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Alt 22.08.2017, 09:04  
Talamaur
Inventar
 
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Zitat:
Zitat von listerine Beitrag anzeigen
Schon klar das ein Unternehmen nicht aus Nächstenliebe handelt, aber es ist doch durchaus möglich, dass eben aus wirtschaftlichen Gründen bestimmte Dinge verschoben, vorenthalten oder verteufelt werden. Alles was in anderen Wirtschaftsbereichen passiert schließt die Pharmakonzerne doch nicht per se aus.
Natürlich kann niemals per se ausgeschlossen werden, dass irgend eine Entwicklung aus Wirtschaftlichkeitserwägungen nicht weiter voran getrieben wird. Aber mal Hand aufs Herz: Wie wahrscheinlich ist das denn? Pharmakonzerne wollen natürlich Geld verdienen. Das ist logisch und nicht moralisch verwerflich (auch wenn es manchmal gerne so dargestellt wird). Auf der anderen Seite wollen sie aber auch tatsächlich Medikamente herstellen, die den Menschen helfen. Und wenn wir uns jetzt mal vorstellen, dass irgendeiner der vielen, vielen Pharmaunternehmen (es gibt erheblich mehr davon, als man auf den ersten Blick meinen würde) ein "Wundermittel" gegen Krebs [kann von mir aus gegen jede beliebige, unheilbare Krankheit ersetzt werden] entwickeln würde, dass "sanft" (was das genau ist, müssten wir ohnehin erst noch diskutieren, weil es kein trennscharfer Begriff, sondern ein Kampfbegriff der Alternativ- und Esoterik-Lobby ist) und quasi ohne Nebenwirkung heilen kann und fast geschenkt daher kommt (nehmen wir als Referenzpreis und -gewinnspanne doch einfach ein beliebiges, populäres Schmerzmittel aus dem Generika-Markt), jeder Konzern würde den Teufel tun, dieses Medikament nicht auf den Markt zu bringen. Aus einem ganz einfach, logischen, nachvollziehbaren und wirtschaftlichen Grund: So ein Mittel würde die Reputation dieses Unternehmens exorbitant steigern mit dem Effekt, dass dieses Unternehmen auch in allen andere Medikamentensparten seine Konkurrenten wohl ganz überwiegend verdrängen würde. Sollten sie also tatsächlich, wie aus einigen Kreisen immer wieder behauptet, ein Wundermittel gegen Krebs, AIDS, MS etc. in der Schublade liegen haben, dass sie nicht auf den Markt bringen, wären sie ziemlich dämlich.

Zitat:
Danke für die Links. Aber da sind wir ja wieder bei der Frage warum genau eine klinische Studie nicht in Auftrag gegeben wird, wegen mir auch vom Bund, wenn es doch hohe Chancen gibt ein "offizielles" Mittel gegen Krebs zu haben. Ich will damit auch garnicht die verschwörungstheoretischischen Ideen befeuern, sondern einfach nur aufzeigen, dass manchmal solche Therorien entstehen, weil man selbst zu weit entfernt vom Thema ist. Ich beispielsweise kenne mich nun wirklich nicht im Pharmabusiness aus, sehe jedoch hier und da einen Bericht, und habe natürlich selbst Termine beim Arzt wo Medikamente verschrieben werden.
Ich bin weit davon entfernt, ein Pharmakologie-Experte zu sein, habe aber - aufgrund eines sehr tragischen Falles in der Familie - mir ein, ich will mal sagen breites Grundlagenwissen angeeignet.
Die erste Frage, die du dir stellen musst, ist folgende: Woher nimmst du die Idee, dass es eine "hohe Chance" gibt, ein wirksames Mittel gegen Krebs zu finden? Nur, weil irgend ein dahergelaufener Alternativmediziner ohne Ausbildung das behauptet? Die Erfahrungen mit solchen Menschen (und davon gibt es enorm viele - Stichwort MMS, das dürfte das bekannteste sein) deuten eben explizit in die andere Richtung. Wenn irgendso ein dahergelaufener das behauptet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es stimmt, in etwa so hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass Nachbars Kuh morgen keine Milch, sondern Whisky gibt.
Die zweite Frage, die du dir stellen solltest: Was kostet so eine Studie? Genaue Zahlen kenne ich nicht, aber sie gehen in der Regel in einen 2stelligen Millionenbereich. Wenn jetzt also die Wahrscheinlichkeit, dass da tatsächlich ein wirksames Mittel gefunden wird, so exorbitant niedrig ist, wieso sollte man diesen Aufwand, wo man von vorn herein davon ausgehen kann, dass er für die Katz' ist, denn auf sich nehmen?
Die dritte Frage, die du dir dann stellen solltest, ist: Wer hat denn das überhaupt behauptet? Und wie kam diese Behauptung zustande?

Laut dieser Website: https://www.gesundheitsindustrie-bw....mkeit-belegen/
(zur Seriosität dieser speziellen Website kann ich allerdings nichts sagen)
scheint die gute Dame Chemikerin, nicht Ärztin zu sein. Was die Aussagekraft ihrer Experimente in meinen Augen schonmal etwas schmälert, aber das dürfte bis dato erstmal Ansichtssache sein.
In diesem Artikel steht nun:
Zitat:
Die Ulmer Krebsforscherin Dr. Claudia Friesen hat erreicht, wovon viele Forscher träumen: Ihre Entdeckung hat nicht nur zum Erkenntnisfortschritt beigetragen, sondern hilft auch Menschen. Eigentlich bereits austherapierte Krebspatienten, denen das Schmerzmittel Methadon in Kombination mit der herkömmlichen Chemo- oder Strahlen-Therapie verabreicht wurde, berichten über schrumpfende oder verschwundene Tumoren. Studien, die diese Wirkung belegen, liegen noch nicht vor. Fachgesellschaften warnen vor falschen Erwartungen.
Dort steht eben gerade nicht, dass Methadon gegen Krebs hilft. Dort steht, dass man Krebspatienten, die nach den Leitlinien nicht mehr therapierbar waren (jeder, der ein kleines bisschen von Statistik versteht, weiß an diesem Punkt bereits, dass das nicht etwa bedeutet, dass keine Heilung mehr möglich ist, sondern lediglich, dass eine Heilung extrem unwahrscheinlich ist), weiter mit Chemo- und Strahlentherapie behandelt hat und ihnen zusätzlich, nicht aber alternativ, Methadon verabreicht hat.

Jetzt gibt es drei Möglichkeiten: ´
a) Die Patienten gehörten zu den glücklichen statistischen Ausreißern. Methadon hatte mit ihrer Genesung nichts zu tun.
b) Methadon hat in Kombination mit Chemo- und/oder Strahlentherapie aufgrund von bisher nicht bekannten Wechselwirkungen Eigenschaften, die eine Krebstherapie begünstigen. Möglicherweise sogar in Kombination mit Möglichkeit a).
c) Methadon allein hat den Krebs bekämpft, Chemo- und Strahlentherapie waren vollkommen nutzlos.

Im Artikel selbst steht, dass man zu diesen drei Möglichkeiten keine weitere Aussage treffen kann, ohne weitere Datengrundlage. Denn, Hand aufs Herz, diese 730 Patienten, von denen in dem Artikel gesprochen wird, eignen sich noch lange nicht für eine statistische Aussage. Dazu müsste die Zahl mal mindestens verzehnfacht, besser verhundertfacht werden.

Um jetzt für sich selbst zu entscheiden, welche dieser drei Möglichkeiten man für die wahrscheinlichere hält, braucht man ein Wissen über den Wirkmechanismus der Stoffgruppe, der Methadon angehört, dass auch ich nicht habe. Wenn ich aber lese, dass Stoffe der gleichen Stoffgruppe bereits erschöpfend untersucht wurden (s. den ersten Artikel, den ich in meinem vorigen Beitrag verlinkt habe), halte ich es aus meinen "breiten Grundlagenwissen" heraus für höchst unwahrscheinlich, dass ein Stoff eben dieser Stoffgruppe wundersam gegen Krebs wirken soll, während alle anderen Stoffe dieser Stoffgruppe eben nachgewiesener Maßen keine Wirkung gegen Krebs aufweisen. Freilich kann das trotzdem der Fall sein, aber ich halte es eben für gravierend unwahrscheinlich, weil Stoffe der gleichen Stoffgruppe eben chemisch ähnlich sind und daher auch eine ähnliche Wirkung im menschlichen Körper aufweisen.
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