Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30.03.2018, 19:00  
Bernsteinauge
abgemeldet
Freiheit, die keine ist

Hallo,

ich hoffe, dass ich mich im richtigen Unterforum befinde. Ich suche Rat in einer Sache, die ich ändern möchte. Für diese Änderung fehlt mir aber der richtige "Trigger".

Zur Situation: Ich bin männlich, Anfang 30 und suche zur Zeit eine Freundin. Seit ca. 2 Jahren bin ich nun Single.

Die Trennung geschah einvernehmlich, wobei ich die treibende Kraft war. Meine Ex hatte während dieser Zeit auch nicht wirklich um mich gekämpft, sondern die Sache mehr oder weniger als gegeben hingenommen. Gründe für die Trennung:

- Ich genoss keine Freiheiten mehr. Dass die Freiheit während einer Beziehung nicht mehr in dem Maße gegeben ist wie als Single, ist klar. Aber ich konnte gar nichts mehr in Ruhe machen, noch nicht einmal ein Feierabendbier war drin, ohne dass das Handy klingelte.

- Ihre Eltern hatten vor, mich ganz nach ihren Vorstellungen zu formen. Eigene Ansichten und Gedanken waren schlichtweg nicht existent. Alles, was ich sagte, wurde analysiert, bewertet, Stück für Stück auseinander genommen und anschließend durch Gegen-"Vorschläge" (die keine waren, es waren eher Vorschriften) ersetzt - mit Unterstützung meiner Ex.

- Über meinen Kopf hinweg haben ihre Eltern angefangen, mit meiner Ex die Zukunft zu planen. Ich sollte das wohl alles so hinnehmen, was ich aber natürlich nicht wollte. Eine Einigung war aber nicht zu erzielen.

- Meine Ex stand nicht zu mir. Ein Beispiel: Sie wurde von Freunden zu Feiern eingeladen, ich aber nicht. Das hat sie nicht mal gejuckt... Das ich darüber nicht ganz glücklich war, war ihr egal. Sie hat auch nicht gefragt, warum ich denn nicht eingeladen war (es waren keine Mädelsabende, wo ich das natürlich verstehen könnte, sondern Feiern mit gemischtem Publikum).

Wir fanden trotz mehrfacher Gespräche einfach keinen Konsens und somit war die Trennung unvermeidbar - aber der richtige Schritt. Ich wäre mit dieser Frau nie auf Dauer glücklich geworden. Insofern empfand ich die Trennung eher als Erlösung. Natürlich gab es auch schöne Dinge, aber die oben beschriebenen Probleme waren mir einfach zu schwerwiegend, zumal sie mit der Zeit immer extremer wurden.

Das erste halbe Jahr nach der Trennung war es soweit alles gut. Ich lebte meine neu gewonnene Freiheit, die unter der Beziehung total gelitten hatte. Doch dann ging es bergab mit mir. Nun lebe ich ein Leben, dass man mehr oder weniger eher als "existieren" bezeichnen kann, weil ich seitdem nichts mehr an mir wirklich getan habe. Ich gehe kaum noch richtig aus, ich unternehme nichts mehr und lasse mich gehen. Wenn es draußen schönes Wetter ist, sitze ich lieber vor meinem Laptop und sehe mir dämliche Katzenvideos an.

Dazu kommt, das meine Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wurde und ich an einer körperlichen Beeinträchtigung leide - zum Glück ist sie reversibel, aber ich fürchte, wenn ich so weiter mache, wird das nix mit einem Behandlungserfolg. Auch deswegen will ich meine Situation endlich ändern.

Früher war ich ein klassischer Spring-in-die-Welt. Ich feierte Parties, genoss alles was sich mir öffnete und lebte ein locker leichtes Leben. Ich schmiss mich jeden Samstagabend in einen Anzug und habe Party gemacht, dass sich die Balken bogen. Ich habe Sachen unternommen und frönte meinem Hobby, der Musik.

Diese Energie will ich wieder haben. Nur will das einfach nicht klappen. Und damit komme ich zum Punkt... Mein Wunsch nach einer Freundin ist mittlerweile so groß, dass er mich erdrückt. Aus irgendeinem Grund erscheint mir alles so öde und fad ohne einer Frau an meiner Seite. Dabei geht es noch nicht mal um Sex, falls das jetzt jemand denkt - den kann ich auch so haben. Es geht um das Allumfassende in einer Beziehung.

Ich weiß, dass diese Haltung nicht gesund ist und ich so nichts erreiche. Gedankliche Freiheit sieht anders aus.

Damit das nicht falsch verstanden wird: Ich frage euch nicht, wie ich nun eine Freundin bekomme - das weiß ich auch so. Ich wende mich vielmehr an euch wegen meinem Wunsch, gedanklich wieder vollkommen frei zu werden, sodass ich mein Leben wieder anpacken und gesund werden kann.

Leider habe ich sonst niemanden, dem ich meine Gedanken dazu anvertrauen kann. Ich war nie der Typ, der viel um Freundschaften gab; damit war ich immer ganz glücklich.

Ich fühle mich wie gelähmt... Und das nur, weil ich ein Leben ohne Partnerin verfluche - was ja aber totaler Unsinn ist, das weiß ich.

Wie kann ich mich aus diesem Sog rausreißen? Weiß jemand Rat?

Vielen Dank schonmal für eure Antworten.

LG,
Bernsteinauge

Geändert von Bernsteinauge (30.03.2018 um 19:06 Uhr) Grund: Fehlerkorrektur
Bernsteinauge ist offline