Lovetalk.de

Zurück   Lovetalk.de > > >
Alle Foren als gelesen markieren

 
 
Themen-Optionen
Alt 17.11.2000, 00:16   #1
Diabolus
Platin Member
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Mainz
Beiträge: 1.527
Multikulti vs. Leitkultur

zur zeit wird auf das heftigste um begrifflichkeiten und inhalte gestritten. im kern geht es darum, wie wir damit umgehen, dass menschen aus anderen ländern nach deutschland kommen und in welchem umfang das geschehen soll.

bestimmt wird diese debatte von ideologischen verblendungen auf beiden seiten und einer politik in der vergangenheit, von der man heute sagen kann, dass sie fehlgeschlagen ist.

da nehmen große teile der bevölkerung ausländer nur als (minderwertige) gastarbeiter war, die eine gefahr für die innere sicherheit und arbeitsplätze darstellen. die cdu/csu nimmt diese vorstellungen auf und ist daher der zuwanderung gegenüber eher restriktiv eingestellt. diese partein verlangen eine anpassung vor allem der zugewanderten an eine deutsche leitkultur.

auf der anderen seite schreien die auf, die meinen das ewige gewissen deutschlands zu sein. leitkultur bedeutet für sie die heraushebung des deutschen über alles andere. sie sehen in der andersartigkeit von zuwanderern eine bereicherung und haben das ideal von der multikulturellen demokratie, also einem nebeneinander verschiedenster kulturen in deutschland. hier gehören die spd und die grünen her und fast jede kritik mit den herrschenden zuständen zieht schmähungen nach sich, die von stammtischgerede bis hin zur naziecke gehen.

festzustellen ist, dass sich die zuwanderungsfrage stellt, weil einfach menschen zu uns kommen. wir können also nicht einfach die bewältigung auf die lange bank schieben. fest steht auch, dass es ängste und vorbehalte gegen zuwanderer gibt. es wäre arogant sich nicht damit außeinanderzusetzen.

möglicherweise ist die kriegs- und nachkriegsgeneration nicht dazu in der lage die damit zusammenhängenden fragen zu lösen. vermutlich ist es auch schwer, wenn viele begriffe in der eigenen vorstellung schon negativ geprägt sind, ich denke da an nation, stolz für die einen und ausländer für die anderen. umso mehr ist es an uns jungen eine neue position herauszuarbeiten.

ich bin mit ausländern aufgewachsen, reisen sind für mich normal und ich habe kein problem damit zu sagen, dass ich mein land deutschland liebe. und wenn ein ausländer eine straftat begeht, fordere ich, das er bestraft wird, ohne mich als rassendiskriminierer zu fühlen. ich denke, ich kann mich pragmatisch an die sache wagen.

ich will meine qualifikation nicht dadurch nachweisen, dass ich japanisch, indisch oder sonst was esse. ich hab aber eine vorstellung davon, wie ich mir das leben mit (zunächst) fremden vorstelle:

grundsätzlich gibt es das modell des nebeneiender verschiedener kulturen, was in der usa sehr erfolgreich praktiziert wird auf der anderen seite gibt es das modell, dass sich die zuwanderer dem leben in ihrem neuen land anpassen und assimilieren. wo es jetzt diese beiden extreme gibt, wird man fast mit der nase darauf gestoßen, dass es die goldene mitte auch noch gibt: gemeinsamer grundkonsenz mit gegenseitig akzeptierter andersartigkeit.

tja und die letztere variante ist auch die, die mir behagt, wohlwissend, das sie die schwierigste ist, weil man die grenzen ziehen muss. die grenze muss zwischen inakzeptabler und akzeptabler andersartigkeit gezogen werden.

wichtig ist für mich, dass ein zuwanderer deutsch spricht, ich würde die hürde nicht alzu hoch hängen, aber deutsch zu können ist für mich ein essential. weiterhin muss die gleichheit von mann und frau gewahrt sein. auch wichtig ist für mich, dass der staat als oberstes ordnungsorgan anerkannt wird. und wenn dann noch eine versprechen auf das grundgesetz erfolgt, dieses und die anderen gesetze zu achten, dann denke ich ist ein grundkonsenz hergestellt. darüber hinausgehende andersartigkeiten würden mich nicht stören. dann fände ich es tatsächlich gut, die zuwanderung anhand der deutschen bedürfnisse zu steuern. die amerikaner machen es uns vor. sie holen leute ins land, die die wirtschaft unterstützen. ich sehe das nützlichkeitskriterium nicht als verfehmt an.

und ich denke mal, es gibt sowas wie deutschsein. sonst könnte ich ja gar nicht sagen, das die anderen mir anders vorkommen. erbsensuppe - zugegebenerweise etwas gruselig, aber auch sie gehört dazu. aber ich würde nicht verlangen, dass jeder zuwanderer einen teller pro woche essen muss. ich halte es mit den worten: nationalismus ist hass auf die anderen und patriotismus die liebe zu den eigenen. ich umarme jetzt nicht gleich jeden, aber ich denke jeder weiß, was ich meine. so jetzt höre ich lieber auf, bevor ich mir einen schwarz, rot, goldenen bildschirmschoner mache.

diabolus

Diabolus ist offline  
Alt 17.11.2000, 00:16 #00
Administrator
Hallo Diabolus, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 17.11.2000, 01:21   #2
gotto
Rock'n'Roll Übermensch
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Hessen
Beiträge: 2.372
Also, ich denke auch, dass die goldene Mitte der richtige Weg ist, und ich glaube, dass er auch schon ziemlich gut funktioniert. Behindert wird dieser Weg durch Extremisten auf beiden Seiten, solche, die Ausländer ausgrenzen, und solche Ausländer, die sich selbst ausgrenzen.

Aber 2 Kritikpunkte habe ich doch zu deiner Äußerung:
1. Deutsch als Vorraussetzung der Zuwanderung
Sicher ist es für eine Integration notwendig, die Landessprache zu beherrschen, aber dies sollte nicht die Grundvorraussetzung für eine Zuwanderung sein. Wenn ich dies zur Vorraussetzung mache, dann muß ich konsequenter Weise zunächst das Recht auf Asyl aus dem Grundgesetz streichen, denn es müßte ja lauten: "Jeder deutsch-sprechende politisch Verfolgte genießt Asyl."

2. "Versprechen" auf das Grundgesetz
Ich denke, dass es selbstverständlich ist, dass ich mich nach den geltenden Landesgesetzen zu richten habe, ob Aus- oder Inländer. Wozu also ein "Versprechen" auf das GG? Und Warum dann nur für Ausländer? Müßte dann nicht auch jeder Deutsche mit Volljährigkeit ein solches Versprechen ablegen? Und was soll ein solches Versprechen in einem Land bewirken, in dem sogar ein Regierungschef seinen Eid auf die Verfassung unbestraft brechen darf?

gotto
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
gotto ist offline  
Alt 17.11.2000, 01:21   #3
Flush
Member
 
Registriert seit: 01/2000
Beiträge: 72
Ich denke, der Begriff der Einwanderung muß mal genauer definiert werden.
Deutschland benötigt dringend und langfristig qualifizierte, ausländische Arbeitskräfte - davon haben wir viel zuwenig.
Deutschland benötigt aber keine unqualifizerten Wirtschaftsflüchtlinge - davon haben wir viel zuviele.
Um dieses Missverhältnis endlich zu Deutschlands Gunsten zu ändern, benötigen wir ein Einwanderungsgesetz.

Ich verstehe unter einer deutschen "Leitkultur", daß Einwanderer jeglicher Herkunft und Religion einerseits ihre religiösen und traditionellen Verhaltensweisen frei ausleben dürfen - dies aber stets im Rahmen des hierzulande gültigen Rechts-und Moralverständnis bleiben muß.
Fundamentalisten (politisch und religiös) sind Gift für Liberalismus und Demokratie und haben in diesem Land nichts verloren!

So stelle ich mir eine positive Entwicklung der Einwanderungspolitik vor.

Flush
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Flush ist offline  
Alt 17.11.2000, 17:04   #4
O L I
Golden Member
 
Registriert seit: 10/1999
Beiträge: 1.120
Ich kann mich da im Wesentlichen Dia anschließen.

Zwei Punkte möchte ich noch aufführen. Dazu hätte ich gerne eine Stellungnahme von gotto.

1.) in Schweden MUSS jeder Asylant bzw. Zuwanderer an einem Schwedischkurs teilnehmen. Neben der Landessprache selbst wird dort kulturelles behandelt. Wer den Kurs nicht besucht bekommt kein Geld vom Staat, wer unentschuldigt fehlt, bekommt die Sozi gekürzt. Ein prima Model, wie ich finde.

2.) in den USA müssen Zuwanderer auf die Verfassung einen Eid ablegen. Ist doch eine sinnvolle Sache. Es hat symbolischen Charakter. Warum nicht auch in Deutschland?

O L I
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
O L I ist offline  
Alt 17.11.2000, 18:02   #5
Toff
Quelle der Weisheit
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: A-4030 Linz
Beiträge: 3.118
Gotto, wenn ich mich nicht sehr irre ist Asyl und Zuwanderung etwas grundverschiedenes.

Jemand der Asyl beantragt, will vor einer aktuellen und konkreten Verfolgung flüchten und soll für die Dauer dieser Verfolgung eine Zuflucht erhalten. (z.B. Kosovo-Krieg). Wird dieses Problem beseitigt sollte er eigentlich in seine Heimat zurückkehren (wollen).

Ein Zuwanderer deklariert von vorne herein, daß er eine neue Heimat sucht, nicht aus Gründen einer Verfolgung, sondern einfach weil er es will.

Ein Problem entsteht aber dadurch, daß man an die Zuwanderung zu recht gewisse Bedingungen knüpfen kann ("du willst bei uns leben, aber dafür wollen wir, daß du Deutsch kannst, dich anpaßt..."), während ein Asylant aufgenommen werden muß (vielmehr müßte).
Darum tarnen sich gelegentlich/manchmal/oft/ständig Zuwanderer als Asylanten (sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge) um den Zuwanderungsbestimmungen und Quoten zu entgehen.

Das wiederum führt zu der Notwendigkeit einer aufwendigen Kontrolle der Rechtmäßigkeit des Asyls und zu einer in Summe äußerst unbefriedigenden Gesamtsituation.


Die USA als Musterland hinzustellen, halte ich für nicht so korrekt. Wenn es so wäre, daß dort alle Ausländer dfreudig einwandern dürften, warum wird dann die Grenze zu Mexiko festungsartig ausgebaut? mit Infrarotkameras, Bewegungssensoren, etc...
Man kann auch nicht sagen, daß die Volksgruppen ein ungestörtes Verhältnis zueinander haben (ich denke da an die Vorfälle in L.A.).
Sicher, es gibt dort die Chinatowns, obwohl vieleicht ist das auch eine Mentalitätsfrage der Asiaten, denn die scheinen nirgendwo in solche Schwierigkeiten verwickelt zu werden.
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Toff ist offline  
Alt 17.11.2000, 20:18   #6
gotto
Rock'n'Roll Übermensch
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Hessen
Beiträge: 2.372
@ OLI

zu 1) Ja.. das halte ich auch für ein gutes Modell!

zu 2) Wie ich oben schon aufgeführt habe: -warum kein Eid für Inländer? Und was bringt ein Eid in einem Land, in dem sich nicht einmal die Spitze des Staates an den Eid hält?

@ Toff

Ja, du hast recht, was die Unterscheidung Zuwanderer / Asylant betrifft. Aber bei der derzeitigen deutschen Asylgesetzgebung ist und bleibt es ein Hohn, von einem "Recht" auf Asyl zu sprechen, denn welcher Asylant kann sich schon einen Fallschirmabsprung leisten? Jeder andere muß konsequenterweise abgewiesen werden, da er aus einem "sicheren Drittstaat" kommt. Bei den Kososvoflüchtlingen handelt es sich um eine andere Kategorie. Hier handelt es sich nicht um Asylanten, sondern um Flüchtlinge, von denen ein gewisses Kontingent für befristete Zeit aufgenommen wurde...

gotto
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
gotto ist offline  
Alt 20.11.2000, 17:11   #7
Toff
Quelle der Weisheit
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: A-4030 Linz
Beiträge: 3.118
gotto, zum sicheren Drittländer:
Meinst du diese Länder sind garnicht sicher?

Gibt es einen Unterschied zwischen Asylanten und Flüchtlingen?
Ich dachte auch ein Flüchtling beantragt Asyl...Aber so firm bin ich da nicht.
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Toff ist offline  
Alt 20.11.2000, 19:41   #8
gotto
Rock'n'Roll Übermensch
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: Hessen
Beiträge: 2.372
Nimm als Beispiel die Kosovo - Flüchtlinge. Die Mehrheit von ihnen "darf" wieder nach Hause, daher der Unterschied zwischen Flüchtling und Asylant...

Und was heißt schon sicher? Ist Deutschland für Ausländer sicher??

gotto
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
gotto ist offline  
Alt 20.11.2000, 19:51   #9
Toff
Quelle der Weisheit
 
Registriert seit: 11/1999
Ort: A-4030 Linz
Beiträge: 3.118
Jeder Asylant "darf" wieder nach Hause, wenn sich die Lage in der Heimat entsprechend ändert.
Oder meist du, daß ein Regimkritiker nicht mehr nach Hause dürfte, wenn das entsprechende Regiem gestürzt wird?

Wenn Deutschland nicht sicher ist, warum flüchten Leute dann dorthin? Vor allem wenn sie vorher schon in (so wie du das andeutest) sichereren Ländern waren?
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
Toff ist offline  
Alt 23.11.2000, 02:17   #10
BFG
Junior Member
 
Registriert seit: 11/2000
Beiträge: 3
Rumpelstielzchen

Bla´bla..

Ups.. Sorry.
Dewitt


[Geändert von Dewitt am 23.11.2000 um 11:06 Uhr]
Beitragsmeldung
Dieser Beitrag verstößt gegen die Forenregeln? Hier melden.
BFG ist offline  
 

Ausgesuchte Informationen

Themen-Optionen





Powered by vBulletin® Version 3.8.9 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Search Engine Optimisation provided by DragonByte SEO (Lite) - vBulletin Mods & Addons Copyright © 2024 DragonByte Technologies Ltd.
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 23:21 Uhr.