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Alt 18.03.2002, 18:00   #1
rubytuesday
Member
 
Registriert seit: 10/2001
Beiträge: 295
Russlanddeutsche

Aus einem aktuellen Anlass möchte ich euch fragen, was ihr vom Thema Russlanddeutsche haltet. Es gab bei uns im Forschungsbereich einen kleinen Eklat, weil neulich zwei Russlanddeutsche als sog. "Quotenausländer" aufgenommen wurden und sich bald herausstellte, dass sie im Vergleich zu den westeuropäischen Studenten keine ebenbürtige Qualifikation hatten. Darüberhinaus haben sie sich gleich zu Anfang durch demonstrative Faulheit, Mangel an Eigeninitiative und passiver Verweigerung jeder eigenständigen Forschungsbeteiligung äusserst unbeliebt gemacht. Kurz, sie sind bedeutend unterqualifiziert, hängen und tratschen nur herum und zeigen sich desintegriert, worüber sich die anderen, die formell auf gleicher Stufe stehen, natürlich sehr ärgern.

Dabei ist mir bewusst geworden, dass dieses schlechte Beispiel nur die Spitze des Eisbergs sein könnte. Nicht, dass ihr mich missversteht: ich bin keinesfalls vorurteilsbelastet und auch nichts weniger als ein Ausländerfeind (wenngleich mir Osteuropa kulturell fremd ist, doch das ist eine andere, ganz persönliche Frage und führt nicht zu abwertenden Interpretationen). Jeder, der Wissen und Fähigkeiten hat und auch den Willen mitbringt, sie konstruktiv anzuwenden, ist mir allgemein herzlich willkommen, gleich woher er kommt.

Das ist jedoch auch der Knackpunkt: ich finde, die Integrationsfähigkeit und -bereitschaft (Sprachkompetenz, Anerkennung freiheitlich-demokratischer Werte, Leistungsbereitschaft) müsste massgeblich für eine Aufenthaltsgenehmigung sein. Hierbei tun sich sicher viele schwer, doch bei Russlanddeutschen scheint es oftmals ein besonderes Problem zu sein.

Man kennt die Berichte von Russlanddeutschen-Siedlungen, in denen man das Heimweh (sowieso paradox: weshalb kommt jemand in die "alte" Heimat, wenn er der "neuen" nachtrauert?) mit viel Wässerchen wegspült, und man weiss auch, dass sehr viele Russlanddeutsche sich keine Mühe machen, die deutsche Sprache richtig zu lernen und sich arbeitsweltlich zu integrieren. Oft sind die schlimmsten Klischées über Russlanddeutsche oder Russen in der Realität bestätigt.

Leute, ich ärgere mich darüber. Nicht, wenn ein Russlanddeutscher die zugebenermassen schwierige deutsche Sprache nach seiner Einreise noch nicht gut spricht, aber wenn er sie nach drei Jahren immer noch nicht spricht. Ich ärgere mich darüber, dass viele unsere Werte weder kennen, noch verwirklichen (was sich freilich bedingt), und sich auch keinerlei Mühe geben, sie verstehen zu lernen. Ich ärgere mich auch über leicht unsinnige Quoten für Nicht-EU-Bürger in manchem Arbeitsbereich, die im Zweifelsfall auch unqualifizierte Bewerber durchlassen, die wiederum für schlechte Heterogenität im Team sorgen. Und ich ärgere mich, dass Einwanderer so wenig Integrationsbereitschaft und Respekt gegenüber dem Gastland zeigen dürfen und wir das nicht nur tolerieren, sondern auch mit Steuergeldern stützen.
rubytuesday ist offline  
Alt 18.03.2002, 18:00 #00
Administrator
Hallo rubytuesday, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 18.03.2002, 18:31   #2
TheBruce
Special Member
 
Registriert seit: 02/2001
Beiträge: 6.189
Nein ruby, ich werde mich jetzt nicht zum Thema äußern, denn ich bin es leid. Sowas von leid.

Nur so viel. Wenn es um Emanzenpatzion geht, ist Toleranz Dir das höchste Gut. Da kann äußerlich gar nicht genug gemobbt werden. Hier differenzierst Du in altbewährter Art und Weise zwischen alter und neuer Heimat, mangelnder Qualifikation etc.

Das Problem scheint mir zu sein, daß in all dem Profiliereungsgehabe an dt. Unis das menschliche (ja, und auch das habe ich erfahren, allerdings durch durch und durch volksdeutsche) weniger wichtig geworden ist.

Nun mag es sein, daß Du in einem derart elitären 'Forschungsbereich' Deine Kreise ziehst, daß dort tatsächlich nur die fachliche Qualitfikation zählt. Oft genug habe auch ich mich über Russen aufgeregt (aus anderen, sagen wir forschungfremden Gründen).

Warum ich trotzdem etwas dazu schreibe?
Ich mag nicht ein anonymer "Hit" sein......

Andere haben hier eine bessere Meinung zum Thema....
Schade.
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TheBruce ist offline  
Alt 18.03.2002, 18:34   #3
Schmusetoifel
Senior Member
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 539
Es gibt auch bei den Rußlanddeutschen, wie überall, solche und solche.

In meiner Abiturientia war zum Beispiel jemand, der in Usbeskistan geboren wurde, und mit 12 nach Deutschland kam. Abgesehen davon, dass der Gute nicht perfekt Deutsch konnte, war er eigentlich ganz in Ordnung. Fleißig und begabt war er, und in den meisten Fächern, außer eben Deutsch, hatte er gute Noten. Er bestand das Abitur, und studiert momentan Maschinenbau.

In meiner Heimatstadt gibt es eine große rußlanddeutsche Methodistengemeinde. Sie sprechen alle gut Deutsch, sind beliebt wegen ihres Fleisses und ihrem Ordnungssinn, arbeiten gerne und hart.

Soviel zu den positiven Beispielen.

Leider gibt es auch Bereiche, in denen die Leute zusammen wohnen, die der deutsche Ureinwohner gemeinhin die "Russen" nennt, sozial unterpriviligierte Menschen, deren Lebensweg - leider- schon vorgezeichnet ist. Schlecht integriert sind sie, sprechen kaum Deutsch, sind arbeitslos und der örtlichen Polizei meist gut bekannt. Wenn es in der kleinen Stadt im idyllischen Teutoburger Wald knallt, dann sind meist die Jugendlichen aus diesem sozialen Umfeld beteiligt.

Sie schotten sich gegenüber ihren deutschsprachigen Mitbürgern ab, haben russisch sprechende Ärzte, Anwälte und Priester.

Kommen sie mit dem Gesetz in Konflikt, was, wie gesagt, nicht unüblich ist, meist im Bereich der BTM-Delikte, manchmal sogar Kapitalverbrechen, und sitzen sie im Bau dafür, kommt die nächste Instanz: Im Knast herrscht die Russenmafia, mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln, von den Justizbehörden nicht kontrollierbar. Hier geschieht etwas, was der Fachmann als "kriminelle Infektion" bezeichnet: Wer als Dieb in den Knast geht, kommt als Schwerverbrecher wieder raus.

Wenn die Leute dann Sch.iße bauen, fällt es auch auf die anständigen Rußlanddeutschen zurück, genauso wie der gewalttätige Kurde das Bild des Kurden prägt, oder eben der gewalttätige Deutsche das Bild des bösen Deutschen. Es heisst dann "die Russen", mehr Ausgrenzung ist die Folge, ein Teufelskreis.

Wo sind die Ursachen? Kann man denn das Phänomen der Randgesellschaften allein auf deren Angehörige eingrenzen? Wohl kaum. Das Integrationsproblem ist hausgemacht. Die Ansiedlung in Russen-"Ghettos" ist eine der Gründe, mangelnde Sprachschulung ein anderer, meines Erachtens sogar einer der Hauptgründe. Sprache verbindet, Sprachlosigkeit hingegen hemmt und trennt.

Lösungsvorschlag: Meines Erachtens sollte man das Erlernen der Deutschen Sprache in Wort und Schrift zu einer Voraussetzung zur Einreise machen. Niemand wird sich einen Zacken aus der Krone brechen, wenn unsere zukünftigen Mitbürger in Karaganda, Moskau, Alma-Ata oder Omsk einer intensiven Schulung der deutschen Sprache unterzogen werden. Ich vermute sogar, daß die meisten Rußlanddeutschen erfreut von der Vorstellung sein werden, daß sie in Deutschland nicht automatisch im Abseits landen werden.

Trotzdem gibt es dann noch ein Hindernis: Man müßte auch die Ureinwohner Deutschlands dazu bringen, ihre Volksangehörigen aus dem Osten zu respektieren. Man kann ihm ja keinen Vorwurf machen, dem deutschen Michel, es ist ja wirklich nicht einfach, auf diese Leute zuzugehen, auf jeden Fall scheint es so.
Aber ich habe es auch oft erlebt, daß die kontaktwilligen Rußlanddeutschen von ihren Mitbürgern zurückgewiesen wurden, Frustration und Abkapselung war die Folge.

Wenn man diese beiden Problempunkte abgestellt hätte, wäre es in meinen Augen um einiges leichter, die Menschen zu integrieren.
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Schmusetoifel ist offline  
Alt 18.03.2002, 18:36   #4
TheBruce
Special Member
 
Registriert seit: 02/2001
Beiträge: 6.189
.
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TheBruce ist offline  
Alt 18.03.2002, 18:38   #5
Schmusetoifel
Senior Member
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 539
Lieber Bruce,

ich finde Ruby hat ein paar interessante Diskussionsansätze geliefert.
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Schmusetoifel ist offline  
Alt 18.03.2002, 18:47   #6
TheBruce
Special Member
 
Registriert seit: 02/2001
Beiträge: 6.189
Das hat sie sicher, aber nicht für mich.

Aber es enthält für mich so viel sprachlichen (und damit wohl auch gedanklichen) Sprengstoff, daß ich mich dabei zurückhalte und lieber meine argumentative Unfähigkeit beweise.

Viel Spaß noch.
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TheBruce ist offline  
Alt 18.03.2002, 18:53   #7
Schmusetoifel
Senior Member
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 539
Lieber Bruce,

Du hast Recht. Dieses Thema ist zu wichtig, um auf emotionaler Ebene debattiert zu werden.

Viel Spaß beim Mitlesen,

st
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Schmusetoifel ist offline  
Alt 18.03.2002, 19:00   #8
Toktok
night strike specialist
 
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
In Deutschland gibt es Ureinwohner?
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Toktok ist offline  
Alt 18.03.2002, 19:03   #9
Schmusetoifel
Senior Member
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 539
Klor. Warst schon mal in Bayern? Das nenne ich Ureinwohner.

Nein im Ernst: Mit "Ureinwohner" meine ich natürlich die ethnisch homogene deutschstämmige Bevölkerung, welche seit hunderten von Jahren unser schönes Land bevölkert. Hatte nur keinen Bock, daß dreiundzwanzig Mal hinzuschreiben.
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Schmusetoifel ist offline  
Alt 18.03.2002, 19:06   #10
Sailcat
lass das!
 
Registriert seit: 01/2001
Beiträge: 35.596
Re: Russlanddeutsche

Zitat:
Original geschrieben von rubytuesday
Und ich ärgere mich, dass Einwanderer so wenig Integrationsbereitschaft und Respekt gegenüber dem Gastland zeigen dürfen und wir das nicht nur tolerieren, sondern auch mit Steuergeldern stützen.
erklär das mit den steuergeldern mal genauer ...
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Sailcat ist offline  
 

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