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Alt 04.03.2005, 18:09  
Klaus
Platin Member
 
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Ort: Düsseldorf
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In Kurzform: Hinter solchen Dingen stecken immer irgendwelche, grundsätzlich "normale", bekannte Gefühle. So in der Art, mir nimmt einer was weg, ich trete ihm in die Eier, und fühle mich gut davon. Es müssen keine dramatischen sein, können aber. Und genau dann wenn es sich um solche handelt, kann das auch dramatische Züge und Ausdrucksformen annehmen. Es gibt ja auch die Variante, ich tue irgendwie was verbotenes, und das ist unheimlich spannend. Das Kribbelnde ist daß es "verboten" ist, sonst wäre es langweilig.

Leider kann man nicht verallgemeinern was es im Einzelfall ist, aber die Erklärung, das ist einfach so, und die haben sich auch alle ganz toll lieb, trifft eben im Einzelfall zu, aber nicht immer. Und deshalb kann man auch nicht erzählen, ja, das ist IMMER harmlos, weil es bekanntermassen ziemlich viele Fälle gibt in denen es alles andere als das war. Jemand der sich mehr als ertappter Teenager aufführt, ist vielleicht harmlos, aber Leute die manische Züge annehmen sind es nicht. In keinem dieser Fälle ist Liebe in positiver Manier das Treibende. Wenn es einem trotzdem toll vorkommt, und es die "verbotene Früchte" Geschichte ist, okay, wer mag. Nur wenn es mehr als das ist, und es sich um starke, unterdrückte Aggressionen handelt, dann wird die Sache nicht nur schwierig zu kontrollieren, sondern kann auch eskalieren. In den Fällen wo es sich um ein Dominanz-Unterwerfung-Schema handelt, kann das auch, oder wird es in allen Fällen, für den der sich unterwirft am Ende Folgen haben. Wenn sich jemand dabei verliert, dann muß man tief in die Trickkiste greifen, um die Leute zurückzubringen. Von außen gesehen lebt so jemand noch, von innen gesehen und für ihn selbst nicht mehr.

Das ist ein ganz diffiziles Thema, da es ganz tief in das Mensch sein geht. Von daher gilt auch nicht "ach, so ein bischen S/M, ist doch nichts dabei". Legal, oder "moralisch" wie auch immer. Aber emotional schon, denn Emotionen können kaputt gehen. Und für den den es betrifft ist das nicht "egal". Ich habe genug mit den dramatischen Varianten zu tun gehabt, um da einen auf "hip" zu machen. Es gibt da sowas wie das "Kind in einem", und das fühlt sich nur unter bestimmten Bedingungen wohl. Wenn da die Verbindung kaputt geht, dann ist man ziemlich arm dran, und es dauert lange das wieder zu flicken, wenn es überhaupt passiert. Wenn das wieder kommt, dann weiß man erst was man verloren hat. Dann kommen auch die Emotionen "dahinter" zum Vorschein, und es kommt einem ziemlich blöd vor was man so alles gemacht hat. Dann ist es auch nicht mehr rätselhaft. Und irgendwie auch einfach. Das Problem ist, den Schritt zu tun, und das was dann kommt auszuhalten, das ist nämlich ein Mengenproblem. Viele Emotionen = viel Schmerz = starke Aufruhr -> dauert. Das Ergebnis ist aber ein Zustand, in dem man derartig gute Gefühle hat, daß man das Leben davor damit nicht vergleichen kann. Das ist wie Schuhsohle gegen Eisscreme.

Sowas hat mit der "Bild-S/M" ala ein bischen festbinden und juchhee nicht viel zu tun, das ist eher so ein bischen die Scham ablegen und sich von der Bedrückung der Sexualität mit der moralischen Keule oder "iih Du siehst für mich nicht gut genug aus für sowas" zu befreien. Da findet aber keine Unterdrückung, Unterwerfung, Bestrafung oder ähnliches statt. Dafür gibt es keine positiven Motive, außer abstrakt im Sinne der Selbstbehauptung. Man behauptet sich nur nicht gegen den Menschen der einen mal geärgert hat, sondern gegen irgendeinen. Irgendwann nehmen es die eigenen Gefühle dann mal persönlich, wenn jemand einen in den Hintern tritt, weil sich einer einfach mal so fühlt. Ich persönlich rate deshalb davon ab, diesen Weg überhaupt anzufangen.
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