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Alt 30.12.1999, 08:14   #1
camillo
Junior Member
 
Registriert seit: 12/1999
Beiträge: 7
Hallo Jessica
Manche Träume sind schön zu träumen, aber nur schlecht zu realisieren.
Ich kann Deinen Mann schon ein bißchen verstehen. Du hat den unmittelbaren Rückhalt Deiner Familie und bist zudem noch in Deinen alten sozialen Bezügen, während er nichts vergleichbares hat. Er fühlt sich vielleicht alleine (hat er eineN guten Freund/Freundin) und sieht seine Lebensperspektive in Gefahr. Möglicherweise denkt er auch, daß er unverhältnismäßig zurückstecken muß. Das der Kinderwunsch hierbei auf der Srecke bleibt ist nachvollziehbar und vielleicht auch besser so, denn Kinder können weder ein kaputtes Umfeld ertragen noch reparieren. Aus Erfahrung kann ich sagen, daß Eltern auf Enkelkinder mit Einmischung reagieren können, so daß seine diesbezügliche Angst nicht ganz unberündet ist.
Ich würde Dir empfehlen zusammen mit Deinem Partner eine Lebensperspektive zu entwickeln, die für BEIDE akzeptabel ist. Materielle Dinge sollten hierbei nicht unbedingt im Vordergrund stehen(wenn möglich). Zeige ihm doch, daß Du bereit bist auf konstruktive Vorschläge einzugehen, wenn nötig mache selber welche. Dein Partner kann auch wenn er möchte nicht auf längere Zeit in der Unzufriedenheit leben (Du auch nicht) und es wird erzwungen oder geplant Veränderungen geben. Mit etwas Glück kannst Du aber vielleicht die Richtung der Veränderungen beeinflußen.
Viel Glück dabei
camillo
camillo ist offline  
Alt 30.12.1999, 08:14 #00
Administrator
Hallo camillo, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 30.12.1999, 08:22   #2
Rick Deckard
Senior Member
 
Registriert seit: 09/1999
Beiträge: 825
Hallo Jessica,

für mich ist das zwischen Euch ein typisches Kommunikationsproblem. Ich wette, Dein Mann hat das Gefühl, daß Du ihn nicht ernst nimmst mit seinen Sorgen!
Natürlich ging es ihm bei dem Streit um das Abendessen neulich nicht darum, daß Du Essen Deiner Mutter ißt, sondern das war für ihn nur ein Symbol für das, was ihn wirklich beschäftigt. Deswegen wirst Du mit Deiner rationalen Logik ("Es sind nur 15 Minuten", "dann brauche ich nicht zu kochen", "es ist doch dumm, sich nicht helfen zu lassen") nicht weit kommen, denn ihm geht es hier um GEFÜHLE!

So wie Du das schilderst, erscheint Dein Mann - übertrieben - als eine Witzfigur, der nicht die angenehmen Seiten der Nähe zu seinen Schwiegereltern zu genießen weiß und sich kindisch benimmt, bloß, weil Du zweimal die Woche etwas später heimkommst. Wenn man das nüchtern betrachtet, gibt es für Deinen Mann natürlich keinen Grund, so "einen Aufstand zu machen".

Aber statt ihn deswegen nicht ganz ernst zu nehmen, solltest Du Dich fragen, was steckt denn WIRKLICH hinter seiner Abneigung Deinen Eltern gegenüber? Warum ist er so einsam?

Wie so oft, sind die Gründe für sein merkwürdiges Verhalten vielleicht auch ganz andere als die von ihm genannten. Seine Unzufriedenheit manifestiert sich nur in der Situation mit Deinen Eltern. Obschon ich finde, daß Du allerdings ein wenig viel von ihm verlangst.

Wichtig wäre jetzt herauszufinden, was ihn wirklich beschäftigt. Vielleicht ist er einfach nur einsam und eifersüchtig auf Dich und Deine Eltern. Vielleicht hat er aber auch Probleme in der Firma, kommt dort nicht so richtig voran und läßt den Ärger darüber eben so aus?

Deine Eltern scheinen mir sehr behütend zu sein, mir kommt es sehr merkwürdig vor, daß Deine Mutter noch für Dich kocht und Du der Meinung bist, Dein Vater müsse Deinem Mann (einem erwachsenen Menschen!) noch zur Hand gehen bei bestimmten Dingen. Also, meine Mutter hat zu MIR immer gesagt, "Du mußt selber wissen, was Du tust!", und das, seit ich 15 oder so war, und damit ist sie bei mir und meinen Brüdern immer gut gefahren. Und mein Vater ist der letzte, von dem ich Hilfe annehmen würde, da rufe ich vorher lieber Freunde an (die Dein Mann ja leider (noch) nicht gefunden hat). Das hat was mit Abnabelung usw. zu tun. Und Eltern - auch Schwiegereltern - mischen sich IMMER in das Leben ihrer Kinder ein, auch wenn sie es nicht wollen oder Du es nicht so wahrnimmst.

Ich stelle mir das so vor: Dein Mann hat dort am Herzen einfach eine wunde Stelle, und da reibt und schmerzt's eben auch bei Dingen, die normalerweise nicht der Rede wert sind. Anders ausgedrückt: Er ist sensibilisiert, wie ein Allergiker, auf Deine Eltern und Deine Beziehung zu ihnen, und reagiert auch bei Kleinigkeiten über. Je mehr Du Deine Eltern in Eure Ehe hineinziehst, desto stärker werden seine Abwehrreaktionen (siehe Abendessen).
Damit meine ich nicht, daß Du ihn als Kranken ansehen sollst, aber Du mußt auch Verständnis dafür entwickeln, daß es für ihn eben nicht darum geht, daß Du Dir das Kochen sparst, sondern er kämpft um seine Position als der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Du bist die einzige Bezugsperson, die er im Moment hat, und er muß erleben, wie Du auch die Nähe von anderen Menschen genießt - was er nicht kann - und darüber hinaus noch der Meinung bist, daß er vieles nicht alleine schaffen kann, was er seiner Meinung nach mit DIR zusammen schaffen will. Und nicht zusammen mit Deinen Eltern, denn die hat er nicht geheiratet!

Denk mal darüber nach.

[Diese Nachricht wurde von Rick Deckard am 30-12-1999 editiert.]
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Rick Deckard ist offline  
Alt 30.12.1999, 08:40   #3
Lenne *der Echte*
Member
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Ruhrgebiet
Beiträge: 84
Hallo Jessica, Euer Problem kenne ich aus einer persönlichen Erfahrung auch in einer ähnlichen Form. Kurz zur Historie, ich lebte mit meiner damaligen Freundin zusammen in einer Wohnung und sie hatte ebenfalls eine sehr starke Bindung zu Ihren Eltern, ebenso wie ich auch zu meinen. Als wir nun zusammenwohnten rief ihre Mutter fast jeden Tag an (OK meine auch) und meine Freundin fuhr ungelogen fast jeden Tag zu Ihren Eltern heim. Dort wurde sie bekocht etc und blieb auch immer recht lange, so daß ich meist schon daheim war (alleine) und sie bei Ihren Eltern. Da sie so gegen 17.00 Uhr Feierabend hatte und dann erst so gegen 19. - 20. Uhr heimkam habe ich mich natürlich superalleine gefühlt und ihr dieses auch vorgeworfen. Ohne jeden Erfolg, an den Wochenenden waren wir auch ständig bei ihren Eltern zum Essen etc und ich habe mich dort nur gelangweilt, da meine Freundin mit ihrer Mutter ständig zugange war. So hingen ihr Vater und ich vor dem Fernseher und meine Eltern, die ebenfalls in der gleichen Stadt wohnen haben mich dann immerzu ausgeschimpft, ich würde ja nur noch bei den Eltern von meiner Freundin sein. Wenn wir mal nicht bei denen waren dann kamen ihre Eltern uns besuchen ! Das war echt lästig und ich habe einen Megahals auf meine "Schwiegereltern" bekommen, da sie meine Freundin ständig bemuttert haben. Lieber hätte ich an den Wochenenden etwas mit meiner Freundin unternommen oder wäre mit ihr auch mal zu meinen Eltern gefahren. Dann wurde meine Mutter schließlich sehr krank und so kam es, daß sie dann Sonntags zu ihren Eltern fuhr und unter der Woche auch noch und ich eben zu meinen Eltern gefahren bin. Meine Mutter meinte daraufhin dann immer nur, daß wir eine seltsame Beziehung hätten und warum SIE denn überhaupt mit mir zusammengezogen wäre, wenn sie sich doch eh nur bei Ihren Eltern aufhält. Das hat sie sie übrigens auch persönlich gefragt und es gab Riesenstreit. OK das ist jetzt ein bischen anders als bei Euch aber ich kann Deinen Mann sehr gut verstehen und die Gefühle nachvollziehen die ihm durch den Kopf gehen.

Zum einen fühlt er sich einsam da er in dem Dorf NIEMANDEN hat, ausser Dir. Aber DU bist ja nicht da, sondern bei Deinen Eltern. Auch wenn es nur 10 - 15 Min. sind, so nervt ihn allein die Tatsache, daß Du schon wieder dort warst und er wird sich denken "War die schon wieder da " Das kotzt ihn an und belastet ihn und die Reaktion mit dem Essenstisch kann ich nur zu gut nachvollziehen. Vorschlag: Kümmere Dich mehr und aktiv um ihn und versuche ihn irgendwie in die Dorfstruktur(Vereine etc) einzubinden und koche lieber selbst, auch wenn Mami Dir etwas anbietet. Denn so identifiziert er sich auch mit DIR und nicht Dich über Deine Eltern. Schwieriges Thema, übrigens unsere Beziehung ist unter anderem auch an diesem Punkt gescheitert (LEIDER)

Gruß Lenne
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Lenne *der Echte* ist offline  
Alt 30.12.1999, 19:44   #4
Jessica
Junior Member
 
Registriert seit: 12/1999
Beiträge: 8
Hallo allerseits,

ich hab ein ziemliches Problem mit meinem Mann und hoffe auf ein paar Ratschläge von
euch.
Zur Vorgeschichte: ich bin 31 und seit 9 Monaten verheiratet, mein Mann ist 30, wir haben (noch) keine Kinder.
Mein Mann und ich haben uns jetzt ein Haus gebaut und sind vor 2 Wochen dort eingezogen. Das Haus war an sich immer unser Traum; besonders, da wir in unserer bisherigen Wohnung hohe Miete zahlen mussten.
Wir wohnen jetzt in meinem Heimatort, in dem auch meine Eltern leben. Mein Mann ist vor 2 Jahren zu mir gezogen und hat auch hier einen Job gefunden, seine Eltern sind 600 km weg und wir sehen sie nur 4-5 mal im Jahr.

Jetzt zum Problem: Mein Mann hatte schon immer Heimweh und hat eine sehr starke Bindung zu seiner Familie. Da es mir mit meiner Familie auch so geht konnte ich ihn bis jetzt immer gut verstehen. Nur leider hat
sich alles nur noch verschlimmert, seid wir ins Haus gezogen sind. Mein Mann sagt, er fühlt sich so einsam und allein, noch schlimmer als vorher in der Wohnung, weil ich halt jetzt in "mein Heimatdorf und zu meinen
Eltern zurückgekehrt sei", und er sich jetzt noch mehr bewusst wird wie weit er von seinen Eltern wegwohnt.
Er wirft mir vor meine Eltern zu sehr serem Leben teilhaben zu lassen und möchte an sich am liebsten so wenig wie möglich mit ihnen zu tun haben. Er will keine Hilfe von ihnen annehmen usw ., weil er eben gerne mit mir ein eigenständiges, unabhängiges Leben führt. Ich stimme ihm ja vollkommen zu und versuche auch, unser Leben und das meiner Eltern zu trennen. Aber ich möchte sie doch schon zwei, dreimal die Woche kurz besuchen, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme (ich fahre eh dran vorbei). Diese Besuche beschränken
sich meist auf so 10 bis 15 Minuten und dann fahre ich sofort nach Hause. Manchmal gibt meine Mutter mir auch Essen mit, vorüber ich sehr froh bin da ich dann abends nicht mehr kochen muss. Gestern nun hat mein Mann sich strikt geweigert, sich mit mir an den Tisch zu setzen, weil ich das Essen von meiner Mutter gegessen habe.
Auch wenn mal andere kleine Probleme auftauchen, die wir nicht alleine schaffen, möchte er nicht dass ich meinen Vater hole und strampelt sich dann lieber selber ab, obwohl er es nicht alleine schafft.

Irgendwie kann ich ihn verstehen, aber der Wunsch nach einem eigenständigen Leben kann doch nicht soweit gehen dass er jeglichen Kontakt zu meinen Eltern abbrechen will. Mann kann doch auch einen goldenen Mittelweg finden. Meine Eltern würden niemals!! unaugefordert zu uns kommen, sie waren seid unserem Umzug noch nicht bei uns. Ausserdem braucht mein Mann sie ja nicht zu besuchen, ich besuche sie. Und das wie gesagt auch nur, wenn ich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit bin.
Wir streiten uns deswegen immer öfters und ich sehe schwarz für unsere Zukunft. Durch sein Verhalten gehen bei mir immer mehr GefüHle für ihn kaputt. Er sagt sogar dass er jetzt merkt, dass er sein Leben an sich total
verpfuscht hat. Dann soll er doch zurückgehen zu seinen Eltern, wenn das für ihn das Allheilmittel ist!!
Bis vor kurzem wollten wir unbedingt ein Baby, jetzt möchte er das nicht mehr und will einfach nur ein "einigermassen zufriedenes Leben hinkriegen". Er kommt mir manchmal vor wie ein Märtyrer, der sich so durchs Leben quält. Von Kampfgeist keine Spur. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wir hätten weit weg von
meinem Heimatort gebaut und dort "ganz neu angefangen". Da ich aber schon jahrelang im Besitz des Grundstückes war, war er auch einverstanden dort zu bauen. Er sagt jetzt dass er sich damals nicht bewusst war, was er bedeutet in diesem "Kaff" leben zu müssen.

Bitte gebt mir ein paar Ratschläge, ich bin total verzweifelt.
Danke im Voraus und einen schönen Tag
Jessica
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Jessica ist offline  
Alt 30.12.1999, 21:52   #5
Jessica
Junior Member
 
Registriert seit: 12/1999
Beiträge: 8
Hallo,

Euch dreien erstmal herzlichen Dank für eure Antworten.

Camillo : ich verstehe die Lage meines Mannes sehr wohl und weiss, dass er es nicht einfach hat. Besonders, da er ein extremer Familienmensch ist und es für ihn dann noch schwerer ist, so weit weg von seiner Familie zu sein. Er ist zudem ein sehr sensibler und sentimentaler Mensch, und auch feinfühlig, und aus genau den Gründen müsste er doch auch Verständnis für mich aufbringen, dass ich meine Eltern ab und zu besuchen möchte. Würden wir in seiner Heimat wohnen, würde er seine Familie auch regelmässig besuchen, da bin ich ganz sicher.
Dieser Punkt war schon immer ein grosses Thema bei uns, seit er zu mir gezogen ist. Bloss haben wir vorher in einer Wohnung gelebt, die in einem anderen Ort war. Also war unmittelbarer Kontakt zu meinen Eltern nicht da.
Klar hab ich den Rückhalt meiner Familie, und er hat " nur " mich. Aber als er damals zu mir zog wusste er das doch. Es erfordert von mir auch viel Kraft, ständig für ihn da zu sein, ihn zu unterstützen und so, weil er " ja niemanden ausser mir hat ". Diese Tatsache drängt mich praktisch in einer Art Mutterrolle. Mein Mann und ich haben schon oft darüber geredet und sind uns der verzwickten Situtation voll bewusst. Mein Verständnis allein reicht anscheinend nicht aus. Ich frage mich auch ob es denn nur MEINE Aufgabe ist, füR sein Wohlbefinden zu sorgen. Er ist doch sein selbstständiger Mensch und könnte auch ein bisschen an sich arbeiten. So viel Unterstützung und Verständnis ich ihm in den Jahren unseres Zusammenseins gegeben habe...

Rick : deine Zeilen haben mich sehr zum nachdenken gebracht. Du schreibst unter anderem, dass ich ein bisschen viel von ihm verlange ? Wie meinst du das ? Wo und wie verlange ich zuviel von ihm ? Verlangt er nicht auch ein bisschen viel von mir ? Ich soll ständig nur für ihn da sein, Hausfrau, Geliebte, Freundin und Mutter für ihn sein. DAS KANN ICH NICHT ! Ich bin auch nur ein Mensch, der ab und zu eine Auszeit braucht und sich mit jemand anders austauschen möchte. Du hast ein paar Punkte angesprochen, die voll zutreffen : Mein Mann hat Probleme im Job, ist generell unzufrieden mit dem, was er studiert hat und findet sein Leben sei verpfuscht. Er lässt generell seinen Aerger vom Job zuhause und an mir aus. Das war schon immer so. Wenn ich ihm vorschlage eine Umschulung zu seinem Traumjob zu machen (Tourismusbranche), sagt er, dass das aus finanziellen Gründen nicht geht, weil wir eben Schulden haben. Er hat auch eine Abneigung gegen meine Mutter, auch schon lange. An dieser Abneigung hat meine Schwägerin eine tragende Rolle, da sie meinem Mann, als er " neu " in die Familie dazukam, gleich die Augen öffnen wollte, was meine Mutter für eine ist. Meine Mutter hat ihre Fehler, wie jeder Mensch, aber sie liebt ihre Kinder über alles und will nur Frieden haben. Es ist auch nicht so dass ich jetzt dauernd bei ihnen hängen würde, und das mit dem kochen ist auch ganz anders rübergekommen als es tatsächlich ist. : ich hab eine Nahrungsmittelallergie und kann daher nicht alles essen, deswegen sind Restaurantbesuche für mich nicht sehr einfach. Aus dem Grund muss ich halt meistens abends selber kochen, und das ist nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht immer das Wahre. Da hat mir meine Mutter halt vorgeschlagen, ab und zu das Essen bei ihr abzuholen, damit ich mal mehr Feierabend habe. Sie ist nicht behütender als andere Mütter, lässt ihre Kinder selbstständig ihr Leben leben und hält sich ziemlich im Hintergrund auf. (ich schreibe das jetzt nur damit du ein realistischeres Bild von meiner Mutter kriegst). Die Dinge, die ich erzählt hatte, die mein Mann nicht alleine schafft und wo ich meinen Vater hinzurufen wollte, waren z.B. mein Wäschetrockner, der auf einem Podest steht und den man runternehmen muss, weil er unstabil steht. Dieses Ding ist monströs schwer und mein Mann schafft das nicht alleine ohne sich wehzutun.

Kann sein, dass ich meine Eltern wirklich zu sehr in unsere Ehe mit hineinbeziehe, das hab ich vorher nicht so gesehen. Der Satz von dir, dass er um " seine Position als wichtigster Mensch in meinem Leben kämpft ", hat mich sehr berührt. Wenn das wirklich so ist dann fange ich langsam an, alles in einem anderen Licht zu sehen. Aber dass ich seine einzige Bezugsperson bin, belastet mich und unsere Beziehung sehr. Eben weil er viel von mir verlangt, oft zu viel.

Lenne : ganz so schlimm wie es bei euch war ist es bei uns nicht. Meine Eltern kommen wie gesagt nur zu Besuch, wenn sie eingeladen wurden. Und auch wenn wir telefonieren, tue ich das grundsätzlich vom Büro aus, so dass mein Mann das gar nicht mitkriegt. Ich kümmere mich aktiv um ihn, wenn er es nur zulässt. Aber er zieht sich in sein Schneckenhaus zurück und kommt nur raus, um mir Vorwürfe zu machen, mich anzugiften oder zu erpressen.

Euch alle drei möchte ich fragen : ist es besser ehrlich zu bleiben, zu schauen dass wir unsere Probleme in den Griff kriegen, oder ist es besser dass ich unehrlich werde, meine Besuche bei den Eltern heimlich tue nur um des lieben Friedens Willen ? Das kann es doch wohl nicht sein….. !

Traurige und grübelnde Grüsse von Jessica
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Jessica ist offline  
Alt 30.12.1999, 22:57   #6
Rick Deckard
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Beiträge: 825
Jessica,

wir wissen natürlich zu wenig über Eure Probleme, um wirklich fundierten Rat geben zu können... aber Du siehst selbst an Deinen Postings, daß es eine sehr vertrackte Situation ist.

Nein, an Deiner Stelle würde ich NICHT unehrlich werden, denn das wird bestimmt herauskommen (in einem Nebensatz erwähnst Du z.B. "Ja, hat meine Mutter auch gesagt" und er sieht Dich nur an und fragt: "WANN?"). Und dann fühlt er sich - ZU RECHT - nicht nur allein gelassen, sondern auch noch verraten.

Auf der anderen Seite stellst Du auch ganz richtig in Frage, ob wirklich nur Du die ganze Last tragen sollst. Was für uns Außenstehende daran schon fast tragisch-komisch wirkt, ich bin mir 100% sicher, daß Dein Mann das ganz genauso sieht - er hat sein Leben verpfuscht für Euch und trägt nun die ganze Last alleine, denn Du hast ja noch Deine Eltern! Warum soll immer nur er zurückstecken, fragt er sich bestimmt ständig.

Ich weiß nicht, ob es realistisch ist, wenn er nochmal umschult. Nach dem Hausbau wäre es bestimmt riskant für Euch. Wahrscheinlich hat er auch einfach Angst davor, denn wie stünde er denn dann da, wenn ihm der neue Job auch keinen Spaß machen würde. Das ist menschlich, herumsitzen und jammern anstatt zu versuchen, es besser zu machen, denn wenn man dann scheitert, ist nicht das "Leben" oder das "Schicksal" schuld, sondern man selbst. Aber ich schweife ab.

Alles in allem sieht es so aus, als könntet Ihr Eure Probleme noch in den Griff bekommen. Immerhin seid Ihr noch jung verheiratet! Wichig ist nur, daß Ihr anfangt, diesen Teufelskreis aus Schuldzuweisungen und Streitereien zu durchbrechen. Vielleicht solltet Ihr auch darüber nachdenken, moderierte Gespräche zu führen (sprich: Eheberatung), aber ich fürchte, dazu wird Dein Mann auch nicht bereit sein, weil er ja alles alleine schaffen muß.

Übrigens hatte ich genauso ein Bild wie das mit dem Wäschetrockner vor Augen. Ich fühle mich bestätigt! Ich sehe das geradezu vor mir, wie er fluchend und schwitzend an dem Mistding herumwuchtend, während Du aus dem Hintergund ständig wiederholst, "laß mich doch meinen Vater holen, alleine ist das zu schwer für Dich!". Würde mich nicht wundern, wenn das zu einem handfesten Streit geführt hat?
Darf ich mal ganz persönlich fragen, ob Ihr Euch noch körperlich liebt? Oder ob das auch schon unter den Spannungen leidet, die Euren Alltag überschatten?

Deinem Mann fehlen, das siehst Du richtig, Freunde. Mir geht es übrigens umgekehrt auch so, meine Freundin hat außer mir niemanden, und ich muß auch mehrere Rollen auf einmal ausfüllen (z.B: auch den Vater, weil sie keinen Rückhalt in der Familie hat), was mich auch überfordert und uns beide sehr unzufrieden mit der Situation macht.

"Aber dass ich seine einzige Bezugsperson bin, belastet mich und unsere Beziehung sehr."

Eine Beziehung kann aber auch unter Last funktionieren.

Jessica, wenn Du wählen müßtest zwischen ihm und Deinen Eltern - wie würdest Du Dich entscheiden? Weil er z.B. im Rahmen seines heimlichen Berufswunsches für 1 Jahr nach Mexiko müßte/könnte?
Und, vielleicht noch wichtiger, was glaubt ER, welche Position er in Deinem Leben hat?

Denk mal darüber nach.
Und habt, trotz allem, einen feierlichen Jahreswechsel... hoffentlich alleine und ohne Deine Eltern...
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Rick Deckard ist offline  
 

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