29.08.2002, 15:35 | #1 |
puer aeternus
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Beiträge: 6.723
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Gewalt im Fernsehen
Was haltet Ihr von folgender Argumentation, die ich gelesen habe:
Wenn abertausende von Firmen und Konzernen jedes Jahr irrwitzige Summen in Fernsehwerbung stecken und damit ja wohl offensichtlich auch das Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen können - wie kann man dann glauben, das die Darstellung von Gewalt im gleichen Medium ohne Folgen bleibt? |
29.08.2002, 15:35 | #00 |
Administrator
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Hallo Sternenfahrer, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
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29.08.2002, 15:40 | #2 | ||
last man standing
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Beiträge: 7.134
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wenn der konsument vorher schon einen psychologischen knacks hat, wird dieser auch von Filmen beeinflußt
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29.08.2002, 16:06 | #3 | ||
night strike specialist
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
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Die Frage ist allerdings, welche Folgen die Rezeption von Gewaltdarstellungen im Fernsehen hat.
Katharsis nach Rezeption von Gewalt gilt als empirisch widerlegt. Zu Inhibition kann es führen, wenn besonders die negativen Folgen von Gewaltdarstellung hervorgehoben werden (was im Fernsehen jedoch selten der Fall ist). Liegen beim Aggressionsempfänger aggressionsbegünstigende Eigenschaften vor, kann der Konsum gewaltbetonter Medieninhalte kurzfristig die Aggressionsbereitschaft stimulieren. Gemäß der Suggestionsthese kann medialer Gewaltkonsum auch zu Nachahmung von Gewalt führen. Hierbei ist allerdings für die Reaktion des Zuschauers entscheidend, wie er den Medieninhalt interpretiert und welche Gedanken oder Erinnerungen (bewußt oder unbewußt) aktiviert werden. Ein Habitualisierungseffekt kann langfristig auftreten. Hierbei besteht die Gefahr, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene Einstellungen "erwerben", die positive Bewertungen aggressiver Verhaltensweisen beinhalten. Was zur Zeit allerdings die höchste Akzeptanz zur Erklärung der Wirkung von Gewaltdarstellung im Fernsehen genießt, ist die kognitive Lerntheorie. Diese besagt, dass soziale Verhaltensweisen durch beobachtung von realen oder filmischen Modellen erlernt werden. Die Muster werden im Gedächtnis gespeichert und müssen nicht gleich nach der Beobachtung in sichtbares Verhalten umgesetzt werden. Die Zuschauer übernehmen modellierte aggressive Problemlösungsstrategien und wenden sie dann häufiger an, wenn sie damit gute Ergebnisse erzielen können (oder bereits haben; dann wenden sie diese Strategien entsprechend häufiger an). Der direkte Schluss vom Inhalt auf die Wirkung medialer Gewalt ist allerdings unzulässig. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass allein durch Gewaltkonsum niemand auch real gewalttätig wird. Wie Gewalt tatsächlich wirkt, ist abhängig von der jeweiligen individuellen Disposition des Betrachters: Kultureller Hintergrund, Sozialisation, soziales und familiäres Umfeld, Geschlecht, Alter, Intelligenz sowie die Situation beim Zuschauen. Die Sozialisationsfuktion des Fernsehens wird also durch Faktoren der sozialen Umwelt relativiert.
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29.08.2002, 16:33 | #4 | ||
puer aeternus
Themenstarter
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Beiträge: 6.723
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Ich bezweifle, daß sich "die Wissenschaftler" einig sind.
Hast Du den Text selbst geschrieben? Wenn nicht, wo ist die Quelle? Wußtet Ihr, daß nach der Einführung des Kabelfernsehens in den USA (Ostküste, Mittlere Staaten, Westküste) sich jeweils etwa 15 Jahre später die Mordrate verdoppelte (Ostküste, Mittlere Staaten, Westküste)? Nochmals: Beweist die Wirksamkeit von Werbung im Fernsehen nicht auch die (wie auch immer geartete) Wirksamkeit von Gewaltdarstellungen dort?
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29.08.2002, 16:54 | #5 | ||
night strike specialist
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
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Der Text entstammt sinngemäß einer Hausarbeit von mir.
Ich kann dir daher nur Literaturangaben machen, keine Internetquellen. Bandura, Albert: "Aggression"; Klett-Kotta Stuttgart 1997. Friedrichsen, Mike: "Grundlagen und Perspektiven der Gewalt-in-den-Medien-Forschung"; in: Friedrichsen/Vowe(Hrsg.): "Gewaltdarstellungen in den Medien"; Westdeutscher Verlag Opladen 1995. Krebs, Dagmar: "Verführung oder Therapie"; in: "Funkkolleg Medien und Kommunikation, Studienbrief 10"; Beltz Verlag Weinheim und Basel 1991. Kunczik, Michael "Gewalt und Medien"; Böhlau Verlag Köln Wien Weimar 1997 Kunczik, Michael: "Wirkungen von Gewaltdarstellungen"; in: Friedrichsen/Vowe (Hrsg.): "Gewaltdarstellungen in den Medien"; Westdeutscher Verlag Opladen 1995. Merten, Klaus: "Gewalt durch Gewalt im Fernsehen?"; Westdeutscher Verlag Opladen 1999. Mikos, Lothar: "Zur Faszination von Action- und Horrorfilmen"; in: Friedrichsen/Vowe (Hrsg.); Westdeutscher Verlag Opladen 1995. Voss, Peter: "Müssen - Dürfen - Bleibenlassen"; in: Eisenhauer/Hübner (Hrsg.): "Gewalt in der Welt - Gewalt im Fernsehen"; v. Hase & Kohler Verlag Mainz 1988. In dem Punkt, dass der Kosnum von Gewaltdarstellung im Fernsehen allein nicht ausreicht, um im realen Leben gewalttätig zu werden, sind sich die Wissenschaftler gemäß der zugrunde gelegten Literatur einig.
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29.08.2002, 22:23 | #6 | ||
Two-Face
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Beiträge: 4.332
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Meiner meinung nach können filme nur dann leute beeinflussen wenn diese sowieso schon bescheuert sind.:pp:
Alle anderen denken vielleicht mal kurz darüber nach und gut is Also Gewalt im TV egal die Nachrichten sind ja auch immer die brutale wahrheit.
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29.08.2002, 23:03 | #7 | |||
puer aeternus
Themenstarter
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Beiträge: 6.723
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Zitat
Aus der Süddt. Zeitung vom 15. Juni 2002:
"Im Juli 2000 gaben die American Medical Association, die American Psychiatric Association, die American Academy of Pediatrics und die American Academy of Child and Adolescent Psychiatry eine gemeinsame Erklärung heraus, in der es hieß: Zitat:
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29.08.2002, 23:27 | #8 | ||
lass das!
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Beiträge: 35.596
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zumindest denke ich, daß das andauernde berieseln mit gewalt einen doch in gewisser hinsicht abstumpfen läßt.
es wird soz. normal, wenn es in einem film mind. 4 leichen gibt.
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30.08.2002, 00:09 | #9 | ||
Platin Member
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Beiträge: 1.795
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Das Schlimme sind nicht die Leichen, sondern meistens wie sie zustande kommen.
Sat1 überschlägt sich ja gerne darin, den mörderischsten, mörderhaften, vermörderten Serienmörder mit sexueller, oraler, patronaler und sektorialer (keine Ahnung was das ist) LUST am TÖÖÖÖTEN und Hang zum vorherigem Verstümmeln, Verhöhnen, Verängstigen und Verirgendwasschlimmsen vorzuführen. Den Mann der eigentlich ganz normal ERSCHEINT, aber IN WIRKLICHKEIT bei Selbstgesprächen heimlich finster, wirr und möglichst ekelerregend seine Katze ermordet und weitere Serienmordtaten fein detailliert zu plant. Sowas hat Folgen, vor allem wenn der Mörder irgendwie auch der COOLSTE im Film ist.
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30.08.2002, 00:15 | #10 | ||
...
Registriert seit: 12/1999
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Beiträge: 11.467
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Nun ja, Fernsehen muß dann doch etwas mehr Einfluss haben.. aber vielleicht täusche ich mich da auch.
Ich denke nicht so sehr an Gewalt im Fernsehen sondern eher an die Art, wie Seelenstriptease gemacht wird, Probleme in Beziehungen öffentlich zur Schau gestellt werden. Schaut man dann in die Öffentlichkeit, die Realität, bemerkt man immer häufiger, daß die Art der Menschen in dieser Richtung schon die gleiche Schiene benutzt. Schmutzige Wäsche wird öffentlich gewaschen. Demnach denke ich schon, daß Gewalt enttabuisiert wird, als "normal" angesehen werden kann von Menschen, die nicht selbstständig denken, bzw nicht mehr selbstständig denken können. Klar ist dieses Phänomen bei bestimmten Gruppierungen wahrscheinlich eher vorhanden. Schaut man sich diejenigen an, die bei einer Talkshow mitmachen... nun ja, ich mag nicht ausfallend werden. Aber ich denke, eben diese Personen müßten theoretisch auch anfälliger sein, Gewalt eher zu nutzen, je öfter sie diese im Fernsehen sehen... *ich hoffe,man konnte mich verstehen* :confused;
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