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Alt 14.04.2001, 04:51   #41
Poet
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"Die weiße Jungfrau in der Burg Osterode"

http://www.tomross.de/gifs/engel/engel030.gif



Am Ostersonnabend trug ein armer Leinweber ein Stück Leinen nach Claustal, um es zu verkaufen. Da er sich dabei verspätet hatte, blieb er dort über Nacht. Am andern Morgen in aller Frühe machte er sich auf den Heimweg. Als die Sonne aufging, war er schon über die Vorstadt von Osterode, die Freiheit genannt, hinaus und näherte sich der Söse. Da erblickte er eine weißgekleidete Jungfrau mit einem Bund Schlüssel am Gürtel. Sie wusch sich im Fluß. Weil sie seinen Gruß so freundlich erwiderte, faßte der Weber Mut und fragte: "Ei, seid Ihr schon so früh aufgestanden und wäscht Euch am Flusse?"

"Ja, das tue ich an jedem Ostermorgen," antwortete sie. "Da bleibe ich jung und schön."

Der Leinweber sah, daß sie eine schöne Lilie an der Brust trug. Er wunderte sich sehr darüber, weil doch zur Osterzeit noch keine Lilien blühen.

"Ihr habt wohl einen schönen, warmen Garten, daß es bei Euch schon Lilien gibt," forschte er weiter.

"Komm nur mit," entgegnete die Jungfrau, "ich zeige ihn dir."

Sie führte den Leinweber zu den Trümmern der Burg Osterode. Diese nahmen sich an jenem Morgen gar seltsam aus. Eine eiserne Tür war sichtbar, die der Weber noch nie bemerkt hatte, so oft er auch vorbeigekommen war. Davor blühten drei Lilien. Die Jungfrau pflückte eine und schenkte sie dem Weber.

"Nimm sie mit nach Hause und verwahre sie gut," sagte, sie.

Der Weber steckte sich die Blume an den Hut. Als er aber wieder aufschaute, waren Jungfrau und Tür verschwunden; die alte Burgruine sah wieder aus wie sonst. Da machte sich der Mann eilends davon.

Als er daheim die Iilie seiner Frau zeigte, meinte diese : "Das ist keine gewöhnliche Lilie, es ist eine goldene Blüte. Du hast die Osterjungfer gesehen."

Ja, da brauchte sich der Mann nicht mehr zu wundern, daß ihm unterwegs der Hut so schwer geworden war. Nach der Kirche trug er die Blume gleich zum Goldschmied. Dieser machte große Augen, als der arme Mann das glänzende Ding auspackte. Er sagte: "Du, die Blume ist aus dem feinsten Gold und Silber, das es gibt. Die ganze Stadt Osterode hat nicht Geld genug, sie dir zu bezahlen."

Die Geschichte von der wundersamen Blume wurde bald im ganzen Orte bekannt, und auch dem Rat kam sie zu Ohren. Dieser ließ den Leinweber vorladen, und er mußte erzählen, wie sich alles zugetragen hatte.

"Du mußt deine Blume dem Herzog verkaufen," meinten die Ratsherren. Sie fertigten ihm ein Schreiben aus, worin der ganze Hergang der Begebenheit ausführlich und säuberlich aufgezeichnet war.

Nun reiste der Leinweber ins Hoflager. Der Herzog fand den größten Gefallen an der Blume. "Bezahlen kann ich dir die Lilie freilich auch nicht," sprach er zum Leinweber, "aber ich will dir und den Deinen einen jährlichen Betrag aussetzen, daß ihr für euer ganzes Leben versorgt seid."

Die Blume wurde von der Herzogin nur an hohen Festtagen getragen. Der Herzog aber nahm zur Erinnerung drei Lilien in sein Wappen auf; sie sind heute noch darin zu sehen.




http://www.imperium.de/animationen/anims3/crossWHT.gif



Ich wünsche euch eine schöne Osterzeit, liebe Grüße @Phttp://www.nocheineaoe.de/smilies2/sunny.gifET

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Alt 14.04.2001, 07:47   #42
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Auch ich wünsche euch eine schöne Osterzeit.
Bald gibt es wieder was neues von mit. Brauche nur ne neue Idee. Darf es auch ne Fantasy-Story sein?
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-=Lexy=- ist offline  
Alt 14.04.2001, 07:56   #43
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killerloop...

...bedenke bitte das Prinzessinnen meißt sehr jung sind wenn sie sich in dem Alter befinden indem Mutter Königin ihnen "Gutenachtgeschichten" vorließt.

Grüße an den gesamten Hofstaat @Phttp://www.nocheineaoe.de/smilies1/king.gifET
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Alt 10.08.2001, 15:04   #44
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König Meerfahrer

Es war einmal ein König, der wurde überall nur "König Meerfahrer" genannt, weil er ein halbes Leben lang auf allen Meeren gefahren war. Nun war er in sein Land zurückgekehrt und trug sich mit dem Gedanken zu heiraten. Da träumte ihm drei Nächte hintereinander, er solle ein armes Mädchen, das keinen Kreuzer Geld besitze, zur Frau nehmen. Als er am Morgen nach dem ersten Traum erwachte, schüttelte er den Kopf und lachte darüber. "Was für unmögliches Zeug doch einer träumen kann!" sagte er vor sich hin und ging an seine Regierungsgeschäfte. Wie aber der Traum sich dreimal wiederholte, nahm er ihn für ein Zeichen und sann lange darüber nach. Endlich dachte er bei sich: "Wenn ich auch ein König bin so könnte ich doch mit einer armen Frau glücklich werden; wenn sie sonst nur lieb und brav ist." Am anderen Tage schon begab er sich auf die Reise, um sich in der Welt umzusehen und die richtige Frau für sich auszusuchen.

Er war schon eine gute Weile unterwegs, da kam er eines Abends in ein fremdes Dorf. Weil aber im Wirtshaus kein Platz mehr war, mußte er bei einem armen Schuster übernachten. Wie er da so in der niedrigen Stube saß, rief der Meister seine Tochter herein, dem vornehmen Gast das Nachtessen und hernach das Bett zu richten. Das Mädchen war jung und hübsch und gab auch dem König auf alle Fragen so gute und verständige Antworten; daß es ihm von Herzen wohlgefiel. Und so geschah es, daß er noch am selben Abend den Schuster bat, er möge ihm seine Tochter zur Frau geben. Der arme Schuster glaubte, der König wolle ihn zum besten haben; darum sagte er: "Herr König, Ihr solltet über meine Armut nicht spotten! Mein Kind ist zwar brav und gut, aber ich weiß recht wohl, daß ihm alles fehlt, was die Frau eines Königs besitzen muß." Aber der König blieb mit allem Ernst dabei: Keine andere als seine Tochter müsse seine Gemahlin werden. Da sagte der Schuster: "Nun, so will ich nichts dagegen haben. Das Weitere müßt Ihr mit meiner Tochter selbst ausmachen. Am anderen Morgen traf der König die Schusterstochter allein im Garten an, gestand ihr seine Liebe und versprach ihr, sie sein Leben lang in Treuen lieb zu haben Sie errötete und senkte den Blick zu Boden, und konnte es fast nicht glauben, daß der König ein so armes Mädchen wie sie zu seiner Frau machen wolle. Als sie aber merkte, wie ernst es ihm mit seiner Bitte war, sagte sie von Herzen "ja". Bald darauf wurde die Hochzeit gefeiert, und die beiden waren glücklich miteinander, obwohl im Schlosse auch noch die alte Mutter des Königs wohnte, die eine unleidige und finstere Frau war.

Sie waren aber noch kein halbes Jahr verheiratet, da brach ein Krieg aus, und der König mußte an der Spitze seines Heeres gegen die Feinde ziehen, weit, bis an die Grenzen seines Landes. Mehrere Monate war er nun, schon von zu Hause fort; da gebar eines Tages seine Frau drei wunderschöne Kinder, zwei Buben und ein Mädchen, und jedes hatte ein kleines goldenes Kreuz als Mal auf der Schulter. Die Mutter des Königs aber, die böse, hochmütige Frau, konnte die junge Königin nicht leiden, weil sie so arm und von so niederer Herkunft war. Deshalb nahm sie ihr gleich nach der Geburt die drei Kinder weg und schrieb dem König in einem Brief, seine Frau müsse eine Hexe sein, denn sie habe drei Hunde geboren. Darüber wurde der König sehr zornig, und schrieb seiner Mutter zurück, sie solle die drei Hunde ins Wasser werfen und seine Frau so lange in den tiefen Turm einsperren lassen, bis er aus dem Krieg zurückkomme. Diesen Auftrag führte die Alte mit Freuden aus. Die Königin wurde in den Kerker geworfen und bekam jeden Tag nur Wasser und Brot. Die drei Kinder aber ließ das böse Weib in ein Faß einschließen und so in den nahen Fluß werfen. Das Faß sank jedoch nicht unter, sondern schwamm auf der Strömung fort und wurde zuletzt an das Wehr einer Mühle getrieben. Der Müller holte es heraus und öffnete es. Wie wunderte er sich da, als er die drei schönen, zarten Kinder darin fand! Er brachte sie gleich seiner Frau, und die sorgte für sie mit Liebe und zog sie auf wie ihre eigenen fünf Kinder.

So waren beinahe fünfzehn Jahre vergangen. Der König mußte andauernd Krieg führen; seine Frau aber blieb in dem Turm eingesperrt und seine drei Kinder wurden fern in der Mühle großgezogen. Nun konnten sich aber die Kinder des Müllers mit den Königskindern nur schlecht vertragen. Sie schlossen sie bei ihren Spielen aus und neckten sie oft damit, daß sie keinen Namen und keine Heimat hätten und bloß Findelkinder seien. Das verdroß die Königskinder endlich so sehr, daß sie eines Tages die Mühle heimlich verließen und fortwanderten, tief in den Wald hinein.

Da begegnete ihnen eine alte Frau, die war eine Zauberin. Als sie sich nach dem Weg erkundigten, sagte die Alte: "Bleibt nur bei mir. Ich will euch verraten, wie ihr euer Glück machen könnt." - "Das möchten wir gar gern", sagten die drei Königskinder. "Sag uns, wie das geschehen kann." Da erzählte ihnen die Zauberin, im Walde stehe ein verwunschenes Schloß, das könnten sie aus seinem Zauberschlaf befreien. Das war eine Aufgabe, so recht nach dem Sinne der Königssöhne! Darum antworteten sie auch wie aus e i n e m Munde: "Das wollen wir gerne tun! Sag uns nur, wie wir es anfangen sollen!" - Da flüsterte die Alte geheimnisvoll: "Ihr braucht bloß den goldenen Käfig mit der schwarzen Amsel drin aus dem Schlosse zu holen. Aber ihr dürft euch durch nichts. aufhalten lassen und müßt euch beeilen; denn nur des Mittags beim zwölften Glockenschlag tut sich das Schloß für eine Stunde auf und kann die Befreiung gelingen. Wer mir den goldenen Käfig bringt, der bekommt das Schloß und alle Schätze, die es in seinen hundert Zimmern birgt." - "Wir wollen das Los darüber entscheiden lassen, welcher von uns beiden das Schloß gewinnen soll", sagten die Brüder, und der, den es traf, machte sich sogleich auf den Weg in den dunkeln Wald.

Er kam auch richtig schon nach kurzer Zeit vor das Schloßtor, und weil es gerade Mittag - vom Turm schlug, konnte er mit dem zwölften Schlag ungehindert eintreten. Er konnte nicht genug staunen über das prächtige Schloß und wollte sich erst einmal alle Räume genau ansehen. Seltsamerweise ließ sich kein menschliches Wesen blicken, wohl aber allerlei Getier des Waldes: Rehe, Hasen, Füchse und Vögel, die ihn alle zutraulich umdrängten. Während er mit den Tieren spielte, hörte er auf einmal eine so wunderschöne Musik, wie er in seinem Leben noch keine vernommen hatte. Er blieb stehen und lauschte und vergaß alle Zeit. Plötzlich aber erdröhnte ein so mächtiger Schlag, daß er vor Schreck erbleichte und meinte, das Schloß stürze in sich zusammen. Zugleich aber fielen alle Türen ins Schloß und blieben verschlossen und er konnte nicht mehr ins Freie gelangen. Als er am folgenden Tage nicht zurückkam, sagte die Zauberin zu dem zweiten Prinzen: "Nun kannst d u dich auf den Weg machen und dein Glück probieren. Dein Bruder hat die rechte Stunde versäumt und das Schloß nicht aus seinem Zauber befreien können. Geh nun; du darfst dich aber ja nicht zu lange darin aufhalten!" - "Nein, das will ich nicht tun", sagte der Prinz und machte sich auf den Weg. Er kam auch bald und zur rechten Zeit zu dem Schloß und trat ein. Wie mußte er da staunen! Er ging von Zimmer zu Zimmer, spielte mit den Tieren und vernahm die wunderschöne Musik und konnte sich gar nicht satt daran hören. Da ging es ihm wie seine Bruder: er vergaß die Zeit, war plötzlich eingesperrt und konnte nicht mehr aus dem Schlosse kommen.

Am anderen Tag sagte die alte Zauberin zu der Prinzessin: "jetzt, mein Kind.. ist die Reihe an dir. Nun kannst d u wieder gutmachen, was deine Brüder versäumt haben, und kannst zugleich auch sie beide aus dem verzauberten Schloß befreien. Denke an die richtige Stunde und halte dich ja nicht zu lange darin auf!" Die Königstochter versprach, alles wohl zu beachten und ging ohne Furcht in den großen, dunkeln Wald hinein. Als sie beim zwölften Stundenschlag durch das Tor trat, kamen ihr sogleich ihre Brüder entgegen und erzählten von dem Unglück, das ihnen widerfahren war. Doch sie gab ihnen kein Gehör und keine Antwort und eilte, ohne auf die schöne Musik zu hören, von einem Zimmer ins andere, bis sie endlich im allerletzten den goldenen Käfig mit der schwarzen Amsel fand. Schnell ergriff sie ihn und eilte damit zum Schloß hinaus. Kaum aber war sie draußen, da geschah ein furchtbares Donnern und Dröhnen und viele Stimmen riefen durcheinander: "O Glück! - O Freude! Endlich ist die Stunde der Befreiung gekommen!" Alle die Tiere hatten ihre menschliche Gestalt wiedererlangt, kamen aus dem Schloß gegangen und bedankten sich von Herzen bei, der Prinzessin. Ihre Brüder aber blieben bei ihr in dem Schloß, und sie waren nun alle drei überglücklich.

Von diesem Schlosse aber wurde in der ganzen Welt viel gesprochen; besonders von der Amsel in dem goldenen Käfig. Denn die konnte sprechen wie ein Mensch und wußte alles, was seit hundert Jahren geschehen war und in den nächsten hundert Jahren geschehen werde. Darum kamen oftmals Leute aus aller Herren Ländern, um die kluge Amsel zu befragen.

Auch König Meerfahrer, der noch immer im. Kriege war, hörte von dem wunderbaren Vogel und gedachte ihn aufzusuchen, um aus seinem Munde die Wahrheit über das Vergangene zu erfahren. Denn er hatte oft mit Trauer und Sehnsucht an seine geliebte Frau gedacht, die nun schon jahrelang - und, wer weiß, vielleicht unschuldig - auf seinen Befehl im Gefängnis schmachtete. Als er darum endlich Frieden schließen konnte, zog er auf seiner Heimfahrt durch den großen Wald und kehrte in dem Schlosse ein. Da wurde er von seinen drei Kindern freundlich empfangen, ohne daß sie einander erkannten. Nachdem er sich an Brot und Wein gestärkt hatte, erkundigte er sich auch nach der Amsel und wünschte sie zu sehen und zu befragen. Da begleiteten ihn die Geschwister, in das Zimmer, in dem der goldene Käfig hing. Kaum war der König eingetreten, so begrüßte ihn die Amsel mit, den Worten: "Willkommen, König Meerfahrer!" Der König blieb verwundert stehen und sagte: "Du kennst mich bei meinem Namen und Stand?" - "Ja, König Meerfahrer", antwortete die Amsel, "und ich kenne auch Euer Geschick und weiß Dinge, die Eueren Augen verborgen sind." - "Oh, es sind schlimme und schreckliche Dinge, ich ahne es!" sagte der König und barg das Gesicht in seiner Rechten. "Ihr Seid betrogen worden, damals, als Eure Mutter Euch den Brief ins Heerlager schrieb." - "Als meine Frau die drei ... ?" "ja, mein König, als Eure liebe und getreue Frau Euch die drei Kinder gebar. Keine Hunde waren es, wie die böse, alte Königin schrieb, sondern drei liebliche Kinder zwei Söhne und eine Tochter. Warum glaubtet Ihr Eurer Mutter, die die junge Königin nur haßte, weil sie arm und niederer Herkunft war?" "Ach, ich Unglücklicher!" klagte der König. "Wie man berichtet wird, so richtet man! Falsch und böse wurde mir berichtet und falsch und böse habe ich darum auch gerichtet!" - "Es kann noch alles gut werden, König Meerfahrer", tröstete die Amsel. "Eure Frau ist ja noch am Leben." - "Und was ist aus meinen Kindern geworden?" fragte der König. Da erzählte ihm die Amsel alles, so wie es geschehen war: wie der Müller die ausgesetzten Kinder gefunden und aufgezogen, wie sie mit fünfzehn Jahren heimlich davongegangen seien und wie sie endlich hier im Walde das verwunschene Schloß und auch sie selber aus der Verwünschung befreit hätten. "Eure Tochter und Eure beiden Söhne aber, - sie stehen in diesem Augenblick vor Euch."

Da hättet ihr die Freude des Königs sehen sollen, als er seine Kinder in die Arme schloß und küßte, und wie die Kinder sich freuten, als sie zum ersten Male ihren Vater liebhaben durften! Der König bedankte sich von Herzen bei der Amsel, und die Tochter brachte sie nun im goldenen Käfig der alten Zauberin in den Wald hinaus. Wie aber erstaunte da die Prinzessin, als die Frau das Türchen des Käfigs öffnete und die Amsel heraushüpfte und sich in einen herrlichen jungen Königssohn verwandelte! Sie hatten einander lieb auf den ersten Blick, küßten sich und. wanderten fröhlich zu dem Schloß zurück, in dem der Vater mit seinen Söhnen wartete. Nun ritten sie alle so schnell sie konnten auf die heimatliche Burg. Des Königs erster Gang war ins Gefängnis. Mit eigener Hand schloß er die eiserne Tür auf, holte seine arme, unschuldige Frau aus dem dunkeln Verlies hervor und bat sie tausendmal um Verzeihung. Es war gut, daß die alte böse Königin gestorben war; denn nun konnte das Königspaar mit seinen Kindern von Herzen glücklich sein. Die Prinzessin aber hielt Hochzeit mit dem erlösten Königssohn und war durch das Schloß und die vielen Schätze, die darin angesammelt waren, die reichste Königin auf der ganzen Welt geworden.




Liebe Grüße, kleine Prinzessin http://www.nocheineaoe.de/smilies2/amidala.gif @Phttp://www.nocheineaoe.de/smilies1/king.gifET
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Alt 11.08.2001, 11:16   #45
Prinzessin EEA
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Danke *freu*

Die bekomm ich heute abend in Ruhe vorgelesen!!!
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Prinzessin EEA ist offline  
Alt 11.08.2001, 11:34   #46
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Das finde ich sehr schön... - aber sag' einmal, kleine Prinzessin...,

...habe ich dir überhaupt schon einmal erzählt warum es Märchen überhaupt gibt?
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Alt 27.08.2001, 15:02   #47
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...heute will ich es dir einmal erzählen. Setz' dich zu mir, kleine Prinzessin, dann kann ich beginnen.




Es war einmal eine Zeit, da es noch keine Märchen gab.....
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Alt 27.08.2001, 15:15   #48
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*sich in ihre Ecke kuschelt und auch lauscht*
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Alt 27.08.2001, 15:27   #49
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"Des Märchens Geburt"

Es war einmal eine Zeit, da es noch keine Märchen gab, und die war betrübend für die Kinder, denn es fehlte in ihrem Jugendparadiese der schönste Schmetterling. Und da waren auch zwei Königskinder, die spielten miteinander in dem prächtigen Garten ihres Vaters. Der Garten war voll herrlicher Blumen, seine Pfade waren mit bunten Steinen und Goldkies bestreut und glänzten wetteifernd mit dem Taugefunkel auf den Blumenbeeten. Es gab in dem Garten kühle Grotten mit plätschernden Quellen, hoch zum Himmel aufrauschende Fontänen, schöne Marmorbildsäulen, liebliche Ruhebänke. In den Wasserbecken schwammen Gold- und Silberfische; in goldenen großen Vogelhäusern flatterten die schönsten Vögel, und andere Vögel hüpften und flogen frei umher und sangen mit lieblichen Stimmen ihre Lieder. Die beiden Königskinder aber hatten und sahen das alle Tage, und so waren sie müde des Glanzes der Steine, des Duftes der Blumen, der Springbrunnen und der Fische, welche so stumm waren, und der Vögel, deren Lieder sie nicht verstanden. Die Kinder saßen still beisammen und waren traurig; sie hatten alles, was nur ein Kind sich wünschen mag: gute Eltern, die kostbarsten Spielsachen, die schönsten Kieider, wohlschmeckende Speisen und Getränke, und durften tagtäglich in dem schönen Garten spielen - sie waren traurig, obschon sie nicht wußten, warum, und nicht wußten, was ihnen fehle.

Da trat zu ihnen ihre Mutter, die Königin, eine schöne hohe Frau mit mildfreundlichen Zügen, und sie bekümmerte sich darüber, daß ihre Kinder so traurig waren und sie nur wehmütig anlächelten, statt mit Jauchzen ihr entgegen zu fliegen; sie betrübte sich, daß ihre Kinder nicht glücklich waren, wie doch Kinder sein sollen und sein können, weil sie noch keine Sorgen kennen und der Himmel der Jugend meist ein wolkenloser ist.

Die Königin setzte sich zu ihren beiden Kindern, die ein Knabe und ein Mädchen waren, und schlang um jedes derselben einen ihrer vollen weißen Arme, welche goldne Spangen schmückten, und fragte gar mütterlich und liebreich: »Was fehlt euch, meine lleben Kinder?«

»Wir wissen es nicht, teure Mutter!« sprach der Knabe. »Wir sind so taurig!« sprach das Mädchen.

»Es ist so schön hier in diesem Garten, und ihr habt alles, was euch Freude machen kann; macht es euch denn keine Freude?« fragte die Königin, und eine Träne trat in ihr Auge, aus dem eine Seele voll Güte lächelte.

»Nicht genug Freude macht uns, was wir haben«, antwortete dieser Frage das Mädchen. »Wir wünschen uns was und wissen nicht, was!« setzte der Knabe hinzu.

Die Mutter schwieg bekümmert und sann nach, was wohl die Kinder wünschen möchten, das sie mehr erfreue als die Pracht des Gartens, der Schmuck der Kleider, die Menge der Spielsachen, der Genuß edler Speisen und Getränke, aber sie fand nicht, was ihre Gedanken suchten.

»O wäre ich nur selbst wieder ein Kind!« sprach die Königin still zu sich, mit einem leisen Seufzer, »dann fiele mir wohl bei, was Kinder froh macht. Um Kindeswünsche zu begreifen, muß man selbst ein Kind sein. Aber ich bin schon zu weit gewandert aus dem Jugendlande, wo die goldnen Vögel durch die Bäume des Paradieses fliegen, jene Vögel, die keine Füße haben, weil die Nimmermüden irdischer Ruhe nicht bedürfen. O käme doch ein solcher Vogel her und brächte meinen teuern Kindern, was sie glücklich macht!«

Siehe, wie die Königin also wünschte, da wiegte sich plötzlich über ihr in den blauen Lüften ein wunderherrlicher Vogel, von dem ein Glanz ausging, wie Goldflammen und Edelsteinblitze, der schwebte tiefer und tiefer, und es sah ihn die Königin, es sahen ihn die Kinder. Diese riefen nur: »Ah! ah!« und Staunen ließ sie keine anderen Worte finden.

Der Vogel war überaus herrlich anzusehen, wie er, immer tiefer schwebend, sich niedersenkte, so schimmernd, so glänzend, im Regenbogenfarbengefunkel, fast das Auge blendend und doch immer wieder das Auge fesselnd. Er war so schön, daß die Königin und die Kinder vor Freude leise schauerten, zumal sie jetzt das Wehen seiner Flügel fühlten. Und ehe sie es ahnten, so hatte sich der Wundervogel niedergelassen in den Schoß der Königin, der Mutter, und sah aus Augen, die wie freundliche Kinderaugen gestaltet waren, die Kinder an, und doch war etwas in diesen Augen, das die Kinder nicht begriffen, etwas Fremdartiges, Schauerhaftes, und sie wagten darum nicht, den Vogel zu berühren, auch sahen sie jetzt, daß der seltsame, überirdisch schöne Vogel unter seinen glänzendbunten Federn auch einige tiefschwarze Federn hatte, die man aber von weitem nicht gewahrte. Indes blieb den Kindern zu näherer Betrachtung des schönen Wundervogels kaum so lange Zeit, als nötig war, dies zu erwähnen, denn alsbald hob sich der Vogel wieder empor, der Paradiesvogel ohne Füße, schwebte, scnimmerte, flog immer höher, bis er nur eine im Äther schwimmende bunte Feder schien, dann nur noch ein goldener Streif, und dann entschwand - so lange aber, bis das geschah, sahen ihm auch die Königin und die Kinder mit Staunen nach. Aber O Wunder! Als Mutter und Kinder wieder niederblickten, wie staunten sie da aufs neue! Auf dem Schoße der Mutter lag ein goldnes Ei, das hatte der Vogel gelegt, O und das schimmerte auch so grüngolden und goldblau wie der köstlichste Labradorstein und die schönste Perlenmuschel der Meerestiefen. Und die Königskinder riefen aus einem Munde: »Ei, das schöne Ei!« Die Mutter aber lächelte selig und ahnete voll Dankgefühl, das müsse der Edelstein sein, der noch zum Glück ihrer Kinder fehle, das Ei müsse in seiner zauberfarbigschillernden Schale ein Gut enthalten, das den Kindern gewähre, was dem Alter versagt ist, Zufriedenheit, und das ihre Sehnsucht, ihre kindische Trauer stille.

Die Kinder aber konnten sich nicht satt sehen an dem prächtigen Ei und vergaßen bald über dem Ei den Vogel, der es brachte; erst wagten sie nicht, es zu berühren, endlich aber legte das Mägdlein doch eines seiner rosigen Fingerchen daran und rief plötzlich, indem sein unschuldvolles Gesichtchen sich mit Purpur übergoß: »Das Ei ist warm!« Nun tippte auch der Königsknabe vorsichtig und leise an das Ei, um zu fühlen, ob die Schwester wahr gesprochen. Endlich legte auch die Mutter ihre zarte weiße Hand auf das köstllche Ei, und siehe, was begab sich da? Die Schale fiel in zwei Hälften auseinander, und aus dem Ei kam ein Wesen hervor, wunderbar anzusehen. Es hatte Flügel und war nicht Vogel, nicht Schmetterling, Biene nicht und nicht Libelle, und doch von allen diesen etwas, aber nicht zu beschreiben; mit einem Wort, es war das buntgeflügelte, farbenschillernde Kinderglück, selbst ein Kind, nämlich des Wundervogels Phantasie, das Märchen. Und nun sah die Mutter ihre Kinder nicht mehr traurig, denn das Märchen blieb fortan immer bei den Kindern, und sie wurden seiner nicht müde, solange sie Kinder blieben, und seit sie das Märchen hatten, wurden ihnen Garten und Blumen, Lauben und Grotten, Wälder und Haine erst recht lieb, denn das Märchen belebte alles zur Lust der Kinder; das Märchen lieh selbst den Kindern seine Flügel, da flogen sie weit umher in der unermeßlichen Welt und waren doch immer gleich wieder daheim, sobald sie nur wollten. Jene Königskinder - das waren die Menschen in ihrem Jugendparadiese, und die Natur war ihre schöne mildfreundliche Mutter. Sie wünschte den Wundervogel Phantasie vom Himmel nieder, der so prächtige Goldfedern und auch einige tiefdunkle hat, und er legte in ihren Schoß das goldne Märchenei.

Und wie die Kinder das Märchen innig lieb gewannen, das ihre Kindheitstage verschönte, in tausenderlei Gestaltungen und Verwandlungen sie ergötzte und über alle Häuser und Hütten, über alle Schlösser und Paläste flog, so war des Märchens Art auch diese, daß es selbst den Erwachsenen gefiel und sie sich seiner freuten, wenn sie nur etwas aus dem Garten der Kindheit mit herübergetragen in das reifere Alter, nämlich die Kindlichkeit des Herzens.







Gute Nacht, kleine Prinzessin...,

http://home.nexgo.de/a0777/gifs/voegel/vogel034.gif

...schlaf gut, und träum' was süßes...

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Alt 27.08.2001, 21:55   #50
girl@
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Beiträge: 56
*allen ein gute nacht küsschen geb*


Schöne Gechichte!!!
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