Thema: Selbstmord
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Alt 19.08.2004, 18:31  
SoLonely
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Ort: NRW
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Einen setz ich noch nach:
Vor etwa 3 1/2 Jahren dachte ich ganz unten zu sein.
Das heißt, eigentl. hab ich überhaupt nicht mehr gedacht.
Mein ganzes Fühlen fokussierte sich nur noch auf einen Wunsch:
Nichts mehr fühlen, nicht mehr leiden, keine Qualen, der (vermeintlichen) Ausweglosigkeit ein Ende setzten - also legte ich los, wie in Trance:
Ich setzte mich an den Tisch, legte die durchgeladene u. entsicherte 9mm vor mir auf die Tischplatte u. begann mich langsam zu besaufen um auch noch den Rest Hemmung runterzuspülen, ich konnte an nichts anderes mehr denken.
Schließlich war ich so breit, daß mir irgendwann der Film riß.
Den restl. Ablauf weis ich nur noch aus dem, was mir der Arbeitskollege u. Kumpel später wiedergab, den ich wohl im Zuge eines Nervenzusammenbruchs u. im Vollbrand noch anrief, um meinen damaligen Chef über ihn wissen zu lassen, daß er letztlich der Tropfen sei, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte.
Ich wollte daß der Sch...kerl sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe macht u. ihn so büßen lassen (meine Ex hätte die "Botschaft" auch ohne Telefonat verstanden), so erzählte mein Kumpel mir später.
Mein Kumpel war bereits arbeitsmäßig auf Tour u. verständlicherweise in heller Panik wegen meines Anrufs (ich wundere mich noch heute, wie ich´s eigentl. überhaupt schaffte diesen Anruf in DEM Zustand noch zu tätigen), schließl. wußte er ja daß ich Waffenbesitzer bin.
Aber er stellte gottseidank diese eine, alles entscheidende Frage.
Und die drang offenbar sogar noch bis zu meinem völlig zugeschütteten Hirn durch:
"Hast Du eigentl. mal an deine Familie gedacht, Deine Eltern, Dein Bruder? - Hast Du Dir mal überlegt was Du DENEN damit antust? - Ist Dir der Denkzettel an das A....loch von Chef wichtiger als das, was Du DENEN damit antust?"
(Er zitierte sich später nochmal wörtl., ich geb´s nur so wieder)
Das muß wohl gesessen haben! Gegen Vormittag wurde ich wach, Waffe immer noch da wo ich sie abgelegt hatte, Arbeit verpasst, fürchterliche Verfassung u. weitestgehend Filmriß. - Aber ich hatte mein Resthirn immer noch in meinem Schädel u. nicht in der ganzen Wohnung verteilt...!
Heute weis ich, mein Kollege hat mir damals ohne sich zu diesem Zeitpunkt dessen bewußt zu sein das Leben gerettet.
Meinem damaligen Arbeitgeber verpaßten wir einen anderen Denkzettel: Wir kündigten mit 3 Leuten kollektiv zeitgleich unser Arbeitsverhältniß!
Und ich konnte die Fassungslosigkeit in seinen Augen genießen, als wir ihm zusammen unsere Kündigungen auf seinen Schreibtisch warfen - im anderen Fall wäre dies wohl eher unwarscheinlich...
Heute gibt es für mich nur noch ein vorstellbares Szenario, das einen Suizid in meinen Augen legitimiert: Eine schwere Krankheit ohne die geringste Chance auf Heilung, in deren Verlauf das Sterben zu einer furchtbaren Qual für mich, als auch meine Angehörigen werden u. dies auch von mehreren (ehrlichen) Ärzten als unausweichlich bestätigt würde.
Ich kenne die detaillierte (grauenhafte) Beschreibung des Sterbens einer vom Krebs völlig zerfressenen Darmkrebs-Patientin - soweit werde ich es niemals kommen lassen, das weis ich seitdem!
Im Unterschied zu der vorigen Schilderung ist der Tod in einem solchen Fall ja nur noch eine Frage des >>wie<<.
Da ist die Kugel die humane von 2 Möglichkeiten, ich würde vielleicht unter Morphium im Krankenhaus nicht mehr viel mitbekommen - meine Angehörigen müßten das grauenvolle Krepieren aber bis zum erlösenden Ende miterleben u. das werde ich niemals zulassen, diese Aussage mache ich völlig sachlich u. emotionslos.
Siehe auch Manuas Gründe ein Posting über diesem hier.

Geändert von SoLonely (20.08.2004 um 17:58 Uhr)
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