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Alt 22.07.2005, 14:58   #51
Pecorin
Platin Member
 
Registriert seit: 03/2005
Ort: Köln
Beiträge: 1.504
Zitat:
Zitat von r.u.m.b.i
Ohne Schuld zuzuweisen, aber wer es besser kann als die da oben, der versuche es
ja, ja, wir sind eben alle lieber jammerlappen....
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Pecorin ist offline  
Alt 22.07.2005, 15:10   #52
stega
Member
 
Registriert seit: 01/2004
Beiträge: 473
jaja, das soll sich jetzt ja herausstellen, wer es besser/anders kann =)

ich meinte nicht einfach, tralalalala, da haben wir die Lösung für alles, aber mit geht das ganze "Die haben blockiert", "Die haben nix geschafft", "ihr vorschlag war nicht realisierbar, deshalb gescheietrt"... auf den keks
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stega ist offline  
Alt 22.07.2005, 15:13   #53
r.u.m.b.i
Nachtschwärmer
 
Registriert seit: 02/2004
Beiträge: 6.623
Zitat:
Zitat von stega
ich meinte nicht einfach, tralalalala, da haben wir die Lösung für alles, aber mit geht das ganze "Die haben blockiert", "Die haben nix geschafft", "ihr vorschlag war nicht realisierbar, deshalb gescheietrt"... auf den keks
Mir auch. Bloß um das zu umgehen, müsste man das dumme Wählervolk abschaffen (Demokratie Adè?), weil diese solche Aussagen glauben, und lieber die Regierung wechseln, als Notwendigkeiten zum persönlichen Verzicht einzusehen.

Das geht mir jetzt nicht mal um SPD und CDU aktuell, ich vermute hätte die CDU regiert, wäre es genauso gelaufen - nur andersherum. Ganz allgemein ist eine Neuwahl viel bequemer, als die Probleme wirklich mal zu akzeptieren und Lösungen der Regierung zu unterstützen. Nu ja, es wird alles gut, die Frage ist nur wann
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r.u.m.b.i ist offline  
Alt 22.07.2005, 19:58   #54
Christkind73
Golden Member
 
Registriert seit: 09/2000
Ort: Oldenburg (Oldb)
Beiträge: 1.350
Zitat:
Zitat von r.u.m.b.i
Mir auch. Bloß um das zu umgehen, müsste man das dumme Wählervolk abschaffen (Demokratie Adè?), weil diese solche Aussagen glauben, und lieber die Regierung wechseln, als Notwendigkeiten zum persönlichen Verzicht einzusehen.

Das geht mir jetzt nicht mal um SPD und CDU aktuell, ich vermute hätte die CDU regiert, wäre es genauso gelaufen - nur andersherum. Ganz allgemein ist eine Neuwahl viel bequemer, als die Probleme wirklich mal zu akzeptieren und Lösungen der Regierung zu unterstützen. Nu ja, es wird alles gut, die Frage ist nur wann
Nun, solange der "mündige" Wähler "endlich" ehrliche Politiker verlangt, die einem vorher sagen, was sie nach der Wahl tun werden, um gleichzeitig sofort angstvoll und verschreckt doch wieder denen mit den schönsten Versprechungen zu "glauben", sobald tatsächlich mal Politiker das o.a. tun, solange geht es weiter abwärts.

Nicht, weil die Politiker so schlecht sind. Sondern weil die Wähler eine ehrliche Politik, die sich am machbaren und notwendigen orientiert, nicht honoriert. 1998 verlor die CDU/CSU/FDP-Regierung die Wahl, weil sie zum einen auf einen Kanzler setzte, der einfach schon zu lange dran war.
Viel wichtiger aber war, daß sie vorher notwendige Reförmchen beschlossen hatte, die kaum jemandem weh taten, so z.B. eine Rentenreform, die (25 Jahre zu spät) den demographischen Faktor berücksichtigte.
Die SPD gewann vor allem deshalb die Wahl, weil sie versprach, diese "unsozialen und grausamen Kürzungen" zurückzunehmen. Was sie dann auch sofort bei Regierungsantritt tat. Inzwischen hat sie dieses Reförmchen als "sozial notwendig" in schärferer Form wieder eingeführt. Immerhin: Der Reformfortschritt von 1998 ist wieder erreicht. Nach 7 Jahren völliger Orientierungslosigkeit!!

Und nun suchen die Wähler nach einer neuen Partei, die segensreiches verspricht und hoffen darauf, daß die Rechnung vielleicht doch erst von der nächsten Generation bezahlt werden muß. Blöde nur, daß man das seit 35 Jahren so macht und die Hoffnung nicht aufgehen wird.
Wir haben 1,4 Billionen Schulden. Und in den nächsten 25 Jahren kommen auf Bund und Länder noch einmal 1,4 Billionen völlig ungedeckte Pensionsforderungen für die Beamten hinzu.
Selbst bei ansonsten ausgeglichenen Haushalten im Bund und bei allen Ländern ist das der finanzielle Gau.
Staatsbankrott. An sich nicht schlimm, wenn es nur uns betreffen würde. Doch dank Euro wirkt sich das verheerend auf Europa aus: Der Euro würde drastisch an Wert verlieren, eine Inflation ähnlich wie nach dem I. Weltkrieg wäre die Folge.

Und wenn ich mir dann einen Lafontaine anschaue, der vollmundig mit der Gieskanne Geschenke verteilen möchte und glaubt, mit seit 35 Jahren negativ erfolgreichen Rezepten könne ganz leicht die Wende herbeigeführt werden... *kopfschüttel*
Immerhin hat er etwas von seinem großen Vorbild Helmut Kohl gelernt: Der versprach 1990 blühende Landschaften ganz ohne Kosten und Mühen. Und gewann die Wahl gegen einen Oskar, der ganz offen sagte, es wird teuer.
Oskar verliert nur ungern und so erzählt er jetzt die Märchen.

Er hat aus der Geschichte gelernt. Viele, vermutlich zu viele Wähler nicht.
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Christkind73 ist offline  
Alt 22.07.2005, 23:22   #55
r.u.m.b.i
Nachtschwärmer
 
Registriert seit: 02/2004
Beiträge: 6.623
Zitat:
Zitat von Christkind73
..und glaubt, mit seit 35 Jahren negativ erfolgreichen Rezepten könne ganz leicht die Wende herbeigeführt werden... *kopfschüttel*
Ich habe wie du den Eindruck, dass er nicht (mehr) daran glaubt, und genau das macht ihn mir so unsympathisch. Dass er genau weiß, dass er die "mündigen Wähler" hinters Licht führt.

Wer ist schuld? Der der hinters Licht führt, weil er keinen anderen Weg sieht? Oder der, der sich bereitwillig hinters Licht führen lässt?
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r.u.m.b.i ist offline  
Alt 23.07.2005, 01:30   #56
Heinz2
Member
 
Registriert seit: 04/2005
Ort: Allgäu
Beiträge: 84
Ich denke, das Problem liegt tiefer. Es ist einfach an der Zeit, dem Glauben ade zu sagen, dass Politik etwas bewirken kann.
Fakt ist doch, dass längst "die Wirtschaft" das Regiment übernommen hat. Was passiert denn, wenn ein Gesetz beschlossen werden soll, dass bspw der Industrie einer bestimmten Branche möglicherweise finanzielle Nahteile beschert? Die schreien Zeter und Mordio und drohen mit Massenentlassungen. Und was passiert dann? Das Gesetz wird wieder zurückgenommen oder so stark verwässert, dass es seinen Zweck verfehlt.
- Wie war es denn beim Regierungsantritt von Rotgrün seinerzeit? "Atomausstieg ganz bald" war angekündigt. Die Atomlobby schrie "das wollen wir aber nicht." - Worauf die Regierung klein beigab "Achso? - Na gut, dann eben erst später..." - Die Reihe derlei blamabler Vorgänge während der letzten 7 Jahre ließe sich lange fortsetzen. Nur auf unwesentlichen Nebenkriegsschauplätzen hat die Politik dann und wann einen "Sieg" gegenüber der Wirtschaft durchboxen können - etwa beim Dosenpfand. - Und wer hat danach bewusst Chaos erzeugt? Die Industrie. Obwohl schon lange festgestanden hatte, was zu geschehen hat, so dass man reichlcih genug Zeit gehabt hätte, bspw Pfandautomaten aufzustellen, wurde nichts getan - eben damit Chaos entsteht. Auch das ist politische Stimmungmache. Jetzt wird und wurde sogar diese eindeutig begrüßenswerte Neuerung wieder aufgeweicht und teilweise zurückgenommen. Denn das Volk, das dumme, erkennt nicht, wo der Hase begrabe liegt, und schilt die Regierung ob ihrer chaoserzeugenden Gesetze... Nur traurig...

Nein, das "Schwert" der Poltitik ist schon lange stumpf geworden, sie kann nichts mehr ausrichten. Sie kann speichelleckend und notgedrungen den großen Unternehmen ein (zB Steuer-)Geschenk nach dem anderen machen, in der Hoffnung, die würden das gesparte Geld zum Wohle neuer Arbetisplätze investieren. Wenn die aber einfach nicht wollen, drehen sie eine lange Nase - Ätsch. - Wie in den vergangenen Jahren geschehen. Verkünden Rekordgewinne in atronomischer Höhe und klagen gleichzeitig, wie schlecht es ihnen geht, und dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit (wenn ich das Wort nur höre, geht mir schier das Messer in der Tasche auf) nur erhalten könnten, wenn sie sofort erstmal 1500 Leute rauswerfen und innerhalb der nächsten 8 Jahre nochmal 12000... Und damit meine ich nicht nur die deutsche Bank, sondern auch Siemens und werweißnoch wen alles.

Glaubt wirklich jemand im Ernst, eine von welcher Partei oder Koalition auch immer getragene Regierung könnte das Rad zurückdrehen, könnte wieder eine Gesellschaft erzeugen, in der die Poltitik (oder die Regierung) die Spielregeln vorgibt und die Bürger oder "die Wirtschaft" (worunter in den meisten Fällen die Großunternehmen verstanden werden) haben sich eben danach zu richten? - ICH glaub das schon lang nicht mehr, dazu ist die Situation schon zu sehr an die Wand gefahren... Konkreter: Nur ein Geldreform (wer mit dem Begriff nichts anfangen kann - einfach mal googeln. Buchtipp: Helmut Creutz: Die 29 Irrtümer rund ums Geld) könnte, wenn überhaupt, hier etwas zum Besseren wenden...

Gruß
Heinz
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Heinz2 ist offline  
Alt 23.07.2005, 01:54   #57
grenzkrieger
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Registriert seit: 02/2005
Ort: zwischen Wünschen, Träumen und Hoffnungen ... mit einer gelegentlichen Fährverbindung zu Realismus
Beiträge: 105
1,4 billionen klingt in der tat eindrucksvoll ... ist aber nur aussagekräftig im verhältnis zur wirtschaftskraft (wer war nochmal die weltweit zweitgrößte exportnation?) ... nützt natürlich nich soviel, wenn großkonzerne durch geschickte abschreibungen keinen cent steuern zahlen müssen oder womöglich noch subventionen bekommen

übrigens, scheint deutschland scheint für internationale investoren immer noch kreditwürdig zu sein (unter den ersten zehn staaten weltweit?, müßte nochmal nachschaun) ... nach staatsbankrott klingt das jedenfalls auch nicht

(den verweis auf die inflation der 20er jahre halte ich für panikmache ... die damalige inflation wurde nicht zuletzt von der regierung geschürt, um die reparationsforderungen der alliierten zu unterlaufen)

der staat hat kein geld? woher auch, wenn der spitzensteuersatz immer mehr gesenkt wird/ gesenkt werden soll? letztlich ist das eiskalte interessenpolitik zugunsten der mittelstands und der geschäftswelt ... pech für die leute, die ihr geld nicht im ausland parken können oder die den größten teil für ihr tägliches leben ausgeben müssen

die regierung hat keinen einfluß auf die wirtschaft? hängt wohl auch davon ab, wieviel einfluß man haben möchte ... man kann sich die sachzwänge auch organisieren, denen man dann zu folgen gezwungen ist
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Geändert von grenzkrieger (23.07.2005 um 01:58 Uhr)
grenzkrieger ist offline  
Alt 23.07.2005, 02:17   #58
Heinz2
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Registriert seit: 04/2005
Ort: Allgäu
Beiträge: 84
Vorsicht, langer Post!!!

Hier - quasi als Exkurs für den, den's interessiert - einige grundlegende Gedanken zum Thema Geldreform und Freigeld, warum er mit Marxismus gar nichts zu tun hat und warum ich glaube, dass er reale Chancen haben könnte, die gegenwärtige Krise grundlegend zu bessern.
Sie sind entnommen einem Aufsatz von Werner Onken, veröffentlicht zB auf der Seite www.geldreform.de.

Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
Eine Übersicht über die Grundgedanken, die ideengeschichtliche Herkunft und den derzeitigen Entwicklungsstand, über Organisationen und weiterführende Literatur
Von Werner Onken


Geld: Vom Beherrscher der Märkte ...
1891 veröffentlichte der deutsch-argentinische Kaufmann Silvio Gesell (*1862 in St. Vith bei Eupen/Malmedy, + 1930 in der bodenreformerischen Genossenschaftssiedlung Eden-Oranienburg) in Buenos Aires seine erste Broschüre "Die Reformation im Münzwesen als Brücke zum sozialen Staat". Sie bildete den Grundstein für ein umfangreiches Werk über die Frage nach den Ursachen der sozialen Frage und nach Wegen zu ihrer Lösung. Praktische Erfahrungen, die Gesell während einer Wirtschaftskrise im damaligen Argentinien gesammelt hatte, führten ihn zu einer Sichtweise, die dem Marxismus widersprach: die Ausbeutung der menschlichen Arbeit habe ihre Wurzel nicht im privaten Eigentum an den Produktionsmitteln, sondern in strukturellen Fehlern des Geldwesens. Wie schon der antike Philosoph Aristoteles erkannte er die widersprüchliche Doppelrolle des Geldes als ein dem Markt dienendes Tauschmittel und als ein den Markt zugleich beherrschendes Machtmittel.
Gesells Ausgangsfrage lautete: Wie läßt sich die Eigenschaft des Geldes als wucherndes Machtmittel überwinden, ohne es dabei als neutrales Tauschmittel zu beseitigen? Die Macht des Geldes über die Märkte führte er auf zwei Ursachen zurück: Erstens ist das herkömmliche Geld als Nachfragemittel anders als die menschliche Arbeitskraft oder die Güter und Dienste auf der Angebotsseite der Wirtschaft hortbar - ohne nennenswerten Schaden für seinen Besitzer kann es aus spekulativen Gründen vorübergehend von den Märkten zurückgehalten werden. Zweitens hat das Geld den Vorteil, daß es sehr viel flüssiger ist als Waren und Dienstleistungen; wie der Joker im Kartenspiel ist es zu jeder Zeit und an jedem Ort einsetzbar. Diese beiden Eigenschaften verleihen dem Geld - vor allem den Besitzern größerer Summen - ein besonderes Privileg: Sie können den Kreislauf von Käufen und Verkäufen, Sparen und Investieren unterbrechen oder von den Produzenten und Konsumenten einen Zins als besondere Prämie dafür verlangen, daß sie auf die spekulative Kassenhaltung verzichten und das Geld in den wirtschaftlichen Kreislauf weitergeben.

Die strukturelle Macht des Geldes beruht nicht allein auf seiner tatsächlichen Hortung, sondern es genügt bereits die Möglichkeit von Kreislaufunterbrechungen, um den wirtschaftlichen Stoffwechsel im sozialen Organismus an die Bedingung zu knüpfen, daß dabei zuerst das Geld mit einem Zins bedient werde. Die Rentabilität erhält den Vorrang vor der Wirtschaftichkeit, die Produktion wird mehr am Zins des Geldes als an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet. Dauerhaft positive Zinssätze stören die für eine dezentrale Selbstordnung der Märkte notwendige Balance von Gewinnen und Verlusten. Gesell zufolge führen sie zu einer Erkrankung des sozialen Organismus mit einer sehr komplexen Symptomatik: Das zinstragende und darum nicht-neutrale Geld bewirkt eine leistungswidrige, ungerechte Einkommensverteilung, welche ihrerseits zu einer Konzentration von Geld- und Sachkapital,und damit zu einer Monopolisierung der Wirtschaft führt. Da die Geldbesitzer Herren über Bewegung oder Stillstand des Geldes sind, kann das Geld nicht 'von selbst' durch den sozialen Organismus fließen wie das Blut durch den menschlichen Körper. Deshalb sind eine gesellschaftliche Kontrolle des Geldumlaufs und eine richtige Dosierung der Geldmenge nicht möglich; deflationäre und inflationäre Schwankungen des allgemeinen Preisniveaus lassen sich nicht vermeiden. Und wenn sich im Auf und Ab der Konjunkturen größere Geldsummen wegen eines zeitweise sinkenden Zinsniveaus solange von den Märkten zurückziehen, bis die Aussichten auf rentable Anlagen wieder besser werden, ergeben sich Absatzstockungen und Arbeitslosigkeit.


... zum neutralen Diener der Märkte
Als Weg zur Entmachtung des Geldes dachte Gesell nicht an einen Rückgriff auf das kanonische Zinsverbot der mittelalterlichen Scholastik oder gar an die Beseitigung von sogenannten 'jüdischen Wucherern'. Vielmehr stellte er sich eine institutionelle Änderung des Geldwesens in der Weise vor, daß die Kassenhaltung des Geldes mit Kosten verbunden wird, welche die Vorteile der Hortbarkeit und Liquidität neutralisieren. Sobald das Geld mit einer Gebühr auf Kassenhaltung belegt wird - vergleichbar dem Standgeld für Güterwaggons im Verkehrswesen -, verliert es seine Überlegenheit über die Märkte und erfüllt dann nur noch seine dienende Funktion als Tauschmittel. Sobald seine Zirkulation nicht mehr von Spekulationsmanövern gestört werden kann, wird es möglich, die Menge des zirkulierenden Geldes fortlaufend so an das Gütervolumen anzupassen, daß die Kaufkraft der Währung über lange Zeiträume genau so stabil wird wie die Maße und Gewichte.
In seinen Frühschriften sprach Gesell ausdrücklich von "rostenden Banknoten" als Mittel zu einer "organischen Reform des Geldwesens". Durch sie werde das Geld, das bislang ein "toter Fremdkörper" sowohl im sozialen Organismus als auch in der gesamten Natur war, in das ewige Stirb und Werde allen Lebens integriert; es werde gleichsam vergänglich und verliere seine Eigenschaft, sich durch den Zins und Zinseszins bis ins Unendliche zu vermehren. Eine solche Reform des Geldwesens wäre eine ganzheitliche Regulationstherapie, welche die Blockaden im Geldfluß auflöst und dem kranken Sozialorganismus eine Hilfe zur allmählichen Selbstheilung von den vielfältigen konjunkturellen und strukturellen Krisensymptomen gibt, so daß er sich in seinem Gleichgewicht stabilisieren und sich in die harmonische Gesamtordnung der Natur einfügen könnte.

In seinem 1916 in Berlin und Bern erschienenen Hauptwerk "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" legte Gesell ausführlich dar, wie sich bei einer störungsfreien Geldzirkulation Kapitalangebot und -nachfrage ausgleichen, so daß das Zinsniveau unter seine bisherige Untergrenze von real drei Prozent absinken kann. Der "Urzins", der Tribut der arbeitenden Menschen an die Macht des Geldes, verschwindet aus dem Zins, welcher nun nur noch aus der Risikoprämie und der Bankvermittlungsgebühr besteht. Die Schwankungen der Marktzinssätze um diesen neuen Gleichgewichtszins sorgen für eine dezentrale Lenkung der Ersparnisse in bedarfsgerechte Investitionen. Sie heben sich aber gegenseitig auf. "Freigeld" als ein vom " Urzins" befreites Geld wird verteilungsneutral und kann auch keinen gegen die Interessen von Anbietern und Nachfragern verstoßenden Einfluß auf Art und Umfang der Produktion mehr ausüben. Der volle Arbeitsertrag werde, so Gesells Erwartung, breite Bevölkerungsschichten in die Lage versetzen, lohn- und gehaltsabhängige Beschäftigungsverhältnisse aufzugeben und sich in privaten und genossenschaftlichen Betriebsformen selbständig zu machen.

(Fortsetzung folgt)
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Geändert von Heinz2 (23.07.2005 um 02:21 Uhr)
Heinz2 ist offline  
Alt 23.07.2005, 02:20   #59
Heinz2
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2. Teil:


Boden: Treuhänderische Lebensgrundlage statt Handelsware und Spekulationsobjekt
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erweiterte Gesell seine Konzeption einer Reform des Geldwesens um die Forderung nach einer Reform des Bodenrechts. Die Anregung hierzu erhielt er durch die Lektüre der Werke des nordamerikanischen Bodenreformers Henry George ( 1839 - 1897 ), dessen Gedanken in Deutschland durch Michael Flürscheim ( 1844 - 1912 ) und Adolf Damaschke ( 1865 - 1935 ) weitergetragen wurden. Im Gegensatz zu Damaschkes Bestreben, bei Fortbestand des privaten Bodeneigentums lediglich den Wertzuwachs zugunsten der Allgemeinheit zu besteuern, folgte Gesell dem Vorschlag Flürscheims, den Boden gegen eine Entschädigung der bisherigen privaten Eigentümer in die Hände des Staates zu überführen und zur privaten Nutzung an Meistbietende zu verpachten. Solange der Boden eine private Handelsware und ein Spekulationsobjekt bleibe, werde die organische Verbindung des Menschen mit der Erde gestört. Anders als völkischen Ideologen ging es Gesell nicht um eine Verbindung von Blut und Boden. Als Weltbürger betrachtete er die ganze Erde als ein Organ jedes einzelnen Menschen. Alle Menschen sollten unbehindert über die Erde wandern und sich unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und Religion überall ansiedeln können.

Wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern
Zunächst dachte Gesell wie andere Bodenreformer, daß der Staat durch die Einnahmen aus der Verpachtung des Bodens in die Lage versetzt würde, seine Aufgaben zu finanzieren, ohne dafür noch weitere Steuern zu erheben ( Single - Tax ). Doch führte ihn die Frage, wem die Pachteinnahmen nach dem Verursacherprinzip wirklich zustehen, zu der Überlegung, daß die Höhe der Pachteinnahmen von der Bevölkerungsdichte abhängt, letztlich also von der Bereitschaft der Frauen, Kinder zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Deshalb wollte Gesell die Pachteinnahmen als Entgelt für Erziehungsleistungen an die Mütter nach der Zahl ihrer minderjährigen Kinder in Monatsbeträgen auszahlen - auch an die Mütter nichtehelicher Kinder und an die in Deutschland lebenden Ausländerinnen. Alle Mütter sollten aus der ökonomischen Abhängigkeit von den erwerbstätigen Vätern befreit werden. Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern sollte dadurch auf die Grundlage einer von Machteinflüssen freien Liebe gestellt werden. In einem Vortrag "Der Aufstieg des Abendlandes" gab Gesell seiner Hoffnung Ausdruck, daß die vom Kapitalismus körperlich, seelisch und geistig krank gemachte Menschheit in einer von Privilegien und Monopolen freien, natürlichen Wettbewerbsordnung allmählich wieder gesund werden und zu einer neuen Kulturblüte aufsteigen könne.

Weitere Wegbereiter einer Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
Die Freiland - Freigeld - Theorie war eine Reaktion sowohl auf das Laissez - faire - Prinzip des klassischen Liberalismus, als auch auf planwirtschaftliche Vorstellungen des Marxismus. Sie ist kein dritter Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus im Sinne späterer Konvergenztheorien oder sogenannter 'mixed economies', d. h. vom Staat global gesteuerter kapitalistischer Marktwirtschaften, sondern eine Alternative jenseits der bislang verwirklichten Wirtschaftssysteme. Ordnungspolitisch läßt sie sich als eine "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" charakterisieren. Eigenständig weitergedacht hat Gesell damit die Überlegungen des französischen Sozialreformers Pierre Joseph Proudhon ( 1809 - 1865 ), der schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts die private Aneignung des Bodens und die Macht des zinstragenden Geldes dafür verantwontlich gemacht hatte, daß nach dem Ende des Feudalabsolutismus keine herrschaftsfreie Gesellschaft entstanden war. Die private Bodenrente hatte Proudhon als Raub und den Geldzins als krebsartigen Wucher verurteilt. Diese ausbeuterischen Einkommensarten führten zur Entstehung des Großbürgertums als neue herrschende Klasse, die sowohl den Staat als auch die Kirchen zu Instrumenten ihrer Herrschaft über das Kleinbürgertum und die Arbeiterschaft machen konnte. Verwandt ist Gesells ökonomisches Alternativmodell auch mit dem ebenfalls von Proudhon angeregten libertären Sozialismus des Kulturphilosophen Gustav Landauer (1870 - 1919 ), der seinerseits Martin Buber ( 1878 - 1965 ) stark beeinflußte. Gedankliche Parallelen gibt es auch zum Liberalsozialismus des Arztes und Soziologen Franz Oppenheimer ( 1861-1943 ) und zur Sozialen Dreigliederung des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiner ( 1861 - 1925 ).

Erste Organisationen in Deutschland und in der Schweiz während des Ersten Weltkriegs
Gesells erster Mitarbeiter Georg Blumenthal ( 1879 - 1929 ) verband die Bodenrechts- und Geldreform mit der Idee einer "natürlichen Ordnung" der Gesellschaft, mit der Francois Quesnay ( 1694 - 1774 ) und andere Physiokraten zur Zeit der französischen Aufklärung dem Feudalabsolutismus entgegengetreten waren. 1909 gründete er die Physiokratische Vereinigung als erste Organisation der Anhänger Gesells, die in Berlin und Hamburg aus den Reihen der Bodenreformer, Individualanarchisten und Syndikalisten kamen. Als die Zeitschrift "Der Physiokrat" während des ersten Weltkriegs der Zensur zum Opfer fiel, siedelte Gesell in die Schweiz über, wo er aus den Kreisen der dortigen Bodenreformer, Reformpädagogen und Lebensreformer Anhänger fand. Sie schlossen sich im Schweizer Freiland-Freigeld-Bund zusammen. In zwei Vorträgen "Gold und Frieden?" und "Freiland, die eherne Forderung des Friedens" arbeitete Gesell die Bedeutung seiner Reformvorschläge als Weg zur sozialen Gerechtigkeit und zum Völkerfrieden heraus.

(Fortsetzung folgt)
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Heinz2 ist offline  
Alt 23.07.2005, 02:20   #60
Heinz2
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Ort: Allgäu
Beiträge: 84
3. Teil


Zwischen den beiden Weltkriegen
Nach dem Ende des ersten Weltkriegs und der deutschen Novemberrevolution führte Gesells Verbindung mit Landauer zu seiner kurzzeitigen Mitwirkung als Volksbeauftragter für das Finanzwesen in der ersten bayrischen Räteregierung. Nach deren Sturz wurde er zunächst des Hochverrats angeklagt, von dieser Anklage aber wieder freigesprochen. Sodann zog er in die Nähe von Berlin, wo er die Entwicklung der Weimarer Republik beobachtete und in zahlreichen Broschüren und Aufsätzen kommentierte. Mit einer gestaffelten, bis zu 75%igen Vermögensabgabe wollte Gesell den Großgrundbesitz und das Großkapital zur Tilgung der Kriegsfolgen heranziehen und zugleich mit seiner Boden- und Geldreform eine inländische Kapitalbildung einleiten, die Deutschland in die Lage versetzen sollte, die Reparationsforderungen der Siegermächte zu erfüllen. Unermüdlich protestierte Gesell dagegen, daß die rasch wechselnden Regierungen stattdessen die mittleren und unteren Bevölkerungsschichten durch eine große Inflation noch mehr zugunsten der Wohlhabenden ausraubten, daß sie die Reparationszahlungen verschleppten, Deutschland vom Zufluß ausländischen Kapitals abhängig machten und daß sie die stabile Rentenmark durch die krisenträchtige Goldwährung ersetzten.
Frühzeitig distanzierte sich Gesell von rassistischen und antisemitischen Ideologien. Obgleich er stark von Darwins Evolutionslehre beeinflußt war, widersprach er sozialdarwinistischem Denken. Einem übersteigerten Nationalismus entgegentretend, setzte er sich für eine Verständigung mit den westlichen und östlichen Nachbarn Deutschlands ein. Die Expansionspolitik der Nationalstaaten sollte durch eine machtfreie Föderation europäischer Staaten abgelöst werden. Darüber hinaus entwickelte Gesell auch Ansätze für eine nachkapitalistische Weltwährungsordnung. Er trat für einen offenen Weltmarkt ohne kapitalistische Monopole und ohne Zollgrenzen, ohne nationalen Handelsprotektionismus und ohne koloniale Eroberungen ein. Im Gegensatz zu den späteren Institutionen IWF und Weltbank, die innerhalb bestehender Unrechtsstrukturen die Interessen der Mächtigen vertreten, und auch im Gegensatz zu den gegenwärtigen Vorbereitungen einer europäischen Währungsintegration wollte Gesell eine "Internationale Valuta-Assoziation" einrichten, die ein über allen Landeswährungen stehendes neutrales Weltgeld ausgibt und so verwaltet, daß es einen Ausgleich der freien Weltbandelsbeziehungen herbeiführt.

Die große Inflation der frühen Nachkriegsjahre begünstigte ein rasches Anschwellen von Gesells Anhängerschaft auf schätzungsweise 15.000 Personen. Sie zerfiel jedoch 1924 in den gemäßigten liberalen Freiwirtschaftsbund und in den radikalen individualanarchistischen Fysiokratischen Kampfbund. Zu dieser Spaltung trug eine harte Kontroverse bei, die sich an Gesells weitreichenden Vorstellungen über einen "Abbau des Staates" entzündet hatte. Innere Flügelkämpfe schwächten die Anhängerschaft. Da es ihr nicht gelang, zu einer Massenbewegung zu werden, unternahm sie während der gesamten Weimarer Zeit vielfaltige Annäherungsversuche an die Sozialdemokratie und an die Gewerkschaftsbewegung sowie an die damaligen Friedens-, Jugend- und Frauenbewegungen. Während der großen Weltwirtschaftskrise richtete der Freiwirtschaftsbund Denkschriften an sämtliche im deutschen Reichstag vertretenen Parteien, in denen er vor den verheerenden Folgen der damaligen Deflationspolitik warnte und Vorschläge zur Überwindung der Krise unterbreitete. Diese Denkschriften blieben ohne Resonanz. Als praktische Experimente des Fysiokratischen Kampfbundes mit Freigeld öffentliches Aufsehen erregten, wurden sie 1931 im Zuge der Brüningschen Notverordnungen vom deutschen Reichsfinanzministerium verboten. Bei den Reichstagswahlen 1932 blieb eine Freiwirtschaftliche Partei ohne Erfolg. Nach der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus verdrängten schließlich viele Anhänger Gesells ihre Einsichten in den wahren Charakter der NS-Ideologie und gaben sich trügerischen Hoffnungen hin, daß ****** und Gottfried Feder eine 'Brechung der Zinsknechtschaft' vielleicht doch ernsthaft anstreben könnten. Sie versuchten deshalb, die NSDAP von innen durch eine Beeinflussung von Spitzenfunktionären wirtschaftspolitisch umzusteuern. Trotz bedenklicher taktischer Anpassungen an das Regime wurden die freiwirtschaftlichen Organisationen und ihre Medien im Frühjahr 1934 verboten bzw. sie lösten sich selbst auf. Zu ihrer anfänglichen Fehleinschätzung des totalitären Regimes dürften nicht nur die schmerzlichen Zurückweisungen durch die Weimarer Parteien beigetragen haben, sondern vor allem auch die Unklarheit über einen geeigneten Weg zur Realisierung der Boden- und Geldreform. In Österreich (bis 1938) und in der Schweiz bestanden Freiwirtschaftsbünde fort. Von Gesells Hauptwerk erschienen auch englische, französische und spanische Übersetzungen. Einführende Broschüren entstanden außerdem in den niederländischen, portugiesischen, tschechischen, rumänischen und serbokroatischen Sprachen sowie in Esperanto. Dementsprechend gab es kleinere Gruppen in England, Frankreich, Holland, Belgien, in der Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien. In Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland gingen solche Gründungen von deutschen Auswanderern aus.


Nach 1945: Neuanfang, Vergessenwerden und Wiederaufleben seit dem Ende der 70er Jahre
In allen damaligen Besatzungszonen Deutschlands kam es zur Neugründung freiwirtschaftlicher Organisationen. In der SBZ wurden sie 1948 aufgelöst; die dortigen Machthaber betrachteten Gesell entweder als einen 'Apologeten der Monopolbourgeoisie' oder wie Marx' Gegenspieler Proudhon als einen 'kleinbürgerlichen Sozialisten', dessen Ziele mit dem 'wissenschaftlichen Sozialismus' unvereinbar waren. In Westdeutschland entschied sich die Mehrzahl der noch verbliebenen Anhänger Gesells aufgrund ihrer Erfahrungen mit den Weimarer Parteien für ein eigenes parteipolitisches Engagement. Sie bildete eine Radikalsoziale Freiheitspartei, die 1949 bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag knapp 1 % der Stimmen bekam. Danach benannte sie sich in Freisoziale Union um und erzielte bei weiteren Wahlen nur noch minimale Stimmenergebnisse. Als Tagungsstätte bestand jedoch ein Silvio-Gesell-Heim auf dem Asbruch zwischen Wuppertal und Neviges fort.
Das westdeutsche Wirtschaftswunder brachte während der 50er und 60er Jahre das öffentliche Interesse an wirtschaftspolitischen Systemalternativen zum Erliegen, obwohl namhafte Nationalökonomen wie Irving Fisher und John Maynard Keynes die Bedeutung Silvio Gesells anerkannt hatten. Erst seit dem Ende der 70er Jahre führten die Massenarbeitslosigkeit, die Umweltzerstörung und die internationale Schuldenkrise zu einem Wiederanstieg des Interesses an Gesells fast vergessenem Modell einer alternativen Ökonomie. Dadurch wurde auch ein Generationenwechsel innerhalb seiner Anhängerschaft möglich.

Im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv in Basel gibt es eine Schweizerische Freiwirtschaftliche Bibliothek. In Deutschland hat die Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit 1983 mit dem Aufbau einer Freiwirtschaftlichen Bibliothek begonnen. Als Grundstein für eine wissenschaftliche Forschung über Silvio Gesells Theorien gibt sie seit 1988 eine auf 18 Bände angelegte Gesamtausgabe seiner Werke heraus. Hierauf baut eine Buchreihe mit dem Titel "Studien zur natürlichen Wirtschaftsordnung" auf, die mit einer Gesamtübersicht über die einhundertjährige Geschichte der NWO-Bewegung und mit einer Auswahl aus den Werken von Gesells bedeutendstem Schüler Karl Walker begann. Die Stiftung fördert auch andere Buchpublikationen zu Fragen des Bodenrechts und der Geldordnung und gibt gemeinsam mit der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft eine " Zeitschrift für Sozialökonomie" heraus. Außerdem hat sie 1988 und 1995 einen "Karl-Walker-Preis" für wissenschaftliche Arbeiten über die Verselbständigung der Finanzmärkte gegenüber der Realwirtschaft sowie über Wege zur Überwindung der Arbeitslosigkeit verliehen. Das Seminar für freiheitliche Ordnung publiziert die Schriftenreihe "Fragen der Freiheit". Daneben gibt es eine Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung, die sich zusammen mit befreundeten Organisationen in der Schweiz und in Österreich um eine Popularisierung von Gesells Gedanken bemüht. Eine Vereinigung Christen für Gerechte Wirtschaftsordnung verbindet den Denkansatz der Boden- und Geldreform mit der jüdisch christlich - moslemischen Kritik an der Bodenspekulation und am Zinsnehmen. Margrit Kennedy, Helmut Creutz und andere AutorInnen arbeiten an einer Aktualisierung von Gesells Denkansatz. Dabei geht es unter anderem um die Frage nach dem Zusammenhang des exponentiellen Wachstums der Geldvermögen und Schulden mit dem die Umwelt zerstörenden Wachstum der realen Wirtschaft, um eine Überwindung des Wachstumszwangs und um eine Verbindung der Boden- und Geldreform mit einem ökologischen Steuersystem. Einen Überblick über den derzeitigen Stand der Theorieentwicklung gibt das Buch "Gerechtes Geld - Gerechte Welt". Es enthält die Beiträge zu einer 1991 in Konstanz veranstalteten Tagung "100 Jahre Gedanken zu einer Natürlichen Wirtschaftsordnung - Auswege aus Wachstumszwang und Schuldenkatastrophe ".

Der Zusammenbruch des Staatssozialismus in Mittel- und Osteuropa brachte einen vorläufigen Triumph des westlichen Kapitalismus im Wettkampf der Systeme. Solange jedoch die Gegensätze zwischen Armut und Reichtum und als Folge davon Krisen und Kriege fortbestehen, solange die Umwelt durch exponentielles Wirtschaftswachstum zerstört wird und solange der industrialisierte Norden den Süden rücksichtslos ausplündert, bleibt es notwendig, nach Alternativen zu den herkömmlichen Wirtschaftssystemen zu suchen. Darin könnte eine Zukunftsperspektive auch für Silvio Gesells Freiland - Freigeld - Modell liegen.
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