt an guten Tagen auf Fremde, die nicht richtig zuhören, noch einigermaßen "gut beisammen", trotzdem ist sie auf dauerhafte Pflege angewiesen, und kann sich nicht mehr alleine um sich kümmern.

Und zu den Zehnägeln: Meine Mutter würde sich aus Eigentantrieb nicht mehr duschen. Wenn ich sie frage, hat sie es immer gerade schon gemacht. Das stimmt aber nur in ihrer Vorstellung von der Welt, der Wasserzähler sieht das anders.
In deiner Vorstellung von Selbstbestimmung sollte ich also nicht für Hygiene und den Wechsel der Kleidung sorgen. Für mich wäre das verantwortungslos. Diese Unterstützung braucht ein dementer Mensch einfach.

Ich hoffe, meine Mutter verzeiht mir, dass ich sie hier zur Untermalung als Beispiel genommen habe.
Du wirst, wenn du in der Altenpflege arbeiten möchtest, in der Hinsicht noch viel lernen müssen. Das meine ich nicht abfällig. Es ist toll, wenn sich Menschen für Pflegeberufe entscheiden. Aber es ist auch wichtig, die Bedürfnisse der Menschen, die man pflegt, verstehen zu lernen, auch wenn sie diese nicht verbalisieren, oder sogar das Gegenteil von dem sagen, was eigentlich richtig wäre.