hängemattenkatze

@kuhfladen:
bin doch recht froh drum, dass nicht alles gezeigt wird! in der ARD gibt es die verpflichtung, in den anchrichten keine leichen zu zeigen, das find ich sinnvoll...

Kuhfladen

ich weiß nicht, früher war der journalismus direkter und offener. zensur gab es zwar schon immer, aber wenn wir uns mal die berichterstattung heute vor augen halten könnte man gefühl bekommen das krieg eine an sich saubere sache ist.
da ist die rede von präzisionwaffen und am ende sieht man vielleicht noch einen schutthaufen oder ausgebrannten panzer. das aber menschen sterben, grausam verstümmelt werden, leichen tagelang vor sich hin verwesen, das bekommt man nicht zu sehen. klar man kann es sich im geiste vorstellen, aber die wahren greuel bleiben so im verborgenen.
klar, wer will sich schon beim abendessen den appetit verderben.

die darstellung von krieg verkommt immer mehr zum videospiel. im fernsehen laufen ständig kriegsfilme in denen helden hochstilisiert werden die einen "feind" nach dem anderen töten. der gute sozusagen.
der böse fällt um und wenn es "brutalostreifen" ist spritzt vielleicht hier und da noch etwas blut. diese filme kommen auch nur in heftig geschnittener fassung ins fernsehen.

die opfer werden zu etwas das nicht mehr greifbar ist. wir hören zwar wieviele menschen getötet oder verwundet wurden, den wahren schrecken bekommen wir aber nur noch sehr selten zu gesicht. für aufgeklärte menschen mag das reichen, aber für viele ist der krieg und das sterben nur noch eine abstrakte fernsehshow. abendprogrammtauglich und unterhaltsam.

ich weiß nicht ob es besser wäre solche bilder zu zeigen. aber es gibt menschen die immer noch eine verklärte vorstellung von krieg haben. denen sollte man es zeigen.
ich bin mir nicht sicher ob ich es nun befürworten oder ablehnen soll.

Obiuss

was du da sagst ist richtig. wenn ein böser soldat im film erschossen wird, geschieht das meistens in den torso, ein kleines loch im stoff, etwas kunstblut, das wars. austrittswunden werden nur selten gezeigt, und selbst dann ist es unrealistisch. eine 9mm kugel hat eine eintrittsöffnung von 12mm und, jeh nach körperteil und geschosstyp, eine bis zu 100mm große austrittsöffnung.
manche geschosse sind in der lage, nur durch einen bloßen streifschuss durch den druck ganze gliedmaßen abzureißen.
wird ein kofschuss gezeigt, ist es immer sauber. etwas hirn, etwas blut, alles. wie im beispiel des filmes full mettal jacket. vollmantelgeschosse aus dem lauf eines m1 hätte ihm erst durch den druck den unterkiefer aus dem gelenk gerissen und danach den gesammten hinterkopf in stücke gerissen. es wurde aber nur gezeigt, das dann etwas blut spritzt.

wie du schon sagst, in den medien ist krieg etwas sauberes, tote werden nur erwähnt. verletzte nur selten. die arten der verletzungen, die unter naderem zum tode führten, nie. ich wäre dafür, das man den leuten die sichtung solcher fotodatein ermöglicht, wie es ja im internet schon problemlos möglich ist, aber ebenso bin ich dafür, das es kontrolliert passiert, das sich nicht kinder und psychisch chwache daran stören können. etwa sowas wie ein unzensierter premiere nachrichtensender, der nur empfangen werden kann, wenn man auch für solche grausamen bilder unterschrieben hat.

Kuhfladen

ich bin da noch im zwiespalt. einerseits plädiere ich dafür zu zeigen was wirklich passiert, andererseits muss man bedenken das zb. kinder ein ganz anderes wahrnehmungsvermögen als erwachsene haben.
auf der der anderen seite strotzt unser fernsehprogramm schon zu zeiten an denen kinder vor dem fernseher sitzen vor gewalt. wer erklärt diesen, wenn kein erwachsener dabei ist, was da gerade passiert?

ich finde das ist ein schwieriges thema. es geht ja schon mit computerspielen los die einzug in die kinderzimmer erhalten haben in denen gewalt etws selbstverständliches ist. indizierung nützt da nicht viel weil diese spiele auf anderen wegen als über die ladentheke (obwohl das auch nicht selten passiert) in die hände von kindern gelangen. aber selbst diese spiele sind meist weit von der realität entfernt. aliens abzuschlachten ist abstrakter als menschen zu töten. der tötungsakt als solcher bleibt aber der gleiche.

vielleicht ist es gar nicht mal eine frage der medienberichterstattung sondern eine allgemeine frage wie die sexuelle aufklärung (die es ja auch kaum gibt).

Crazlyn

Banzay, magst du mir den Link schicken?

Banzay

Wer wirklch das wahre Gesicht des "sauberen" Krieges sehen will sol mir einfach eine PN schicken.

Grant

Boah Das "Wahre Gesicht" *lol*

Echte Komiker hier.

Obiuss

ah, grant hat das wortspiel entdeckt. ich wollt ja nix sagen, weil ich dann wieder schief angeguckt werde, aber das hat er mir ja jetzt abgenommen

hängemattenkatze

kuhfladen,
du hast schon recht: wer will sich beim abendessen den appetit verderben - wie im vietnamkrieg und der us-berichterestattung ...
andrerseits kann das zeigen von leichen etc allabendlich vielleicht auch zu abstumpfung führen. leider kann man die wirkung von medienberichten nicht direkt messen, sonst könnte man klären, ob das sensibilisiert oder abstumpft...?

ich persönlich finde, dass es zu wenig anti- (apoc. now, platoon, full metla jacket...) und zu viele kriegsfilme gibt - aber auch hier kann man nichts vorschreiben. was ist mit der serie band of brothers? ich habe nur ein oder zwei folgen gesehen, und fand diese gefühlsinszenierung lächerlich, auch hier wird sauber gestorben und es gibt echte helden. zum kotzen!

ich weiß auch nicht. bin jedenfalls froh, dass mein kleiner bruder um acht uhr abends keine zerissenen körper sehen muss. sowieso ist die frage, ob man sich solche bilder reinziehen sollte, aus irgendeinem aufkläririschen motiv heraus, oder ob mans aus selbstschutz auch mal ablehnen darf - ändern tut das tendenziell vermutlich wenig.

mir bleibt ratlosigkeit

Obiuss

wo genau liegt denn der unterschied zwischen kriegs- und antikriegsfilm? in der persönlichen meinung der charktäre zum krieg?

band of brothers war eine reine beweihräucherung der US-army. ist oft zu sehen, genauso wie in tränen der sonne, soldat james ryan oder wir waren helden. wenn ein soldat der gegner fällt, trampeln seine kameraden sogar ohne darauf zu achten auf dessen leiche, stirbt aber ein allierter soldat sind sofort 3 seiner engsten freunde zur stelle, die ihr gewehr wegschmeißen und erstmal 5 minuten lang um den toten trauern, mit scheußlich-melodramatischer musik, bitteren tränen und so viel pathos, das es aus der glotze tropft.
und meißtens ist es auch so, das ein hoher dienstrang mit einem colt ein gesamtes batalion in schach halten kann. jede kugel tötet mindestens 3 männer, wärend der feind, bestückt mit schweren mg's, handgranaten, mörsern, und manchmal panzern nur selten trifft.

aber davon mal ab, selbst wenn die reporter in den kriegsgebieten das senden wollten, was da passiert, so würde doch schnell klar, das es keinen sauberen krieg gibt und dann könnte ja die befölkerung vermehrt gegen das kriegerische treiben seiner landesherren demonstrieren...