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Alt 03.05.2006, 12:24   #1191
Grant
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Registriert seit: 04/2005
Beiträge: 7.178
Zitat:
Zitat von Toktok
Schön wäre es ja, aber so sicher wäre ich mir nicht. Die Mitglieder der US-Administration berufen sich in ihren Reden dafür viel zu häufig auf Gott, in dessen Namen sie handeln. Und George Bush hat nach dem 11.9. von Kreuzzügen gesprochen - das klingt ebenfalls sehr fundamentalistisch - bis ihm seine Berater sagten, dass das möglicherweise nicht so gut ankommen würde. Wenn es sich in solchen Fällen nicht um tief verwurzelten, religiösen Fundamentalismus handelt, sondern nur um verbale Ausrutscher, kann ich nur sagen, dass sie nicht passieren dürfen, nicht Personen in derartigen Machtpositionen. Dieses Minimum an Erwartungen sollten sie schon erfüllen.
Tja ja, mit Fundamentalismus hat das nichts zu tun, ansonsten kümmerts dich doch auch wenig, was Georgie zu sagen hat.

Zitat:
Also, ich verstehe von diesem Gejaller kein Wort. Nein, Spaß beiseite. Wenn man Beweise dafür hat, dass Gesetzesverstöße vorliegen, sollte man mit allen verfügbaren Mitteln des Rechtsstaats eingreifen.
Ich muss dir wohl die Verhältnisse in den Moscheen nicht erklären. In der Schweiz wird von einer grossen Dunkelziffer von Hetzereien in Moscheen berichtet. Selten werden sie gemeldet, da man Angst hat.


Zitat:
Nein. Wer Selbstmordattentate begeht und sich damit gänzlich unislamisch - und überhaupt areligiös - verhält, hat sicherlich andere Probleme als den Koran.
Nö, erst durch den Glauben wird man instrumentalisiert. Die Jungfrauen warten eben, wenn sie noch nicht ausgegangen sind.
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Grant ist offline  
Alt 03.05.2006, 13:54   #1192
Toktok
night strike specialist
 
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
Zitat:
Zitat von Grant
Tja ja, mit Fundamentalismus hat das nichts zu tun, ansonsten kümmerts dich doch auch wenig, was Georgie zu sagen hat.
Herrlich, wie du alles versuchst herunter zu spielen, was nicht aus der bösen orientalischen Ecke kommt.
Mich (be-)kümmert es im Gegensatz zu deiner Einschätzung sehr, was der US-Präsident zu sagen hat, und zwar weil auf seine Äußerungen auch reale Truppen, reale Gewalt und reales Leid folgen.

Wenn es nichts mit religiösem Fundamentalismus zu tun hat, dass sich Mitglieder der US-Administration häufig auf Gott berufen, in Gottes Namen zu handeln glauben und Gottes Beistand erhoffen, wenn man in den Krieg zieht - womit hat es sonst zu tun? Gehören Kriege etwa zur normal-gemäßigten Variante des Christentums, wenn es sich schon nicht um Fundamentalismus handeln soll? Verrate mir doch, wenn du es besser weißt, weshalb sonst häufig diese Bezüge auf Gott hergestellt werden.

Zitat:
Zitat von Grant
Ich muss dir wohl die Verhältnisse in den Moscheen nicht erklären. In der Schweiz wird von einer grossen Dunkelziffer von Hetzereien in Moscheen berichtet. Selten werden sie gemeldet, da man Angst hat.
Warum handelt der Verfassungsschutz dann nicht, abgesehen von einigen Razzien, von denen man in unregelmäßigen Abständen hört, die allerdings nur selten Gesetzesverfahren nach sich zu ziehen scheinen? Es gibt schließlich Strafgesetze gegen Verhetzung und Aufruf zur Gewalt, etc.

Der Anteil der Muslime, die völlig friedlich ihren Glauben ausüben, ist ungleich größer als die Zahl der Fanatiker.

Zitat:
Zitat von Grant
Nö, erst durch den Glauben wird man instrumentalisiert. Die Jungfrauen warten eben, wenn sie noch nicht ausgegangen sind.
Religion scheint durchaus geeignet zu sein, um den Menschen merkwürdiges Gedankengut einzupflanzen. Dennoch handelt es sich um falschen Glauben, wenn man meint, es sei mit irgendeiner Religion vereinbar, sich selbst und Unschuldige in die Luft zu sprengen.
Wahrscheinlich warten
keine Jungfrauen im Paradies.
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Toktok ist offline  
Alt 03.05.2006, 15:25   #1193
AndrewAustralien
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Toktok
Das sind völlig übliche Vorgehensweisen, wenn es um Umfragen geht.
Bei Wahlumfragen wird es nicht anders gemacht; da werden auch oft nur 1000 Menschen befragt, und sehr häufig liegen hinterher die tatsächlichen Ergebnisse ziemlich nah an den Umfrageergebnissen. Die Umfrageergebnisse der verschiedenen Institute liegen ebenfalls sehr häufig nah beieinander.
Selbstverständlich kann es Abweichungen von den Prognosen geben, doch liegen diese in den allermeisten Fällen innerhalb der statistischen Unsicherheit.

Wenn 1000 Menschen vor einer politischen Wahl befragt werden, fragst du auch nicht, wie repräsentativ diese Auswahl tatsächlich ist. Wenn man Pech hat, wählt man per Zufall 1000 Menschen aus völlig verschiedenen Teilen des Landes aus, welche ihre Stimme alle ein und der selben Partei geben wollen. Das ist jedoch nicht nur statistisch extrem unwahrscheinlich, sondern auch in der Realität noch nie vorkommen, wie die tatsächlichen Wahlergebnisse hinterher stets belegt haben.

In diesem Fall sind deine Zweifel also völlig unbegründet. Hast du etwa andere Ergebnisse erwartet, oder besser gesagt: erhofft?

Sieh dir beispielsweise diese Umfrage an, die ergeben hat, dass die meisten Iraker einen möglichst baldigen Rückzug befürworten.

Dort hat man landesweit 1150 Menschen ausgewählt, darunter 150 Sunniten. Der Fehlerspielraum beträgt +/- 3%.
Bedenkt man, dass die Ablehnung der Besatzung unter den Sunniten noch viel deutlicher ausgeprägt ist, als unter allen anderen Bevölkerungsgruppen, und bedenkt man, dass sie zwischen 30 und 35% Anteil an der Bevölkerung halten, hätte die Umfrage höchstwahrscheinlich eine noch deutlichere Befürwortung des Rückzugs ergeben (auch wenn über 70% schon deutlich genug sind), wenn man unter den 1150 Personen nicht nur 150, sondern gemäß ihres Anteils an der Bevölkerung fast 400 Sunniten befragt hätte.
Wie ich gestern sagte, wie viele Menschen man befragen müßte, ist ein anderes Thema.

In meiner letzten Antwort über Meinungsforschung habe ich mich gefragt, nachdem ich die Info in deinen Quellen vergeblich (weil sie nicht da ist) gesucht habe, wie sie meinen, sie hätten die Leute neutral und geltend ausgewählt. Wie viele Sunniten, Schiiten und Kurden sie gefragt haben ist nur ein Thema. Man weiß ungefähr den Anteil jeder dieser größeren 3 Bevölkerungsgruppen an der Gesamtbevölkerung, das wäre also möglich. Aber das ist nicht alles. Man sollte zum Beispiel nicht alle Sunnis, die man fragt, in einem der Landesteile finden in dem sie eine Mehrheit sind.

Wichtiger, es würde im Irak Leute geben, die Angst hätten, mitzumachen (wie bei den Wahlen) und Leute die meinen, sie müßten eine bestimmte Antwort geben. Und wie man eine bilanzierte Anzahl an Menschen landesweit findet, ist mir immernoch nicht bekannt. Wie gesagt, auch bei der BBC wäre ich skeptisch. Wenn das (ganz spezifisch das, nicht die Anzhal der Befragten oder Erklärung der Mathe und Statistik) in einer Sondererklärung in deinem neuesten Link (im zitierten Beitrag) zu finden ist, kannst du mir sagen, dann schaue ich.
In deinen anderen Links war das nicht zu finden.
Nur die Anzahl an Menschen, die befragt wurden, und mal daß es "landesweit" gemacht wurde. (Keine Ahnung, wie, wenn es gefährlich ist und Bürgerkrieg gibt.) Und das reicht nicht. So kann man es ruhig in Ländern machen, in welchen es keine Kriegszustände gibt. Was ich als Ergebnis gern sehen würde, ist wieder etwas anderes und ändert die Gültigkeit einer Umfrage nicht. Meine Meinung passe ich auch nicht an die der Mehrheit an, egal was das Thema ist.
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Geändert von AndrewAustralien (03.05.2006 um 15:31 Uhr)
 
Alt 03.05.2006, 15:27   #1194
AndrewAustralien
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Toktok
Die geistige Führung im Iran ist ja nicht wenig fundamentalistisch, sind wir uns darin einig?

Wie erklärst du es dann, dass Ali Chamenei, Irans höchste geistliche Authorität, ein Fatwa erlassen hat, das den Besitz, die Entwicklung, die Weiterverbreitung und den Einsatz von Atomwaffen für unvereinbar mit dem islamischen Recht hält und daher ausdrücklich verbietet?

Besonders Grant weist gerne und häufig auf die Bedeutung solcher Fatwas hin, aber warum fürchtet er sich dann so vor dem Iran?
Dazu hat Grant einiges geschrieben, was m.E. stimmt.
Fundamentalisten und Diktatoren sind sowieso in keinem Fall glaubwürdig. Würde Nordkorea behaupten, es würde keine Nuklearwaffen haben wollen, dann heißt das auch nicht, daß man das glaubt. Man prüft das. Auch wenn Khomeini wirklich gegen Nuklearwaffen ist (unbekannt, ich tippe aber auf nein), dann muß man sich merken, daß er, trotz seiner Position, nicht alles in der Praxis kontrollieren kann.
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Alt 03.05.2006, 16:29   #1195
Kuhfladen
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Registriert seit: 07/2004
Beiträge: 4.745
im grunde genommen ist es doch so:

die usa und seine verbündeten haben sicherlich nicht korrekt gehandelt ohne un mandat in den irak eingezogen zu sein.
die primären begründungen warum sie so gehandelt haben sich auch als unrichtig erwiesen.
soweit denke ich sind wir uns alle einig und das eine solche vorgehensweise nicht unbedingt mit unseren vorstellungen von moral und gerechtigkeit vereinbar sind wohl auch.
und jetzt kommt ein ganz großes aber:

auch geheimdienste machen fehler und jede regierung ist auf ihre geheimdienste angewiesen. betrachtet man den hintergrund was am 11. september in den usa geschehen ist, dann hat das auch eine ganze menge mit aktionismus und emotionen zu tun. wir können uns das hier wohl nur schwerlich vorstellen was in den köpfen der amerikaner vorgegangen ist.
und seien wir doch mal ehrlich: wer hat sich nicht ständig über die dreistigkeit saddams aufgeregt und sich die frage gestellt warum man nicht schon viel früher kurzen prozess mit ihm gemacht hat.
sind die vielen opfer seines regimes etwa so schnell in vergessenheit geraten das man einfach darüber hinwegsehen konnte? im irak verhungerten kinder, starben menschen an mangelnder medizinischer versorgung. aber seien wir doch mal ehrlich, wer hat das zu verantworten? während sich saddam und sein clan weiterhin die wänste vollschlugen kamen medikamente und hilfsgüter nie dort an wo sie hinkommen sollten.
und wer ein spiel spielt mit den inspekteuren und ständig den eindruck hinterläßt das er etwas zu verbergen hat und sprüche bringt wie "sie werden in den feuern der hölle umkommen", der darf sich nicht wundern wenn man ihm nicht mehr traut und irgendwann die geduld verliert.
und genau so verhält sich auch der iran. betrachtet man die gefahren des islamischen terrors und die gefahren die jedes neue land das atomwaffen anstrebt oder besitzt, dann dürfte spätestens in diesem jahrtausend klar geworden sein das sich die bedrohungen in dieser welt verlagert haben. peter scholl latour hat bereits vor über 20 jahren erkannt das der islamische terror zur größten bedrohung der westlich zivilisierten welt wird.

ist es denn nicht so das es gar keine rolle spielt ob die usa im irak erfolgreich sind oder nicht? zumindest nicht für die fundamentalisten und islamisten? tatsache ist doch das die usa sich sofort zurückziehen könnten ohne das es den effekt hätte das irgendetwas besser würde? ganz im gegenteil. mag ja sein das 70% der iraker die alliierten als besatzer und unerwünscht empfinden. aber warum tun sie das? ist es nicht normal das jeder ein problem damit hat wenn fremde das land kontrollieren und dann auch noch im religiösen sinne ganz und gar anders sind?

es ist doch im grunde fatal. einerseits befreien die alliierten das irakische volk von einem schreckensherrscher, andererseits sind es dann genau die, die mit am meisten unter ihm gelitten haben die nun ihre befreier bekämpfen. und warum das ganze? es geht wieder um macht und kontrolle.
aber genau das wirft man nun den usa vor. ist doch seltsam das ausgerechnet die, die ihr leben geopfert haben und immer noch opfern in die täterrolle gedrängt werden.
niemand sagt das sie alles richtig gemacht, das es keine greueltaten, das es keine unschuldigen opfer gegeben hat. aber wie soll es auch gehen wenn man trotzdem permanent unter beschuß gerät und an der realisierung des zieles, eines freien, friedlichen und unabhängigen iraks gehindert wird? man bedenke mal wer ein interesse daran hat dieses umstand herbei zu führen.
die al quaida rühmt sich mit mehr als 800 anschlägen. na toll. will irgendjemand ernsthaft diesen verbrechern den triumph in die hand spielen die usa besiegt zu haben?
ohne die terroristischen anschläge, egal ob sie sich nun gegen die alliierten, ihre verbündeten oder gegen das irakische volk richten wäre diese ganze diskussion eine ganz andere und die menschen im irak könnten sich ohne angst auf die strasse trauen.

die verdrehung von tatsachen weil man meint die ursache wäre nur an einem "völkerrechtswiedrigen" einmarsch gebunden, der irrt gewaltig. das primärziel, die entmachtung saddams, ist geglückt. das auf diesen zug nun aber die aufgesprungen sind die sich vorher nicht getraut haben bzw. das es in ihr kalkül passt dem großen feind eins auszuwischen dürfte nicht ernsthaft verwundern. wer das aber doch tut und sich dabei ausschließlich auf fehler der usa beruft, der spielt nur denen in die hand die einen friedlichen irak auf einer demokratischen basis verhindern wollen!!!

ganz ehrlich, dieses ganze herumhantieren mit irgendwelchen zahlen oder statistiken ist für die katz.
kann man tote aufrechnen? nein, kann man nicht!
der irak birgt zum einen eine tragödie, auf der anderen eine riesenchance.
ein teil der tragödie ist es allerdings das sich leute davon anstecken lassen die kollektivschuld den usa anzulasten, die immerhin diejenigen sind die ihre söhne und töchter ins feld schicken und die nicht selten dadurch mit dazu beitragen das wir und andere in freiheit leben können.

ja, die welt ist unsicherer geworden. aber die usa tragen nur einen geringeren teil dazu bei als es so manchem lieb ist.
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Geändert von Kuhfladen (03.05.2006 um 16:47 Uhr)
Kuhfladen ist offline  
Alt 03.05.2006, 17:47   #1196
Toktok
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Beiträge: 5.545
Zitat:
Zitat von AndrewAustralien
Wie ich gestern sagte, wie viele Menschen man befragen müßte, ist ein anderes Thema.

In meiner letzten Antwort über Meinungsforschung habe ich mich gefragt, nachdem ich die Info in deinen Quellen vergeblich (weil sie nicht da ist) gesucht habe, wie sie meinen, sie hätten die Leute neutral und geltend ausgewählt. Wie viele Sunniten, Schiiten und Kurden sie gefragt haben ist nur ein Thema. Man weiß ungefähr den Anteil jeder dieser größeren 3 Bevölkerungsgruppen an der Gesamtbevölkerung, das wäre also möglich. Aber das ist nicht alles. Man sollte zum Beispiel nicht alle Sunnis, die man fragt, in einem der Landesteile finden in dem sie eine Mehrheit sind.

Wichtiger, es würde im Irak Leute geben, die Angst hätten, mitzumachen (wie bei den Wahlen) und Leute die meinen, sie müßten eine bestimmte Antwort geben. Und wie man eine bilanzierte Anzahl an Menschen landesweit findet, ist mir immernoch nicht bekannt. Wie gesagt, auch bei der BBC wäre ich skeptisch. Wenn das (ganz spezifisch das, nicht die Anzhal der Befragten oder Erklärung der Mathe und Statistik) in einer Sondererklärung in deinem neuesten Link (im zitierten Beitrag) zu finden ist, kannst du mir sagen, dann schaue ich.
In deinen anderen Links war das nicht zu finden.
Nur die Anzahl an Menschen, die befragt wurden, und mal daß es "landesweit" gemacht wurde. (Keine Ahnung, wie, wenn es gefährlich ist und Bürgerkrieg gibt.) Und das reicht nicht. So kann man es ruhig in Ländern machen, in welchen es keine Kriegszustände gibt. Was ich als Ergebnis gern sehen würde, ist wieder etwas anderes und ändert die Gültigkeit einer Umfrage nicht. Meine Meinung passe ich auch nicht an die der Mehrheit an, egal was das Thema ist.
Andrew,

ich kann dir besten Gewissens sagen, dass deine Skepsis in diesem Falle völlig unberechtigt ist. Du kannst davon ausgehen, dass auch die Umfragen im Irak durch namhafte Institutionen nach bester wissenschaftlicher Methodik durchgeführt werden, auch wenn es dort nicht so leicht ist, wie in friedlicheren Ländern.
Eine Umfrage, bei der man vorher prüft, welche Antwort die jeweils Befragten geben werden, wäre schließlich alles andere als repräsentativ. Es kommt bei Umfragen nicht darauf an, warum jemand eine bestimmte Antwort gibt, sondern dass er sie gibt. Warum die öffentliche Meinung so ist, wie sie ist, kann man sicherlich ebenfalls analysieren. Für Umfragen spielt jedoch zunächst weniger das "Warum" eine Rolle.
Bei Fragen nach dem "Warum" kommen andere Dinge zum Tragen. Wenn jemand Freunde und Verwandte durch Militäraktionen der Alliierten verloren hat, wird er einen Rückzug vermutlich stärker Befürworten, als jemand, der vom Leid des Kriegs weniger mitbekommen hat (solche Menschen dürfte man jedoch ohnehin kaum finden). Würde man sich nun bei Umfragen dazu entschließen, niemanden in und um Bagdad zu befragen, der bereits Angehörige durch den Krieg verloren hat, könnte die Umfrage sicherlich ein anderes Ergebnis liefern. Sie wäre dann bloß alles andere als repräsentativ, schließlich findet man in der Region wohl kaum jemanden, der noch keine Angehörigen seit der us-amerikanisch geführten Invasion verloren hat. (Allein in Bagdad sind, so meldet das nach der Invasion neu eingerichtete Frauenministerium, mittlerweile über 300.000 Witwen registriert.)

Man muss die befragten Personen rein zufällig auswählen, Andrew, sollte dabei nur darauf achten, dass man bei einer landesweiten Auswahl keine Regionen über-, oder unterrepräsentiert lässt, bzw. friedlichere gegenüber weniger friedlichen. BBC World Service Poll und andere Institutionen haben große, jahre-, oft Jahrzehnte lange Erfahrung bei ihrer Arbeit. Außerdem gleichen sie jeweils ihre Ergebnisse mit vergleichbaren Untersuchungen zu ähnlichen oder identischen Fragestellungen ab, und wenn dabei große Differenzen auftauchen würden, unterzöge man sie sicherlich einer genauen Prüfung, oder würde die Umfragen erneut durchführen.
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Alt 03.05.2006, 17:56   #1197
Toktok
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Zitat:
Zitat von AndrewAustralien
Fundamentalisten und Diktatoren sind sowieso in keinem Fall glaubwürdig.
(Nur kurz zur Anmerkung: Das waren rhetorische Fragen. Aber nun gut.)

Wenn Fundamentalisten grundsätzlich nicht glaubwürdig sind, ist es auch egal, ob es sich um islamische, oder um christliche Fundamentalisten handelt. Den Einfluss des christlichen Fundamentalismus in der U.S.A. bis in höchste Regierungskreise könnten wir uns ja mal genauer ansehen.

Zitat:
Zitat von Andrew
Würde Nordkorea behaupten, es würde keine Nuklearwaffen haben wollen, dann heißt das auch nicht, daß man das glaubt. Man prüft das. Auch wenn Khomeini wirklich gegen Nuklearwaffen ist (unbekannt, ich tippe aber auf nein), dann muß man sich merken, daß er, trotz seiner Position, nicht alles in der Praxis kontrollieren kann.
Dazu nur kurz: Ich meinte Ajatollah Seyyed Ali Chamenei, der die Fatwa gegen Besitz, Beschaffung, Entwicklung, Weiterverbreitung und Einsatz von Atomwaffen erlassen hat. Nicht Ajatollah Rubollah Chomeini (oder auch Khomeini).
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Alt 03.05.2006, 17:58   #1198
Grant
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Zitat:
Zitat von Toktok
Andrew,

ich kann dir besten Gewissens sagen, dass deine Skepsis in diesem Falle völlig unberechtigt ist. Du kannst davon ausgehen, dass auch die Umfragen im Irak durch namhafte Institutionen nach bester wissenschaftlicher Methodik durchgeführt werden, auch wenn es dort nicht so leicht ist, wie in friedlicheren Ländern.
Eine Umfrage, bei der man vorher prüft, welche Antwort die jeweils Befragten geben werden, wäre schließlich alles andere als repräsentativ. Es kommt bei Umfragen nicht darauf an, warum jemand eine bestimmte Antwort gibt, sondern dass er sie gibt. Warum die öffentliche Meinung so ist, wie sie ist, kann man sicherlich ebenfalls analysieren. Für Umfragen spielt jedoch zunächst weniger das "Warum" eine Rolle.
Bei Fragen nach dem "Warum" kommen andere Dinge zum Tragen. Wenn jemand Freunde und Verwandte durch Militäraktionen der Alliierten verloren hat, wird er einen Rückzug vermutlich stärker Befürworten, als jemand, der vom Leid des Kriegs weniger mitbekommen hat (solche Menschen dürfte man jedoch ohnehin kaum finden). Würde man sich nun bei Umfragen dazu entschließen, niemanden in und um Bagdad zu befragen, der bereits Angehörige durch den Krieg verloren hat, könnte die Umfrage sicherlich ein anderes Ergebnis liefern. Sie wäre dann bloß alles andere als repräsentativ, schließlich findet man in der Region wohl kaum jemanden, der noch keine Angehörigen seit der us-amerikanisch geführten Invasion verloren hat. (Allein in Bagdad sind, so meldet das nach der Invasion neu eingerichtete Frauenministerium, mittlerweile über 300.000 Witwen registriert.)

Man muss die befragten Personen rein zufällig auswählen, Andrew, sollte dabei nur darauf achten, dass man bei einer landesweiten Auswahl keine Regionen über-, oder unterrepräsentiert lässt, bzw. friedlichere gegenüber weniger friedlichen. BBC World Service Poll und andere Institutionen haben große, jahre-, oft Jahrzehnte lange Erfahrung bei ihrer Arbeit. Außerdem gleichen sie jeweils ihre Ergebnisse mit vergleichbaren Untersuchungen zu ähnlichen oder identischen Fragestellungen ab, und wenn dabei große Differenzen auftauchen würden, unterzöge man sie sicherlich einer genauen Prüfung, oder würde die Umfragen erneut durchführen.
Der Witz dabei ist ja, dass du keinen Pfenig auf diese Umfrage geben würdest, wenn sie nicht nach deinem Geschmack wäre. Das wiederum macht dich enorm unglaubwürdig.
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Grant ist offline  
Alt 03.05.2006, 18:25   #1199
Toktok
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Zitat:
Zitat von Kuhfladen
auch geheimdienste machen fehler und jede regierung ist auf ihre geheimdienste angewiesen.
Ach, diese Farce, dass man eine Zeit lang versucht hat den Geheimdiensten den Schwarzen Peter zuzuschieben, glaubst du doch nicht ernsthaft.
Die Geheimdienste haben genau das gemacht, was man von ihnen erwartet hat. Und was man von ihnen erwartet hat, belegt eindrucksvoll unter anderem das Downing Street Memorandum. Es ging darin darum, wie man einen militärischen Angriff auf den Irak völkerrechtlich legitimieren, der eigenen Öffentlichkeit als unsausweichliche Notwendigkeit verkaufen und möglichst viele Bündnispartner mit auf diesen Kriegskurs bringen könne. Weiterhin wurde deutlich, dass man keine brauchbaren Konzepte für einen möglichen Irak nach dem Krieg hatte. Im Juni 2005 wanderte dieses Dokument vom Juli 2002 durch die meisten Zeitungen dieser Welt.

Wenn hinterher gesagt wird, es sei ein geheimdienstlicher Fehler gewesen, dass die politische Führung auf angebliche Erkenntnisse über rollende, irakische Chemiewaffenlabors setzte, der irrt sich ganz gewaltig.
Auch bei den gefälschten Dokumenten, die Geschäfte zwischen Hussain und Nigeria mit atomwaffenfähigem Material belegen sollten, handelte es sich keineswegs um geheimdienstliche Fehler, sondern um absichtliche Täuschung der Öffentlichkeit und somit um lediglich einen weiteren Schritt der psychologischen Kriegsvorbereitung.

"Auch Geheimdienste machen Fehler" - Das verhöhnt geradezu die Todesopfer und unzähligen Verletzten, die der Irak-Krieg auch aufgrund dieser vermeintlichen "Fehler" bisher gefordert hatte und weiterhin fordern wird - darunter bereits fast 3000 tote und viele tausend verletzte US-Soldaten und eine noch viel größere Zahl irakischer Zivilisten.
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Toktok ist offline  
Alt 03.05.2006, 18:28   #1200
Toktok
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Zitat:
Zitat von Grant
Der Witz dabei ist ja, dass du keinen Pfenig auf diese Umfrage geben würdest, wenn sie nicht nach deinem Geschmack wäre. Das wiederum macht dich enorm unglaubwürdig.
Ich würde eine solche Umfrage zur Kenntnis nehmen, auch wenn ich sie sicherlich nicht heran ziehen würde, um meiner Argumentation Gewicht zu verleihen.
Wie gesagt, du darfst mir gerne solche Umfrageergebnisse, die meine Argumentation entkräftigen könnten, präsentieren. Viel Spaß bei der Suche.
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