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Zitat von Hologramm77
Lies dir deinen ersten Absatz durch - wieder und wieder, heute, morgen, die nächste Zeit. Warum glaubst du, dass sich deine Gespräche nicht entwickeln?
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Eigene, täglich erlebte Erfahrung?
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Wenn es um eine konkrete Thematik geht, gibt es ja auch eine Entwicklung - etwa wenn man Randaspekte und andere Blickpunkte einfließen lässt.
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Ich verstehe unter Entwicklung etwas anderes, als ein vorgegebenes Thema abschließend zu erörtern. Unter Entwicklung verstehe ich, von einem sachlichen Thema zu einem persönlichen Gespräch zu kommen. Abseits von der Sachlichkeit. Und das passiert halt nicht.
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Frag dich mal, warum du in Schweigen verfällst, statt eine Thematik/Gespräche weiterzuentwickeln; warum sich da bei dir nicht eigene Gedanken melden, die du gern besprechen möchtest.
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Weil mir der Ansprechpartner dazu fehlt?
Ich wüsste aus dem Stehgreif Millionen Themen, die ich gern mit jemandem diskutieren würde, habe nur aktuell keinen Ansprechpartner, der auch an einer Diskussion interessiert ist.
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"Zusammen schweigen können" - das wäre vielleicht ein löblicher Aspekt, wenn du ein kommunikativer Mensch bist. Doch bei dir steht das ja vor einen kritischen Hintergrund, dass du ohnehin nur sehr eingeschränkt mitteilsam bist. Mit anderen Worten darfst du dein Schweigen als Ausdruck kommunkativer Unfähigkeit und Bezugslosigkeit betrachten.
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Ich würde mich grundsätzlich schon als kommunikativen Menschen bezeichnen - eben als einen mit Defiziten. Denn, wenn es ein gemeinsames Thema gibt, bin ich eben sehr kommunikativ. Wenn es das aber halt eben nicht gibt, dann kann ich auch schlecht kommunizieren. Wie soll das auch gehen, wenn man sich nichts zu sagen hat?
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Vor diesen ganzen Hintergründen würde ich dir empfehlen mit Smalltalk bei den Kassiererinnen oder Bäckereiverkäuferinnen anzufangen. Überleg dir mal wie viele verschiedene Thematiken es gibt, über die du da reden könntest.
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Jetzt drehen wir uns im Kreis. Wie ich oben ja lang und breit versucht habe zu erklären, habe ich da schlicht und ergreifend keine Ideen. D.h., halt, so stimmt das auch nicht. Ich habe schon Ideen. Aber - um jetzt mal wieder ein wissenschaftlich angehauchte Ausdrucksweise zu wählen, wegen der Präzision - die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kassiererin für die Dinge, die mich interessieren, über die ich gerne sprechen würde, auch interessiert, ist empirisch belegt so extrem niedrig, dass sie praktisch ausgeschlossen ist.
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Zitat von current74
Das hat er ja auch nicht erwartet.
Ich finde seine Schilderungen einleuchtend.
Er bleibt nicht deswegen stecken, weil er zu "blöd", gehemmt oder ängstlich für ein Gespräch mit Unbekannten ist, sondern weil ihm bereits in den Grundlagen das Gespür dafür fehlt, wie man ein solches auf eine privatere Ebene übertragen kann. Denn das geht tatsächlich nur über das Gefühl, nicht über den Inhalt.
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Ich frage mich immernoch, was das für ein Gefühl überhaupt sein soll. Inhalte lösen doch erst Gefühle aus, nicht umgekehrt.
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Solange kein Gespür fürs Zwischenmenschliche vorhanden ist, kann in diesem Sinn alles nur ins Leere gehen, egal, wo, wann, und mit wem.
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Ich mache mich jetzt vermutlich wieder unbeliebt. Aber erfahrungsgemäß ist es eben so, dass die Menschen, die ich auf der Straße treffe, sich nicht für die Dinge interessieren, für die ich mich interessiere, und umgekehrt. Und dann sind wir beide schlicht und ergreifend voneinander genervt.
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Wenn also auch schon Schulungen und Workshops nichts gebracht haben, würde mir nur einfallen, eine wenn möglich begleitete Selbsthilfegruppe aufzusuchen, also Leute, denen es ähnlich geht und die vielleicht doch irgendwie eine Lösung für sich gefunden haben.
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Nach sowas hab ich auch schon gesucht, aber in erreichbarer Entfernung nichts gefunden.
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Zitat von Helmut Logan
Talamaur, wenn dir diese Themen fehlen, könntest du erstmal folgendes tun: Bist du in der Nähe einer Person, ich sag mal jetzt du wartest neben einer Frau im McDonald's auf die Bestellung, dann versuche nicht ein Gespräch anzufangen. Sondern beobachte und suche Einstiegspunkte für ein Gespräch. Ohne das Ziel, jetzt ein Gespräch anzufangen. Nur beobachten und überlegen. Bisschen durchdenken, was du sagen könntest.
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Das hab ich auch schon oft versucht. Aber aufgefallen ist mir da nie was.
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Irgendwann probierst du vielleicht mal was aus. Und steigerst dich von Schritt zu Schritt. Deine Diskussion mit der Verkäuferin ist doch schon gar nicht weit weg davon, denn auch wenn sie dir was verkaufen will - das Gespräch hätte doch gar nicht so lang sein und auch nicht so weit abdriften müssen.
Ich hab das Gefühl, dir fehlt irgendwie noch ein kleiner Impuls, ein Funken - und schon kriegst du das richtig gut hin. Aber frag mich nicht wie und woher.
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Ich hab mit dieser Verkäuferin häufig solche Unterhaltungen. Man kennt sich ja irgendwann ein bisschen, wenn man immer in dem selben Laden Tabak, Zeitschriften etc. kauft. Und auch mit den Verkäufern in anderen Läden, die ich häufiger besuche. In Läden, in denen ich nur selten bin, kommt das zwar deutlich seltener, aber doch ab und zu vor. Aber es geht eben dann auch immer um das, was ich kaufe/bestelle.
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Nur: "Manchmal muss man rennen, bevor man laufen kann." - also es würde auch nicht schaden, dich direkt einfach mal in ein Gespräch reinzuwerfen, mit völlig abstrusem Einstieg. Es endet vielleicht völlig im Fiasko, aber auch dabei wirst du lernen - wenn du da drüber stehen kannst und nicht vor Scham im Boden versinkst und meinst "was könnten die denn über mich denken?"
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Ich möchte ein erst kürzlich erlebtes Beispiel anbringen, wie solche Versuche bei mir ablaufen - und zwar bisher tatsächlich ausnahmslos.
Ich habe kürzlich ein wundervolles, inspirierendes Buch gelesen. In einem Kapitel ging es um die Wunder der Natur, wie wir sie sehen, namentlich darum, dass jede Materie in unserer Welt zum bei weitem allergrößten Teil aus leerem Raum besteht, dass da praktisch
nichts ist. Ich fand dieses Kapitel sehr inspirierend, beeindruckend, es hat mich regelrecht ins Staunen versetzt (es gab noch andere Aspekte, die mir vorher nicht bewusst waren, aber den Aufbau der Materie haben wir ja alle mal in der Schule gelernt). Mich hat wirklich nachhaltig beeindruckend, wie er diese Wunder beschrieben hat, und wie wundervoll es ist, dass wir das alles wissen, sehen können, verstehen können, überprüfen können. Es hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt.
Zu der Zeit, in der ich dieses Buch gelesen habe, hat mich das also auch (vermutlich) verständlicher Weise sehr beschäftigt, ich habe viel darüber nachgedacht, und eben auch versucht, darüber zu sprechen. Du kannst dir - wenn man sich ansieht, was man mir hier häufig vorwirft - sicher vorstellen, wie die Reaktionen auf mich waren. Sie schwankten zwischen verachtendem Desinteresse und teils tatsächlich Beleidigungen.
Dabei kann man mir wirklich vieles vorwerfen, aber definitiv nicht mangelnde Inspiration und Emotion, wenn es um solche Themen geht. Daher auch oben die konkrete Frage, was das denn nun für ein Gefühl sein soll, dass die Kommunikation zwischen Menschen ermöglicht.