Zitat von Damien Thorn
Und genau hier liegt das Problem. Denn Du musst Dich fragen, weswegen Du gern etwas hättest, was Du nicht kennst. Bist Du Dir selbst nichts wert und hoffst, dass eine "Beziehung" Dir einen Wert einhaucht? Dich vielleicht zum "echten Mann" machen wird? Dein Fall handelt von einer Frau, die Du so gut wie null kennst. Zwei Küsse, nichts zusammen erlebt, nichts erfahren. Du steigerst Dich in eine Idee hinein, die mit der Frau, die Dir gegenübersteht, nichts zu tun hat. Du projizierst irgendein Klischee auf diese Frau, die Dir immer noch fremd ist. Dabei hast Du keinerlei Interesse, sie überhaupt kennenzulernen, denn alles, was Du willst, ist "eine Beziehung". Mit anderen Worten: Sie könnte jede beliebige Frau sein, Hauptsache Du kriegst Deinen Titel. Frag Dich mal, weswegen eine Frau so etwas mitmachen sollte.
Um Deine Eingangsfrage zu beantworten: Ernstzunehmende Emotionen müssen auf etwas basieren. Wenn man jemanden kennenlernt, dann tauscht man sich aus und lernt die Person immer weiter kennen. Das ist ein Kennenlernen, das nie endet. Im Grunde eine ewige Kennenlernphase, denn selbst Menschen, die 20 Jahre verheiratet sind, sind z.T. immer noch imstande, sich zu überraschen und neue Seiten am Gegenüber kennenzulernen. Du hingegen versuchst ein authentisches sich aneinander Nähern durch etwas Mechanisches zu ersetzen - und bekommst nur eine Fassade, die aus einer Checkliste besteht:
1) Kennenlernphase einleiten
2) Küssen
3) Emotionen gestehen
4) Nach Beziehung fragen
5) Sex
6) ...
Klingt stumpf und komplett reizlos.
Fazit: Gefühle ist nichts, worüber man quasselt. Jeder Vollhonk kann "Ich liebe Dich" und Co. sagen. Wer sich davon beeindrucken lässt oder glaubt, er oder sie könne etwas damit reißen, zeigt in Wirklichkeit nur eins: Komplette Naivität, die man nach Belieben (und vornehmlich durch Gequassel) steuern kann. Schlimmer noch: Es schafft Zwänge, denn: Emotionen sind bei der Ausübung total losgelöst von jeglicher Definition. Und gerade da liegt ihr Vorteil. Man hat Spaß, ohne Druck aufzubauen und schafft Raum für Fantasie, genuss und Entfaltung. Fängt man hingegehn an, Emotionen durch Gelaber zu objektisieren, kommt es einem mündlichen Vertrag gleich, bei dem man das Gegenüber auf etwas festzunageln versucht. In Deinem Fall auf einen Beziehungstitel. Und das nimmt jeglichem aufkommenden Gefühl der Sympathie und Zuneigung die Entfaltungsfreiheit und schiebt es in spaßlose Schablonen, die von Ängsten und Gram durchzogen sind. Ich meine: Schau Dich an. Unfähig, dieser Frau locker zu begegnen, glaubst, um eine Beziehung betrogen zu sein, etc. Und das bei einer Fremden. Selbst Dir sollte einleuchten, dass Du Dich auf dem vollkommen falschen Dampfer befindest.
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