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MorningGlory 13.07.2005 14:50

Zitat:

Zitat von AndrewAustralien
In Deutschland gab es erst seit 1945 keinen Krieg. Aber vor dem ersten Weltkrieg gab es lange Zeit nur in Teilen von (dem heutigen) Deutschland Krieg, so zum Beispiel mit Dänemark über Schleswig.
Es würde also heißen, daß die Schweiz zum Beispiel dem Mittelalter lange vior 1945 entsprungen ist, ich glaube es müßte also mehr Kriterien geben.

Vielleicht ist sie's ja, ich bin in der Schweizer Geschichte nicht so firm...

Die napoleonischen Kriege sind nicht so mein Fachgebiet, aber soweit ich weiß, haben wir auch da unser Fett weggekriegt...

Sei's drum, mein Ende des Mittelalters ist ja auch eine persönliche Einschätzung ohne jedes wissenschaftliche Fundament, für mich fühlt es sich halt so an.

Dave Bowman 13.07.2005 14:52

Zitat:

Zitat von AndrewAustralien
Das aber weil es Widerstand gab von Monarchen und dem Ancien Regime und weil es eben Bürgerkrieg gab.

Bedingt... Es gab einige königstreue Gebiete in Frankreich, zum Beispiel die Vendée im Nordwesten, oder Lyon im Süden, wo viele Kämpfen und Willkürakten zum Opfer fielen. Jedoch die überwiegende Menge an Opfern geht auf das direkte Konto der jeweiligen Revolutionsführer.

Dave Bowman 13.07.2005 14:56

Zitat:

Zitat von MorningGlory
Die napoleonischen Kriege sind nicht so mein Fachgebiet, aber soweit ich weiß, haben wir auch da unser Fett weggekriegt...

Aber sowatt von! In den Revolutionskriegen 1792-1800, im preußischen Feldzug 1806, die Bayern im Kampf gegen Andreas Hofers Tiroler 1809/10, im Rußlandfeldzug 1812 (alleine 30.000 tote Bayern), in den Befreiungskriegen 1813/14 und noch Hannoveraner auf Wellingtons Seite 1815 bei Waterloo. Aber das nur am Rande...

Dave Bowman 13.07.2005 14:58

Zitat:

Zitat von MorningGlory
Prima, dann fühle ich mich ja in meiner Arbeit bestätigt und wünsche mir nur, dass mehr Leute auf diesen Dreh kommen, da wir natürlich nicht flächendeckend arbeiten können. Unser Partner in Afghanistan hat schon 15 Schulen eröffnet. Die Schule, die wir mit aufgebaut haben und unterstützen, wird übrigens überwiegend von Mädchen (ohne Kopftücher) besucht.

Eben. Ich hoffe, dass man in Zukunft mit solchen Angeboten und Möglichkeiten zu den Leuten durchdringt und sie dadurch von diesen mörderischen Ideen ablassen. Aber verlassen würde ich mich nicht darauf...

Someguy 14.07.2005 09:37

nur mal so "nebenbei": heute um 13:00 mesz gibt es zwei schweigeminuten für die opfer des anschlages in london.

Toktok 14.07.2005 14:34

Zitat:

Zitat von Dave Bowman
Aber das ist es doch: Sie haben überhaupt keine Plattform und Grundlage oder Rechtfertigung, uns anzugreifen. Wo? Welche? Wann? Es gibt keine, die irgendeiner ernsthaften Prüfung standhalten könnte. Wir selbst aber haben es scheinbar recht gut geschafft, uns genau das Gegenteil einzureden.
Zitat:

Zitat von MorningGlory
Das ist doch grade das Irre an der Geschichte: es gibt keine, die irgendeiner ernsthaften Prüfung standhalten könnte - deswegen zimmern sie sich ja bei der kleinsten Ungerechtigkeit sofort etwas zurecht, das in IHR Weltbild passt. In unseres passt es deswegen noch lange nicht, weil wir keine Logik erkennen können. Sie verfolgen jenseits jeglicher Logik stur ihren Weg.


Der Kampf, den radikale Islamisten führen, ist eben aus unserer Sicht nur schwer nachvollziehbar und dessen Ziele wohl gar nicht realisierbar. Sie kämpfen ja nicht im selben Sinn, wie es beispielsweise die IRA in Irland macht, die ein vereintes und unabhängiges Irland anstrebt.
Das Hauptziel islamischer Fundamentalisten ist es, das Kalifat wieder einzurichten, welches von Atatürk abgeschafft wurde, als sich die moderne Türkei etablierte. Somit ist der fundamentalistische Kampf auch keine anti-imperialistische Bewegung, die sich gegen die militärischen Aktionen im Nahen und Mittleren Osten richtet, sondern ganz im Gegenteil eine höchst imperialistische, die sich nach einem imaginären goldenen Zeitälter sehnt, ähnlich dessen, welches der Islam vor über tausend Jahren erlebte.
Die Idee des neuzeitlichen Fundamentalismus geht in das beginnende 20. Jahrhundert zurück, ihre intellektuellen Väter sind hauptsächlich die beiden arabischen Denker Qutb und Banna. Ersterer sieht den Hauptfeind eben nicht in westlichen Staaten und ihrer Außenpolitik, sondern in der Moderne an sich: im besonderen in Materialismus, Liberalismus und Demokratie.
Das war auch der Hauptgrund, weswegen jüngst London angegriffen wurde. Das geschah nicht etwa, weil "London Muslime angegriffen" hat, sondern weil die Urheber dieses Terrors fürchten, dass Materialismus, Liberalismus und Demokratie die Werte beschädigen, welche sie zu verbreiten hoffen: Ehrfurcht und Unterwerfung gegenüber dem Willen Gottes. Islamisten führen einen kampf für die Seelen aller Moslems gegen die korrupten Kräfte der Moderne. Prinzipiell personifiziert sich der Hauptfeind in "abtrünnigen" Moslems und nicht etwa in uns, oder in Christen etc. Es war sicherlich auch kein Zufall, dass in London eine Bombe auch an der Edgware Road explodierte, die Heimat Londons liberaler, verwestlichter, arabischer Muslime.

Kann man den Westen dafür verantwortlich machen, dass sich die starken islamistischen Bewegungen im Nahen und Mittleren Osten seit den 1950er Jahren mehr und mehr ausbreiteten und noch stärker wurden?
Ich würde sagen man kann.
Der Westen ließ zusehends und unterstützend Gesellschaften entwickeln, in denen keine Demokratien existierten, oder in denen sie gewaltsam unterdrückt wurden. Der Westen tat dies, weil er Öl brauchte und in einem Kampf darum und um Einfluß auf die UDSSR steckte. Islamismus entwickelte sich quasi kampflos. In einem direkten Kampf gegen Demokratie und Pluralismus hätte er Verloren, und das wissen Islamisten auch. Deswegen fürchten Islamisten auch nichts mehr, als die Etablierung demokratischer Gesellschaften in der arabischen Welt.
Der Westen kann auch dafür mitverantwortlich gemacht werden, dass sich im Mittleren Osten Ökonomien entwickelt haben, die entweder gänzlich ölabhängig, vollkommen korrupt, oder aber durch europäische und amerikanische Handelsverträge vom Welthandel nahezu ausgeschlossen waren. Ein großer Teil der (männlichen) Bevölkerung hat dort keine Arbeit, manche konnte man deswegen für den islamistischen Kampf rekrutieren, und das sind nicht unbedingt gesellschaftliche Außenseiter, sondern gebildete junge Menschen, die eben nichts anderes zu tun haben als vom Kalifat zu träumen.
Dass sich im Nahen und Mittleren Osten größtenteils keine Demokratien entwickelt haben, liegt in der Verantwortung des Westens, der heute darunter leidet, dass er diesen Fehler nicht viel früher angegangen ist.

Heute kann man den radikalen Islamismus nur damit besiegen, dass der Westen sich im Nahen und Mittleren Osten engagiert, für Demokratie, Wohlstand, Perspektiven, gegen Tyrannen und Despoten. Das geschieht gerade im Irak.
Wenn man aufgrund dessen jedoch annimmt, dass das den Westen kurzfristig in geringerem Maße zu einem Angriffsziel für islamistischen Terror macht, liegt man selbstverständlich völlig daneben.

MorningGlory 14.07.2005 15:49

Zitat:

Zitat von Someguy
nur mal so "nebenbei": heute um 13:00 mesz gibt es zwei schweigeminuten für die opfer des anschlages in london.

Oops. Ich glaub, ich hab was gesagt :confused: ... ich bin trotzdem solidarisch.

Grant 14.07.2005 16:08

Ein berühmter Lehrmeiter der Terroristen Sayyud Qutb schrieb mal:

"Das Ziel des Dschihads ist, eine Weltrevolution zu verwirklichen. Das Bedeutet das der Islam ein permanenter Dschihad ist, der nie unterbrochen wird, bis Allahs Wrot auf dem gesamten Globus Geltung findet und damit die rechtgeleitete Ordnung Wirklichkeit wird."

Schon im 12. Jh hat Auto Ibn Hudayl geschrieben: "Es ist gestattet, das Land des Feindes niederzubrennen, so wie seine Getreidevorräte, seine Lassttiere - wenn es den Muslimen nicht möglich ist diese selbst in Besitz zu nehmen - ebenso seine wie seine Bäume zu fällen, seine Städte zu zerstören, in einem Wort, alles zu tun, was ihn ruinieren und zermürben kann, vorausgesetzt, dass der Imam diesen Mittel für angemessen hält."

Den Westen für diesen Terror verantwortlich zu machen, ist absurd. Sie sind aus der muslimischen Welt selbst hervorgegangen, aus deren Niederlagen, Selbsttäuschungen, Masslosigkeiten. Und nur die islamische Gemeinschaft selbst, die religiösen und politische Führer sind in der Lage, ihre fanatisierten Söhne zu stoppen. Aber bis jetzt haben sie kaum was dafür getan. Nach dem Londoner Attentat z.B. fiel dem Vorsteher des dortigen "Islamic Human rights Commission“ nichts anderes ein, als seine Glaubensgenossen aufzufordern, die Strassen zu meiden, um nicht Übergriffen ausgeliefert zu sein. Ein Tiefverwurzelter und weitverbreiteter Jammerreflex, die Rollen umkehren und sich selber als eigentliches Opfer sehen. Und viele Westler sind dumm genug um das sogar zu propagieren, konnte man auch hier lesen. Es wurden Todesurteile gegen Schriftsteller wie Salman Rushdie oder Taslima Nasrim ausgesprochen, weil sie es wagten den Islam zu kritisieren. Aber bisher gab es noch von keine wichtige religiöse Autorität die eine Fatwa gegen Massemörder wie Bin Laden oder Sarkawie ausrief. Das spricht für sich, und deshalb glaub ich der Islamischen Gemeinschaft kein Wort, wenn sie den Terror verurteilen, aber nichts dagegen unternehmen. Anscheinend ist es in ihren Augen schlimmer den Islam zu kritisieren, als Terroristen die unschuldige Menschen für das Fernsehen und Allah Schächten. Unterschwellig wäre es doch das Paradies für alle Moslems, wenn es nur noch Moslems gäbe auf der Welt.

MorningGlory 14.07.2005 16:17

Ist das nicht auch wieder ein bisschen einseitig?

Es gibt natürlich Moslems, die Terror verurteilen, die nicht fundamentalistisch unterwegs sind und die kein Problem damit haben, friedlich neben Menschen anderer Glaubensrichtungen zu leben. Sie haben keine Lust, sich einzumischen, halten sich lieber raus, tun so, als sei das nicht ihr Problem - aber ganz unter uns: das ist ja auch nur allzu menschlich und passiert auch nicht zum ersten Mal.

Vielleicht ist ja die westliche Welt das alte Rom und die Moslems sind die Barbaren, die uns irgendwann einfach so in unserer Dekadenz überrennen. Dann haben wir wieder tausend Jahre lang tiefstes Mittelalter, dann kommt die Renaissance, dann irgendwann die Aufklärung, dann wird die Menschheit wieder dekadent, bis die nächsten Barbaren auftauchen... vielleicht ist das ein nimmer endender Kreislauf...

Grant 14.07.2005 16:29

Zitat:

Zitat von MorningGlory
Ist das nicht auch wieder ein bisschen einseitig?

Nein, das sind Fakten die man kennt, wenn man sich mit der Geschichte und der Politik auseinandersetzt.

Zitat:

Es gibt natürlich Moslems, die Terror verurteilen,
Lies was ich geschrieben habe. Es ist klar, dass Moslems dies verurteilen, aber das sind nur Worte, aber Weltweite Todesurteile werden ausgesprochen, wenn es einer wagt den Islam zu kritisieren. Das ist pure Heuchelei und zeigt das wahre Gesicht. Nur Moslems können den Terror stoppen, und Glory, es ist wohl logisch dass die islamische Gemeinschaft gemeint ist, und nicht der einzelne Moslem. Nicht bei uns liegt die Verantwortung, sondern bei den Moslems selbst. Wir müssen aufhören uns für alles schuldig fühlen zu wollen. Genau diese Tendenz kennen die Moslems und lehnen sich deshalb zurück und unternehmen nichts.

Zitat:

elleicht ist ja die westliche Welt das alte Rom und die Moslems sind die Barbaren, die uns irgendwann einfach so in unserer Dekadenz überrennen. Dann haben wir wieder tausend Jahre lang tiefstes Mittelalter, dann kommt die Renaissance, dann irgendwann die Aufklärung, dann wird die Menschheit wieder dekadent, bis die nächsten Barbaren auftauchen... vielleicht ist das ein nimmer endender Kreislauf...
"Vielleicht" bringt gar nichts, vielleicht fliegt morgen die Welt in die Luft. Wie wäre es, wenn man sich mal mit der Realität beschäftigt, anstatt mit an den Haaren herbeigezogenen "Vielleichts"?


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