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Alt 21.07.2011, 18:10   #11
Mr. Brightside
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Registriert seit: 03/2010
Ort: Süddeutschland
Beiträge: 282
Was wir da durchleben könnte man als Kommodifizierung des Sozialen Friedens ansehen.

Es wird getestet und bis zum Letzten ausgenutzt, wie weit man gehen kann.

Da die Deutschen verhältnismäßig wenig ökonomische Bildung haben und dazu noch relativ obrigkeitshörig sind, durchlief die Bundesrepublik wohl den schnellsten Wandel hin zu einer angelsächsisch-liberal geprägten Volkswirtschaft, der je in einem Staat vorgekommen ist.

Zu viele Menschen kennen ihre wahren eigenen Interessen nicht und sie wüssten auch nicht, wie sie diese Interessen wahren sollten, wenn sie sich derer bewusst wären.
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Mr. Brightside ist offline  
Alt 21.07.2011, 19:31   #12
Talamaur
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Registriert seit: 07/2011
Ort: Sauerland
Beiträge: 3.216
Zitat:
Zitat von Findus Beitrag anzeigen
Gleiche fange ich an zu weinen, dass die zu wenig bekommen.

Ich habe nichts dagegen, dass gut bezahlt wird, aber eine Verhältnismässigkeit sollte schon bestehen bleiben. Und die ist in meinen Augen schon lange aus dem Ruder gelaufen. Wenn sich ein Paar, bei dem beide verdienen, schon nicht mehr Urlaube locker leisten kann und ein wenig Luxus, dann stimmt etwas nicht...die Mittelschicht bricht weg und das kann so ganz egal keinem sein...
Eine Verhältnismäßigkeit ist immer dann gegeben, wenn der Markt bereit ist, zu zahlen, was die Anbieter (und in diesem Fall ist der Anbieter nunmal der Arbeitnehmer, zu denen ja auch die DAX-Manager gehören) verlangen. Insofern ist die Verhältnismäßigkeit absolut gewahrt.

"Urlaube" sind Luxus. Punkt. Luxus kann sich nur der Leisten, der genug verdient. Punkt. Und wenn das Paar, bei dem beide verdienen, meint, es müsste eine 120 qm Wohnung beziehen und dazu einen Audi A6/5er BMW/Mercedes E-Klasse fahren, dann ist das auch Luxus. Nur ist dann halt nicht mehr genug drin, um sich den Luxus "Urlaub" zu leisten. Urlaub habe ich im übrigen in Anführungszeichen gesetzt, weil Urlaub in Deutschland irgendwie falsch verstanden wird. Urlaub heißt doch lediglich, ich muss nicht Arbeiten, beziehe meine Vergütung aber dennoch weiter. Das ist sicher auch eine Art Luxus, aber nichts, was man sich leisten müsste. Leisten muss man sich Urlaubsreisen, und das können nunmal nicht alle. So ist das Leben, da hat kein böser Wirtschaftsboss dran schuld. Die deutschen sind einfach nur Luxusverwöhnt. So geht es aber nun mal nicht weiter.



Zitat:
Soll jetzt jeder studieren? Jeder einen hochwertigen Ausbildungsberuf erlernen? Es geht hier nicht um "leid" tun, sondern um soziales Gefüge. Diejenigen, die arbeiten, sollten zumindest mehr erhalten, als diejenigen, die nicht arbeiten. Da fängt der Quatsch doch schon an...400 Euro Jobs...Unfugsgeschichte.



Ja?

Wieso eigentlich?

Die machen doch auch weit mehr als 2% mehr Gewinn?
Wenn jetzt jeder studiert, dann wird bald nach "billigen" Arbeitskräften gesucht wie blöd. Die verlieren wären dann die Akademiker, die Gewinner die Geringqualifizierten, die plötzlich horrende Summen für ihre Arbeit bekommen, während Akademiker sich mit 400 Euro Jobs rumschlagen müssen.

Diejenigen, die Arbeiten, sollen absolut mehr haben, die nicht arbeiten. Ein 400 Euro Job ist aber auch nicht als Hauptberuf gedacht, sondern als Nebentätigkeit, beispielsweise für die Hausfrau, die hauptberuflich die Kinder erzieht. Sie sind also absolut kein Unfug, sondern völlig in Ordnung. Nicht in Ordnung sind die Sozialleistungen, die es in unserem Land gibt, die sind viel zu hoch, sie bekommen viel zu viele und sie tragen nicht unbedingt dazu bei, diesen Zustand zu ändern. Hier muss angesetzt werden, nicht bei den 400 Euro Jobs.


Zitat:
Zitat von BadForGood Beitrag anzeigen
Naja, ein Grund ist ja sicherlich, dass die Politik leider in der Tat nicht so frei handeln kann, wie es eigentlich nötig wäre, wegen der Konsequenzen. Wenn die Bedingungen in Deutschland nicht wenigstens einigermaßen wirtschaftsfreundlich gemacht werden, dann ist es für große Firmen und Arbeitgeber ja heutzutage kein Problem, einfach woanders hin auszuwandern. In der Herstellung wird das ja auch schon ja und Tag gemacht, aber "Niedriglohnländer" sind mittlerweile wohl auch bei den "kreativeren" Arbeiten am Aufholen.
Es ist ja im Gegenteil sogar so, dass einige Firmen aus den s.g. Niedriglohnländern schon wieder zurück kommen, weil es eben unter anderem wegen anderen Mentalitäten und Einstellungen zu beispielsweise Qualitätsfragen eben doch nicht rentabel ist, Produkte in diesen Ländern zu produzieren.

Zitat:
Wie kann man politisch da gegensteuern, ohne das gleich die ganze Wirtschaft wegläuft und die Situation noch schlechter wird? Natürlich könnte man jetzt die Globalisierung kritisieren und das tun auch einige, rein prinzipiell kann ich aber am "Näher-Zusammenrücken" der verschiedenen Länder der Erde nichts aussetzen. Grundsätzlich ist es positiv. Wirtschaftlich scheint es nur darauf hinauszulaufen, dass die Verhältnisse in ärmeren Ländern steigen und in reicheren Ländern sinken, und sich womöglich irgendwann alles "in der Mitte" trifft. Ja, Deutschland wäre da einer der Verlierer.
Es wird viel zu viel gegengesteuert. Jeder politischer Eingriff in die Wirtschaft ist ein Eingriff zu viel. Entgegen der modernen Meinung, dass möglichst viel Staat die Wirtschaft regulieren soll, ist es nämlich tatsächlich so, dass sich die Wirtschaft sehr wohl selbst regulieren kann. Man lässt sie nur nicht.

Im übrigen kann man der Globalisierung tatsächlich die Schuld in die Schuhe schieben. Es ist gar nicht anders möglich. Das Lohnniveau wird sich zwangsweise global angleichen. In einigen Ländern steigt es, in anderen sinkt es. Dagegen kann man nichts tun, außer die Grenzen schließen, das Internet abschaffen und allgemein die Zustände von 1960 wieder herstellen. Wir müssen uns wohl oder übel damit abfinden.

Zitat:
Aber was tun? Eine globale Wirtschaftsethik, die länderübergreifend dafür sorft, dass es allen möglichst gut geht? Hätte was schönes, ist aber wohl eher utopisch.
Das Wort Wirtschaftsethik ist schon ein Unding an sich. Wirtschaft hat nichts mit Ethik zu tun, sondern mit Rationalität.

Zitat:
Und was anderes dazu: Es gehört ja heute zum Standardverhalten des Verbrauchers, sehr stark Preise zu vergleichen und "Geiz ist geil" mäßig das günstigste zu kaufen. Da ist es dann nicht unbedingt verwunderlich, wenn Unternehmen ähnlich handeln und das machen / dahin gehen, wo's billig ist. Natürlich könnte man sagen, den Verbrauchern bleibt ja bei sinkendem Realeinkommen nichts anderes übrig als "Geiz ist geil", aber im Endeffekt ergibt sich daraus dann doch irgendwie ein Teufelskreis ohne Ausweg.

Liebe Grüße,
BadForGood
Natürlich ist das so. Der luxusverwöhnte Deutsche gibt sich nur mit dem Besten zufrieden. Und davon gleich dutzendweise. Das geht aber halt eben nicht. Wenn ich ein Haus baue, kann ich nicht gleichzeitig ein neues Oberklasseauto kaufen. Jetzt mal überspitzt ausgedrückt. Mir ist klar, dass es sich bei den meisten um kleinere Dinge handelt, aber es kommt aufs gleiche raus. Ich kann nicht einen neuen Computer, ein neues Auto, einen neuen iPod, eine neue Stereoanlage, etc. kaufen, und das alles gleichzeitig, wenn ich nicht genügend Geld dafür habe. Also ich die Wahl, warte ich noch ein Jahr mit dem Auto, oder kaufe ich alles, aber dann halt billig. Der Deutsche an sich tendiert eher dazu, alles zu kaufen, aber dann halt billig. Und so kommt es, dass die billigen Sachen meist in China/Japan/Taiwan/Indien hergestellt werden, während die teureren Sachen in Deutschland hergestellt werden. Wenn ich dann die ausländischen Fabrikate kaufe, schade ich damit automatisch der deutschen Volkswirtschaft, während ich die ausländische stärke. Das ist doch nur ganz logisch.


Zitat:
Zitat von Mr. Brightside Beitrag anzeigen
Was wir da durchleben könnte man als Kommodifizierung des Sozialen Friedens ansehen.

Es wird getestet und bis zum Letzten ausgenutzt, wie weit man gehen kann.

Da die Deutschen verhältnismäßig wenig ökonomische Bildung haben und dazu noch relativ obrigkeitshörig sind, durchlief die Bundesrepublik wohl den schnellsten Wandel hin zu einer angelsächsisch-liberal geprägten Volkswirtschaft, der je in einem Staat vorgekommen ist.

Zu viele Menschen kennen ihre wahren eigenen Interessen nicht und sie wüssten auch nicht, wie sie diese Interessen wahren sollten, wenn sie sich derer bewusst wären.
Dem kann ich grundsätzlich so zustimmen, nur sehe ich das ganze andersrum, schätze ich.
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Talamaur ist offline  
Alt 21.07.2011, 19:51   #13
BadForGood
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Ort: Away, beyond, above
Beiträge: 105
Zitat:
Es wird viel zu viel gegengesteuert. Jeder politischer Eingriff in die Wirtschaft ist ein Eingriff zu viel. Entgegen der modernen Meinung, dass möglichst viel Staat die Wirtschaft regulieren soll, ist es nämlich tatsächlich so, dass sich die Wirtschaft sehr wohl selbst regulieren kann. Man lässt sie nur nicht.
Das könnte von Friedrich Merz stammen. Wobei, glaube ich, nicht mal der ernsthaft meint, man solle die Wirtschaft "sich selbst" überlassen, sondern natürlich muss Politik da Rahmenbedingungen setzen. Im übrigen muss man immer sehen, dass in der kapitalistischen Wirtschaft (nicht das ich jetzt voll der Linke wäre, aber ich stelle fest) das eigentlich wichtige immer der Profit ist, das (dabei entstehende) Produkt bzw. das Wohlergehen der Menschheit ist eher nötiger Nebeneffekt. Nach meinem Weltbild müsste es eigentlich genau anders herum aussehen.
Zitat:
Im übrigen kann man der Globalisierung tatsächlich die Schuld in die Schuhe schieben. Es ist gar nicht anders möglich. Das Lohnniveau wird sich zwangsweise global angleichen. In einigen Ländern steigt es, in anderen sinkt es. Dagegen kann man nichts tun, außer die Grenzen schließen, das Internet abschaffen und allgemein die Zustände von 1960 wieder herstellen. Wir müssen uns wohl oder übel damit abfinden.
Da sind wir auf jeden Fall einer Meinung, obwohl ich die Kritik verstehe kann ich der "Alles-Wieder-Abschotten"-Fraktion absolut nicht beipflichten. Das, was wir jetzt haben, hat auch immense Vorteile.
Zitat:
Wirtschaft hat nichts mit Ethik zu tun, sondern mit Rationalität.
So ist es. Aber ist das gut so?
Zitat:
Das geht aber halt eben nicht. Wenn ich ein Haus baue, kann ich nicht gleichzeitig ein neues Oberklasseauto kaufen.
Musst Du aber! Wir brauchen ja Wirtschaftswachstum, denn wenn die Wirtschaft nicht wächst sondern unverändert bleibt, dann geht es uns interessanter Weise allen schlechter. Sagt man zumindest. Das bedeutet, wenn wir das ständig durchhalten wollen: Dann muss jeder von uns halt irgendwann pro Tag ein Auto zu Schrott fahren und sich ein neues kaufen, und damit im Jahr darauf die Wirtschaft immer noch wächst müssen es dann halt irgendwann zwei Autos pro Tag sein. Das erschließt sich mir nicht; nichts kann ewig wachsen,die Wirtschaft müsste es aber, um dauerhaft zu funktionieren.

Wobei ich nicht meine, dass Du grundsätzlich unrecht hättest. Ich tendiere eigentlich auch eher in liberalere Richtungen, aber nicht so, dass ich dann automatisch auch jeden Aspekt einer entsprechenden Meinung annehmen und vertreten muss. Prinzipiell sind mir "Richtungen" da egal, wenn mir wasstinkt sag ich das.

Liebe Grüße,
BadForGood
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BadForGood ist offline  
Alt 21.07.2011, 19:54   #14
Tyr
abgemeldet
Zitat:
Zitat von Talamaur
Wenn jetzt jeder studiert, dann wird bald nach "billigen" Arbeitskräften gesucht wie blöd. Die verlieren wären dann die Akademiker, die Gewinner die Geringqualifizierten, die plötzlich horrende Summen für ihre Arbeit bekommen, während Akademiker sich mit 400 Euro Jobs rumschlagen müssen.
Nein. Auch geringqualfizierte Arbeiten können Akademiker ausführen. (Wäre sogar unfassbar wenn nicht) Wenn "jeder" studiert, gibt es eben nur mehr Akademiker um die entsprechenden hochqualifizierten Jobs konkurrieren. Mehr Konkurrenz bedeutet geringere Entlohnung, weil der Bedarf an Jobs grundsätzlich ja erstmal nicht steigt. Das ist ja auch der primäre Grund, warum es im Niedriglohnsektor so niedrigere Löhne gibt. Weil es einfach zu viele Menschen gibt, die diese Arbeiten ausführen können. Sehr viel mehr Menschen als Bedarf.

Und weil das so ist, ist das "mehr Bildung für alle" Motto ein Trugschluss. Der Bedarf an Arbeitskräften steigt nicht grundsätzlich. Mehr Bildung für alle heißt nur, daß auch in qualifizierteren Bereichen plötzlich mehr Menschen in der Lage sind diese auszuführen. Die sind aber logischerweise auch immer noch in der Lage Arbeiten auszuführen, die wenig bis gar keine Qualifikation bedürfen. Das bedeutet also nur, daß es "nach oben" zusätzlich noch mehr Konkurrenz gibt und damit auch dort Gelegenheit die Löhne zu drücken.

Warum bekommt denn ein Michael Schumacher oder Profifußballer xy so viel Kohle? Weil sich natürlich viele Menschen dafür interessieren (Werbung etc.) aber in dem Zusammenhang viel wichtiger: weil es nur wenige Menschen gibt, die das können. Der Wert einer Arbeit bemisst sich primär daran, wieviele Menschen sie ausführen können.

Und in dem Zusammenhang finde ich es auch völlig in Ordnung wieviel diverse Manager verdienen. Nur sollte man da vernünftige Regeln finden, daß sie auch gradestehen wenn sie Scheiße bauen und nicht noch mit dicken Abfindungen beispielsweise entlohnt werden.
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Geändert von Tyr (21.07.2011 um 20:00 Uhr)
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Alt 21.07.2011, 20:12   #15
zinedine
 
Registriert seit: 04/2010
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Beiträge: 11.526
Ich bin ja allgemein der Meinung, dass nicht die Politiker die Politik machen, sondern die großen Unternehmen in Deutschland die Politik machen, meinen einige Parteien einen anderen Weg einschlagen zu müssen, wird ihnen halt angedroht, dass z.B. die Spendengelder für die Partei gekürzt werden.
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zinedine ist offline  
Alt 21.07.2011, 20:15   #16
Mr. Brightside
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Registriert seit: 03/2010
Ort: Süddeutschland
Beiträge: 282
von Talamaur:
Zitat:
Eine Verhältnismäßigkeit ist immer dann gegeben, wenn der Markt bereit ist, zu zahlen, was die Anbieter (und in diesem Fall ist der Anbieter nunmal der Arbeitnehmer, zu denen ja auch die DAX-Manager gehören) verlangen. Insofern ist die Verhältnismäßigkeit absolut gewahrt.
...

von Tyr:
Zitat:
Und in dem Zusammenhang finde ich es auch völlig in Ordnung wieviel diverse Manager verdienen. Nur sollte man da vernünftige Regeln finden, daß sie auch gradestehen wenn sie Scheiße bauen und nicht noch mit dicken Abfindungen beispielsweise entlohnt werden.

Topmanger werden nicht nach Marktpreisen bezahlt.

Dazu gibt es mehrere aktuelle Studien. Kungelei und Kooption führen zu diesen Spitzeneinkommen. Das sind Machteinkommen, keine Markteinkommen.

Ein Indiz dafür ist z.B. dass deutsche Manager im Ausland keinen Fuß auf den Boden bekommen, wenn sie sich da bewerben. Es gibt hier keinen internationalen Markt.
Im Sinne des klassischen "cherrypicking" haben sich deutsch Topmanager die Gehälter der Amis bei den gewohnten deutschen Sicherheiten herausgenommen.


Im Übrigen belohnt der (ideale) Arbeitsmarkt keine wie auch immer definierte Leistung, sondern rein die "Arbeitsmarktkompatibilität" eines Arbeitnehmers, also die aktuelle Knappheit ("Gesuchtheit") seiner Fähigkeiten.

Die Leistung eines Arbeitnehmers ist, zur richtigen Zeit das richtige zu können.
Und jegliches Wissen kann von heute auf morgen entwertet werden.
Ziemlich stressig, so eine Marktwirtschaft.

Kein Wunder, dass sich viele Topmanager und Politiker Privilegien und Pfründe sichern.
Da lebt es sich ruhiger.
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Geändert von Mr. Brightside (21.07.2011 um 20:19 Uhr)
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Alt 21.07.2011, 20:19   #17
Talamaur
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Beiträge: 3.216
Zitat:
Zitat von BadForGood Beitrag anzeigen
Das könnte von Friedrich Merz stammen. Wobei, glaube ich, nicht mal der ernsthaft meint, man solle die Wirtschaft "sich selbst" überlassen, sondern natürlich muss Politik da Rahmenbedingungen setzen. Im übrigen muss man immer sehen, dass in der kapitalistischen Wirtschaft (nicht das ich jetzt voll der Linke wäre, aber ich stelle fest) das eigentlich wichtige immer der Profit ist, das (dabei entstehende) Produkt bzw. das Wohlergehen der Menschheit ist eher nötiger Nebeneffekt. Nach meinem Weltbild müsste es eigentlich genau anders herum aussehen.
Damit hätten wir dann eine sozialistische Planwirtschaft. Dass das nicht funktioniert, haben wir vor einigen Jahren noch mit ansehen können (Gut, ich nicht direkt, ich war da noch nicht weit genug, um da was mit ansehen zu können).

Unter "Kapitalistisch" verstehe ich wahrscheinlich etwas anderes als die meisten anderen Menschen. Eine kapitalistische Wirtschaftsordnung ist in meinen Augen eine, in der das Risiko durch Kapital gedeckt wird. Ich kann nicht erkennen, was daran falsch sein soll. Natürlich bedeutet das im Umkehrschluss, dass die, die mit ihrem Kapital haften, mehr zu bekommen haben als die, die das eben nicht tun, allerdings kann ich auch hieran nicht erkennen, was daran falsch sein sollte. Im Gegenteil ist es übrigens in fast allen familiengeführten Unternehmen so, dass die Eigentümer nicht nur ihr eigenes Wohl im Sinne haben, sondern durchaus auch das ihrer Angestellten. Man darf nicht immer nur die paar großen Konzerne kritisieren, man muss auch mal die Masse der kleinen und mittelständischen Unternehmen loben, die sich eben aus bestimmten Gründen, die ich nun nicht alle aufzählen möchte, anders verhalten. Schließlich lebt Deutschland vom Mittelstand.

Zitat:
So ist es. Aber ist das gut so?
Ich sage: Ja! Meine Meinung.

Zitat:
Musst Du aber! Wir brauchen ja Wirtschaftswachstum, denn wenn die Wirtschaft nicht wächst sondern unverändert bleibt, dann geht es uns interessanter Weise allen schlechter. Sagt man zumindest. Das bedeutet, wenn wir das ständig durchhalten wollen: Dann muss jeder von uns halt irgendwann pro Tag ein Auto zu Schrott fahren und sich ein neues kaufen, und damit im Jahr darauf die Wirtschaft immer noch wächst müssen es dann halt irgendwann zwei Autos pro Tag sein. Das erschließt sich mir nicht; nichts kann ewig wachsen,die Wirtschaft müsste es aber, um dauerhaft zu funktionieren.
Moment. Wir sorgen doch auch für Wirtschaftswachstum, wenn wir Häuser bauen. Zu einem Problem wird es doch erst dann, wenn wir eben Häuser bauen und Autos kaufen, uns die Kredite über den Kopf wachsen, wir sie nicht mehr bedienen können und deswegen diejenigen, die die Häuser und die Autos gebaut haben, nicht mehr bezahlen können. Man kann es also auch alles anders sehen. Außerdem wächst unsere Wirtschaft doch auch, wenn wir Autos ins Ausland exportieren, das darfst du auch nicht außer acht lassen.
Und wenn unsere Wirtschaft nicht mehr wächst, dann wächst halt eine andere Volkswirtschaft. Also kann es durchaus ewiges Wirtschaftswachstum geben. Nur eben vielleicht nicht regional begrenzt. China war schon einmal ein Weltreich, warum also soll es das nicht erneut werden? Ebenso Ägypten, die sind dann nach China wieder an der Reihe, erst dann werden die Europäer wieder groß. Bekannt ist dieses Phänomen glaub ich unter dem Begriff "History repeats itself"

Zitat:
Wobei ich nicht meine, dass Du grundsätzlich unrecht hättest. Ich tendiere eigentlich auch eher in liberalere Richtungen, aber nicht so, dass ich dann automatisch auch jeden Aspekt einer entsprechenden Meinung annehmen und vertreten muss. Prinzipiell sind mir "Richtungen" da egal, wenn mir wasstinkt sag ich das.

Liebe Grüße,
BadForGood
Ich hoffe, ich konnte mit diesem Post klar machen, dass ich das ebenso halte.


Zitat:
Zitat von Tyr Beitrag anzeigen
Nein. Auch geringqualfizierte Arbeiten können Akademiker ausführen. (Wäre sogar unfassbar wenn nicht) Wenn "jeder" studiert, gibt es eben nur mehr Akademiker um die entsprechenden hochqualifizierten Jobs konkurrieren. Mehr Konkurrenz bedeutet geringere Entlohnung, weil der Bedarf an Jobs grundsätzlich ja erstmal nicht steigt. Das ist ja auch der primäre Grund, warum es im Niedriglohnsektor so niedrigere Löhne gibt. Weil es einfach zu viele Menschen gibt, die diese Arbeiten ausführen können. Sehr viel mehr Menschen als Bedarf.

Und weil das so ist, ist das "mehr Bildung für alle" Motto ein Trugschluss. Der Bedarf an Arbeitskräften steigt nicht grundsätzlich. Mehr Bildung für alle heißt nur, daß auch in qualifizierteren Bereichen plötzlich mehr Menschen in der Lage sind diese auszuführen. Die sind aber logischerweise auch immer noch in der Lage Arbeiten auszuführen, die wenig bis gar keine Qualifikation bedürfen. Das bedeutet also nur, daß es "nach oben" zusätzlich noch mehr Konkurrenz gibt und damit auch dort Gelegenheit die Löhne zu drücken.

Warum bekommt denn ein Michael Schumacher oder Profifußballer xy so viel Kohle? Weil sich natürlich viele Menschen dafür interessieren (Werbung etc.) aber in dem Zusammenhang viel wichtiger: weil es nur wenige Menschen gibt, die das können. Der Wert einer Arbeit bemisst sich primär daran, wieviele Menschen sie ausführen können.

Und in dem Zusammenhang finde ich es auch völlig in Ordnung wieviel diverse Manager verdienen. Nur sollte man da vernünftige Regeln finden, daß sie auch gradestehen wenn sie Scheiße bauen und nicht noch mit dicken Abfindungen beispielsweise entlohnt werden.
Es ist doch so, Akademiker wollen keine Jobs, bei denen ihre Qualifikation nicht benötigt wird. Das hat doch was mit Selbstverwirklichung zu tun. Wenn es jetzt im Lande nur noch Akademiker gibt, die diese Jobs nicht machen wollen, dann ist der Bedarf an geringqualifizierten, die diese Jobs machen wollen, höher als das Angebot. Also müssen sich die Nachfrager, in diesem Fall die Unternehmer, überlegen, was sie tun, um diese geringqualifizierten Jobs zu besetzen. Also steigen dort die Löhne. Die Jobs, für die Akademiker gebraucht werden, werden dann natürlich bei weitem nicht mehr so gut bezahlt wie heute, sondern eben so, wie heute die Jobs für unqualifizierte. Angebot und Nachfrage eben.

Warum ein Michael Schuhmacher so viel verdient, ist mir tatsächlich schleierhaft. Sport ist für mich (auch wenn ich mit dieser Meinung allein da stehe), keine Arbeit, für die man bezahlt wird, sondern ein Hobby. Arbeit ist es, wenn man etwas produktives tut, das tun Sportler nicht. Aber wie gesagt, mit dieser Meinung stehe ich wahrscheinlich alleine.

Bei dem Punkt Managergehälter sind wir uns tatsächlich einig. Allerdings ist es Job der Aufsichtsräte, um sich über diese Regeln Gedanken zu machen, nicht Job der Politik.
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Talamaur ist offline  
Alt 21.07.2011, 20:37   #18
BadForGood
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Zitat:
Also kann es durchaus ewiges Wirtschaftswachstum geben.
Das wäre schön, dann könnte die Sache sogar funktionieren. Aber es gibt ja leider verschiedene beschränkende Faktoren, z.B. Rohstoffe. Irgendwann ist z.B. unser Öl alle. Zum einen eine Chance, etwas neues als Ersatz zu finden - ein neuer Wirtschaftszweig, der wieder Wachstum bringt. Aber ob das immer so klappt und das "Neue" die Verluste durch Wegfall des "Alten" immer ausgleichen können, ich weiß nicht.

Zitat:
Warum ein Michael Schuhmacher so viel verdient, ist mir tatsächlich schleierhaft. Sport ist für mich (auch wenn ich mit dieser Meinung allein da stehe), keine Arbeit, für die man bezahlt wird, sondern ein Hobby. Arbeit ist es, wenn man etwas produktives tut, das tun Sportler nicht. Aber wie gesagt, mit dieser Meinung stehe ich wahrscheinlich alleine.
Naja, wirtschaftlich liegt dieses Phänomen natürlich ander dahinter steckenden, sehr lukrativen Vermarktung, und dass eben wirklich nicht jeder Mensch so einfach wie'n Irrer im Kreis heitzen kann wie der Schumi. Ob das Sinn macht oder ob es einem gefällt ist eine andere Frage - meiner Meinung nach macht z.B. der ganze Bereich der Werbewirtschaft eigentlich keinen Sinn, die ja auch in dem Sinne keine Werte schafft, sondern einzig und allein versucht, den Verbraucher dazu zu bewegen, Geld in Dinge zu investieren, die er eigentlich gar nicht braucht. Erinnert mich an den einen Sketch von Dieter Hallervorden, wo jemand eine Kiste Bier kauft und der Verkäufer dann fragt (sinngemäß): "Stehen Sie denn auf Boxen?" - "Nein." - "Warum kaufen Sie dann dieses Bier? Die sponsern doch im Fernsehen das Boxen, wenn Sie dieses Bier kaufen zahlen Sie also für Boxen im Fernsehen, obwohl sie's sich dann gar nicht anschauen..."

Liebe Grüße,
BadForGood
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Alt 21.07.2011, 20:45   #19
Talamaur
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Zitat:
Zitat von BadForGood Beitrag anzeigen
Naja, wirtschaftlich liegt dieses Phänomen natürlich ander dahinter steckenden, sehr lukrativen Vermarktung, und dass eben wirklich nicht jeder Mensch so einfach wie'n Irrer im Kreis heitzen kann wie der Schumi. Ob das Sinn macht oder ob es einem gefällt ist eine andere Frage - meiner Meinung nach macht z.B. der ganze Bereich der Werbewirtschaft eigentlich keinen Sinn, die ja auch in dem Sinne keine Werte schafft, sondern einzig und allein versucht, den Verbraucher dazu zu bewegen, Geld in Dinge zu investieren, die er eigentlich gar nicht braucht. Erinnert mich an den einen Sketch von Dieter Hallervorden, wo jemand eine Kiste Bier kauft und der Verkäufer dann fragt (sinngemäß): "Stehen Sie denn auf Boxen?" - "Nein." - "Warum kaufen Sie dann dieses Bier? Die sponsern doch im Fernsehen das Boxen, wenn Sie dieses Bier kaufen zahlen Sie also für Boxen im Fernsehen, obwohl sie's sich dann gar nicht anschauen..."

Liebe Grüße,
BadForGood
Werbewirtschaft macht schon Sinn und produziert auch durchaus Werte. Sonst könntest du jetzt auch sagen, der Dienstleistungssektor schafft keine Werte und ist sinnlos. Die Frage ist, bis zu welchem Aufwand rechtfertigt der Wert, den Werbewirtschaft schafft, eben diesen Aufwand. Das wird sicherlich an vielen Stellen übertrieben und - vor allem - überbewertet.

Um es mit den Worten Henry Fords zu sagen: "Fünfzig Prozent bei der Werbung sind immer rausgeworfen. Man weiß aber nicht, welche Häfte das ist". Oder: "Wer aufhört, zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen." Ja, ich mag den guten Henry. Weiser Mann er war
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Talamaur ist offline  
Alt 21.07.2011, 20:55   #20
BadForGood
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Jau, der gute alte Henry! Das waren noch Zeiten!

Erinnert mich daran, dass mir kleinem Futzel im Rahmen meines Berufs mal so ein Manager-Typ sagte: "Es ist einfach, einen BMW zu bauen, aber extrem schwer, einen BMW zu verkaufen." Worauf ich dann antwortete: "Ja, aber das könnte daran liegen, das objektiv betrachtet auch kein Mensch einen BMW braucht." Im echten Leben gibt's leider diesen hier nicht , sonst hätte ich den auch noch mit draufgesetzt.

Will sagen: Dienstleistungen befriedigen natürlich "nicht-materielle" Bedürfnisse des Menschen (hier passt auch ein ), aber die Werbewirtschaft ist in so fern "unfair", als dass sie versucht, Leute unnötiger Weise zu "verführen".

Wenn Du darauf jetzt antwortest, dass jeder, der sich aufgrund von Werbung dazu verleiten lässt, etwas zu kaufen, dass er sich nicht leisten kann / dass er nicht braucht, selber Schuld ist, dann würde ich Dir auch sofort recht geben.

Liebe Grüße,
BadForGood
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