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Alt 04.12.2002, 19:44   #1
Niisha
Krüsselkrake
 
Registriert seit: 01/2001
Beiträge: 616
Sonne

Es war einmal ein Wesen, das aus den Strahlen der Sonne geboren wurde. Es wurde auf die Erde geschickt, um von den Menschen zu lernen, war aber immer mit der Sonne verbunden.
Von ihr erhielt das Wesen all seine Kraft, alles was es braucht gab ihm die Sonne.

So lebte das Wesen also glücklich auf der Erde, unter dem Schutz der Sonne, zwischen den Menschen und lernte.
Es lernte gute, aber auch schlechte Sachen, aber woher sollte ein Wesen aus reiner Sonne den Unterschied kennen. So lebe es weiter, und nahm immer mehr Eigenschaften der Menschen an. Es fühlte sich bald nicht mehr anders, und lernte sogar, was es bedeutet zu lieben.

Einmal, an einem besonders sonnigen Tag, wanderte das Wesen durch die Weiten des Landes, unter den Strahlen der Sonne. Da bemerkte es einen kleinen Stein vor sich, schwarz wie die Nacht. Etwas so dunkles hatte es bisher noch nicht gesehen, doch was war schon ein kleiner Stein im Gegensatz zu den funkelnden Strahlen der Sonne. So vergaß das Wesen diesen Stein, und ging weiter seinen Weg. Es lebte, es lernte, es liebte.

Eines Tages sah das Wesen hinauf zur Sonne und bemerkte einen Schatten, der im Vergleich zu der Größe des hellen Feuerballs recht klein war. Dennoch war er da. Als das Wesen eine Weile auf diesen Schatten zugegangen war, bemerkte es, das dieser von einer hohen Mauer abstammte. Die Mauer stammte aus einem schwarzen Material, dunkel wie die Nacht, wie der kleine Stein. Nicht wissend, was es tun sollte, ging das Wesen zurück, dorthin wo die Menschen waren. Es hatte gelernt, nur das zu sehen, was es wollte, so vergaß es auch die Mauer.


Irgendwann bemerkte das Wesen, das es fror. Es war kalt um es herum, etwas, was es bisher nicht kannte. Es schaute sich um, und mußte feststellen, das es nur noch wenige Strahlen der Sonne sehen konnte. Es bekam Angst, und voller Kummer rief es nach seiner Mutter, der Sonne. Ein einzelner Strahl kämpfte sich durch das dunkel, das das Wesen umgab. Je weiter der Strahl auf das Wesen zukam, umso mehr verlor er an Helligkeit und Glanz, bis er ganz verschwand, bevor er sein Ziel erreichte.

Das Wesen fragte die Menschen um Rat. Diese aber sahen keine dunkle Mauer, sahen nichts, das diese furchtbare Kälte verströmen konnte. Verzweifelt lief das Wesen los, es rannte und rannte, und versuchte, das Ende der Mauer zu erreichen. Doch wohin es sich auch drehte, überall lag nur noch Dunkelheit und Kälte. Das Wesen aber war ein Kind des Lichtes, es brauchte die Wärme und die Helligkeit der Sonne, um zu überleben. In der Dunkelheit würde es sterben.

Lange saß das Wesen einfach nur da und überlegte. Es versuchte sich auf die Zeit zu besinnen, in der es noch reines Licht gewesen war. Wie sehr hatten die Menschen es doch verändert. Das Wesen selbst gab nicht mehr das leuchten ab, das es bei seiner Entstehung verbreitete, es spürte nur noch Kälte und Schmerz. Je mehr es nachdachte, um so erschreckender war die Erkenntnis. Es war zu einem Menschen geworden. Mit all seinen Fehlern, mit all der Sunkelheit, die es in einem Menschenleben gab.

Es ging zurück zu denen, die es liebte und fragte um Rat. Die Menschen versuchten, dem Wesen zu erklären, das es nicht nur diese Dunkelheit gab, das es für die Menschen auch sehr viele helle Augenblicke, warme Momente, gab. Sie wollten, das das Wesen bei ihnen blieb, die Dunkelheit ertrug und auf die Rückkehr des Lichts wartete.
Und das Wesen wartete, den hier waren die, die es liebte, die ihr Wärme gaben, wenn es auch nicht im geringsten an die Wärme der Sonne erinnerte.

Das Wesen wurde mit der Zeit blasser und blasser, die ehemals leuchtenden Konturen verschwammen in einem dunklen Grau. Wieder ging es zu den Menschen und fragte, was es machen sollte. Wieder sagten die Menschen, es solle warten, die Sonne würde schon zurück kommen.
Und wieder tat das Wesen das, was man ihm sagte, denn es wollte die, die es liebte, nicht verlieren, auch wenn die Sehnsucht nach dem Licht der Sonne immer stärker wurde.

An einem weiteren dunklen Tag ging das Wesen durch die Straßen der Menschen, beobachtete sie. Auch die, die es liebte, sahen nicht, wie sehr es litt. Es brauchte die Sonne, es würde sterben ohne sie. Dennoch schien keiner der Menschen das zu sehen. Es schien, als wäre das Leben des Wesens unwichtiger als das Leben derer, die es liebte.
Aber das Wesen blieb, denn hier waren die, die es liebte. Es hoffte weiter auf die Rückkehr der Sonne, doch mit jeder Sekunde verschwand mehr und mehr das Licht aus dem Wesen. Nicht mehr lange, und es war tot.

Noch einmal ging es zu den Menschen, um ihnen mitzuteilen, das es sterben würde. Die Menschen sagten, es würde nicht sterben, es müßte nur noch ein wenig Geduld haben, dann würde die Sonne wiederkommen.

Das Wesen lief hinaus in die Dunkelheit, es weinte, und verstand nicht, warum die, die es liebte, ihr nicht halfen, das Licht zurück zu bringen. Niemand kümmerte sich um die Tränen des Wesens, niemand versuchte ihm zu helfen.

Es lief und lief und lief, und lief sich irgendwann verzweifelt auf dem kalten Erdenboden nieder. Es schrie nach seiner Mutter, nach der Sonne. Es schrie so laut es konnte, und niemand hörte es schreien. Weil niemand es hören wollte.

Das Wesen sah an sich herab. Der Körper war fast völlig grau, ein konturloses graues Wesen, das einst so strahlend schön wie die Sonne war. Nur ein kleiner Punkt im inneren glühte noch, wie eine kleine warme Flamme brannte es in dem Wesen. Lange sah es dieses Licht an, und erkannte schließlich. Die Dunkelheit waren die Menschen. Sie waren blind, sie waren selbstsüchtig, und verloren so immer mehr den Blick auf die Sonne. Dadurch, das es so viele Eigenschaften der Menschen aufnahm, verlernte auch das Wesen, die wahren Dinge der Welt zu sehen.

Die Strahlen der Sonne erreichten es weiterhin, doch es war blind geworden. Die Rufe der Sonne versuchten, es zu erleuchten, doch es hörte sie nicht mehr. Es hörte nur die Rufe der Menschen, die wollten, das es blieb.

Das Wesen würde sterben, wenn es weiterhin in der Dunkelheit und in der Kälte blieb. Es wußte, die Sonne war da, hinter der dunklen Mauer. Die Mauer waren die Menschen, die dem Wesen die sicht versperrten.

Reicht der Gedanke daran, das die Sonne hinter der Dunkelheit ist, reicht die Hoffnung, das sich irgendwann vielleicht etwas ändert, das die, die es liebt, es auch lieben, so wie das Wesen von der Sonne geliebt wird? Dies wird vielleicht nie geschehen, dann würde das Wesen sterben.

Ist es nicht verständlich, das sich das Wesen wünscht, wieder zurück in den Strahlen der Sonne zu sein, zu spüren, wie warm und ehrlich die Liebe der Sonne ist. Was sollte es im Gegensatz dazu auf der Erde, bei den Menschen, die ihr nur Dunkelheit brachten, nur Kälte. Aber da waren noch die, die das Wesen so sehr liebte. Lange Zeit hatten diese Menschen dem Wesen die Kraft gegeben, ohne das Licht zu leben. Lange Zeit spürte das Wesen die Kälte um es herum kaum, denn es waren Menschen da, die das Wesen liebten.

Das Wesen stand irgendwann vor der Mauer, die so dunkel und drohend war wie die Nacht. Es wußte, es konnte diese Mauer einreißen, es konnte wieder zurück in die Sonne. Aber dann würde es die Menschen verlieren. Die Menschen kamen, als sie merkten, das das Wesen fort wollte. Die verlangten, das es kämpfte, das es die Kälte, die Angst, die Dunkelheit weiter ertrug, den die Menschen liebten das Wesen. Dennoch wollten sie nicht sehen, das das Wesen im Begriff war zu sterben. Es hatte sein Leben lang gekämpft, hatte all das Leid ertragen müssen, den ein Wesen des Lichts war nicht für die Dunkelheit geschaffen. So kurz vor seinem Tod lag das Wesen nun vor den Füßen der Menschen, es hatte kaum mehr die Kraft sich gegen die Dunkelheit zu wehren. So kurz vor seinem Tod lag es vor den Menschen, die wollten, das das Wesen kämpfte, das es weiterlebte in der Dunkelheit. Viele Tränen weinte das Wesen, denn es verstand nicht, weshalb die Menschen seinen Tod wollten. Es mußte zurück zum Licht, es starb. Einer der Menschen kniete sich neben das Wesen. Selbst, da es dem Tod so nahe war, bat der Mensch das Wesen, ihn nicht alleine in der Dunkelheit zu lassen.

Es war Zeit zu gehen, entweder zerstörte das Wesen die Mauer, ging zurück in die Sonne, dorthin wo es auf ewig glücklich war, und verließ die Menschen. Oder es blieb, würde in der Dunkelheit und Kälte inmitten von Menschen sterben, die das Leid des Wesens nicht sehen wollten. Die Menschen um es herum waren selbst Gefangene der Dunkelheit, aber die Menschen hatten vergessen, was es heißt zu kämpfen. Alles war unwichtig geworden, die Kälte, die Dunkelheit, der einzelne Mensch dachte nur an sich.

Ein letztes Mal fragte das Wesen die Menschen, was es tun sollte. Die Menschen antworteten, es solle kämpfen, es müsse Geduld haben. Sie hatten keine Vorstellung von dem Leben des Wesens, alles war ein Kampf gewesen und das scheinbare Glück bei den Menschen, die Liebe der Menschen, war nur eine Facette der Dunkelheit.

Aber das Wesen blieb, den hier waren die, die es liebte, und es starb zwischen denen, die es nicht genug liebten, um es gehen zu lassen.




Niisha
Niisha ist offline  
Alt 04.12.2002, 19:44 #00
Administrator
Hallo Niisha, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 04.12.2002, 19:56   #2
ANTI
Zitatfetischist &
1. Nachtschwärmer

 
Registriert seit: 01/2000
Beiträge: 2.168
GENIAL!!!!!


Ich hab es eben schon gesagt und sage es wieder!


Anti,...
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ANTI ist offline  
Alt 04.12.2002, 21:43   #3
Forgotten Hate
Member
 
Registriert seit: 05/2001
Ort: Emden
Beiträge: 327
Hmm

Alles lebt alles fühlt alles stirbt alles wird wiedergeboren....

Und die Sonne ist oft nicht sichtbar dennoch da....


cya

Hate
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Forgotten Hate ist offline  
Alt 04.12.2002, 23:01   #4
Niisha
Krüsselkrake
Themenstarter
 
Registriert seit: 01/2001
Beiträge: 616
Wieso lassen Menschen zu, das sie das verlieren, was sie angeblich lieben? Warum tuen sie dem, den sie angeblich lieben, weh. Warum schauen sie nur zu, obwohl sie die Einzigen sind, die etwas tun können? Warum ist die Liebe so unfair?
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Geändert von Niisha (04.12.2002 um 23:13 Uhr)
Niisha ist offline  
Alt 06.12.2002, 10:53   #5
Stulle02
Ex-Mod
 
Registriert seit: 11/2001
Ort: NRW
Beiträge: 3.514
Weil Menschen oft ihre Meinung ändern. Und meistens kommt es erst mit der Zeit.

Alles verändert sich mit der Zeit. Und gegen die Zeit kannst Du nichts machen.

Aber du kannst daraus lernen und das gelernte benutzen damit es beim nächsten Mal besser wird.

Die liebe ist nicht unfair.... Wenn sie ehrlich gemeint ist.
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Stulle02 ist offline  
Alt 06.12.2002, 11:59   #6
sweetwitch84
Member
 
Registriert seit: 09/2002
Ort: Mainz
Beiträge: 240
Zitat:
Original geschrieben von Niisha
Wieso lassen Menschen zu, das sie das verlieren, was sie angeblich lieben? Warum tuen sie dem, den sie angeblich lieben, weh. Warum schauen sie nur zu, obwohl sie die Einzigen sind, die etwas tun können? Warum ist die Liebe so unfair?
Das ist das Leben.

Der Sinn des Lebens besteht darin aus eigenen und aus Fehlern anderer zu lernen. Das ganze Leben ist ein einziger Lernprozess, der mit dem Tod endet.

Aus Fehlern in der Liebe kannst du nur profitieren. Weil du mehr lernst, auch wenn andere diese Fehler machen.
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sweetwitch84 ist offline  
Alt 06.12.2002, 13:56   #7
Hex Hex Hexi
Member
 
Registriert seit: 12/2002
Beiträge: 60
schön geschrieben

das wesen war ganz schön hin und her gerissen.
was hat es positives von diesem leben gehabt und gelernt? scheinbar das erleben der liebe, die doch so unfair war?

jedenfalls hat es doch trotz der vielseitig, verschieden behafteten und nicht immer leicht zu verstehenden liebe, die es kennengelernt hat, eines mitgenommen. die art und weise des zeigens der liebe unter den menschen, so wie sie eben das leben in seinen unglaublich wechselnden phasen bereitstellt.

sicher hat das wesen viel erfahrungen gesammelt.

......... und wenn es nicht gestorben wäre, würde es anhand von diesen erfahrungen im fortlaufendem leben dann für sich auf positive art möglicherweise davon profitieren.
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Hex Hex Hexi ist offline  
Alt 12.12.2002, 22:20   #8
killer56
Junior Member
 
Registriert seit: 12/2001
Ort: Kirchdorf am Inn (Bayern)
Beiträge: 3
Eine schöne geschichte. Eine so wie es das leben schreibt.
Leider gibt es menschen die einen weh tun in dem was sie sagen oder tun ohne es zu merken.
Andere tun es ganz bewußt und ärgern sich dann darüber wenn der andere auf stur schaltet.
Doch die meisten Fehler die man unbewußt begeht merk mann erst viel zu spät. :heulen:
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killer56 ist offline  
 

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