Lovetalk.de

Zurück   Lovetalk.de > > >
Alle Foren als gelesen markieren

 
 
Themen-Optionen
Alt 28.09.1999, 23:55   #1
Mark100
Junior Member
 
Registriert seit: 09/1999
Beiträge: 10
Hallo Leute!

Ich habe ein dickes Problem, was ich Euch an dieser Stelle schildern möchte und irgendwie hoffe ich, daß jemand von Euch ähnliche Erfahrungen hat und mir ein bischen helfen kann. Ich finde nämlich in meinem Bekanntenkreis niemanden, der schon mal ein solches Problem hatte und mir Tips geben kann. Seit Wochen nerve ich nahezu jeden damit, aber niemand weiß so recht Rat. Und ich fühle mich permanent schlechter.

Es geht darum, daß ich ein Mädchen kennengelernt habe, ich auch mit ihr in gelegentlichen Kontakt stehe, aber ihre Familie sie so einnimmt, daß es schwer ist, sie zu treffen oder gar richtig kennenzulernen. Es handelt sich um eine albanische Familie, die hier schon seit acht Jahren lebt. Sie ist die älteste Tochter (bald 18 Jahre), geht noch zur Schule und brauch für alles die Erlaubnis ihrer Eltern.

Daß ich (22 Jahre) sie ab und zu treffen kann, hat damit zu tun, daß ich im Zivildienst mit Flüchtlingen zu tun hatte und ich sie dabei kennengelernt habe. Da bei der Arbeit mein Interesse für Albanien geweckt wurde, kamen wir ins Gespräch und können uns daher gelegentlich treffen. Aber selbst dies ist schon ein Problem und wird von den Eltern mißtrauisch beäugt. Sie muß dauernd erklären, was wir tun und jedesmal braucht sie die Erlaubnis ihrer Eltern, um mich zu treffen.

Wir haben uns letzten Monat mehrmals getroffen und gemerkt, wie wahnsinnig ähnlich wir uns sind. Wir haben auch schon einige Pläne gemacht (Kino, Musical etc.), aber dies scheint sich jetzt alles in Luft aufzulösen, denn diesen Monat haben wir uns gar nicht mehr getroffen. Ich rufe sie wöchentlich an, manchmal auch mehrmals in der Woche und hoffe immer, wir könnten uns demnächst wieder sehen. Aber erst wurde die krank und jetzt machen die Eltern Probleme.

Ich wüßte gerne, warum man ihr den Kontakt mit ihr verbietet, aber gestern konnte sie mir dies am Telefon nicht sagen ("Ich kann jetzt nicht reden"). Und ob sie mich mal von unterwegs anruft, damit wir offen reden können, ist auch unsicher. Sie hat nur in Aussicht gestellt, daß wir uns in den Herbstferien treffen könnten. Die Schule den Eltern sehr wichtig und deshalb darf sie auch am Wochenende nur selten unterwegs sein.

Ich hoffe, es hat nur mit der Schule zu tun und nicht mit anderen Dingen. Es ist nicht so sehr die Religion oder "albanische Kultur", die die Eltern zu so einer strengen Erziehung treibt, sondern der Wille, anständige Kinder zu erziehen. Es ist ja nicht so einfach, in einem fremden Land Fuß zu fassen. Nur nach acht Jahren sollte sich das ändern, vor allem weil die Familie nach außen hin recht modern erscheint und sie selbst auch verantwortungsvoll und erwachsen wirkt und ihren eigenen Kopf hat. In diesem Punkt hat sie aber ein Problem damit, ihn durchzusetzen.

In den letzten vier Wochen habe ich richtig gemerkt, wie sehr ich sie liebe und ich will es ihr unbedingt sagen - und ihr helfen, etwas an ihrer Situation zu ändern. Sie will auch mehr Freiheit. "Ich will jetzt alles nachholen, was ihre Eltern ihr bislang verboten haben", sagte sie als wir uns anfangs getroffen haben. Und ich merke auch immer wieder, daß sie ebenso wie ich unter der Direktive ihrer Eltern leidet. Aber wenn ich sie nicht treffen kann und auch am Telefon die Verständigung schwierig ist, wie kann ich ihr nur helfen!? Ich will ihr so gerne Mut machen und die Sache mit ihr gemeinsam angehen.

Ich denke darüber nach, ihr vorzuschlagen, daß sie daraufhin hinwirkt, an zu ihrem 18.Geburtstag mehr Freiheiten zu bekommen. So wie es nämlich aussieht, ist das für die Eltern lange kein Datum, um sie von der Leine zu lassen. Nur es ist nicht mehr so lange bis dahin und wenn ich sie nicht bald treffe... So etwas braucht ja auch Zeit. Für die Eltern ist dies sicher auch nicht einfach. Und es ist auch nicht ganz auszuschlißen, daß sich die Lage noch zuspitzt und sie mit allem guten Zureden ihre Eltern nicht umdrehen kann.

Was ich hier aufgeschrieben habe, ist bei weitem noch nicht alles. Ich kann verstehen, wenn es Euch jetzt schon schwer fällt, mein Problem zu bewerten. Ich wünsche mir vor allem Kontakt zu Leuten, die auch das Problem der "Liebe zwischen den Kulturen" kennen und mir vielleicht Tips geben können, wie man die Lage entspannen kann und was man tun muß, wenn sie sich bis zum äußersten zuspitzt (z.B. wenn sie von zuhause abhaut und zu mir flüchtet). Ich muß nämlich zugeben, daß mir die Familie auch ein wenig Angst macht... es wäre mir lieber, wenn sich die Sache Stück für Stück klärt. Aber zur Zeit ist es echt kompliziert. Oh Mann, sie wohnt nur 3 km von mir weg - und doch ist sie so weit entfernt.

Ich bin gespannt auf Eure Meinung!

Mark
Mark100 ist offline  
Alt 28.09.1999, 23:55 #00
Administrator
Hallo Mark100, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 29.09.1999, 09:27   #2
Caroll
Junior Member
 
Registriert seit: 12/1998
Beiträge: 39
Hallo Mark,
ich kann Dein Problem sehr gut nachvollziehen. Ich selbst werde jetzt 24 Jahre alt und bin seit fast 4 Jahren mit einem Türken zusammen. Dazu muß ich allerdings sagen, daß er nicht einer dieser typischen Türken ist, die mit Goldkettchen und Schnurtbart durch die Gegend ziehen und jedes weibliche Wesen anhauen. Nein er ist ein ziemlich sensibler junger Mann, der zwar stolz auf seine Nationalität ist, aber ansonsten total normal "deutsch". Als wir zusammen gekommen sind, war dies alles nicht so einfach.

Wir konnten uns nur heimlich treffen. Er hat immer wieder Ausreden gefunden, um sich aus dem Haus schleichen zu können. Und obwohl er damals schon 20 Jahre alt war, haben seine Eltern ihm verboten länger als bis 24 Uhr außer Haus zu sein. Für uns war das eine schlimme Zeit, weil ich aus einer Beziehung kam, in der keinerlei Beschränkungen galten.

Seine Eltern haben mich mittlerweile kennengelernt. Trotzdem gehöre ich nicht zu der Familie. Die dultet mich zwar, hofft aber das ihr Sohn mich bald verläßt und eine Türkin zur Frau nimmt. Dadurch ist unsere Beziehung "andauernd" von diversen Problemen überschattet, die wir Deutschen eigentlich nicht nachvollziehen können. Er hat Probleme mal bei mir zu übernachten oder mit mir in Urlaub zu fahren. Bei ihm zu bleiben ist auch nach 4 Jahren noch sehr schwierig.

Natürlich mache ich mir Gedanken, wie es weitergehen soll. Denn während alle um mich herum bereits mit ihren Freunden zusammenziehen, muß ich überlegen, ob wir überhaupt eine Zukunft haben. Denn irgendwann möchte man ja mehr. Diese "Ganz-oder garnicht-Frage" belastet auf Dauer die Beziehung. Dein Partner hängt zwischen 2 Stühlen, denn die Bindung zur Familie ist hier sehr wichtig, und die Liebe zu mir irgendwie nicht 100 %ig erfüllbar.

Du mußt Dir im klaren sein, das Deine Freundin ewig im Konflikt seien wird. Sie muß täglich Kompromisse eingehen, Probleme bekämpfen. Oder sie muß sich kraß entscheiden, Du oder die Familie. Und das ist sehr schwer. Vorallen für eine 18jährige. Ich wünsche Dir viel Glück.

Bei mir sieht es nämlich so aus, als ob ich den Kampf gegen die Familie verliere. Denn ein miteinander wird von denen, jedenfalls in meinem Fall, nicht zugelassen.

Deine Caroll
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Caroll ist offline  
Alt 30.09.1999, 07:01   #3
Mark100
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 09/1999
Beiträge: 10
Hallo Caroll,

Danke für Deine Antwort. Auch wenn Du mir nicht viel Mut machen konntest, so ist es schön, von jemanden zu hören, der das selbe Problem hat.

Irgendwie stelle ich mich bei meiner Angebeteten auch schon auf solch ein Hin-und-Her zwischen mir und ihrer Familie ein... Ich bin auch bereit, es zu akzeptieren, wenn ich sie nur erstmal besser kennenlernen kann. Und es mag ja sein, daß sie dann den Mut findet, sich für mich zu entscheiden. Aber mir ist auch bewußt, daß die Familie immer präsent sein wird, schon allein wegen der Geschwister, die ihr viel bedeuten. Wenn sie nur stark genug ist, sich von den Eltern nichts mehr verbieten zu lassen, könnte ich damit leben. Im Prinzip hat sie ihren eigenen Kopf. Hoffentlich setzt sie ihn auch durch...

Was noch zu der emotional-familiären Bindung hinzukommt, ist die finanzielle Abhängigkeit, denn sie geht noch zur Schule. Alle diese Aspekte machen den Weg so steinig. Selbst wenn wir uns finden sollten, weiß ich nicht, ob sie soweit gehen würde, zu mir zu ziehen. Aber nach meiner aktuellen Einschätzung, befürchte ich fast, dies könnte die einzige Möglichkeit für eine Beziehung sein, denn die Familie ist wirklich sehr streng.

Es ist so schwer, an etwas anderes als sie zu denken. Wenn ich darüber nachdenke, daß sie zuhause rumsitzt und nicht viel zu tun hat, aber trotzdem nicht aus dem Haus darf, um mich zu treffen, dann wird mir ganz anders. Hoffentlich ruft sie bald an - dann, wenn niemand in der Nähe ist - damit wir offen reden können (will wissen, was sich die Eltern dieses mal haben einfallen lassen, um ihr das rausgehen zu verbieten). Aber bis jetzt hatte sie wohl keine Gelegenheit zum Telefonieren.

Und ob wir uns nächste Woche treffen können, wie sie es in Aussicht gestellt hat, ist auch so ungewiß. Inzwischen habe ich gelernt, mir da nicht mehr so sicher zu sein, wenn es auch ein kleiner Lichtblick ist.

Es war schon schwer genug, als ich sie Anfang September abholen wollte und diese Verabredung platzte, weil ihre Mutter nicht da war, um es ihr zu erlauben - auch möglich, daß sie da war und sie es ihr verboten hat. Schon zuvor hatte ich die beiden mal streiten gehört, als ich sie abholte. Mit Mühe und Not und der Hilfe einer gerade anwesenden Tante hatte sie sich durchgesetzt, aber im Auto konnte sie die Tränen nur schwer unterdrücken...

Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht gedacht, daß ich sie vier Wochen lang nicht mehr treffen würde. Jeder Tag ist wie ein neuer Stein, der mir auf die Schultern gelegt wird. Ich frage mich eigentlich nur noch, wann ich umfalle. Gut, daß ich morgen und übermorgen arbeiten muß, denn so kann ich mich etwas ablenken. Ich hätte auch noch soviel anderes zu tun, aber diese Gedanken bestimmen mein Leben, sobald ich zuhause bin... Das Wochenende wird sicher auch hart. Und ich fürchte mich vor Montag. Dann werde ich sie anrufen, wenn sie sich bis dahin nicht gemeldet hat. Hoffentlich kann ich sie dann bald treffen. Ich gehe kaputt, wenn sie wieder nicht klappt.


Aber jetzt noch ein paar Fragen an Dich, Caroll:

Wenn ich es richtig verstanden habe, lebt Dein Freund noch bei den Eltern. Will er mit 24 Jahren nicht ausziehen, oder drängt ihn seine Familie dazu zuhause zu bleiben oder sind es finanzielle Gründe? Hast Du mit ihm schon über eine gemeinsame Wohnung gesprochen?

Eigentlich ist es ja so, daß die Entscheidungen der Männer in solchen Familien eher akzeptiert werden als die der Frauen.

Ein wenig kenne ich so eine Situation: ein entfernter Bekannter von mir ist gebürtiger Kurde und 27 Jahre alt. Er lebt auch noch zuhause, da er studiert. Jetzt denkt er allerdings ans wegziehen, weil er bald sein Examen hinter sich hat und außerdem heiraten will. Aber auch bevor er eine Beziehung hatte, quälte es ihn doch irgendwie, daß er noch zuhause lebte - er hatte aber nicht das Geld für eine eigene Wohnung. Er ist auch recht normal ("deutsch") drauf und setzt sich auch dafür ein, daß seine Freundin, die auch Kurdin ist, mehr Freiheiten bekommt. Im Gegensatz zu seiner Familie ist die Familie der Freundin strenger was die Traditionen angeht... auch wenn sich die beiden selbst gefunden haben, so sind sie sich doch "versprochen" worden, um die Form zu wahren.

Ich wünsche Dir, daß Dein Freund sich nicht so sehr von seiner Familie beeinflussen läßt. Es wäre sehr traurig, wenn nach vier Jahren Beziehung seine Familie den Kampf gewinnt.

Viel Glück und Kraft!


Und noch mal der Aufruf an ALLE Mitlesenden: wenn Euch was zum Thema einfällt, schreibt es hier rein! Ich denke, eine Beziehung dieser Art ist ein wichtiges Thema, weil es besonders schmerzvoll und problembelastet ist - und es wird m.E. zu wenig diskutiert.

bye,
Mark
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Mark100 ist offline  
Alt 30.09.1999, 08:17   #4
Mischka
The Legend
 
Registriert seit: 07/1999
Ort: Landkreis Harburg
Beiträge: 27.759
Hallo Mark....auch hallo Caroll!

Ich glaube, ich kann die Probleme von euch beiden sehr gut verstehen.Zumal ich selbst mit der islamischen Kultur recht gut vertraut bin.

Ich habe selbst zwar bisher nie eine Beziehung zu Partnern aus islamischen Religionskreisen gehabt (dafür aus anderen Kulturen - meine letzte Verlobte ist Russin), aber ich habe mehrere Freunde aus diesen Kreisen.

Im voraus sei gesagt, daß die diejenigen, die mehr als zehn Jahren hier in Deutschland leben, sich mehr oder weniger den westlichen Gegebenheiten angewöhnt haben - anders als bei Flüchtlingen, Asylanten oder neu Hinzugekommenen.Die meisten, die ich kenne, sind zum größten Teil sogar hier geboren.

Lieber Mark, du glaubst, daß es nicht die Religion ist, die dich von deiner Freundin trennt.Dies, glaube ich, muß ich doch in Zweifel ziehen.Auch moderne Südosteuropäer - siehe auch Carolls Beitrag - haben nach wie vor ihre Bestimmungen aus ihrer eigenen Religion.Nach dem Koran, also nach dem islamischen Recht, handeln die religiösen Menschen völlig anders als wir Christen, und dies bezieht sich vor allem auf Beziehungskreisen.Auch in vielen anderen Dingen haben Islamisten ganz andere Vorstellungen als wir Westeuropäer (bzw. Christen oder andere Religionen).
Eins müßt ihr immer wissen: Die vorherrschende Meinung aus islamischen Staaten ist, daß nur Ihresgleichen miteinander heiraten sollten.In manchen Gebieten ist eine "Mehrehe" nach dem Koran sogar erlaubt!Darum achten die Patriarchen dortiger Familien sehr auf die Einhaltung ihrer Vorstellungen.
Frauen und Mädchen haben praktisch KEINE Rechte nach dem Koran, auch wenn sie mittlerweile weit fortgeschrittener geworden sind als früher.Männer/Jungen haben einen weitaus größeren Status, sie aber ordnen sich zumeist dem Älteren unter - das heißt, ihren Vater (niemals Mutter!!!).
Andersherum haben westliche (christliche) Frauen eher die Möglichkeit, islamische Männer zu ehelichen.Meist allerdings auch mit dem Wunsch des Partners, zum Islam überzuwechseln.Denn ich kenne eigentlich keinen Islamisten, der sich zum Christen oder sonstwo hat sich bekehren ließen.

Ich könnte euch wesentlich mehr darüber erzählen, dies aber würde diesen Beitrag um vielfaches sprengen.Es ist schade, daß meine Mutter nicht anwesend ist, denn sie hätte euch exakt und in Kürze die möglichen Bewegungsgründen euerer Probleme erklären können.Einer ihrer besten Freundinnen ist Türkin und wir waren zehn Jahre lang die Integrations-Vorzeigefamilie für die Türken/Kurden in Hamburg gewesen.

Wollt ihr genaueres wissen, postet mal hier durch.Eventuell kann ich durch "Frage -> Antwort" eine bessere Erklärung als langatmige 'Geschichten' abgeben.

Für eueres Glück trotzdem alles Gute und viel Erfolg,

Mischka

------------------
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Mischka ist offline  
Alt 30.09.1999, 22:20   #5
Caroll
Junior Member
 
Registriert seit: 12/1998
Beiträge: 39
Natürlich habe ich schon häufig mit meinem Freund das Thema "Zusammenziehen" ausdiskutiert. Für mich ist diese Frage auch sehr wichtig, da ich mir mit ihm gerne ein gemeinsames Leben aufbauen würde. 4 Jahre sind eine lange Zeit, in der man viel voneinander erfährt, Probleme bewältigt und auch kleine Siege im Kampf mit seinen Eltern erfahren hat. Das alles gibt Hoffnung, denn wenn es die nicht gäbe, wäre die Beziehung bestimmt schon gescheitert. Die finanzielle Situation sieht bei meinem Freund auch nicht allzu rosig aus. Er hat mit seinen Eltern ein Haus gekauft, und muß auch die Raten mit abstottern. Aber dort hat er auch nur zwei Zimmer, kein Bad u.s.w.. Ich beschreibe das deshalb, weil er doch keinen richtigen Bereich für sich hat. Außerdem flippt sein Vater regelmäßig aus, wenn mein Freund vom Ausziehen spricht. Sein Vater droht dann mit Verbannung aus der Familie, daß heißt, das keiner von seinen ganzen Verwandten jemals wieder für ihn da wäre. Und das möchte ich ihm auch nicht antun, ich hoffe irgendwie immer noch auf die Vernunft.
Meine Eltern haben sich sogar schon mal angeboten mit seinen darüber zu sprechen, aber da ist nichts zu machen.
Das türkische Männer mehr zu sagen haben als türkische Frauen ist nicht so ganz richtig. Mütter haben bei ihren Söhnen einen hohen Stellenwert, jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht. Erst wenn ein türkischer junger Mann standesgemäß verheiratet ist, darf er tun und lassen was er will.

So wie Du sitze auch ich häufig verzweifelt alleine und frage mich nach dem Sinn dieses Verhaltens. Weil es für uns so unlogisch ist, tut es noch mehr weh. Wie einfach könnte das Leben sein, wenn man diese veralteten und strengen Ansichten endlich beiseite legen würde.

Hast Du Dich schon einmal richtig mit ihren Eltern unterhalten? Vielleicht nimmst Du ihnen ein bißchen die Luft aus den Segeln, wenn sie merken, daß Du ein netter, sympathischer Mensch bist und Dich wirklich für sie und ihre Situation interessierst.

Ich wünsche Dir, daß Du wenigstens bald mit ihr sprechen kannst. Vielleicht müssen sich die Eltern ersteinmal an die Situation gewöhnen, und sind dann ein wenig einsichtiger.

Viel Glück

Deine Caroll
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Caroll ist offline  
Alt 02.10.1999, 23:52   #6
Mark100
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 09/1999
Beiträge: 10
Hallo Mischka,

danke für Deinen Beitrag. Du hast recht, wenn Du sagst, daß es im Islam ein andere Bewertung von familiären Beziehungen gibt. Meines Wissens schreibt der Koran die Rollen von Ehemann und Ehefrau bis ins Detail vor, wobei jede Rolle auf ihre eigene Art und Weise ihre Pflichten wie auch Rechte beinhaltet. Es wird leider so oft mißverstanden und zur totalen Vorherrschaft des Mannes uminterpretiert (siehe Iran, Aserbeidschan etc.) Dies soll nicht bedeuten, daß ich es gut finde, wenn der Frau die Kontrolle über den Haushalt zugeschrieben wird. Ich wollte einwerfen, daß es meiner Meinung nach einen Unterschied zwischen Koran und dem "real existierenden Islam" gibt. Bei allem Verständnis finde ich das westliche System mit der 100%igen Gleichberechtigung jedoch um einiges besser. Und das basiert ja auch nicht gerade auf der Bibel...

Die Meinung Deiner Mutter zu meinen Problem würde mich wirklich interessieren. Wäre nett, wenn sie bei Gelegenheit was postet. Ich brauche wirklich "fachmännischen Rat" - sonst gehe ich noch ein

Ich denke nicht, daß es bei ihr so sehr mit der Religion zu tun hat. Zumindest hat sie mir gesagt, daß ihre Familie den Islam nicht praktiziert und tatsächlich wurde alles Religiöse in Albanien spätestens seit 1967 extrem unterdrückt ("erster atheistischer Staat der Welt"). Natürlich kann es gut sein, daß die Eltern es unterschwellig weiter betreiben, ohne dabei an die Religion zu denken. Mag sein, daß sie es bei ihren Eltern so erlebt haben und sie deshalb ihre Kinder so erziehen. Soweit ich weiss, kommt die Familie der Mutter aus sehr ländlichen Verhältnissen. Hinzu kommt noch die besondere Situation, daß sie glauben, ihre Kinder besonders schützen zu müssen. Ein Jahr lang waren sie von den Kindern getrennt: sie kamen 1990 als Botschaftsflüchtlinge nach Deutschland und holten die Kinder ein Jahr später nach. So etwas kann schon ein Trauma auslösen.

Aber eigentlich sind die Eltern recht modern und auch durchaus integriert: der Vater ist selbständig, die Mutter arbeitet halbtags und wirkt auch recht modern (Kleidung, gefärbte Haare). Es hat mich echt erschüttert, daß hinter dieser unscheinbaren Fassade eine solch strenge Erziehung geschieht. Als ich meine Angebetete das erste mal gesehen habe, hatte ich echt nicht vermutet, daß sie so kontrolliert wird. Sie wirkt auch sehr integriert, was wohl von Schule, Geschwistern und vielen Verwandtschaftskontakten her kommt. Nicht vorzustellen, wenn sie ein Einzelkind wäre... aber inzwischen habe ich auch gemerkt, daß es einige Seiten an ihr gibt, wo sie eher zurückhaltend ist und ihr Erfahrungen fehlen.

Ich habe Angst, daß sie diese Erziehung irgendwann akzeptiert und es sich manifestiert, wenn ihre Versuche, sich davon zu lösen, scheitern. Insofern könnten die kommenden Monate sehr entscheidend werden und ich hoffe nur, daß ich in der Lage sein werde, ihr die nötige Kraft zu geben. Im Moment wagt sie nicht viel - kann ich ihr aber auch nicht verübeln, denn irgendwo steht sie ganz allein da mit ihrem Freiheitswillen...


Hallo Caroll,

das ist ja ziemlich blöd, daß Dein Freund auch noch mit seinen Eltern zusammen ein Haus gekauft hat und Raten abzahlt. Dadurch ist er natürlich noch mehr an die Familie gebunden. Und die Drohung mit der "Verbannung" aus der Familie ist ein hartes Stück. Dein Freund steht ganz schön zwischen den Stühlen. Regelmäßige Andeutungen der Mißfälligkeit seitens seiner Familie wären ja noch zu ertragen. Aber diese Drohung ist schon recht deutlich und nimmt Euch jede Perspektive. Kannst Du Dir irgendeinen Reim darauf machen, was sein Vater befürchtet? Ist wohl für uns gar nicht verständlich... und wie reagiert er eigentlich darauf?

Ich habe in Deine Mail "Hat unsere Liebe eine Zukunft?" gelesen, daß Ihr Euch eigentlich schon trennen wolltet und dann doch wieder zusammen gekommen seid. Dies sagt viel über die Stärke Eurer Liebe aus. Hat sich seit dem bei ihm nichts verändert? Kann ja sein, daß es ihn dazu bewegt, endlich eine Entscheidung zu treffen. Spätestens jetzt müsste ihm doch bewußt sein, daß er ohne Dich nicht leben kann. Aber Druck Deinerseits wäre wohl auch falsch, weil ihn das erst recht in die Krise treiben könnte. Du solltest trotzdem mit ihm in aller Ruhe darüber reden.

Es ist wirklich sehr schwer mit diesen strengen Ansichten der Eltern. Ich warte sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich mit ihr darüber reden kann, damit ich weiss, woran ich bin. Aber so wie es aussieht, wird es SEHR schwer mit ihrer Familie... und es wird ein langer Weg.

Du hast mich gefragt, ob ich schon mit ihren Eltern gesprochen habe. Die Mutter kennt mich ein wenig vom Zivildienst - ich bin aber nie so recht mit ihr ins Gespräch gekommen. Bevor ich meine Angebetete das erste mal treffen durfte hatte sie sich aber bei meiner Chefin (sie kennt sie schon länger) erkundigt, wer ich sei!!! Und meine Chefin hat wohl nur gutes über mich erzählt, denke ich doch mal (wir waren ein prima Team im Büro Den Vater habe ich noch nie gesehen. Er arbeitet sehr viel und ist manchmal mehrere Wochen weg, was der Familie auch irgendwo zu schaffen macht.

Ich weiss nicht, ob es so gut wäre, mit den Eltern zu sprechen. Ich habe das Gefühl, daß es die Lage noch verschlimmern könnte - jedenfalls im Moment. Wenn ich mich darin einmische, könnte dies die Eltern noch mißtrauischer machen. Gerade dann, wenn sie vermuten, daß ich eine Beziehung zu ihr aufbauen will... Ich muß vorher erstmal mit ihr selbst reden. Ruf an, meine Liebste, ruf an!


Es ist so schwer, auf sie zu warten. Eigentlich müsste ich mich auf eine Prüfung vorbereiten, aber zur Zeit gelingt es mir nicht, etwas zu lesen. Auch die Zeitung lese ich kaum, weil meine Gedanken nur bei ihr sind. Ich will das nicht. Damit tue ich mir selbst keinen Gefallen, da bin ich mir ganz sicher...

Nochmals Danke für Eure Meinungen. Ich halte Euch auf dem Laufenden. Sicher weiß ich bald neues und muß mich hier wieder ausheulen. *seufz*

bye,
Mark
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Mark100 ist offline  
Alt 03.10.1999, 03:49   #7
Daniela
Junior Member
 
Registriert seit: 05/1999
Beiträge: 2
Du hast mein Mitgefühl...
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Daniela ist offline  
Alt 20.10.1999, 03:41   #8
Mark100
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 09/1999
Beiträge: 10
Hallo Leute,

jetzt will ich Euch mal auf den aktuellen Stand bringen. Meine Angebetete konnte ich in den Herbstferien nicht treffen, zumindest nicht alleine. Ich habe am Donnerstag mit ihr telefoniert und sie meinte, sie dürfe mich zur Zeit nicht treffen. Den Grund konnte sie mir nicht sagen. Ich sollte aber mal vorbeikommen, denn sie wollte mir Bücher geben, die sie aus der Stadtbibliothek hatte. Ich also am Samstag hin, irgend wo auch mit der leisen Hoffnung, sie mal unter vier Augen sprechen zu können, was dann aber nicht ging.

Ich wurde dann zum ersten mal in die Wohnung gelassen. Wir saßen über drei Stunden am Küchentisch, die älteste Schwester und zeitweise auch andere Schwestern und die Mutter waren dabei. Wir haben über das Albanien-Projekt geredet und wie wir ein Plakat gestalten. Alles ganz nett, aber unter vier Augen konnte ich sie nicht sprechen und auch meine Bemühungen, sie zu einem Treffen außerhalb des Hauses zu bewegen, führten nur zu dem Ergebnis, daß sie sich ungewiß war, ob ihr Vater es erlauben wird. Wir haben uns dann locker für Montag verabredet. Dann kam schließlich der Vater und die Stimmung war gleich frostiger, die Mädchen waren verschlossen und der Tisch wurde schnell aufgeräumt. Er gab mir zwar die Hand, sah dabei aber grimmig aus. Ich ging dann auch.

Gestern rief sie mich an und sagte mir, daß sie nicht könnte. Sie hätte einen harten Tag mit neun Stunden Schule hinter sich. Ihr Vater wäre am Samstag auch ziemlich sauer gewesen und hätte geschrien: "Was macht der Junge hier." Sie hätte gesagt, ich arbeite mit ihr zusammen und daß ich ihr helfen würde etc. Ihrer Meinung nach war er auch nicht so sauer auf mich oder auf sie, sondern es hätte andere Gründe gegeben. Sie war sehr offen am Telefon und hat mir ihr Herz ausgeschüttet (harter Tag), mir von ihren Wünschen erzählt und gesagt, ich wäre der einzige den sie hätte. Sie wolle nun alles versuchen, um mich treffen zu können. Sie meinte, es gehe so nicht weiter - schließlich wolle sie noch was erreichen im Leben. Darin habe ich sie dann auch bekräftigt.

Ich habe ihr gesagt, daß ich sie sehr gern habe und mehr Zeit mit ihr verbringen wolle. Bei dem "mehr Zeit verbringen" war sie vorsichtig, da sie nichts versprechen wollte, was sie nicht halten kann. Aber das Erste konnte sie erwidern. Irgend wie hat sie auch Liebe in Aussicht gestellt. Auf jedenfall bedeute ich ihr sehr viel. Und mir geht´s bei ihr genauso. Es hat sich also gelohnt, an sie dran zu bleiben, auch wenn ich zig Telefonate mit ihr geführt habe, in denen sie verschlossen war, nicht offen reden konnte und mir immer wieder absagen mußte.

Sie hat es echt nicht einfach: zur Schule fährt sie recht lange, dann noch der lange Unterricht und sie muß sich auch anstrengen, um weiterzukommen. Dann noch die Großfamilie, die auch dauernd Besuch empfängt (darunter auch kleine Kinder, die schreiend durch die ganze Wohnung laufen - war gestern auch wieder der Fall) und ein Vater, der ihr kaum Kontakt nach außen erlaubt und ihr die Integration total schwer macht. Auch die beste Freundin darf sie fast nie besuchen. Schule und Familie bestimmten ihr Leben. Schön, daß sie jetzt etwas daran ändern will.

Jetzt hoffe ich, daß sie es schafft, sich durchzusetzen. Die Schwestern haben mich nun auch kennengelernt und die Mutter kennt mich ja schon vom Zivildienst. Eigentlich ganz gute Voraussetzungen. Mir ist zwar bewußt, daß sie jetzt noch nicht die totale Freiheit bekommen wird, aber wenn sie nur einen Anfang macht, ist schon viel gewonnen. Sicher kann man es später ausbauen.

Gott sei Dank bin ich jetzt wieder ausgeglichener und habe etwas Klarheit, auch wenn ich nur am Telefon offen mit ihr reden konnte. Die Last, die ich Ende September mit mir herumschleppte, ist weg. Etwas Angst ist zwar da, daß sie scheitern wird und alles wieder von vorne beginnt. In dem Fall wird sie sich wohl entscheiden müssen, ob sie es akzeptiert oder zu krassen Maßnahmen greift (trotz Verbot zu mir kommen? Zum 18.Geburtstag ausziehen?). Ich kann nicht einschätzen, wie weit sie gehen würde, denke jedoch, sie würde die Familie nicht aufgeben wollen und dann lieber auf Zeit spielen.

OK. Soweit der Stand der Dinge. Mußte ich Euch einfach mal sagen. Und ein dickes Dankeschön an alle, die lovetalk.de zu dem besonderen Forum machen, das es ist. Ohne das Forum wären die letzten Wochen für mich noch schwerer gewesen. Es tut gut, hier zu lesen und zu schreiben - auch wenn es für meinen Fall keine Patentlösung gibt... aber wo gibt es in der Liebe schon so etwas?

bye,
Mark

PS: Yeah, vielleicht bin ich derzeit doch in einer glücklichen Phase! Gerade habe ich einen SUPER-Job angeboten bekommen!!! Irgend wo ist das Leben doch fair und man wird für sein Leiden entschädigt!
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Mark100 ist offline  
Alt 20.10.1999, 04:02   #9
Mischka
The Legend
 
Registriert seit: 07/1999
Ort: Landkreis Harburg
Beiträge: 27.759
Hallo Mark!

Erst jetzt habe ich Dein Posting vom 02. Oktober - mit deiner Bitte an mich, sich mit meiner Mutter in Verbindung zu setzen - gelesen.
Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.
Ich habe sicherheitshalber Deinen beitrag und die ganzen Postings bis jetzt ausdrucken lassen und werde sie morgen meiner Mutter vorlegen.Eine Antowrt wirst du voraussichtlich am Sonntag abend hier erhalten.

Bis dahin und cu,
Mischka

------------------
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Mischka ist offline  
 

Ausgesuchte Informationen

Themen-Optionen





Powered by vBulletin® Version 3.8.9 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Search Engine Optimisation provided by DragonByte SEO (Lite) - vBulletin Mods & Addons Copyright © 2024 DragonByte Technologies Ltd.
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 21:48 Uhr.