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Alt 12.04.2018, 15:41  
Lilly 22
 
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Zitat:
Zitat von Kronika Beitrag anzeigen
Wärst du denn glücklich damit irgendwann mal dazustehen und zu wissen, dass du das Leben was du eigentlich hättest führen wollen und können einer dritten Person "geopfert" hast, weil du deinem Mann nicht zutraust zurecht zu kommen?

Wie auch bereits gesagt wurde heißt es ja auch nicht dass man ihn bei einer Trennung komplett hängen lassen muss. Aber dass er keine sonstigen sozialen Kontakte hat bzw. sehr unselbstständig ist, ist schließlich auch nicht deine Schuld.
Den ersten Abschnitt sehe ich genau so und es wär für die TE tatsäch-
lich sehr traurig, würde sie ihr Leben weiter nur für andere aufopfern
wollen, anstatt zumindest den "letzten" Lebensabschnitt mal sich selbst
zu widmen. Als jenen "letzten" Abschnitt, indem sie noch was wuppen
kann.

Was seine Unselbständigkeit angeht, denke ich allerdings, trägt die TE
sehr wohl ihren eigenen Anteil mit daran. Schließlich hat sie ihm stän-
dig seine Eigenverantwortung abgenommen und somit darin unter-
stützt, sein Leben lang auf dieser Basis führen zu können, anstatt, dass
er eben Eigenverantwortung übernimmt.

Und natürlich hat jemand, der sein Leben als Kümmerer gestaltet ar-
ge Probleme mit seinem eigenen Selbstwertgefühl. Probleme damit,
seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und durchzusetzen. Probleme
damit, gesunde Grenzen zu setzen. Probleme mit dem echten Vertrau-
en usw. Oft haben solche Menschen bereits als Kinder erfahren müs-
sen, nicht besonders ernst genommen zu werden, in ihren eigenen
Bedürfnissen und nur "gesehen"/ "anerkannt" zu werden, wenn sie
brav funktionieren usw. Wobei das noch die mildere Form darstellt,
weil richtig schlimmere Kümmerer als Kinder oft den hilfebedürftigen
Elternteil selbst "gepflegt" usw. haben oder dessen Aufgaben über-
nehmen haben müssen (z.B. bei alkoholkranken Eltern usw.). Und
da funktioniert die Bindung des Kindes eben bereits in diesem Alter
über u.a. "Schuldgefühle" ("du bist Schuld, dass wir dich nicht mö-
gen /akzeptieren können, weil du dies und jenes nicht so tust, wie
wir das brauchen/ wollen; wenn es mir wegen dir schlecht geht, du
siehst doch, dass ich das allein nicht kann; wegen dir ist der Papa
gegangen..." usw. usf.).

Hier wär es echt gut, könnte sie einfach mal lernen, gesund "Nein"
dazu zu sagen. Ihm eventuell auch zuzutrauen, dass er sich eben
schon bewegen wird, wenn er das will. Es nicht persönlich zu neh-
men, sollten von seiner Seite aus zumindest anfangs tatsächlich
Versuche von Schuldzuweisung usw. kommen ("mir geht es jetzt
nur wegen dir so schlecht, schau, wie mein Leben seither den Berg
runter geht usw.) und ihn stattdessen immer schön auf den Boden
der Tatsachen zurück zu führen. Natürlich freundlich, indem sie so
dann u.a. eben sagen kann "Ich sehe, dass du es gerade nicht leicht
hast, dein Leben zu meistern, aber das schaffst du schon, wenn du
willst." Das wird nicht nur hart für ihn werden, sondern gerade für
sie, da sie sich dabei von ihren tiefsitzenden Schuldgefühlen befrei-
en lernen werden muss.
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