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Alt 04.01.2018, 16:42  
dudeldi
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Ich finde viele Aspekte der modernen Fortpflanzungsmedizin aus juristischer Sicht schwierig:

So ist z.B. die derzeitige scharfe Unterhaltsregelung dazu da, um Väter in jedem Fall in die Verantwortung zu zwingen, wenn sie diese nicht freiwillig erfüllen, auch, damit der Staat nicht automatisch Ernährer allein erzogener Kinder wird.

Welche moralische Rechtfertigung hat diese Regelung noch, wenn Frauen sich Fremdsamen im Internet bestellen können, der zwar innerhalb der EU (Dänemark) von ausgewählt gesunden und nachweislich wirtschaftskräftigen Männern "produziert" wird, im Bestellkatalog Schulbildung, Augen- Haar- und Hautfarbe, Beruf usw. angegeben wird, aber diese Männer unterhaltsrechtlich nicht belangt werden dürfen? Und warum ist die Rechtslage anders, wenn ich mich als "Direktbesamer" betätige? Dann haben sie mich nämlich sofort am Schlawittchen! Ist der Unterhalt also gar keine Verantwortungsersatzleistung, sondern eine Vergnügungsssteuer für den Spaß beim Beischlaf?

Naja und bei den anderen modernen Techniken gibts halt ähnliche rechtliche Dilemmata.

Und dann die Sache mit dem Ahnenverlust (das ist das korrekte Wort für die Inzuchtrate einer Gesellschaft):
Die Verfechter der Repro-Medizin rechnen vor, dass dies bei Beschränkung der möglichen Spenden von einem einzigen Spender kein Problem darstellt, aber die rechnen mit einer gleichmäßigen Verteilung über ganz Deutschland oder Europa.
In Wirklichkeit gibt es kleine, schicke Gründerzeit-Alternativ-Großstadtviertel, wo schon jede zweite Frau Kinder aus Spendersamen hat, während in ganz weiten Gebieten und riesigen Bevölkerungsgruppen (z.B. bei Moslems und strengen Katholiken) die Spendersamenkind-Quote beinahe null ist.
Dann kommen die Alternativszene-Kinder irgendwann in immer die selben wenigen Kinderläden und Konzeptschulen, landen im gleichen soziologischen Millieu und im gleichen Stadtviertel, und wenn sie sich auch nicht immer einen Partner suchen, der ebenfalls aus Dresden-Neustadt stammt, dann zumindest aber einen aus Prenzelberg oder Copenhagen oder anderen coolen Neubildungsbürgerhochburgen.
Dadurch ist der Ahnenverlust innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe eben doch ein riesig zu werden sich anschickendes Problem.

Geändert von dudeldi (04.01.2018 um 16:52 Uhr)
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