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Alt 12.08.2018, 02:43  
Mindstorm
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Beide glücklich vergeben, aber intensive Verbundenheit, Chance auf mehr?

Gleich vorweg muss ich sagen, dass ich zu den wenigen Verrückten gehöre, die Polyamorie an sich für ein Konzept halten, das funktionieren kann. Ich muss auch noch dazu sagen, dass sowohl meine Partnerin, als auch ich, als auch die andere Dame sehr emotionale+gefühlvolle, ehrliche und zu starken Depressionen neigende Menschen sind.

Aber erstmal die Situation: Ich bin seit Jahren in einer Beziehung, kannten uns davor auch sehr lange&waren Freunde/gute Freunde. Wir lieben uns, wohnen zusammen, wollen die Zukunft gemeinsam gestalten, wir kuscheln viel, sind liebevoll zueinander, haben schönen bis großartigen Sex. Wir verstehen uns sehr gut, geben einander Rückhalt und tauschen uns viel aus, sind auch auf einer Höhe und beide eher gebildet/ambitioniert. Wir lachen über ähnliche Sachen und sind beide recht zynisch. Klar, es gibt Streits und auch Sachen, die nicht rund laufen, besonders wenn es um bestimmte meiner Angewohnheiten geht. Sie nörgelt auch viel an mir rum. Ich sehe vieles bei uns eher gelassen.

Die andere Dame habe ich erst über Freunde und virtuell kennengelernt (wir wohnen ~2h auseinander), wir spielen manchmal in einer kleinen Runde zusammen online, aber es kam zu einigen Treffen mit Freunden, immer für einen Nachmittag/Abend, und jedesmal intensiver. Wir kennen uns jetzt knapp ein Jahr und haben uns auf Anhieb großartig verstanden, die Chemie stimmt einfach. Ich merke auch, wie sie mir richtig gut tut und ich danach viel mehr Energie habe und teilweise glücklich bin von ihrem positiven Feedback. Sie fragt mich auch immer wie es mir geht.

Schon beim ersten Treffen haben wir uns ständig "gepaart" wie es so schön heißt und einander dauernd das Stichwort gegeben, sind unheimlich viel aufeinander eingegangen, haben uns sofort anvertraut, auch was üblere Sachen angeht. Das letzte Mal hat sie sich trotz dem ihr Freund anwesend war grundsätzlich an mir orientiert, mich bei der umarmenden Begrüßung leicht gestreichelt, ist stark auf mich eingegangen, sucht Situationen in denen wir zu zweit sind, teilweise gezielt, sagt mir dass sie mich "sehr mag", sagt auch mal Sachen wie "komm lass uns zusammen auf dieses enge Ding setzen" und macht das dann, setzt sich oft so dass ich zwischen ihr und ihrem Freund bin, und sitzt/steht deutlich näher, versieht mein Profilbild Tage später mit vielen Herzchen, seit Kurzem schreiben wir sehr viel und sie geht immer sehr lange, oft und viel und meistens auch sehr schnell auf alles ein, was ich sage. Wir spielen dasselbe Instrument, das bietet natürlich Gesprächsstoff. Sie teilt wohl meinen Humor und lacht ständig über das allermeiste, was ich auch humorvoll meine.
Als ich ihr gesagt habe, dass sie ein wirklich toller Mensch ist, hat sie sich mit Herzchen bedankt und auf unsere Gemeinsamkeiten und Vergangenheit bezogen, dass wir es ja beide schwer hatten und sehr gefühlvoll sind, aber dann auch nachgeschoben, dass ihr kreatives Outlet bei Depressionen hilft (das Instrument dass wir beide spielen) - und dann ihren Freund erwähnt/nachgeschoben, der ihr da auch hilft. Das Gespräch ging dann noch ne Weile in eine andere Richtung aber das hat mir schon zu Denken gegeben. Schlechtes Gewissen oder ist das einfach Gewohnheit, weil die beiden sehr lange zusammen sind+leben und er ihr wirklich eine Stütze ist (was ich mir schon längst vorher zusammengereimt habe). Die beiden hängen halt auch echt super viel aufeinander rum.
Das nächste Ding, was mir zu Denken gab, ist dass sie neulich gefragt hatte, ob wir mal wieder gemeinsam spielen (ihr Freund ist auch fast immer dabei, sie ist auch sonst keine Gamerin, er schon), aber ich verbrachte gerade Zeit mit meiner Partnerin und habe dann auch erstmal gesagt dass es wahrscheinlich an dem Tag nichts wird. Daraufhin fragte sie was ich/wir machen und dass ich meine Freundin mal grüßen soll, deren Namen sie vergessen hatte (haben sich auf meinem Geburtstag flüchtig kennengelernt). Auch da hab ich mich gefragt: schlechtes Gewissen oder bin ich voll auf dem Holzweg? Oder ist das einfach was ganz normales, was man so sagt, weil Lebensalltag und allgemeine Neugier. In einer anderen Situation, als ich eher amüsiert beschrieben hab, was meine Partnerin an der und der Stelle von mir erwartet/möchte (war was kleineres, was Unternehmungen betraf), hat sie aber vor ein paar Tagen direkt gesagt "Oh nein, wie fürchterlich, du armer".

Ich war nie in dieser Situation und finde das alles fürchterlich zu ertragen, einfach schon weil ich sonst über alles mit meiner Partnerin reden kann - und ironischerweise auch mit meiner "Kumpeline". In meiner Idealvorstellung reden wir zwei mal in Ruhe und finden anschließend eine Lösung zu viert, mit der alle leben können. Aber ich möchte mich auch nicht in die Bresche werfen und dabei wichtige Signale fehl-gedeutet haben. Der Schaden, der entstehen kann, wenn eine/r raus bekommt, was entweder Sie (wenn da was ist) oder ich empfinden, ist ja einfach zu enorm, um ignoriert zu werden.

Aber vielleicht mag sie mich auch einfach nur als Kumpel und ich habe mich einfach in eine Vorstellung von etwas verrannt, was nie real war, weil es sich so unheimlich gut angefühlt hat, Zeit miteinander zu verbringen und so eine Art Seelenverwandte kennenzulernen.

Geändert von Mindstorm (12.08.2018 um 02:46 Uhr)
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