14.09.2006, 15:21 | #1 |
Euer Liebden
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Beiträge: 14.550
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Joachim C. Fest...
... ist gestorben - das ist den Interessierten natürlich nicht entgangen.
Mich hat es ganz schön getroffen, da ich seine Bücher sehr gerne lese und gelesen habe und ich ihn als Person in seiner Zurückhaltung ungleich sympathischer und anregender empfand, als Deutschlands beliebtesten SS-Grenadier. Ich wünschte mir immer, Joachim Fest hätte als hochgradig berufener Zeitzeuge all diesen ebenso selbsternannten wie selbstgerechten NS-Zeit-Deutern mehr die Stirn geboten, aber das widersprach wohl seinem Wesen. Warum sollte ich einem ehelamilgen SS-Mann, der nach eigener Aussage noch bis 1946 brauchte, um sich von seiner Begeisterung für das Nazitum zu lösen, mehr Glauben schenken und mehr Gewicht beimessen, als jemandem, der sich niemals mnit der Naziideologie gemein gemacht hat? Es ist schade, dass er tot ist und ich werde seine in Kürze erscheinenden Erinnerungen mit einer gewissen Traurigkeit lesen. |
14.09.2006, 15:21 | #00 |
Administrator
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Hallo Dave Bowman, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
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14.09.2006, 15:37 | #2 | ||
Special Member
Registriert seit: 02/2005
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Beiträge: 2.468
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Ich habe gestern in der ARD ein älteres Interview mit Joachim Fest und Roger Willemsen gesehen. Ich kannte bislang nur seine Bücher über den Widerstand und Speer. Beeindruckt hat mich dieser Mann enorm
Joachim Fest ist sehr wichtig für mich, auch wenn er nicht zu meinen - wenn man es so ausdrücken mag- Lieblingshistorikern zählt. Dass seine Memoiren veröffentlicht werden, wusste ich nicht, werde sie aber lesen.
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14.09.2006, 15:47 | #3 | ||
Dauerhaft Gesperrt
Registriert seit: 10/2001
Beiträge: 234
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Moin Dave.
Denen die Stirn zu bieten hat sich für ihn ausgeschlossenen. Laut eigener Aussage hat er lieber die Fragen aufgeworfen und deren Beantwortung jedem selbst überlassen. Eine imho wesentlich bessere Herangehensweise, als immer gleich schon vor der Frage die Deutungsmöglichkeit mitzuliefern (wie beim Wandelnden dt. Gewissen mit Bart und Brille). Überhaupt empfinde ich ohnehin diesen ganzen Hype ums Föjetong-Darling als recht bemerkenswert (evtl. aber auch, weil er mir immer schon recht unsympathisch war). Ein Literat wird Politikum - urkomisch zT. Immerhin hat mir meine senile Bettflucht dabei geholfen "****** - eine Karriere" Montag Nacht noch einmal zu sehen. Grüße.
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14.09.2006, 15:50 | #4 | ||
Dauerhaft Gesperrt
Registriert seit: 10/2001
Beiträge: 234
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Superwitzig, "H+itler" zu sternen.
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14.09.2006, 15:50 | #5 | ||
Forumsgast
Beiträge: n/a
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Ich war echt überrascht, ging alles so plötzlich ...
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14.09.2006, 16:26 | #6 | |||
Euer Liebden
Themenstarter
Registriert seit: 05/2001
Ort: München
Beiträge: 14.550
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Zitat:
Aber es liegt doch einfach in der Natur der Sache, dass mir ein Mann, der sich niemals mit den Nazis gemein gemacht hat, sympathischer und glaubwürdiger ist, als jener andere, der begeistert mitgemacht hat und der dann später erbarmunglos auf jeden verbal eingedroschen hat, der auch nur in Verdacht stand, vielleicht mal irgendwann zwischen '33 und '45 "Heil HitIer" gerufen zu haben.
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14.09.2006, 17:46 | #7 | |||
mi wu
Registriert seit: 04/2004
Beiträge: 5.105
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Zitat:
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15.09.2006, 08:56 | #8 | |||
Euer Liebden
Themenstarter
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Beiträge: 14.550
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Zitat:
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15.09.2006, 10:50 | #9 | ||
mi wu
Registriert seit: 04/2004
Beiträge: 5.105
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über das, was im "innersten kreis" tatsächlich geschah; über die person hitIer... definitiv.
aber auch über sie: wenn sie erzählt, wie sie vor der erinnerungstafel an die "weiße rose" in der münchner uni steht, bemerkt, dass sophie scholl so alt war wie sie. dass dieses junge mädchen dinge erkannt und versucht hat, dagegen etwas zu unternehmen, dafür schließlich auch ihr leben geopfert hat - wohingegen sie selbst tagaus tagein in unmittelbarem kontakt zu hitIer und seinen helfern stand und gar nichts gesehen, erkannt hat. da liegt so viel verzweiflung, so viel scham in ihren schlichten worten - ich denke, diese frau konnte sich selbst ihr leben lang nicht vergeben.
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15.09.2006, 12:20 | #10 | ||
Euer Liebden
Themenstarter
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Beiträge: 14.550
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Naja, Menschen sind halt verschieden damit umgegangen, im III. Reich gelebt zu haben. Manche fühlten sich mitverantwortlich, wo es für sie nichts zu verantworten gab, während andere, die mehr getan haben, als nur mitzulaufen, jegliche Verantwortung von sich wiesen. Dann wiederum gab es viele, die stets in innerer Opposition zum System standen und wenige davon gingen noch einen Schritt weiter und wurden aktive Oppositionelle.
Wie aber bewertet man diese verscheidenen Haltungen und kann man das überhaupt? Mein Vater, Jahrgang 1927, dessen bürgerliche Familie HitIer auch dafür verachtete, weil der versuchte, das Bürgerliche zu zerstören, sagte mir einmal, dass niemand es sich vorstellen könne, was es bedeutet, 12 Jahre lang rund um die Uhr mit Propaganda berieselt zu werden. Wie könne man da erwarten, dass jedermann das wahre Gesicht des Regimes erkennt? Trotzdem kann ich Traudl Junge gut verstehen, denn als ihr eines Tages klar wurde, dass sie, obwohl meiner Meinung nach ganz und gar unschuldig, dem leibhaftigen Bösen "gedient" hat, muss sie zutiefst entsetzt und verstört gewesen sein. So etwas kann man ganz bestimmt nicht einfach mal eben unter der Rubrik "persönlicher Sportunfall" ablegen.
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