22.10.2002, 07:04 | #1 |
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eine Frage der Definition?
Hi,
ich muß warnen, jetzt wird's philosophisch. Aber mich würde einfach mal Eure Meinung interessieren... Ich bin mit "meinem" Mann inzwischen übereingekommen, daß es für unser Problem (er eigentlich in festen Händen, liebt sowohl seine Freundin als auch mich...) keine Lösung gibt, die jeden glücklich macht. Wir haben uns dann gefragt, wo eigentlich das Problem liegt, warum wir nicht glücklich sein können. Ist es eine Frage des Besitzanspruchs? MEINE Freundin, MEIN Freund? Kann man Liebe besitzen? Kann man nicht, oder? Sie wird einem geschenkt, für umsonst, oder eben gar nicht. Warum störe ich mich dann daran, ich bekomme seine Liebe geschenkt, aber er ist halt nicht MEIN Freund?! Ich kann mir seiner Liebe sicher sein, er ist absolut ehrlich mit mir, offen, umgekehrt kann er sich meiner Liebe sicher sein, ich bin absolut ehrlich und offen mit ihm, aber ich bin halt nicht SEINE Freundin. Wo ist das Problem? Warum will man unbedingt den anderen besitzen? Ist es eine Frage der Definition? Das Kind hat keinen Namen, ich hab keine Beziehung mit dem Mann. Viele Dinge sprechen dafür, daß es sich um eine Beziehung handelt, viele sprechen dagegen. In dem Moment, wo wir es "Beziehung" nennen, fangen doch die Probleme erst richtig an. Dann kommt wieder dieser Besitzanspruch, wenn ich eine Beziehung mit Dir habe, mußt Du Dich von Deiner Freundin trennen, weil das bei einer Beziehung eben so zu laufen hat. Erwartungen, Konventionen, irgendwer muß das alles mal in einen großen Sack gestopft und dann festgelegt haben, daß das eine Beziehung ist, die immer so und nicht anders zu laufen hat. Kurzum, was ich mich frage, ist: warum können wir nicht glücklich sein mit dem, was wir haben, so wie wir's haben? Wo ist das Problem? Hat das jetzt irgendeiner verstanden.... ? :pp: |
22.10.2002, 07:04 | #00 |
Administrator
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Hallo Jellybaby, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
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22.10.2002, 07:39 | #2 | ||||
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Re: eine Frage der Definition?
Zitat:
Ich glaube nicht, dass irgendjemand irgendwann einmal das festgelegt hat, wann eine Beziehung auch so genannt werden darf. Das hat sich vermutlich einfach so entwickelt. Vielleicht hat es etwas mit Besitzanspruch zu tun. Vielleicht auch nicht. Selbstverständlich kann man Liebe nicht besitzen, man kann aber den Menschen versuchen zu "besitzen", der einem seine Liebe schenkt. Manche möchten das gerne, ohne sich dessen bewußt zu sein. Die Menschen sind individuell. Manch einer kommt mit solch einer Situation sehr gut zurecht, wie Du sie gerade erlebst, andere überhaupt nicht, und manche quälen sich dadurch, weil sie sich irgendwas davon versprechen, was nicht vorhanden ist. Ein Ex-Freund von mir hat fast über ein Jahr lang eine "Beziehung" zu zwei Mädels gleichzeitig geführt. Alle waren sich mehr oder minder einig. Er wollte auf keine von den beiden verzichten. Und alle kamen scheinbar hervorragend damit klar. Zumindest nach außen hin. Tatsache ist, dass ständig Konkurrenzkampf herrschte: wer sitzt bei ihm auf dem Schoß, wer hat gerade seine Aufmerksamkeit usw. Er war total überfordert, weil er die Wünsche von 2 Mädels erfüllen mußte und immer jemanden seine Aufmerksamkeit schenken mußte. Und ständig gabs Knatsch, wegen irgendwelcher oberflächlicher Kleinigkeiten, die nur Pate standen für die Unzufriedenheit aller Beteiligten. Mit einer ist er heute noch zusammen. Die andere hatte sich irgendwann selbst aus dem Staub gemacht. Ich kann jetzt nur aus meiner Sicht, mit meiner Meinung sprechen: Ich würde so etwas nicht mitmachen. Ich habe so was ähnliches erlebt und möchte es einfach nicht, weil ich nicht der Mensch für solche Dreiecks-Geschichten bin. Ich möchte vom Gefühl her einfach meinen mich liebenden Mann nicht mit jemanden teilen müssen. Ich möchte seine Aufmerksamkeit und Liebe für mich. Ich würde es merken, wenn "mein" Mann mich betrügt, weil ich ihn einfach gut genug kenne. Möglich, dass es egoistisch klingt oder auch ist. Das kümmert mich nicht. Ich bin einfach so. Ist das schlecht? So viele Menschen wünschen sich das gleiche, sagen und praktizieren aber das Gegenteil, um nicht als "schlecht" dazustehen oder prüde oder was auch immer. Und dann wundern diese Menschen sich, warum sie deprimiert und unzufrieden mit der Situation sind. Jelly: nur ein kleiner Tipp: werde Dir über Deine "wahren" Gefühle klar. Und wenn Du sie herausgefunden hast, dann definiere sie klar und deutlich. Mache "Deinem" Mann klar, was Du dir wünschst, warum Du nicht glücklich und zufrieden mit der Situation sein kannst und willst. Du mußt dann aber auch die Konsequenzen dafür tragen. Die Entscheidung, die er dann evtl. fällen wird. Sie wird nicht immer so ausfallen, wie Du es gern hättest. Aber mach Dir klar, was Du möchtest: möchtest Du den Rest Deines Lebens unglücklich sein in einer Beziehung, die keine ist? Oder möchtest Du eine relativ glückliche Beziehung? Möchtest Du dich weiter quälen? Es gibt Menschen, die kommen mit einer solchen Situation gut zurecht. Wenn es Dir nur weh tut und Dich schmerzt, dann gehörst Du nicht zu diesen Menschen. So einfach ist das. Zitat:
Möglich, dass es nur unsere Umwelt ist, die uns vorgaukelt, dass wir noch mehr haben können, noch besser und schöner und reicher (etc.) weren können. Es hat immer mit Gefühlen zu tun, und Gefühle lassen sich nicht beeinflussen oder verändern. Sie sind da oder sind nicht da. Man kann sie verdrängen, aber das hat nichts mit verändern zu tun. Wenn wir sie verdrängen begehen wir emotionalen Selbstmord, weil wir einen Teil von uns unterdrücken. Eine wirkliche Lösung für Dein Problem gibt es schon, aber ich habe das Gefühl, dass Du im Moment noch nicht bereit bist dafür. Wärest Du es, wüßtest Du es bereits und bräuchtest nicht den Zuspruch anderer. Und Antworten auf Deine "philosophischen" Fragen gibt es auch: nur jeder sieht die Antworten anders und formuliert sie anders. Weil jeder andere Meinungen hat, diese beruhen auf Erfahrungen und Erlebnisse, und die gibt es an der Zahl so viele wie es Menschen gibt. Schwieriges Thema... Aber wann ist das Leben schon einfach?! Liebe Grüße, Salomé
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22.10.2002, 12:51 | #3 | ||
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Ui, was für eine Riesenantwort... und so viele gute Gedanken drin, Dankeschön!
Ich kann mir schon denken, was für eine Lösung Du parat hättest. Nur bin ich dazu tatsächlich nicht bereit. Er übrigens auch nicht. Das geht nicht allein von mir aus, ganz im Gegenteil. Wir suchen einfach nur nach einer Lösung, die ALLEN Beteiligten paßt... Diese Dreieckskiste gefällt keinem von uns. Das ist nur der Ist-Zustand, den wir ändern wollen, sobald es irgendwie geht. "Mein" Mann leidet darunter wohl noch mehr als ich selber. Er kann so auch nicht leben und hat auch noch den Druck des Entscheiden-Müssens auf sich. Nicht, daß ich jetzt vor Mitleid zergehe, klar tut's mir auch weh, aber ich kann's ihm halt nicht abnehmen. Ich suche eigentlich auch nicht nach der Lösung meines Problems, das kann kein Außenstehender, weil niemand wissen kann, wie's tatsächlich aussieht und sich anfühlt. Ich wollte nur wissen, warum man sich ständig selber in irgendwelche Zwänge und Konventionen stopft, obwohl sie einem sichtlich nicht gut tun?
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22.10.2002, 14:15 | #4 | |||
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Zitat:
Vielleicht ist es auch eine Art "Selbstbestrafung" (mir fiel kein besseres Wort dafür ein... ). Eine Art Bestrafung dafür, dass man nicht so fühlt, wie andere meinen, dass man fühlen sollte...( :pp: ) Wie ich schon sagte: das ist allgemein ein schweres Thema. Die Frage nach dem Warum, nach dem Sinn eines Zustandes oder einer Situation ist immer schwierig. Viele dieser Zwänge wurden von Menschen geschaffen. Um das Zusammenleben zu erleichtern?! Die christliche Kirche hat viel dazu beigetragen, solche Zwänge zu erschaffen. Meiner Meinung nach (und mit dieser Meinung bin ich nicht allein) nur, um die Menschen "unter Kontrolle" zu halten, um sie in bestimmte Strukturen reinzupressen. Unser Gefühl sagt uns vielleicht das Gegenteil von dem, was uns diese Regeln vorschreiben. Deshalb geht es uns schlecht. Weil wir - der öffentlichen Meinung nach - dies nicht tun dürften. Es ist gut sich darüber Gedanken zu machen, zu überlegen, warum manche Dinge so sind, wie sie sind und warum andere nicht. Manche Antworten liegen in der Lebenserfahrung, andere in einem selbst. Würde ich jetzt anfangen meine Meinung über Konventionen und Zwänge niederzuschreiben und die Gründe, warum Menschen sich freiwillig darin bewegen und trotzdem leiden.... oweh... Dann würden wir in zwei Jahren noch hier sitzen und schreiben. Gruß, Salomé
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22.10.2002, 14:38 | #5 | |||
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Zitat:
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22.10.2002, 14:41 | #6 | ||
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Themenstarter
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Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann nur spekulieren, und ich tippe mal: nein, ist er nicht. Ich hab keinen Grund, das anzunehmen, es ist nur ein Bauchgefühl.
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22.10.2002, 14:45 | #7 | |||
Special Member
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Beiträge: 4.434
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Re: eine Frage der Definition?
Zitat:
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22.10.2002, 14:56 | #8 | ||
Senior Member
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Ich wollte das Argument auch anführen, schien mir aber zu einseitig da nur Männer das Recht auf Frauenreichtum haben.
Ich habe mal ein Buch über eine Frau aus Europa gelesen die sich in einen Araber verliebt hat. Sie hat Ihr Leben aufgegeben und nach ca 3 Jahren hat er sich eine weitere Frau genommen. Das Buch handelt von Ihren Schwierigkeiten damit klarzukommen und wie sie das alles zu verarbeiteten versucht hat. Am Ende hatte sie sich selbst verloren.. Ihre Gedanken / Verstand / Erziehung (wer weiß?!) waren auf die "Europäische"Norm ausgerichtet, sprich ein Mann für sie alleine. Ihr Herz gehörte allerdings dem Mann..... jedenfalls ein paar Jahre.... aber der Schmerz war auf Jahre zuviel.... Als ich das Buch las dachte ich das kann ja garnicht gut gehen, heute frage ich mich wie die Frauen in den betreffenden Ländern damit klarkommen...
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22.10.2002, 14:57 | #9 | ||||
Senior Member
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Re: Re: eine Frage der Definition?
Zitat:
Ich glaube diese Frauen sind zufrieden weil so erzogen (gesellschaftstreu) aber wenn sie mal nicht auf den Verstand hören... was dann?
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22.10.2002, 15:03 | #10 | ||||
night strike specialist
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Beiträge: 5.545
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Re: Re: eine Frage der Definition?
Zitat:
Die umgekehrte Variante, sukzessive Polyandrie, gibt es übrigens auch. Die Frage, warum man nicht mit dem glücklich sein kann, was man hat, würde ich allerdings nicht mit Monogamie, sondern mit Egoismus erklären: "Der Egoismus ist seiner Natur nach grenzenlos; der Mensch will unbedingt sein Dasein erhalten, will es von Schmerzen, zu denen auch aller Mangel und Entbehrung gehört, unbedingt frei, will die größtmögliche Summe von Wohlsein und will jeden Genuß, zu dem er fähig ist. Alles, was sich dem Streben seines Egoismus entgegenstellt, erregt seinen Unwillen, Zorn, Haß: er wird es als seinen Feind zu vernichten suchen."
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