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Alt 22.11.2000, 21:33   #1
sweet_dream
Senior Member
 
Registriert seit: 05/2000
Ort: Deutschland, 13059, Berlin
Beiträge: 861
Hallo Leutchen,

ich hoffe ihr könnt mir ein wenig helfen. Denn momentan liege ich mir mit einem düsseldorfer in den Haaren. Er ist der meinung, das jeder Deutsche der einen dialekt spricht nur kauderwelsch von sich gibt. Und das hochdeutsch besser sei. Was ich persönlich als berliner nicht so ganz nachvollziehen kann. Denn gerade der dialekt macht doch einen mensch interessant. Oder seht ihr das etwa anders?

Aber hier erstmal die Story wie wir dazu kamen uns darüber zu streiten.

Er hat eine freundin, die wohnt im Frankenland (Bayern glaub ich) und sie sagt zu 07:15 uhr eben "viertel acht". Darüber hat er sich aufgeregt, wie man so einen blödsinn von sich geben könnte. Denn ein viertel gibt es ja nicht. Also habe ich versucht es im auf dem logischen weg zu erklären, das es vielleicht auch im gewissen sinne eine vereinfachung ist. Was er natürlich abstritt. Dann fing er an, das wir die ausnahme seien, denn international wird die Uhrzeit auch verständlich ausgedrückt. Er brachte das beispiel England, aber ich weiß das es im englischen nicht so einfach ist. Denn die sagen schließlich nicht einfach "It´s seven fifteen" Die sagen nämlich "quarter past seven". Also im grunde auch nicht so einleuchtend.

Jedenfalls kam er dann von der uhrzeit eben zum dialekt. Das so ein dialekt mehr als peinlich sei. Und das man damit nur negativ auffallen würde. Was ich aus persönlichen erfahrungen nicht bestätigen konnte. Und er ist ebenso der meinung, das unsere kinder ihre eigene muttersprache nicht korrekt sprechen würden, sondern den betreffenden dialekt aus ihrer region. Nur was ist daran nicht korrekt? Deutsch ist deutsch! Oder etwa nicht.

So das war es erstmal im gröbsten! Ich hoffe natürlich das sich hier einige dran beteiligen, weil ich schon gern wissen möchte ob ich auf verlorenem posten mit meiner meinung stehe.

P.S. Keine ahnung ob englische schreibweise richtig ist. Schon so lang her! *grins*
sweet_dream ist offline  
Alt 22.11.2000, 21:33 #00
Administrator
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Alt 22.11.2000, 21:44   #2
Grant31
Special Member
 
Registriert seit: 02/2000
Ort: Schweiz
Beiträge: 3.571
..und wieder in neues thema...

ähm...also...mit so nem typen hätte ich gar nicht weiter diskutiert. 1. gibt es sehr wohl "viertel nach acht" oder "viertel vor acht" eine stunde = 100%, 15min = 25% ergo ein viertel. 2. ist der dialekt ein kultureller bestandteil eines volkes. 3. stimmt es sicherlich, dass es überregional mit "hauchdeutsch" einfacher geht.
grant
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Grant31 ist offline  
Alt 22.11.2000, 21:49   #3
sweet_dream
Senior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 05/2000
Ort: Deutschland, 13059, Berlin
Beiträge: 861
Hi Grant,

habe es inzwischen auch aufgegeben mit ihm weiter zu diskutieren. Weil der schwebt irgendwo ganz weit oben. Ich muß dir aber in dem was du gesagt recht geben. Und die sache mit dem viertel hatte ich auch versucht ihm zu erklären aber das hat er erst gar nicht gelten lassen.

Und das internatiol mit hochdeutsch einfacher ist, ist mir irgendwo klar. Denn in dem man hochdeutsch spricht geht man sicher das das gegenüber einen auch versteht. Was ja auch logisch ist. Nur sollte man den dialekt nicht verleugnen. Und dies tut er.

P.S. neues Thema, weil alle anderen am einschlafen sind. Und mich das brennend interessiert hat.
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sweet_dream ist offline  
Alt 22.11.2000, 21:57   #4
Ich, Claudius
Member
 
Registriert seit: 11/2000
Beiträge: 69
hallo, sweet!

ich weiß gar nicht genau, ob ich die kommentare deines düsseldorfers ignorant, arrogant oder lieber gleich beides auf einmal nennen soll.

für die verständigung untereinander ist es sicher besser, wenn der friese nicht platt und der oberländer nicht seinen tölzer dialekt spricht.

aber dialekte sind ein stück identität jedes menschen. klar gehen mir die berufsbayern meiner heimat manchmal auf die nerven, weil sie jeden ungefragt spüren lassen, daß sie bayern sind. aber als gegenreaktion auf leute wie den düsseldorfer, mit seinem - sorry - preußisch geprägten überlegenheitsfimmel kann ich es wieder gut verstehen.

dialekte machen auch die vielfalt eines volkes aus und bewahren es vor uniformität. schick deinen düsseldorfer mal nach boston, dort kann er sich feines ostküstenamerikanisch anhören. und dann soll er nach alabama, louisiana oder mississippi fahren. da kann er dann den genialsten und breitesten südstaatenslang hören. der reiche schnösel aus boston ist für die leute dort nur ein arroganter yankee und der yankee sieht in den southeners nur blöde, faule rednecks. und trotzdem sind alle amerikaner. das problem gibts also nicht nur hier.

daß manche dialekte individuell unangenehm klingen können, macht überhauot nichts und sagt nichts über intelligenz, begabungen usw. aus.

die bemerkung, die kinder würden nur ihren regionalen dialekt lernen und nicht ihre eigentliche muttersprache ist auch selten blöd. so ist es seit ungefähr 1000 jahren und weder menschen noch land haben jemals daran schaden genommen.

by the way - "a quarter past seven" und "seven-fifteen" - beides ist absolut richtig. engländer verwenden lieber die erste, amerikaner die zweite redewendung. aber richtig sind beide.

gruß,

Ich, Claudius
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Ich, Claudius ist offline  
Alt 22.11.2000, 22:33   #5
sweet_dream
Senior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 05/2000
Ort: Deutschland, 13059, Berlin
Beiträge: 861
Hallo Claudius,

weißt du was das witzige daran ist? Ich mußte nämlich schmunzeln als du das beispiel über amerika gebracht hast. Und zwar weil wenn es nach ihm ginge sollte Deutschland ein Bundesstaat der USA sein. Denn gegen die USA hat er nichts, und das obwohl dort wesentlich mehr dialekte gesprochen werden als wie hier. Ist doch schon komisch oder?

Aber ansonsten kann ich deinen ausführungen nur zustimmen. Denn ich sehe es genauso. Was mich bei seiner ausführung am meisten aufgeregt hat, ist folgendes beispiel. Die hatten einen Pförtner, den man es angehört hat, das er düsseldorfer ist. Und dies fand er peinlich und nicht akzeptabel, denn schließlich soll dieser mensch andere menschen begrüßen und das kann man doch nicht in so einem fürchterlichem dialekt tun. Und das er aus diesem grund diesen job hätte. Um ihn in dieser hinsicht zu beschreiben fällt mir kein passendes wort ein. Denn wenn es nach ihm ginge müßten alle die hochdeutsch reden in der chefetage sitzen! Nur frage ich mich dann warum er in der Registratur (aktenverwaltung) eines ministeriums sitzt wenn er so perfekt hochdeutsch quatschen kann. Ist doch schon etwas seltsam oder?
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sweet_dream ist offline  
Alt 22.11.2000, 22:35   #6
KindlicheKaiserin
Senior Member
 
Registriert seit: 01/2000
Beiträge: 560
bei uns in der Gegend sagt man auch "viertel acht" (19.15) oder auch "dreiviertel acht" (19.45) und es gibt zig andere Wörter, die die meisten hier wohl nicht verstehn würden.
Ich finde es immer recht lustig, wenn dann irgendwelche aus dem hohen Norden da sind und man so bißchen die unterschiede der Deutschen Sprache ausdiskutieren kann. Das wird bei uns meist ein riesen Spaß, weil jeder irgendwelche Dialektwörter in den Raum wirft und die andern müssen raten was das heisst.
Außerdem bin ich stolz darauf ein Badner zu sein *g* also will ich auch so sprechen. Und anderseits mag ich bestimmte andere Dialekte wahnsinnig gern hören.

Natürlich kann ich auch Hochdeutsch sprechen, wenn mich einer so gar nicht versteht. Aber wenn ich unter meinen Liebsten bin, verstehn die mich auch so.

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KindlicheKaiserin ist offline  
Alt 22.11.2000, 22:57   #7
Diabolus
Platin Member
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Mainz
Beiträge: 1.527
Zitat:
Originally posted by Ich, Claudius
...klar gehen mir die berufsbayern meiner heimat manchmal auf die nerven, weil sie jeden ungefragt spüren lassen, daß sie bayern sind...
claudius, du hast es genau auf den punkt gebracht, was nervt. der (berufs)bayer muss erstmal eine positionsbestimmung abgeben und zwar so, dass er andere ausgrenzt. keine ahnung warum er das nötig hat, vielleicht eine mischung aus ignoranz, intolleranz, mangelndem selbstbewustsein und bayerischen nationalstolz.

ansonsten ist der dialekt ein stückchen heimat und standortbestimmung. mir fällt zum beispiel auf, dass ein bayer den ich kenne mit mir hochdeutsch redet (wie ich) und wenn er mit anderen bayern spricht, wechselt er ins bayrische. ich glaube, das erzeugt sowas wie vertrauen untereinander.

manche dialekte sind für mich witzig, wie das sächsische oder hässlich, wie das fränkische oder sympatisch, wie das snacken im norden.. hmm...das ist eine geschmacksfrage und jeder wird da seine eigenen vorstellungen haben.

ich finde es gut, wenn den kindern der dialekt in der schule nicht ausgetrieben wird. ich denke, dass ihnen das eine regionale identität erzeugt und erhält, was ich aus den verschiedensten gründen für wichtig halte.

diabolus
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Diabolus ist offline  
Alt 22.11.2000, 23:12   #8
O L I
Golden Member
 
Registriert seit: 10/1999
Beiträge: 1.120
Die Hauptsache ist doch, dass sich die Menschen untereinander verständigen können. Wie, ist doch egal.
Es gibt sicher auch Akzente, die mir persönlich auch nicht gefallen, aber deswegen diskreditiere ich niemanden.
Ich gebe aber zu, dass ich mich schon darüber lustig machen kann.

O L I
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O L I ist offline  
Alt 23.11.2000, 00:01   #9
Ich, Claudius
Member
 
Registriert seit: 11/2000
Beiträge: 69
Zitat:
[i]
claudius, du hast es genau auf den punkt gebracht, was nervt. der (berufs)bayer muss erstmal eine positionsbestimmung abgeben und zwar so, dass er andere ausgrenzt. keine ahnung warum er das nötig hat, vielleicht eine mischung aus ignoranz, intolleranz, mangelndem selbstbewustsein und bayerischen nationalstolz. [/B]
diabolus, ganz so hatte ich es nicht gemeint. ich bin bayer, bin in münchen geboren und aufgewachsen. da meine eltern aber nicht von heir stammen, habe ich, bis ich zur schule kam, nur hochdeutsch gesprochen. mein münchnerisch hab ich ganz schnell in der volksschule gelernt. ich kann beide "sprachen" konplett voneinander trennen und beide "akzentfrei" sprechen. genauso trenne ich zwischen "typisch" bayrischen, also regionalen, und "deutschen" lebenseinstellungen. übrigens bin ich auch total ausgegrenzt, wenn ich ganz oben im norden von platt sprechenden menschen umgeben bin. stört mich aber gar nicht. und selbst wenn, würde ich es NIE sagen. ist deren gegend und deren dialekt. punktum.

mit der positionsbestimmung gebe ich dir recht, ganz sicher aber nicht mit ignoranz, intoleranz und mangelndem selbstbewußtsein. ihr licht unter den scheffel gestellt haben die bayern noch nie ich weiß auch keinen treffenden grund dafür. was du ignoranz nennst, würde ich eher als trotz bezeichnen, den bis heute werden "die" bayern vor allem im norden noch immer gerne als hinterwäldlerische und zurückgebliebene bierdimpfl bezeichnet. ziemlich unverständlich, wenn man sich das nord-süd-gefälle in punkto wirtschaft, kultur und anderen bereichen ansieht. meistens ist es ja als witz gemeint (*gähn* wie neu), aber manchmal vermute ich hinter solchen bemerkungen auch einen gewissen minderwertigkeitskomplex, von wegen bayern ist schön, mit riesigem freizeitwert hat eine florierende wirtschaft, berge von kunstschätzen, im verhältnis kaum arbeitslose usw. usw. letzteres ist auch ein grund übrigens, warum die SPD in bayern ein so tristes schattendasein führt.

und die intoleranz, die man uns (ich sage jetzt ganz bewußt: "uns") so gerne unterstellt, weil bayern katholisch, bla, bla etc. pp. ist auch ein gern zitierter mythos. klar gibt es immer unterschiede zwischen freiem städtischem leben und engeren dörflichen strukturen, aber genau betrachtet ist das im westen und norden um keinen deut anders.

ich bin nicht blind und sehe natürlich festgefahrene strukturen in bayern. aber ich atme in bayern ebenso frei wie sonst irgendwo. doch die luft kommt mir ein bißchen süßer vor.
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Ich, Claudius ist offline  
Alt 23.11.2000, 01:55   #10
Diabolus
Platin Member
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Mainz
Beiträge: 1.527
hi claudius,

ganz so, wie du meinen text verstanden hast, war er nicht gemeint. erstens habe ich ich nicht alle bayern gemeint, sondern nur die berufsbayern, d.h. die, die ununterbrochen und ungefragt jedem ihr herkunft deutlich machen müssen. zweitens brauchst du mir nichts von bayerns vorzügen zu erzählen, da ich sie kenne und schätze. ich wohne nämlich seit 11 jahren in bayern und 4 jahren in münchen. eigentlich komme ich aus achsen-anhalt.


mich nervt ein bayer, wenn er versucht absichtlich so zu sprechen, dass ihn nur bayern verstehen. ich verstehe ihn mittlerweile natürlich, aber der versuch nervt mich schon. weiterhin kann man mit keinem bayern weißwurstessen gehen, ohne dass er versucht einem zu erklären, wie man die richtig ißt. ich habe wirklich schon alles hundert mal gehört und könnte ein buch drüber schreiben. nerv, nerv, nerv. derartige verhaltensweisen sind mir bei anderen stämmen deutschlands noch nicht begegnet, obwohl es sie geben mag.

mit ignoranz in diesem zusammenhang meine ich das dabei ausgestrahlte bewustsein, über anderen zu stehen. mit intolleranz meinte ich die vermittelte einstellung, die bayerische lebensart sei die einzig wahre. ich will dir dies alles nicht unterstellen, aber erstaunlich oft begegnet mir das schon. vielleicht kannst du mir das ja als urbayer erklären? ich kann mir das jedenfalls nur mit mangelnden selbstbewustsein erklären, wenn man, und ich sag das mal grob, erstmal in die ecke pinkeln muss, damit jeder weiß wer man ist.

und wenn es sowas wie volksseele gibt, dann liegt in der bayerischen die angst, dass urwüchsige triebe zum vorschein kommen. diesem wird begegnet mit einer strenge in relligion und bildung. der bayer weiß instinktiv, dass er sein gemüt in einem intelektuellen käfig halten muss. klingt vielleicht bizzar, aber ich glaube dies beobachtet zu haben.

irgendwie führt das aber vom thema weg, welches sich eigentlich um dialekt oder hochdeutsch drehte.

diabolus
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Diabolus ist offline  
 

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