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Alt 28.06.2007, 22:18   #101
roadrunner80
Golden Member
 
Registriert seit: 05/2006
Beiträge: 1.234
Zitat:
Zitat von Grant
Wie kann man die EU denn ernst nehmen, nach dem gescheiterten Versuch eine eigene Verfassung zu erlangen?
Was dir nicht passt, qualifizierst du immer despektierlich als "nicht ernstzunehmend" ab. Worin liegt die Besonderheit, dass ein Staatenverbund aus 27 Mitgliedsländern zunächst keine Einigung über eine gemeinsame Verfassung erzielen kann? Die Vorbehalte und Ängste einiger Bürger sind offensichtlich und nachvollziehbar. Dass dieser Umstand zum Scheitern der flächendeckenden Ratifzierung geführt hat, zeigt doch gerade, dass der Bürger im vereinten Europa nicht ganz so unmündig ist, wie du es hier glauben machen möchtest.

Zitat:
Zitat von Grant
Brüssel täuscht Demokratie vor wo keine ist, eine direkte Demokratie ist nicht möglich, weil dafür das Wir-Gefühl fehlt.
Die EU hat nach wie vor ein Demokratiedefizit, das aber im Laufe der Jahre verringert worden ist. Eine "direkte Demokratie" ist keine Frage des Zusammengehörigkeitsgefühls, sondern eine verfassungsrechtliche. Die Bundesrepublik Deutschland hat auch keine direkte Demokratie.

Zitat:
Zitat von Grant
Es gibt Menschen die verfluchen die Wähler, weil sie nicht das tun was sie gerne hätten, diese Menschen würde ich am liebsten auf den Mond schiessen, es sind die gleichen Menschen die vielleicht selbst zum einem Amt gewählt wurden, aber das Amt als persönliche Spielwiese und zur Befriedigung ihrer Profilneurosen ausnützen. Hab mal mit einem Typen gesprochen, der hatte irgendnen Job bei der EU, er bekam ein nettes Büro bezahlt, und pauschal Geld für den Unterhalt. Um noch mehr einzuheimsen, arbeitet seine Frau bei ihm. Oft sind das Jobs die durch Vitamin-B erfolgen und es besteht überhaupt keine Kontrolle über Erfolge oder irgendeine vernünftig verifizierbare Zielvorgabe. Aber das nur so am Rande. Wie gesagt, eine gründliche Buchprüfung würde Brüssel per sofort aus den Angeln heben.
Dass die EU ein überbürokratisierter Apparat ist, bezweifelt wohl niemand ernsthaft. Diese Tatsache ist aber nicht per se unabänderlich.
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roadrunner80 ist offline  
Alt 29.06.2007, 00:58   #102
Loveistouch
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von lilbrotha Beitrag anzeigen
Woher ist diese Information? Die Montanunion trat 1952 in Kraft und von da an bis 2002 konnten alle Mitgliedsstaaten der EGKS innerhalb dieser zollfrei die im Vertrag festgelegten Werkstoffe handeln.
Natürlich konnten sie, aber ob sie es getan haben ist eine andere Sache. Unterschiedliche Normen, Gesetze und Protektionismus haben allerdings ihren Tribut gefordert.
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Alt 29.06.2007, 02:00   #103
Toktok
night strike specialist
 
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
Zitat:
Zitat von roadrunner80 Beitrag anzeigen
Die Vorbehalte und Ängste einiger Bürger sind offensichtlich und nachvollziehbar. Dass dieser Umstand zum Scheitern der flächendeckenden Ratifzierung geführt hat, zeigt doch gerade, dass der Bürger im vereinten Europa nicht ganz so unmündig ist, wie du es hier glauben machen möchtest.
Der vergangene Gipfel zeigt eben doch, dass der Bürger genau so unmündig ist, wie Grant es beschrieben hat. Den Referenden von Frankreich und Niederlande zum Trotz wird eben nun ein Vertrag von den politischen Eliten hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet, der gar keiner Ratifizierung des Volkes mehr bedarf.
Dass damals die Bevölkerungen Frankreichs und der Niederlande überhaupt gefragt worden sind, im Gegensatz zu anderen Ländern, wo ein solches Referendum von vornherein nicht vorgesehen ist, war offenbar ein Experiment, bei dem die Regierungen fälschlicherweise einen anderen Ausgang erwartet hatten.

Zitat:
Die EU hat nach wie vor ein Demokratiedefizit, das aber im Laufe der Jahre verringert worden ist. Eine "direkte Demokratie" ist keine Frage des Zusammengehörigkeitsgefühls, sondern eine verfassungsrechtliche. Die Bundesrepublik Deutschland hat auch keine direkte Demokratie.
Die EU hat nach wie vor ein Demokratiedefizit, welches im Lauf der Zeit inwiefern verringert worden ist?
Ich sehe nämlich keine Verringerung dieses Defizits. Die EU-Gesetze werden ja nach wie vor von EU-Rat und EU-Kommission beschlossen, und deren Repräsentanten sind nicht demokratisch in diese Funktionen gewählt worden. Wählen dürfen wir das EU-Parlament, doch dies hat keine gesetzgebende Gewalt. Hinzu kommt, dass die EU-Mitgliedsstaaten per Verfassungszusatz dazu gezwungen sind, EU-Richtlinien und -Verordnungen umzusetzen; da verwundert es kaum, dass auch vor der großen Koalition die CDU/CSU die Politik der SPD-Regierung unter Schröder mitgetragen hat und sowieso neunzig Prozent aller im Bundestag beschlossenen Gesetze einstimmig verabschiedet werden. Das Nationalparlament kann ja gar nicht anders. Genau in diesem Verhältnis - Entzug der Macht nationaler Parlamente auf der einen Seite, Institutionen, die nie demokratisch ermächtigt wurden auf der anderen - geht die Demokratie doch seit Jahren flöten, und ich sehe nirgends eine Umkehrung dieser Tendenz.
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Toktok ist offline  
Alt 29.06.2007, 23:42   #104
Grant
Dauerhaft Gesperrt
 
Registriert seit: 04/2005
Beiträge: 7.178
Zitat:
Zitat von Toktok Beitrag anzeigen
Der vergangene Gipfel zeigt eben doch, dass der Bürger genau so unmündig ist, wie Grant es beschrieben hat. Den Referenden von Frankreich und Niederlande zum Trotz wird eben nun ein Vertrag von den politischen Eliten hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet, der gar keiner Ratifizierung des Volkes mehr bedarf.
Dass damals die Bevölkerungen Frankreichs und der Niederlande überhaupt gefragt worden sind, im Gegensatz zu anderen Ländern, wo ein solches Referendum von vornherein nicht vorgesehen ist, war offenbar ein Experiment, bei dem die Regierungen fälschlicherweise einen anderen Ausgang erwartet hatten.



Die EU hat nach wie vor ein Demokratiedefizit, welches im Lauf der Zeit inwiefern verringert worden ist?
Ich sehe nämlich keine Verringerung dieses Defizits. Die EU-Gesetze werden ja nach wie vor von EU-Rat und EU-Kommission beschlossen, und deren Repräsentanten sind nicht demokratisch in diese Funktionen gewählt worden. Wählen dürfen wir das EU-Parlament, doch dies hat keine gesetzgebende Gewalt. Hinzu kommt, dass die EU-Mitgliedsstaaten per Verfassungszusatz dazu gezwungen sind, EU-Richtlinien und -Verordnungen umzusetzen; da verwundert es kaum, dass auch vor der großen Koalition die CDU/CSU die Politik der SPD-Regierung unter Schröder mitgetragen hat und sowieso neunzig Prozent aller im Bundestag beschlossenen Gesetze einstimmig verabschiedet werden. Das Nationalparlament kann ja gar nicht anders. Genau in diesem Verhältnis - Entzug der Macht nationaler Parlamente auf der einen Seite, Institutionen, die nie demokratisch ermächtigt wurden auf der anderen - geht die Demokratie doch seit Jahren flöten, und ich sehe nirgends eine Umkehrung dieser Tendenz.

Das wir uns mal so tief einig sein würden...
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Grant ist offline  
Alt 30.06.2007, 00:20   #105
Wusch
 
Registriert seit: 08/2004
Ort: München
Beiträge: 19.817
Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen
Mir ist an mir selbst aufgefallen, dass ich mich sehr europaeisch fuehle, wenn ich nicht in Europa bin. Ich fuehle mich britisch, wenn ich in Europa bin. Und wenn ich in UK bin fuehle ich mich Englisch. Bin ich in England, fuehle ich mich als Londoner. Bin ich in London, gehoere ich natuerlich nach Camden.

Geht euch es auch aehnlich?
mir geht es genauso.
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Wusch ist offline  
Alt 30.06.2007, 00:20   #106
roadrunner80
Golden Member
 
Registriert seit: 05/2006
Beiträge: 1.234
Zitat:
Zitat von Toktok
Den Referenden von Frankreich und Niederlande zum Trotz wird eben nun ein Vertrag von den politischen Eliten hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet, der gar keiner Ratifizierung des Volkes mehr bedarf.
Er bedarf einer Ratifizierung durch die Nationalparlamente, die ihrerseits demokratisch gewählt worden sind. Die Legitimationskette bleibt also erhalten.

Zitat:
Zitat von Toktok
Die EU hat nach wie vor ein Demokratiedefizit, welches im Lauf der Zeit inwiefern verringert worden ist?
Insofern, als die Kompetenzen des Europäischen Parlamentes immer weiter ausgebaut wurden, z.B. durch die Erweiterungen des Mitbestimmungsverfahrens. Natürlich bleibt unter dem Strich ein struktureller Mangel an Demokratie. Das bestreite ich nicht.
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roadrunner80 ist offline  
Alt 30.06.2007, 00:27   #107
Wusch
 
Registriert seit: 08/2004
Ort: München
Beiträge: 19.817
ich stimme ja grant und toktok völlig zu, was die demokratiedefizite angeht.
den airbus halte ich auch nicht für erfolgreich.

Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen
Hm, okay. Das stimmt.
Die New Yorker sind ein ganz eigenes Thema.

Back to Europe.
naja, man könnte sich die new yorker als beispiel für europa nehmen.
die new yorker sind ja in erster linie new yorker, egal, woher sie mal gekommen sind - aus den usa oder 100000 anderen ländern - in dieser stadt ist bei den bewohner ein gefühl gewachsen, dass sie etwas völlig eigenständiges sind. so ähnlich würde ich mir das für europa auch wünschen,aber das wird wohl mindestens 200 jahre dauern
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Wusch ist offline  
Alt 30.06.2007, 12:11   #108
Luthor
jolly cynic & Inklishman
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Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
Zitat:
Zitat von wusch Beitrag anzeigen
naja, man könnte sich die new yorker als beispiel für europa nehmen.
die new yorker sind ja in erster linie new yorker, egal, woher sie mal gekommen sind - aus den usa oder 100000 anderen ländern - in dieser stadt ist bei den bewohner ein gefühl gewachsen, dass sie etwas völlig eigenständiges sind. so ähnlich würde ich mir das für europa auch wünschen,aber das wird wohl mindestens 200 jahre dauern
Du meinst, die europaeischen Laender sollen so ein Identitaetsgefuehl zu Europa als Gebilde entwickeln, wie die New Yorker zu ihrer Stadt?
Das kann nicht funktionieren.
Jedes europaeische Land hat eine eigene Geschichte und Kultur. Meistens sogar eine sehr lange. Vielleicht nicht in den Grenzen von heute, aber auf jeden Fall ethnopolitisch. Ich glaube, das dieser Dualismus wird noch sehr lange bestehen bleiben. Wenn Europa sich gut entwickelt, also es den Menschen gut geht und ihnen ein gutes Gefuehl gibt, dann werden sich viele dazu bekennen und damit identifizieren. Ich glaube nicht, dass Nationalismen dadurch *aussterben*. Die Identitaet bleibt bestehen. Es wird auch immer Leute geben, die das aktiv bewahren wollen.
Eine europaeische Staatsangehoerigkeit (eine ausschliessliche) kann es erst dann geben, wenn die Generationen, die in Nationalstaaten geboren und gross geworden sind, ausgestorben sind.
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Luthor ist offline  
Alt 30.06.2007, 13:11   #109
Toktok
night strike specialist
 
Registriert seit: 05/2001
Beiträge: 5.545
Zitat:
Zitat von roadrunner80 Beitrag anzeigen
Er bedarf einer Ratifizierung durch die Nationalparlamente, die ihrerseits demokratisch gewählt worden sind. Die Legitimationskette bleibt also erhalten.
Der Punkt ist, dass die Nationalparlamente einen Vertrag ratifizieren könnten (und höchstwahrscheinlich werden sie es auch), dessen Inhalte die Bevölkerungen mancher Länder mehrheitlich ablehnen, und das wissen sowohl die Regierungen, als auch die parlamentarischen Mehrheiten, die hinter ihnen stehen. Genau aus diesem Grund soll das Referendum schließlich umgangen werden. Formalrechtlich mag das unproblematisch sein, dennoch sieht man, welch tiefe Verachtung die politischen Eliten bisweilen für die Demokratie bzw. Mehrheitsentscheidungen/-wünsche des Volkes übrig haben.
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Toktok ist offline  
Alt 30.06.2007, 23:04   #110
roadrunner80
Golden Member
 
Registriert seit: 05/2006
Beiträge: 1.234
Zitat:
Zitat von Toktok
Der Punkt ist, dass die Nationalparlamente einen Vertrag ratifizieren könnten (und höchstwahrscheinlich werden sie es auch), dessen Inhalte die Bevölkerungen mancher Länder mehrheitlich ablehnen, und das wissen sowohl die Regierungen, als auch die parlamentarischen Mehrheiten, die hinter ihnen stehen. Genau aus diesem Grund soll das Referendum schließlich umgangen werden. Formalrechtlich mag das unproblematisch sein, dennoch sieht man, welch tiefe Verachtung die politischen Eliten bisweilen für die Demokratie bzw. Mehrheitsentscheidungen/-wünsche des Volkes übrig haben.
Da stimme ich dir teilweise zu. Interessant wäre zu wissen, wie groß die prozentuale Akzeptanz innerhalb der Gesamt-EU, also staatenübergreifend, ist bzw. wäre. Ganz allgemein aber glaube ich, dass die allermeisten Bürger - auch hierzulande - so ziemlich keine Ahnung von dem haben, was die geplante Verfassung überhaupt beinhaltet. Ich bin fast sicher, dass die Ablehnung in Frankreich und Holland damals auch mit diffuser Angst von Menschen in Zusammenhang stand, die gar nicht so recht wussten, auf was sie sich mit einer Ja-Stimme einlassen würden.
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Geändert von roadrunner80 (30.06.2007 um 23:11 Uhr)
roadrunner80 ist offline  
 

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